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UNiMUT aktuell: Neun Jahre zu spät

Großer Fächertausch zwischen Heidelberg und Mannheim -- und Protest

Neun Jahre zu spät (11.05.2005)

Morgen, Donnerstag, 12.5., 20 Uhr, Sternzeit 382932.8, Alte Uni, Senatssaal, Heidelberg, Erde: Der Senat der Uni Heidelberg tritt zu einer Sondersitzung zusammen, einziger Tagesordnungspunkt: "Strukturinformationen". Da, so die Einladung, "das Rektorat begründeten Anlass für eine vorzeitige Information der Presse hat, duldet die Information des Senats leider keinen Aufschub." Noch weiß niemand genau, was sich dahinter verbirgt, denn der Rektor liebt Spielchen -- das "leider" suggeriert aber, dass er die Informationen gerne länger zurück gehalten und anders inszeniert hätte. Immerhin wird der Senat vor der Presse informiert. Schließlich soll es dort ja heißen: "beschloss der Senat der Uni Heidelberg, dass...". Worüber, wissen wir wie gesagt auch nicht genau. Aber da aus Mannheim verlautet, das Land und die Rektoren planten mal wieder eine große Reorganisation, liegt nahe, dass der Rektor den Senat über den folgenden Plan "informieren" wird:

  • Die Mannheimer Fakultät für Mathematik und Informatik wird zerschlagen, aus den Trümmern bekommt Heidelberg etliche Matheprofs sowie das Institut für Technische Informatik, das wohl in unser Institut für Informatik -- es trägt einen Studiengang mit dem passenden Titel "Anwendungsorientierte Informatik" -- eingegliedert werden wird, was übrig ist, wird der Mannheimer VWL zugeordnet.
  • Im Gegenzug gibt Heidelberg seine VWL nach Mannheim.

Der Dummschwätz-Begriff dafür heißt "Profilbildung" -- die Uni Mannheim bewegt sich weiter in der von uns schon vor zehn Jahren prophetisch vorhergesagten Richtung und mithin in ihre Vergangenheit: Sie wird wieder Höhere Handelsschule. Heidelberg hingegen bekommt noch etwas High Tech mit Anspruch auf fast unmittelbare Verwertbarkeit.

Wenn die Dinge so kommen, ist das zwar bitter für Mannheim, aber wohl verschmerzbar für Heidelberg -- schade nur, dass dieser Wirbel erst jetzt kommt. Wäre die VWL neun Jahre früher nach Mannheim gegangen, wäre der Uni Heidelberg das Rektorat des kieksenden Gebührenzeloten Siebke erspart geblieben (der aus der VWL kam). Was die Fachschaft VWL dazu sagt, werdet ihr in einem Nachtrag zu diesem Artikel lesen können, sofern nicht noch alles ganz anders kommt.

Doch vielleicht passiert morgen etwas noch viel Epochaleres in der Alten Uni -- es könnte sein, dass der Rektor Durchblick bekommt. Die Studis vom AK Studiengebühren wollen ihm nämlich die Fenster putzen (durchaus eine Schlüsselqualifikation für Menschen, die demnächst 500 Euro pro Semester extra brauchen). Treffpunkt zur Aktion ist 11 Uhr auf der Wiese des Marstallhofs, wer mitmachen will, darf gerne Fensterleder, Gummihandschuhe und Eimerlein mitbringen. Auch wenn -- was angesichts der öffentlichen Mobilisierung und der erheblichen Verunsicherung des Rektors wahrscheinlich ist -- das Rektorat verschlossen sein sollte, wird das bestimmt eine originelle Aktion, die ja zur Not auch in die Zentrale Universitätsverwaltung in der Seminarstraße verlegt werden könnte, denn auch dort fehlt so machen DezernentInnen der rechte Durchblick.

Und noch ein Ziel bietet sich an, gleich neben dem Teffpunkt auf der Marstallwiese. Gegenüber vom alten Marstallcafe sitzt nämlich die Geschäftsführung des Studentenwerks, geleitet von Dieter Gutenkunst im zweiten Stock ganz hinten. Gemeinsam mit der Uni plant dieser, wohl noch in diesem Jahr die Triplex-Mensa zu schließen (bzw. auf das Eat&Meet zu reduzieren), womit es in der Altstadt dann gar keine Mensa mit Stammessen mehr geben wird. Angekündigt hat sich ein solcher Schritt schon länger, zumal er nur den Status quo in der vorlesungsfreien Zeit (dieser Artikel verfügt über appetitanregende Illustrationen) zum Dauerzustand machen würde und Gutenkunst schon seit Jahren schwadroniert, die Mensa mit noch halbwegs finanzierbarem Stammessen sei ein Auslaufmodell.

Nun muss mensch einräumen, dass die Triplexmensa ein fürchterlicher Bunker und das Essen dort auch im Vergleich mit dem Stammessen in der Feldmensa eher als Substandard zu klassifizieren ist -- in diesem Sinne würden wir dem Auslaufmodell nicht widersprechen wollen. Allein: Als Ersatz das Zeughaus anzubieten, in dem unterhalb von vier Euro der Magen noch nicht annähernd gefüllt ist, ist allenfalls in der Uni für Besserverdienende tragbar, die Hommelhoff vorschwebt. Womit wir wieder beim Durchblick wären.

Die Schließung der Triplex wird nämlich gewiss auch vom Rektorat betrieben, das sich mit seinem Gebäude-Missmanagement derzeit in einem konfusen Sumpf befindet: Demnächst sollen einige Institute aus der Altstadt (z.B. bislang die VWL) in die ehemalige Ludolf-Krehl-Klinik in Bergheim verlagert werden [nein, nicht (nur), weil sie schon komatös sind, d.S.]. Diese muss aber erst noch umgebaut werden, und da alle üblichen Baumittel in Bioquants und ähnlichen Unfug gesteckt werden, ist das Rektorat auf den Verkauf von Liegenschaften in der Altstadt verfallen. Wer bisher in ihnen untergebracht war, kommt in die Krehl-Klinik oder in die Räume von Fächern, die bisher neben der Triplex liegen und selbst in die Krehl umziehen. Problem: die Krehl ist ja noch nicht fertig und wird gewiss noch das eine oder andere Jahr brauchen. Nun findet wildes Geschiebe statt (mehr dazu demnächst), das aber natürlich den fehlenden Platz zwischen Verkauf und Renovierung nicht herzaubern kann. Schlimmer noch: selbst wenn die Krehl-Klinik dermaleinst fertig sein wird, wird es, so heißt es, eng bleiben. Wie praktisch, wenn die VWL nach Mannheim ginge, wie praktisch, wenn der Mensabereich der Triplex plötzlich verfügbar würde, wie praktisch, wenn wg. Fächerverlagerung ohnehin weniger Studis in der Altstadt sind und dort mensen wollen -- so findet eins zum anderen.

Ein wirklich zukunftsweisendes Modell bieten demgegenüber in diesem Semester die Studierenden in Freiburg, die immer noch das dortige Rektorat besetzt halten. Sie fordern eine Demokratisierung des LHG, die VS, natürlich die Ablehnung von Studiengebühren und den Rücktritt des Rektors -- der Freiburger Vertreter dieser Spezies, ein gewisser Wolfgang Jäger, ist schon seit Jahren durch haarsträubend studifeindliche Äußerungen öffentlich aufgefallen, schlägt in dieser Hinsicht wohl noch Hommelhoff und würde in einer auch nur annähernd demokratischen Uni keine vier Stunden im Amt bleiben. Gut für ihn, dass er sich rechtzeitig auf eine Dienstreise nach Rumänien abgesetzt hat... Wer Infos aus erster Hand haben möchte: Besetzt-Zeitung I und Besetzt-Zeitung II sowie freiburger-fruehling.de.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 18.05.2005, 25.05.2005, 22.06.2005


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Erzeugt am 11.05.2005

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