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UNiMUT aktuell: Studifängerei

Uni macht Amtshilfe für Ranking

Studifängerei (04.11.2003)

Rankings gehören zu den jüngeren Pestilenzen der Hochschullandschaft. In den 70er Jahren kamen sie in den USA auf, die BRD wurde erst Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von der irrigen Meinung heimgesucht, etwas wie die "Qualität" einer Hochschule ließe sich "messen" wie die Größe eines Schranks. Der besonders widersinnige Glaube, die "gemessenen" Qualitäten seien auch noch anzuordnen, entsprang ganz offenbar Hirnen, die zu wenig Mathematik mitbekommen hatten, um zu wissen, dass nicht viele Dinge auf dieser Welt angeordnet werden können. Schon bei so simplen Dingen wie Punkten auf einer Ebene funktioniert das nicht, bei Schränken auch nicht. Der Plan, bei einer so diffusen und jedenfalls multidimensionalen Größe wie "Qualität" eine ein- oder auch wenigdimensionale Ordnung (d.h. eben ein "Ranking") finden zu wollen, zeugt entweder von grenzenloser Naivität oder von bösem Willen.

Sicher von Letzterem ausgehen können wir beim CHE, der Abteilung für Studiengebührenpropaganda des Bertelsmann-Konzerns. Diese illustre Einrichtung führt nun schon seit ein paar Jahren eben so ein Ranking durch, bei dem auch Studis ein paar Kreuzlein machen dürfen. Genauer: Einen ganzen Haufen Kreuzlein, auf Fragebögen, die jetzt wieder die Uni verschickt hat. Zum Trost: Für diese nicht ganz billige Dienstleistung wird die Uni vom CHE entschädigt -- in welcher Höhe, ist dank mangelnder Transparenz unserer Alma Mater unbekannt.

Leider werden sich weder CHE noch ihr publizistischer Lakai Stern durch prinzipielle oder methodische Bedenken beim Ranken, Drucken und Kommentieren stören lassen, und, egal, was die Leute ankreuzen, das Ergebnis steht auch schon fest: Die "Spitzenhochschulen" brauchen dringend Gebühren, um das internationale Profil zu schärfen, die Verlierer im Ranking brauchen die Gebühren, um Niveau gutzumachen. Das CHE wurde gegründet und wird weiter finanziert, um auf dieses Ergebnis zu kommen. Money talks, bullshit walks.

Auch die schlichte Taktik, den Fragebogen nicht zurückzuschicken, wird nichts ändern, denn ein paar liebe Studis, die dringende Verpflichtung fühlen, Post "von der Uni" zu beantworten und die das perfide Kalkül der Bertelsmänner mit ihrem massiven Vermarktungsinteresse für Ausbildungsangebote nicht durchschauen, gibts immer. Ein mieser Rücklauf ist bei der Wahl der Zahl der verschickten Fragebögen bereits eingeplant.

Eins kann allerdings helfen, die absehbaren "Erkenntnisse" des CHE zu diskreditieren: Wenn nach der Publikation des Ranking etwa 10 oder 20 befragte Studis aus Heidelberg unter Angabe der auf ihrem Fragebogen verzeichneten "Kennung" und des "Passworts" (beide übrigens "individuell") in einem offenen Brief an den Stern erklären, sie hätten den Bogen mit der unten stehenden Maschine ausgefüllt, mag dies schon einen gewissen Symbolwert haben.

Die Bedienung unserer Ausfüllhilfe ist denkbar einfach: Für alle Fragen mit sieben Auswahlmöglichkeiten klickt ihr auf den oberen Knopf und übertragt das Ergebnis im nebenstehenden Feld auf den Bogen. Für Fragen mit acht Wahlmöglichkeiten haben wir die zweite Feld/Knopf-Combo vorgesehen. Wir empfehlen, die restlichen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Das übliche Lügenniveau bei solchen Zumutungen ist natürlich ok. Also: Zückt die Bögen, spitzt die Stifte...


Weist doch bitte eure FreundInnen und Mitstudis auf unsere großzügige Ausfüllhilfe hin. Es ist wirklich völlig harmlos, die Bögen zufällig auszufüllen, das Rankingergebnis steht -- wie oben erklärt -- in seinen wesentlichen Zügen ohnehin schon fest. Es schadet auch nichts, Studierende anderer Hochschulen auf unseren Service hinzuweisen.

Schließlich dürfen wir, bei allen prinzipiellen Erwägungen, dann doch noch kurz auf eine Frage auf dem Bogen eingehen. Auf unsere Lieblingsfrage nämlich: "Zahl der Kopiergeräte in der Bibliothek". In der Antwort anzugeben ist nicht etwa die Zahl der Kopiergeräte in der Bibliothek (was nach der Fragestellung vielleicht zu erwarten gewesen wäre), sondern eine Zahl zwischen 1 und 6 für "sehr gut" bis "sehr schlecht" oder ein "Kann ich nicht beurteilen". Hier werden, mensch sieht es, wirklich knallharte Fakten erhoben. Dann klickt mal schön.

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Erzeugt am 04.11.2003

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