[Home] [Aktuell] [Aktuell-Archiv] [Nov 04][Jan 05]
UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Weihnachtsaktion von fzs, ABS und PM-Bündnis Advent, Advent, was brennt? (01.12.2004)Schon seit einer Weile versuchen sich der Dachverband der Studierendenvertretungen fzs, das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren ABS und das Bündnis für Politik- und Meinungsfreiheit (PM-Bündnis) in der Kampagne Kein Spiel mit Bildung dem reaktionären Mainstream widersetzen, nach dem Hochschulen Veredelungsanstalten fürs Humankapital sind und bei Strafe des Untergangs des Abendlands entsprechend zu frisieren seien. Da in der Zeit vor Weihnachten traditionell besonders gern Studiproteste aller Art anstehen, soll die Kampagne jetzt im Advent nochmal forciert werden. Protest-Adventskalender, Weihnachtswünsche und Weihnachtspost sind Mittel bei dieser Forcierung, und wenn ihr den Adventskalender anseht und, was bei einem richtigen Kalender natürlich verboten wäre, hinter das Türchen mit der Nummer 8 guckt, stellt ihr fest, dass dort unsere Nachbaruni Mannheim eine Aktion angemeldet hat. Fest steht bisher nur, dass es eine Info-Vollversammlung zu Studiengebühren und Verfasster Studierendenschaft geben soll, doch ist auch eine an die breitere Öffentlichkeit gerichtete Aktion ins Auge gefasst, an der dann natürlich Studierende aus Heidelberg teilnehmen können, sollen und müssen. Sobald hier mehr klar ist, erfahrt ihr davon in unserer Terminespalte. Vielleicht will aber auch wer noch etwas hier in Heidelberg tun -- ein originelles Vorbild kam heute von der FH Darmstadt, an der die "Demokratie abgeschafft" wurde. Dazu hatten AStA-Leute sich in Uniform geworfen und kontrollierten dann Mensa- und CafetenbesucherInnen auf subversive Gedanken. Andere AStA-Leute versuchten, Grundgesetze an den Uniformierten vorbeizuschmuggeln, wurden dabei aber erwischt und entsprechend abgeführt. Die breite Masse bekam Studipässe ausgehändigt, auf denen ein paar wohlklingende Rechte vermerkt waren -- Rechte, die ein paar Meter weiter per Stempel gleich wieder entzogen wurden. Bestimmt rücken die Darmstädter Studis auf Anfrage ihre Requisiten raus... Dieser Artikel wurde zitiert am: 20.12.2004 Bedeutende Jahrestage 2005 für Uni und Region Gedenket -- nicht zu lang (10.12.2004)Wer regelmäßig auf den Seiten des UNiMUT vorbeikommt (oder gar unseren RSS-Feed abonniert hat), kennt sie: Unsere Jahrestage, die an bedeutende oder auch weniger bedeutende Ereignisse aus der Geschichte Heidelbergs, seiner Uni oder auch mal fortschrittlicher Bewegungen insgesamt erinnern. Im nächsten Jahr braucht ihr für diese kleinen Rückblicke nicht mehr den Rechner einzuschalten, denn ihr könnt unseren Tischkalender ausdrucken und je nach handwerklichen Fähigkeiten mehr oder minder schön selbst binden. Der Inhalt ist GNU-FDL-frei, wer will, kann also noch schnell in die kommerzielle Produktion einsteigen... Die Jahrestage-Datenbank verrät aber auch im Voraus die Jahrestage, die sie in einem bestimmten Jahr für besonders bemerkenswert hält. Das geht in die fast beliebig weite Zukunft oder Vergangenheit, als kleine "Jahresvorschau" wollen wir aber auf die runden und wichtigen Jahrestage im nächsten Jahr an dieser Stelle etwas genauer eingehen. DAADDa haben wir zunächst gleich am 1.1. den 80. Geburtstag des DAAD, der 1925 als Akademischer Austauschdienst startet. 1925 wurde er auf die Initiative des damaligen Studierenden Carl Joachim Friedrich hin hier in Heidelberg gegründet. Im Hintergrund stand schon damals halbprivates Geld, namentlich die Verteilung von Stipendien des Institute of International Education aus den USA. Der DAAD war lange Jahre eine recht sinnvolle Einrichtung, die Studierenden in der BRD Auslandsaufenthalte erleichterte oder erst ermöglichte und umgekehrt Studierende aus dem Ausland in die BRD holte. In dieser Eigenschaft hat er auch schon mal Presseerklärungen gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit herausgegeben. Aber natürlich war da auch schon immer eine Note von "nur die Besten" dabei, denn irgendeine Sorte "exzellenter" Leistungen wurde doch meistens verlangt für ein Stipendium. In der jüngsten Zeit allerdings ist der DAAD leider komplett abgedreht. Kooperationen mit dem Überwachungs- und Nuklearkonzern Siemens und gar dem CHE sprechen eine deutliche Sprache. Ob sich Carl Joachim Friedrich angesichts dieser Wendung der Dinge im Grab umdreht, muss indes offen bleiben. Immerhin unterrichtete er nach seiner Flucht vor den Nazis an der Harvard University (über so lange Zeit überlebt mensch das nur mit einigem Elitedünkel) und arbeitete mit Scharfmachern wie Ex-US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski zusammen im Bereich der Totalitarismusforschung -- ein Feld, dessen höchstes, wenn auch vielleicht nicht immer offen erklärtes, Ziel die Ableitung von Gleichungen des Typs Stalin=Hitler=Saddam ist. Die neue UniDer nächste Jahrestag kommt am 15.1. und ist vor allem für Studierende in der Altstadt spannend: Die gute alte Neue Uni wird 75. Der Redaktion ist nicht bekannt, dass von Seiten des Rektorats dazu größere Feierlichkeiten geplant wären, was einerseits nicht verwunderlich ist, geht es doch nur um öde Lehre und nicht um hochspannende Forschung. Andererseits ist es auch wieder überraschend, denn die Neue Uni wurde ganz wesentlich von Mitteln eines Alumnus finanziert (im ersten Stock seht ihr noch die Tafel): Jacob Gould Schurman, zeitweise (wenn auch nicht in Heidelberg) Professor für Metaphysik und Englische Literatur und später US-Botschafter in der Weimarer Republik, erinnerte sich auf seine alten Tage seiner Alma Mater, die nach dem großen Krieg des Kaisers (und den spektakulär zusammengebrochenen marktliberalen Reformen der 20er Jahre, was allerdings beim Start der Aktion noch keine Rolle spielte) litt und darbte. In einer Spendensammlung, die noch während des damaligen Aktionbooms 1927 begann, kratzte er wirklich genug Geld -- 500000 Dollar -- zusammen, um den Hörsaalbau beginnen zu können und wurde dafür 1928 auch mit der Ehrendoktorwürde der Universität belohnt. Der NS-Studentenbund polemisierte von Anfang an heftig gegen den Bau, da er mit "jüdischem" Geld errichtet worden sei. Vor einigen Jahren wurde der Eingang der Neuen Uni etwas verschönert. Das darüber angebrachte Motto "Dem lebendigen Geist" geht nicht auf Schurman zurück, sondern ist ein Zitat von Friedrich Gundolf (und wurde 1933 vorübergehend durch "dem deutschen Geist" ersetzt) -- aber das muss euch nicht hindern, mal etwas von Schurman selbst zu lesen: Das Project Gutenberg bietet sein Werk "The Balkan Wars: 1912-1913" zum freien Download an. Das CAGleich zwei Jahrestage gibts zum Collegium Academicum zu vermelden. Ältere HeidelbergerInnen erinnern sich noch gut an das selbstverwaltete Studiwohnheim, das am 27.7.1945 -- also vor 60 Jahren -- von den US-Behörden eingerichtet wurde, um den Studentenverbindungen, die traditionell die reaktionäre deutsche Elite reproduziert und in ihrer Mehrheit die Hitlerbarbarei vorbereitet (vgl. etwa den Fall Gumbel) hatten, wenigstens in der Unterbringungsfrage etwas entgegenzusetzen. Das Reeducation-Projekt klappte zu gut, und das CA, wie es später nur noch genannt wurde, entwickelte sich in den 1960er Jahren zu einem Hort allerlei linken Gedankenguts und zu einem der Zentren der Studierendenrevolte von 1968. Nicht zuletzt im Rahmen der Terror-Hysterie der 1970er Jahre -- der Fairness halber muss zugegeben werden, dass es damals tatsächlich Verbindungen zwischen RAF und der Heidelberger Studiszene gab -- sollte dieser Sumpf 30 Jahre später trockengelegt werden. Dementsprechend beschloss der Senat am 18.2.1975 -- vor 30 Jahren --, das CA aufzulösen, sein Gebäude zu renovieren und die Universitätsverwaltung darin unterzubringen. Ganz freiwillig gingen die Menschen nicht aus dem CA. Erst am 6.3.1978 konnte das CA von einem gewaltigen Polizeiaufgebot geräumt werden. Die Erinnerung an diese Geschichte ist offiziellen Stellen der Uni immer noch unangenehm, so sehr, dass sie Anfang der 90er beschloss, etwas dagegen zu tun, dass nach wie vor viele Leute CA zur Seminarstraße 2 mit all den wichtigen Einrichtungen der ZUV sagten. Wir kolportierten später das Gerücht, der Schriftzug "Carolinum", der in der Folge angebracht wurde, habe samt popöser Einweihung gegen 60000 Mark gekostet. Das ist dann etwa der Tarif für die Kontrolle der Geschichte. Und weil niemand CA als Abkürzung für "Carolinum" verwenden wollte, trägt die Seminarstraße 2 nun den allgemein akzeptierten inoffiziellen Namen ZUV. Mehr NachkriegsgeschichteEin weiterer runder 60er betrifft die Uni noch direker: Am 28.11.1945 hat die US-Militärregierung die neue Satzung der Universität Heidelberg genehmigt, womit der geregelten Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit nach dem großen Krieg des Führers nichts mehr im Wege stand. Auch wenn honorige Köpfe wie Karl Jaspers an der Satzung mitgewirkt hatten, war das vielleicht etwas übereilt, denn von einer gründlichen Entnazifizierung der Ordinarienränge, die sich unter den Nazis größtenteils wirklich nicht mit Ruhm bekleckert hatten (Stichwort könnte hier Phillip Lenard mit seiner "Deutschen Physik" sein -- wer möchte, kann in der Bibliothek der Angewandten Mathematik in dieser Schwarte schmökern und sich gruseln) konnte kaum die Rede sein. Ein anderes Beispiel missglückter Entnazifizierung jährt sich 2005 zum fünfzigsten Mal. Dazu müssen wir ein bisschen nach Nordwesten blicken, genauer nach Lampertheim. Dorthin kehrte am 17.10.1955 der Nazi-Kriegsverbrecher Wilhelm Rau zurück -- er war als ausgesprochen schwer Belasteter zehn Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gewesen -- und wurde mit allen Ehren empfangen, obwohl seine Verbrechen, vor allem in Polen, wohlbekannt waren. Dies ist um so bemerkenswerter, als etwa zu dieser Zeit ein bereits zuvor zurückgekehrter Lampertheimer jüdischer Herkunft, der Schriftsteller Siegfried Einstein, von eben den Honoratioren, die Rau einen rauschenden Empfang boten, so übel schikaniert worden war, dass ein Bericht am damligen SDR einen landesweiten Skandal auslöste. Von nächtlichen Klingelstreichen des 24-jährigen Sohns eines FDP-Stadtrats über Beschimpfungen als "stinkigen Jud" bis zu Berufsverbot an der örtlichen Volkshochschule und Zusammenrottungen vor Einsteins Haus, während derer Sprüche wie "Jud, komm runter" ebenso zu hören waren wie das Horst-Wessel-Lied war 1955 alles geboten. Nun hatte Lampertheim eine einschlägige Tradition, hatte es doch nicht ganz zwanzig Jahre vorher stolz verkündet, es sei die "erste judenfreie Kleinstadt". Viel besser sah es aber in Heidelberg auch nicht aus -- damals regierte immer noch Carl Neinhaus, der Bürgermeister, unter dem die Deportationen aus Heidelberg in das KZ Gurs stattfanden (wers nicht glaubt: Neinhaus regierte Heidelberg von 1928 bis 1945 und dann wieder von 1952 bis 1958). In diesem Sinne schon mal im Vorhinein: Ein gutes Neues. Nachtrag (30.12.2004): Ekki Duismann aus Veghel in den Niederlanden weist darauf hin, dass der erwähnte Siegfried Einstein nicht ursprünglich aus Lampertheim kam, sondern in Laupheim (das manchen vielleicht durch die Ausfahrten an der A8 bekannt ist) geboren wurde und dort auch begraben ist. Vollversammlung zu verfasster Studierendenschaft und Studiengebühren Studis sagen ja (20.12.2004)250 Studis fanden sich heute um 13 Uhr zu einer Vollversammlung in der Aula der neuen Uni ein -- gewiss etwas wenig, um tatsächlich von einer Vollversammlung zu reden, doch angesichts des Termins und des Mangels an Mitbestimmungskultur, der sich über die Jahre an der Uni breit gemacht hat, sicher ein schöner Erfolg für diesen Betrag der Ruperto Carola für den Protest-Adventskalender im Rahmen der Kampagne Kein Spiel mit Bildung von fzs, ABS und dem PM-Bündnis. Der Vollversammlung wurde zunächst der Text einer Resolution vorgestellt, die in den letzten Wochen an vielen Hochschulen von ähnlichen Veranstaltungen verabschiedet worden war. Anschließend erläuterten einige ReferentInnen die gegenwärtige Lage in Sachen Studiengebühren und Mitbestimmung, vor allem im Hinblick auf das derzeit noch schwebende Verfahren gegen HRG6 (die Entscheidung dazu wurde übrigens jüngst für den 26.1.2005 angekündigt). Besonders eindringlich stellte der AK Semesterticket die Notwendigkeit einer rechtlich abgesicherten Studierendenvertretung am Beispiel der dramatischen Preiserhöhungen dar, die der VRN gegen den Willen der NutzerInnen des Studitickets durchsetzen konnte. An der anschließenden Diskussion war vor allem bemerkenswert, dass einige (zwei, d.S.) Studierende versuchten, eine "ergebnisoffene" Diskussion über Studiengebühren in Gang zu setzen und "nachlaufende Studiengebühren" als Heilmittel für einige der eingestandenen Defekte der Privatisierung von Bildung zu verkaufen. Warum solche Ansichten wahlweise als naiv oder bösartig zu bezeichnen sind, war (nicht nur) hier bereits nachzulesen (in der Tat nehmen auch die australischen Unis mittlerweile bevorzugt sofort Cash) -- faszinierend ist aber doch, wie gut Bertelsmann sein Geld ins deutsche Propagandaministerium für Studiengebühren, das CHE, investiert hat, wenn sich einschlägig Interessierte mittlerweile schon auf Vollversammlungen von Studierenden trauen, offen studifeindliche Positionen zu vertreten und zumindest auf Verständnis hoffen. Bei der Abstimmung über die fzs-Resolution zeigte sich aber, dass das CHE doch noch mehr Arbeit vor sich hat als es manchmal meint. Das Bild oben zeigt, dass fast nur gelbe Karten (für Zustimmung) in der Luft waren, während rosa (für Ablehnung) praktisch verschwand. Bei allen Auswahleffekten der befragten Klientel könnte das doch als ein gutes Zeichen für die kommenden Auseinandersetzungen durchgehen. Als Folge der VV wird es nun eine Gruppe geben, die sich über weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Studiengebühren und für mehr Demokratie an den Hochschulen Gedanken macht. Näheres über den Arbeitskreis werdet ihr demnächst hier lesen können. Nachtrag (21.12.2004): Offenbar können gewisse Personen gar nicht genug Klischees erfüllen. Ein "Jurastudent im ersten Semester", dessen Name wir zum Schutz seiner Persönlichkeit lieber nicht verraten wollen (es sei denn, er wünscht es), schickte nach der Vollversammlung den folgenden Brief an Rektor und UNiMUT:
Nein, das ist kein Fake, es gibt ernsthaft Leute, die sowas schreiben. Und auch, wenn es so aussieht, als wollten wir uns mit dieser Veröffentlichung das verschaffen, was mit "cheap laugh" am Besten umschrieben ist: Das Recht auf freie Meinungsäußerung umfasst eben auch das Recht, sich öffentlich zum Narren zu machen. Nachtrag (12.1.2005): Noch ein Brief zum Thema:
...wobei die Frage bleibt, warum mensch ohne einen gewissen politischen Hintergrund überhaupt gegen Studiengebühren sein möchte -- denn dass sie prima marktwirtschaftliche Instrumente sind, wird niemand bestreiten wollen. Mithin ist irgendwie fundierte Kritik an Studiengebühren immer auch (ggf. auch sehr milde) Kapitalismuskritik. Aber das nur nebenbei -- Red. Synergien im Krieg, Antipathien im Frieden Wusstet Ihr schon... (22.12.2004)...dass die Universität eine neue Rahmenvereinbarung mit dem Reisebüro DER Business Travel/Synergi Germany abgeschlossen hat? In der Folge sollten Unibedienstete für ihre Dienstreisen bevorzugt über diese Firma buchen, was vermutlich die Rechtschreibung des Wortes Synergie deutlich verschlechtern wird. Wirklich aufregend dabei ist, dass DER ein "Krisenmanagement" vorhält, dessen Beschreibung aus der Hochglanzbroschüre wir im Wortlaut zitieren möchten: "Ein hochqualifiziertes und speziell für Notfälle psychologisch geschultes Beraterteam steht Ihnen in diesen [referiert auch im Original auf nichts, W.I.S.] akuten Krisensituationen (z.B. Krieg) rund um die Uhr zur Verfügung". Das ist vorbildlich. Aber an wen können wir uns wenden, wenn wir nicht verreist sind und statt Krieg nur mit Hochschulreform zu tun haben? ...wie das mit dem Weihnachtsgeld ist, wenn ihr wissenschaftliche Hilfskräfte seid? In Kürze: kompliziert. Die längere Version des DGB ist gespickt mit Urteilen und Paragraphen und insofern keine sehr unterhaltende Lektüre. Aber das soll nicht heißen, dass die gute, alte Errungenschaft (a.k.a. "Besitzstand") einfach so weggeworfen werden sollte, nur weil die Profs unter der selbstverschuldeten Budgetierung ächzen. ...dass das neue Landeshochschulgesetz (vgl. auch die das zitierenden Artikel) am 9.12. durch den Landtag abgenickt wurde? An sich hat das -- beim Zustand unserer Demokratie -- keinen Nachrichtenwert mehr, aber weil die dort entworfene Hochschule nach Name und Inhalt weitere große Sprünge zu autoritären Befehl-Gehorsam-Strukturen ("wirtschaftsähnlich", wie Frankenberg das nennt) macht und außerdem Gesetze formal eben erst nach dem Abnicken im Landtag gültig werden, hat der Termin historisch betrachtet doch einige Bedeutung. ...was die coolste Frage zur Antwort "Es wurde vergessen, das Feld zu streichen" ist? Gestellt hat sie der Landtagsabgeordnete Walter Caroli in der Landtagsdrucksache 13/3827: "(a) Welche Gründe haben die Landesregierung bewogen, in den "Antrag auf Einstellung in den Schuldienst des Landes Baden-Württemberg über die Allgemeine Bewerberliste 2004/2005" eine besondere Spalte "Adelsprädikat" aufzunehmen? (b) Welche gesellschaftspolitischen oder sonstigen Visionen haben die Landesregierung veranlasst, diesen Schritt zu wagen?" Nett. Vor allem das mit den "sonstigen Visionen". Die Antwort ist übrigens von Staatssekretär Helmut Rau. ...was der neue Trend ist, da der Uni offenbar mittlerweile selbst Wihis zu teuer werden? Richtig: 1-Euro-Jobs. Denn was Wihis bisher getan haben (und was vorher vielleicht noch der Job von Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen war) ist ja ganz offensichtlich gemeinnützig und "zusätzlich", da Tutorien nicht durch ProfessorInnen gemacht werden und daher eben ein "zusätzliches" Angebot der Unis sind. Aktuelle Zahlen dazu gibt es aus Thüringen: 26 1-Euro-Jobs wurden etwa an der Uni Jena bereits geschaffen, Tendenz steigend. Wihis, zieht euch warm an. Die Lohnkürzungen vom April waren erst der Anfang. ...dass es nicht nur ein Landeshochschulgebührengesetz gibt (das ist das, was euch zu den gut 500 Euro Langzeitstrafgebühren verdonnert), sondern auch ein ganz normales Landesgebührengesetz? Das ist auch gar nicht so arg neu, es ist von 1961. Leider hat jetzt allerdings das Finanzministerium entdeckt, dass mit seiner Hilfe vielleicht noch etwas mehr aus den Studis rauszuholen ist und hat die Unis angewiesen, doch mal in ihren Instituten auf den Busch zu klopfen. Und so haben die Institute mit Datum vom 6.12. ein Schreiben bekommen, das sie auffordert, darzustellen, wofür sie so alles Gebühren einnehmen, damit die ZUV prüfen kann, ob diese hoch genug seien oder, Zitat Schreiben, "an die Kostensituation angepasst werden müssen". Was immer ihr von eurem Institut wollt, kümmert euch bald drum. Walter I. Schönlein |
Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.
Erzeugt am 22.12.2004
unimut@stura.uni-heidelberg.de