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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Mission possible (11.11.97)Heidelberg (ap, dpa, rtr) -- Zu einem Debakel entwickelte sich der jüngste Inlandseinsatz von Verteidungsminister Volker Rühe (CDU). "Es war wie in Somalia", sagte der Veteran Hubert Schimpenickl aus Landshut. "Die Truppen des Polizei-Sondereinsatzkommandos blieben vor der Tür stehen wie damals die italienischen Einheiten, unsere Jungs hatten nur ein humanitäres Mandat und durften gegen die Schweine von den Aidid-Milizen nichts machen." Was wirklich geschah: Nach den vielen Einladungen (etwa im letzten und vorletzten UNiMUT, aber auch durch viele Fluggis von RCDS, rotem Splitter und Autonomer Antifa) war die Heuscheuer dem gewaltigen Ansturm der InteressentInnen nicht gewachsen, noch eine Viertelstunde nach dem Beginn der Veranstaltung standen lange Schlangen vor den Toren und wurden vom erwähnten Sondereinsatzkommando (insgesamt war die Polizei mit vielleicht 50 Beamten gekommen) mißtrauisch beäugt. Wer zu spät kam, den bestrafte wieder mal das Leben. Drinnen musste Rühe lernen, dass vom Publikum bestraft wird, wer horrenden Unsinn erzählt: Dauerbeifall und permanente Zwischenrufe ließen ihn nach 5 Minuten und ebensovielen Sätzen einsehen, dass aus seiner tollen Rede nichts werden würde -- mehr als eine "Diskussion" war halt nicht drin. Wirklich unbehindert war er aber auch da nicht. Ein dramatisches Gemetzel, überzeugend inszeniert, störte ebenso wie ein Mensch, der auf den Bänken spazierenging und den Vaterlandsverräter mimte. Den Rest taten "Mörder, Mörder"- und "Störer raus"-Sprechchöre, Gelächter, Papierflieger und immer wieder tosender, enthusiasmierter Beifall für Rühes Anwürfe gegen seine ZuhörerInnen, die nicht mal das Niveau einer Hauptschule hätten, die froh sein sollten, dass er, Rühe, sie nicht für repräsentativ für die Uni Heidelberg halte, die wiederum schon so lange existiere, dass sie auch "diese Leute" überleben werde. Viel zu seinen Lieblingsthemen konnte Rühe also nicht loswerden, und das ist ein Glück. Es darf einfach nicht sein, dass da jemand ungestört oder gar unwidersprochen fordern darf, "unsere" Soldaten (für die -innen sah Rühe keinen aktuellen Handlungsbedarf) sollten in aller Welt anfangen, Diktatoren zu stürzen, wobei natürlich der großartige und gerechte UN-Weltsicherheitsrat festlegen darf, was eine Diktatur ist und vor allem, was nicht (Irak ist, Indonesien ist nicht, Syrien ist wahrscheinlich, die Türkei ist sicher nicht). Oder dass jemand davon schwadroniert, die an sich eherenhafte Wehrmacht sei wie das ganze "deutsche Volk" missbraucht worden, und mensch solle sich doch an Leuten wie Stauffenberg (aus dem DNVP-Spektrum) orientieren, wenn mensch die Wehrmacht beurteilen wolle, oder noch besser gleich zu Scharnhorst zurückblicken, wenns um "unsere" militärische Tradition geht und mensch ausserdem den Horizont hat (was Rühe vom Auditorium natürlich nicht erwartete). Oder dass jemand erzählt, der Eurofighter sei notwendig, weil sonst die europäische Industrie keine High-Tech-Zivilflugzeuge mehr bauen könne und "wir" ohnehin neue Jäger brauchten, die schließlich die "defensivsten" aller möglichen Kampfflugzeuge seien. Ein Glück, dass er nicht dazugekommen ist, die ganze Rede zu halten, und ein Glück, dass Dr. Karl A. Lamers, unser Mann im Bundestag, auch nicht mehr als fünf Sätze rausgebracht hat. Hoffentlich hat wenigstens sein Plan geklappt, aufs Foto in der RNZ zu kommen... |
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