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UNiMUT aktuell: Der Markt geht, der Basar kommt!

Der SAL hat die Tutorienmittel neu verteilt

Der Markt geht, der Basar kommt! (08.03.2006)

Nachdem der SAL im Januar die Hälfte der Tutorienmittel zu Neuverteilung freigegeben hatte, kam er nun wieder zusammen um über die Mittelverteilung für die beiden kommenden Semester zu beschließen.

Dass dieses Mal alle Institute angeschrieben wurden, blieb nicht ganz ohne Wirkung: es kamen reichlich Anträge rein. So reichlich, dass die beantragten Mittel dreimal so hoch waren wie der zur Verfügung stehenden Betrag.

Um einem Hauen und Stechen vorzubeugen, setzen sich die studentischen Mitglieder des SAL bis in die frühen Morgenstunden mit den fast 70 Anträgen auseinander. Grundlage für den von ihnen entwickelten Verteilungsmodus waren folgende Kriterien:

  • Die Mittel sollten für Tutorien im Grundstudium eingesetzt werden,
  • es sollten -- außer in Ausnahmefällen -- ungeprüfte Hilfskräfte eingesetzt werden,

  • die Tutoriumsgruppen wurden auf 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen angesetzt
  • bei jedem Tutor bzw. jeder Tutorin wurde für jede Stunde Präsenzzeit eine Stunde Vorbereitungszeit berechnet. (Auch wenn von Fach zu Fach der Aufwand an Vorbereitungszeit für die Tutorien sehr unterschiedlich ist und sicherlich in vielen Fällen mit zwei Stunden zu niedrig beziffert ist, mussten um der Verfahrensgerechtigkeit Willen vergleichbare Kriterien geschaffen werden.

Selbst nach dem Ansetzen dieser harten Kriterien konnte nicht verhindert werden, dass der Topf durch die vorliegenden Anträge weiterhin um ein Vielfaches überzogen wurde.

So musste sie die Anträge nochmals bearbeiten und den virtuellen Rotstift noch einmal schwingen lassen. Eine merkwürdige Position für studentische Vertreter. Doch nach diesem Vorgehen gab es einen abstimmungsfähigen Vorschlag.

In der Sitzung konnte dann ein Vorschlag präsentiert werden, der die auszugebende Summe nicht überstieg und die Beschlussfassung des SAL erleichterte -- ja in gewisser Weise erst ermöglichte. Denn vor der Sitzung war vor allem eines klar: es würde spannend werden, wie man das Antragsvolumen auf das Bewilligungsvolumen zurecht stutzen konnte. Diese Spannung war am Anfang der Sitzung deutlich spürbar, verstärkt dadurch, dass wie immer unter Termin- und Zeitdruck gearbeitet werden musste. Ganz unüblich war jedoch die mehr als vollständige Anwesenheit aller SAL-Mitglieder. [Vermutlich hatten sie alle einen Antrag ihres Faches im Blick, den sie durchboxen wollten. A. d. Red.] So kuschelig war es lange nicht mehr gewesen. Nach Kuscheln war es den Anwesenden trotzdem nicht zumute, es wurden eher Zähne gezeigt.

In einem ersten Durchgang wurden ein paar Anträge aussortiert, welche den Kriterien des Gremiums nicht entsprachen. Aber auch so manch einer, der sich an der definierten Grenze bewegte, aber keine Lobby im Ausschuss hatte, die ihn verteidigte.

Dann kam die zweite Runde. Nun musste über die Höhe der zugesagten Anträge diskutiert und gleich auch entschieden werden. Sobald ein Antrag durchdiskutiert war, stand die Summe fest. Bei jedem Antrag wurden zunächst die Argumente für und wider einer bestimmten Bewilligungshöhe diskutiert, dann die Anzahl der zu bewilligenden Tutorien festgelegt und daraus die Endsumme berechnet.

Nachdem der größte Knochen vom Tisch war, kippte wie durch ein Wunder die Stimmung. Zuerst störte man sich an Centbeträgen, die sich durch den Verteilungsschlüssel ergaben, und fing an die Beträge zu runden. Dann wurden die Rundungen so auf die Spitze getrieben, dass so runde Zahlen entstanden, dass diese in keiner Relation mehr zu den Gehältern für die berechneten Tutorien stehen. So manch ein Institut dürfte sich nun über die bewilligte Summe wundern und sie nicht bis zum letzten Cent ausgeben können. Wenn sie denn schon Bescheid wüssten, was sie bekommen...

Gegen Ende brach der Damm der Seriosität und ein Hauch orientalischen Basars machte sich breit. Eine Zahl wurde in die Mitte geworfen. Wer bietet mehr? Hat jemand was dagegen? Keine Gegenstimmen? Alles klar, gebongt! Wo zuvor der Rotstift mit starken Argumenten gerechtfertigt werden musste und danach noch einer Abstimmung unterlag, wurde dieser nun viel leichter gezückt.

Als die Anträge bis zum Ende abgearbeitet waren, hatte man noch so viel Geld im Topf, dass so manche einer sich die Spendierhosen anzog und ein Plädoyer für so manch ein Fach hielt, welches zuvor nicht so gut davongekommen war, oder sogar überhaupt nicht berücksicht worden war. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass nur jene Fächer von dieser euphorischen Schlussausschüttung profitieren konnten, welche einen sich wohlgesonnenen Advokaten im Gremium haben.

Wie gut es sich doch anfühlt, mit großen Summen umzugehen als seien sie Peanuts und gleichzeitig mit wenigen Worten Peanuts beiseite zu kehren, die für mach ein kleines Fach zukunftweisend gewesen wären, zeigte sich in den zufriedenen Gesichtern der Mitglieder, als die Sitzung dann zu Ende war. Ma' hat ja auch richtig was geschafft! Und das in nur zwei Stunden!

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 31.03.2006


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Erzeugt am 08.03.2006

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