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UNiMUT aktuell: Frauen in Naturwissenschaft und Technik

Frauen in Naturwissenschaft und Technik (24.02.2003)

Seit Ende der 1970er Jahre findet der Kongress "Frauen in Naturwissenschaft und Technik" (kurz FiNuT) am Himmelfahrtswochenende (29.05. - 01.06.03) statt, dieses Jahr an der TU Berlin. Dieser Kongress ist ein Treffen von Frauen, die in Naturwissenschaften oder technischen Berufen arbeiten -- eben Berufen, die landläufig gerne als "typisch männliche" Arbeits- und Interessensgebiete angesehen werden und in denen sich der Frauenanteil meist auf unter 15 Prozent beläuft.

Frauen in technischen Berufen dürfen sich in ihrem beruflichen Umfeld meistens sexistische Bemerkungen über "Frauen im Allgemeinen" anhören, während sie bei ihren Freundinnen mit technischen Diskussionen auf Unverständnis stossen oder an die jeweils dazugehörigen männlichen Begleiter verwiesen werden. Technische Diskussionen unter Frauen/Lesben sind also nur selten möglich -- auf jeden Fall machen sie einen Teil der Atmösphäre eines FiNuT-Kongresses aus: Naturwissenschaftliche Fachvorträge wechseln sich mit Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen, mit praktischen Workshops oder Vorträgen zur Gender- oder feministischen Technikforschung ab. Es gibt regelmäßig Fachgruppentreffen, bei denen Neueinsteigerinnen gerne gesehen werden, und viele Fachdiskussionen auf dem Gang. Neben dem Programm ist natürlich auch die persönliche Vernetzung von Fachfrauen untereinander sehr wichtig -- sozusagen das Pendant zu den landläufigen Stammtischrunden und Männerbünden.

Traditionell steht jeder FiNuT-Kongress unter einem Motto -- dem Schwerpunktthema --, zu dem verschiedenste Vorträge und Diskussionen stattfinden. Das Motto in diesem Jahr lautet standard:abweichung.

Standardisierung und Normierung beeinflussen unsere Wahrnehmung der Welt -- sie erleichtern uns die Orientierung im Alltag. Im Bereich von Naturwissenschaft und Technik haben Standards und Raster ein besonderes Gewicht: Hier gelten Standards als Garant für klare Resultate und reproduzierbare Ergebnisse. Während der vier Kongresstage geht es darum, diese scheinbar objektiven Richtwerte zu benennen und zu hinterfragen:

  • Wer definiert Standards? Wer definiert damit die Abweichungen?
  • Wie werden Abweichungen zum Standard und warum?
  • Wissenschaft braucht und produziert Normen. Welche Konsequenzen hat das und wie stehen wir dazu?
  • Welche Bedeutung haben Normen und Raster für unsere berufliche und persönliche Identität?
  • Wo finden sich Raster in naturwissenschaftlicher Sprache wieder? Wie wirken sie?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Normvorstellungen und Rassismus? Welchen Einfluss haben Naturwissenschaft und Technik auf diese Beziehung?
  • Welche genderspezifischen Auswirkungen hat eine auf technologische Entwicklung und Verwertung ausgerichtete Gesellschaft? Welche genderspezifischen Auswirkungen hat es zum Beispiel, dass in der Zuwanderungsdebatte Angehörige technischer Berufe bevorzugt werden?

Wer sich von diesen Themen oder auch nur der generellen Intention des Kongresses angesprochen fühlt, findet unter http://finut2003.leipzigerinnen.de Details zu Anmeldung und Ablauf der Veranstaltung. Auch wenn mensch nicht hinfahren möchte: Da die finanzielle Förderung des Landes und Bundes von Fachfrauentreffen leider wie viele andere sinnvolle Projekte dem grassierenden Rotstift unterliegt, ist die Finanzierung des Kongresses bald nicht mehr möglich. Spenden für die Vorbereitung und Durchführung des Kongresses 2003 (steuerlich abzugsfähig) werden gerne angenommen.

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Druckfassung

Erzeugt am 24.02.2003

unimut@stura.uni-heidelberg.de