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UNiMUT aktuell: Lange Messer zu Pflugscharen

Lange Messer zu Pflugscharen (15.01.2003)

Wir haben von den langen Messern, mit denen in Baden-Württemberg im Augenblick Politik unter dem Vorwand des Sparzwangs gemacht wird, nicht nur ein Mal erzählt. Dass dies wirklich mehr Politik und weniger Sparzwang ist, mag mensch ahnen, wenn die langen Messer wundersamerweise zu Pflugscharen werden, die in der ach so ausgelaugten Haushaltskrume im Land ungeahnte Mengen Geld zum Vorschein bringen.

Ein bizarres Beispiel für solche Vorgänge lieferte unlängst der Landesminister für... ähh, ja was eigentlich? Na, jedenfalls Christoph Palmer, der in einer Pressemitteilung mit viel Liebe zum Detail erläutert, wie erfolgreich doch die "Imagekampagne" Baden-Württembergs sei, ihr wisst schon, die "Wir können alles"-Geschichte. Die nämlich wurde jetzt schon zum zweiten Mal von einem "unabhängige[n] Meinungsforschungsinstitut" evaluiert. Die Pforzheimer Firma Hagstolz ITM wurde dafür bezahlt, 1754 Menschen auszuwählen, die Palmers Kampagne zu 50% mit "sehr gut" bewerteten. Ach, was sage ich, Menschen: "Meinungsbildner, Investitionsentscheider, Tourismusmanager, Bundesbürger und Bewohner Baden-Württembergs", die Kernzielgruppen halt.

Nur noch 13% der ausgewählten VertreterInnen aus der letztgenannten Kernzielgruppe hatten was gegen die Kampagne, down from 21% im Jahr 2000. Die Bayern haben "wir" auch geschlagen, denn an deren Imagekampagne konnten sich nur 22% der Bundesbürger erinnern, die sich überhaupt an Länderwerbung erinnern konnten, während es "für uns" satte 57% waren. Für gutes Geld aus der Landeskasse schrieben die Leute von Hagstolz ITM dann auch Sätze wie "Selbst bei isolierter Präsentation verbindet die Mehrzahl der Befragten den Claim mit dem Land, und 40% der Kernzielgruppen sowie 33% aller Baden-Württemberger benutzen den Spruch inzwischen auch privat." (Das ist zwar aus der Pressemitteilung, klingt aber ganz nach Hagstolz ITM). 100% der von uns Befragten hingegen konnten gar keinen Claim mit Baden-Württemberg verbinden, um so mehr Claims aber mit Alaska, Kalifornien und Neu-Südwales. Spricht das für die Imagekampagnen dieser Länder?

Während das Palmer-Ministerium mit einer sehr unterhaltsamen Pressemitteilung und sicher erheblichem Mitteleinsatz die Menschheit davon überzeugt, dass ein IQ von 100 in dem Haufen schon extrem auffällig wäre, informiert die "Gräfin", so der Insider-Name für die Uni-Kanzlerin Hagen, die Verteiler "1, 3 o. MA, 7" in ihrem Rundschreiben Nr. 1/2003 darüber, dass im jüngsten Staatshaushaltsplan auch "dezentrale Einrichtungen" -- sagen wir also Institute -- Geld für "die Pflege der Außenbeziehungen" ausgeben können.

"Darunter fallen z.B. Empfang und Bewirtung von Gästen, Pflege von Partnerschaften und Alumni, Werbemaßnahmen zur Profilierung oder Präsentation auf Messen und Kongressen," so das Rundschreiben, das aber weiter warnt, dass etwa bei Bewirtungen die Anzahl der "bewirteten Gäste, die nicht der Universität angehören, [...] überwiegen" muss. Ist nichts mit Schnittchen auf Institutskosten. Keinesfalls aus den Konten 68600 und 68700 finanzierbar sind weiter "Veranstaltungen geselliger Art, wie [...] Examens- und Promotionsfeiern."

Schön, dass der Sinn fürs Wesentliche erhalten bleibt. Wozu sollen wir noch Technikfolgen abschätzen, wenn wir auch ungesellige Gelage mit netten Herrn von der Deutschen Bank finanzieren können - wir können halt schon alles.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 21.01.2004


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Erzeugt am 15.01.2003

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