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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Viel Lärm um wie viel? (12.8.97)Viel Presse war heute im Zoologischen Institut, Kameras und Mikrofone. Nein, es ging nicht um irgendwelche geclonten Schafe, sondern um den ersten uniinternen Eingangstest der BRD (seit wann eigentlich?). Getestet wurden 35 Menschen auf ihre Eignung zum/r BiologielehrerIn, und zwar in zwei jeweils fünfzehnminütigen Einzelgesprächen mit Bioprofs. Um Biologie gings dabei nur am Rande -- das entsprechende Gesetz aus Stuttgart verbietet explizit fachspezifische Fragen, die Gegenstand der Abiturprüfung sein könnten --, und so plauderten die Profs über deutsche Literatur (Herr Schneider, bekannt durch das Biologiepraktikum für Mediziner, Scherenschnitte und seine Beteiligung an einer Dixielandband, beklagte deprimierend schlechte Kenntnisse bei den AspriantInnen), die industrielle Verwertung von Hühnern oder die Zeitungslektüre (auch hier Finsternis: KeineR liest die FR). Das alles, um der "ganzheitlichen Persönlichkeit" der künfigten Studis oder Nichtstudis näherzukommen. Dabei fällt es schwer, viel gegen diese Art von Eingangsprüfung vozubringen: Viel zufälliger als Abinoten sind die Ergebnisse solcher Tests auch nicht -- in der Tat betonten die Professoren stolz, es habe nur zwei "Problemfälle" gegeben, bei denen sich die Beurteilung der zwei Prüfer (Frauen nahmen auf Prüferseite an dem "Experiment" nicht teil) erheblich unterschied, wohingegen sich durchaus Differenzen zum Urteil aus der Abinote ergaben. Und allemal läßt sich aus einem Gespräch mehr über eine Person herausfinden als aus zwanzig Zahlen zwischen Null und Fünfzehn, wie immer mensch die auch wichten will. Problematischer sind da schon die Zukunftsperspektiven. So ließ sich der Vorsizende der Auswahlkommission Storch vernehmen, er würde am liebsten die "Liste schließen", was bei ihm heißt, dass weniger als die 18 Studienplätze besetzt werden, weil nicht genug "qualifizierte" BewerberInnen zur Verfügung stehen. Wer zu jenen der 18 Champions gehört, die Storchs Anforderungen nicht genügen, darf sich glücklich schätzen, dass die Gesetze Storch noch die Hände binden. Zukunfsträchtiger wirken da die Psychologen, die am 20.8. ihren Eingangstest durchführen wollen. Sie setzen etwa ganz massiv auf Dinge, die an Medizinertests erinnern: Klausuren zur "verbalen Intelligenz", zur "sozialen Intelligenz" und zum "Vorverständnis für psychologische Fragestellungen" sind da geplant. Mensch muss wohl schon Psychologe sein, um an so einen Unfug zu glauben. Und klar ist, dass die Zukunft eben nicht in humanen Auswahlplaudereien liegt, sondern in Massenklausuren, einfach weil letztere um Größenordnungen billiger sind: Grob überschlagen kostet eine Aktion wie die heute schon durch die Bezüge der Profs was wie 10000 Mark, für gerade mal 18 Studienplätze. Wenn in Heidelberg rund 2000 Studienplätze im Jahr vergeben werden, müsste allein für die Auswahlverfahren eine gute Million aufgewandt werden. Wer dafür Verständnis haben soll, fragt sich die Redaktion wohl vergebens. Aber die Geschichte geht weiter: Wenn erstmal die Prüfungen etabliert sind, werden sich die StudienanfängerInnen auch darauf vorbereiten -- eine großartige Chance für private Repetitoren oder ähnliches! --, mit der Folge, dass praktisch alle durchkommen werden. Damit müssen aber die Klausuren schwieriger werden, also muss auch mehr vorbereitet werden, und schwupps sind wir beim System Japan (für das der Prorektor für Forschung Hüfner starke und ablehnende Worte fand), wo mensch zwar den Abschluss praktisch in der Tasche hat, wenn die Hürden der Eingangsprüfungen überwunden sind -- aber vor den Eingangsprüfungen Tausende von Mark für private VorbereiterInnen ausgegeben hat. So kann mensch das Bildungssystem auch privatisieren. Dieser Artikel wurde zitiert am: 05.12.2003 Kauft das Karlsruher Studiticket (12.8.97)Studis, die im Bereich des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) wohnen, aber an einer Hochschule studieren, die im VRN-Gebiet liegt und ein Studiticket anbietet, können jetzt den Kartenwust in ihrem Geldbeutel weiter verdichten. Dank einer Vereinbarung von KVV und VRN steht ihnen nämlich ab dem Wintersemester auch der Erwerb eines KVV-Studitickets offen. Dabei wird allerdings der "Solidarbeitrag" von 29 Mark, den die KarlsruherInnen mit ihrem Studiwerksbeitrag zahlen, zusätzlich fällig. Die Regelung betrifft laut einer Mitteilung des VRN an die Uni Heidelberg einige hundert Studis. Umgekehrt geht das auch: Karlsruher Studis, die im VRN-Gebiet wohnen, können zu ihrem KVV-Ticket das VRN-Ticket dazu kaufen, müssen dann aber die 19 Mark, die in unserem Studiwerksbeitrag enthalten sind, abdrücken. Ein wenig schade, dass diese Angebote ausschließlich den GrenzgängerInnen offenstehen, und noch trauriger, dass mensch so zwei Studitickets kaufen und mitnehmen muss. Wäre es so schwierig gewesen, eine Zusatzkarte zu ersinnen, die vielleicht 50 Mark gekostet hätte und die jeweiligen Studitickets im gesamten Raum von VRN und KVV hätte gelten lassen? Andererseits bezeichnen die Verkehrsverbünde diese Vereinbarung als "Übergangsregelung". Das ist zwar wahrscheinlich nicht zu zu verstehen, wie mensch das gern verstehen möchte -- aber vielleicht gibts ja doch Hoffnung...? Handelseinig? (20.8.97)Novellierungen des Hochschulrahmengesetzes (HRG) sind immer kitzlig: Zwar handelt es sich um ein Bundesgesetz, da aber die Hochschulen an sich Sache der Länder sind, haben diese da etliche Wörtchen mitzureden. Und dazu kommen natürlich immer die Studis, die bei früheren Novellierungen gerne lautstark ihre Bedenken anmeldeten. Vermutlich würde das auch dieses Mal nichts schaden. Zur Einstimmung auf das Thema kann mensch erstmal unseren Kommentar zu einem BMBF-Entwurf zum Thema lesen, um sich dann in einer Synopse zu den bisherigen Entwürfen zu verlieren. Vielleicht ist das aber auch nicht nötig, so überraschend ist es nämlich nicht, was die Landesminister mit dem zuständigen Bundesminister Jürgen "Zukunft" Rüttgers ausgekartelt haben, und etliches davon kommt uns in Baden-Württemberg auch ganz bekannt vor. So etwa die Regelung, dass Unis sich einen Teil ihrer StudienanfängerInnen selbst raussuchen können -- ein guter Teil des bundesweiten Presseinteresses am ersten Auswahlgespräch an unserer Uni kam wohl aus der Ahnung, dass ähnliches bald auf die gesamte Republik zukomme. Im gleichen Stadion spielt der Plan, über eine "Leistungsquote" (das unerschöpfliche kreative Potential vom Ministern im Prägen hohler Phrasen überrascht auch den hartgesottenen Redakteur immer wieder) "besonders qualifizierten" Studis trotz ZVS die Wahl ihrer Uni zu überlassen. Das neue HRG soll auch mehr "Freiheit" zum Experimentieren mit Bachelors (d.h. Vordiplom oder Zwischenprüfung werden berufsqualifizierend) und Masters schaffen, nach dem gleichen angloamerikanischem Vorbild soll ein "Credit-Point-System" eingeführt werden, Regelstudienzeiten über 9 Semestern soll es nicht mehr geben dürfen -- Schritte zur Internationalisierung, wie Rüttgers betont. Gerade, dass er nicht Globalisierung gesagt hat. Erfreulich immerhin, dass sich die Inquisitoren vom Schlage eines Trotha (immer noch ärgerlich, einem Juristen Verantwortung für Wissenschaft zu geben) nicht ganz durchsetzen konnten: Zwischenprüfungen o.ä. soll es jetzt war in allen Studiengängen geben, fällt mensch durch, folgt aber doch nicht gleich die Zwangsexmatrikulation, sondern nur eine Zwangsberatung -- und wieviel davon übrig bleibt, ist nach den Erfahrungen mit Zwangsberatungen in BaWü noch offen. Ähnlich sieht es bei den Studiengebühren aus: Während die Gebührenheroen Trotha und Radunski aus BaWü und Berlin auf ihren Studiengebühren beharrten, versuchte ihr Kollege Zöllner aus Rheinland-Pfälz, ein Studiengebührenverbot fürs Erststudium durchzusetzen. Selbst von Obermodernisierer Rüttgers, der in einem DLF-Interview heute morgen verkündete, solange die Finanzminister mit Stielaugen auf die Hochschuletats blickten, werde über Studiengebühren nicht geredet, kam da keine Unterstützung -- vorerst ist das Fazit in dieser Frage mit dem des Hornberger Schießens zu vergleichen. Und das alles, während Abschiebeminister Manfred "Law and Order" Kanther beklagt, durch "falsche Bildungspolitik" würden alle Jugendlichen kriminell, was nicht mal durch viel mehr Polizei und viel härtere Strafen voll aufgefangen werden könnte. Im US-Bundesstaat Louisiana wurde jüngst ein Gesetz verabschiedet, das Autofahrern erlaubt, Autodiebe einfach umzunieten. Explizit verboten wurde allerdings, sie vor die Kühlerhaube zu schnallen und so durch die Gegend zu fahren. Weiterlesen: Der vermutliche Wortlaut des Kompromisses, und Pressestimmen dazu. Referendariats-NC (21.8.97)Sado ist in unter Ministern. Für Grausamkeiten gegen Studis sind, so merkt mensch jetzt, nicht nur Trotha und Rüttgers zuständig, auch Kultusministerin Schavan beteiligt sich an der abwechslungreichen Studiqual. Los geht es mit einem NC für Referendariatsplätze. Konkret heisst das, dass mitten in der Ausbildung ("richtig" ausgebildet sind Menschen mit Studienziel Staatsexamen erst nach dem zweiten Staatsexamen, dem das Referendariat vorangeht) plötzlich Studis rausgeworfen werden, und zwar nicht zu knapp. In einer Presseerklärung vom 27.6. verkündete Schavan, zum nächsten Schuljahr stünden nur noch 691 Referendariatsstellen an Gymnasien zur Verfügung -- im Vorjahr waren es noch etwa 1400 --, weshalb bei rund 1600 BewerberInnen 1000 aus ihrer Ausbildung gekoffert werden müssten, und das natürlich am Notenschnitt orientiert (so natürlich ist das nicht, bei den ebenfalls NC-belegten Berufsschulen sind die Kriterien etwas phantasievoller). Wie so viele der diversen Sparaktionen ist auch diese unverständlich, ja geradezu absurd: 1000 Studis sollen plötzlich ohne vollen Abschluss dastehen, während die Schulen unter LehrerInnenmangel stöhnen und froh wären, mit den relativ billigen und meist auch gut motivierten ReferendarInnen die Personallöcher wenigstens notdürftig stopfen zu können. Dazu kam -- auch das scheint bewährte Sparmethode -- eine Öffentlichkeitsarbeit, die die Betroffenen weitgehend außen vor ließ. Bis heute herrscht allenthalben große Konfusion über die Modalitäten, die die einschlägige Rechtsverordnung vorsieht, etwa den Nutzen von Wartezeiten, die Berechnung des NC, Berücksichtigung von Härtefällen etc. Dank vorausschauender Gesetzgebung aus den Jahren 96 und 94 brauchte der Referendariats-NC nämlich nicht mehr durchs Parlament. Und konnte mehr oder minder von jetzt auf gleich eingeführt werden: Als der NC ruchbar wurde, war die Bewerbungsfrist für Referendariatsstellen längst abgelaufen, und wer sich auf seine Zulassung verlassen und deshalb andere Bewerbungen unterlassen hatte, musste einmal mehr feststellen, dass mensch sich bei diesen Regierungen am besten auf gar nichts verlässt. Aber es regt sich Widerstand, zwar nicht so sehr hier im Rhein-Neckar-Raum, wo offenbar relativ großzügig benotet wird, so dass nur wenige Ablehnungen ausgesprochen wurden, aber in Tübingen oder Freiburg, die es hat es deutlich härter erwischt hat. So kommt aus Freiburg eine Webseite mit weiteren Infos zum Thema (dort kann mensch sich auch auf eine Referendariats-NC-Mailinglist setzen). Rund 50 Leute bereiten eine Klage gegen die Verordnung vor, und Tübingen organisiert einen Aktionstag am 23.8. ab 10 Uhr am Tübinger Marktplatz. Und SWF 1 wird am 25.8. ab halb acht eine Sendung über den Referendariats-NC ausstrahlen. Pflichtveranstaltungen für alle LehrämtlerInnen... Nachtrag: Es ist doch nicht alles ruhig in HD und MA: Am 11.9. um 16 Uhr gibts im Mannheimer Schloss im Raum EW 1051 eine Infoveranstaltung der GEW-Studierendengruppe und des AK Lehramt der FSK. Wer noch genaueres wissen will, kann sich bei der GEW-Studigruppe unter 0621/2925051 (auf jeden Fall mittwochs von 13 bis 15 Uhr) informieren. Zusätzlich strahlt das Rhein-Neckar-Fernsehen morgen von 15 bis 16 Uhr eine Live-Diskussion in Sachen Referendariats-NC aus. 150 Jahre Revolution in Baden-Württemberg (25.8.97)Wie sich die Worte gleichen: "Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle Klassen der Gesellschaft ohne Unterschied der Geburt und des Standes" forderte eine Bürgerversammlung am 27.2.1848 in Mannheim und lieferte damit den Startschuss für den ersten nennenswerten Versuch einer bürgerlichen Revolution im damaligen deutschen Reich. Der grossen Stunde badischer Freiheitsliebe -- schließlich niederkartätscht durch preußische Truppen -- gedenkt nun, nach 150 Jahren, das badische Landesmuseum in Karlruhe. Die Ausstellung wird zwar erst am 28.2.98 eröffnet, schon jetzt aber kann mensch sich auf der Webseite der VeranstalterInnen informieren, und auch die "Revolutions-Hotline" (sic!) 0721/926-4849 (sic!) ist schon geschaltet. Ein wunderschön und farbig gestaltetes Plakat dazu gibts auch, in großen roten Lettern steht dort "Die Revolution kommt", viel kleiner und in grau drunter "1998 ins Museum". Nur dorthin? Gewalt! Waffen! Revolution! (26.8.97)Wer hätte es gedacht: Sucht mensch auf Altavista nach Gewalt, Waffen und Revolution, stößt mensch sogleich auf das Grundsatzprogramm der JUNGEN UNION Deutschlands. Dass das noch regelrecht harmlos ist, erfährt aber nur, wer des Portugiesischen mächtig ist und sich damit über die Actividades da CDU informieren kann. |
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