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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine |
Inhalt
150 UNiMUTeNichts zu FeiernZiemlich genau neun Jahre sind ins Land gegangen, seit am 19.1.89 der erste UNiMUT die Druckerei verlassen hat -- in den Streikwochen letztes Jahr hatten wir mehrmals darauf hingewiesen, denn auch damals war Streik angesagt. Neun Jahre, in denen 150 UNiMUTe (zzgl. einiger unnummerierter Sondernummern) erschienen. Ein Archiv, das auch ein getreuer Spiegel von 9 Jahren (Hochschul-) Politik ist, ob es das angesichts unseres Unigesetzes nun sein darf oder nicht. Und so ist ein Schmunzeln dann und wann nicht zu vermeiden, wenn mensch im Archiv blättert. Allzu bekannt wirken Schlagzeilen wie "Not Just Money, We Want More!" (UNiMUT 2) und "Wir spielen das Medientheater nicht mehr mit" (UNiMUT 4) -- in letzterem Artikel ist übrigens wörtlich zu lesen: "Eines der Merkmale der StudentInnenbewegung 88/89, hört man immer wieder, sei ihre starke Fixierung auf die Medien [...] ihr Protest [...] sei hauptsächlich auf Medienwirksamkeit ausgerichtet." --Damit soll nicht gesagt sein, dass sich Geschichte wiederholt, oder dass die unermüdliche Arbeit von mindestens zwei Generationen Studivertretung umsonst gewesen sei. Zu Feiern gibt es nichts, aber der Blick zurück gibt nicht nur Grund zum Zorn. Auf der Habenseite etwa ist ganz klar, dass der UNiMUT zwei Rektoren hat gehen sehen. Weniger schön war, dass auch zwei kamen. Der erste Rektor, mit dem sich der UNiMUT, auseinanderzusetzen hatte, war der Historiker Sellin. Er konnte sich während seiner Amtzeit nicht recht mit der FSK anfreunden -- ein offener Brief in der Nummer 17 zeugt davon. Er hatte auch nicht viel Zeit dazu, seine Amtszeit endete 1991. Sein Nachfolger, der Jurist Ulmer, kam und gab dem UNiMUT immerhin schon ein Interview (Nummer 36). Tatsächlich lernte Ulmer, dass er mit der kompetent, aber auch bestimmt auftretenden FSK nicht die schlechteste Gegnerin hatte. Berichte von mehr oder minder platten Versuchen, ihre Arbeit zu behindern, finden sich gegen Nummer 100 immer seltener -- allerdings beklagten wir noch in der Nummer 125 eine alberne Aktion des Rektorats, das sich über ein fehlendes "an" in der Netzausgabe des UNiMUT beschwerte. Das war zwar unbegründet, verlieh dem Umstand, dass in eben dieser Ausgabe das "an" wirklich vergessen wurde, jedoch einige Pikanterie. Vielen Dank nochmal den fleißigen HelferInnen, die damals mit Korkstempeln nachrüsten halfen. Und jetzt endlich Siebke, der von den Studis mit "Siebke, Zinsen und Gebühr -- alle dreie vor die Tür" begrüßt wurde -- so zumindest steht es im UNiMUT 124. Immerhin -- wenn auch von Zusammenarbeit mit dem Rektorat keine Rede sein kann, unterblieben doch merkliche Störmanöver, und das ist mehr, als zu erwarten war. Rektoren kommen und gehen (was mensch von Rektorinnen nicht sagen kann) -- andere Themen bleiben. Mensapreiserhöhungen waren jüngst in der 148 Thema, aber auch schon in der Nummer 15 ("Mehr Kohle, gleicher Fraß") -- mit ein paar Unterschieden. Damals setzte sich die FSK sehr kontrovers mit dem Studentenwerk auseinander, zwei Fachschaften organisierten gar einen Bohneneintopf für eine Mark, der der Mensa erhebliche Mindereinnahmen bescherte. Heute hingegen ist das Studentenwerk fast schon Verbündeter im Kampf gegen die immer verrückter werdende Stuttgarter Politik. Wieder andere Fragen stellen sich zumindest ganz anders: Wo in der Ausgabe 4 noch zu einem HSB-Boykott wider die studifeindliche Preispolitik im Nahverkehr aufgerufen wurde, wurden in der Nummer 47 drei Modelle zum Studi-Ticket vorgeschlagen, während die Nummer 74 -- mit 14 Seiten in dieser Hinsicht Rekordhalter -- den Erfolg von 11200 verkauften Studitickets feiert. Sicher -- es gab 1994 zwischen den Nummern 80 und 81 eine Sondernummer, die den Versuch des VRN, die Preise zu erhöhen, geißelte, in der 84 sogar die Drohung, die Linie 12 abends selbst zu fahren -- aber im Großen sind VRN und Studis zur Zeit eigentlich recht glücklich miteinander. Dann ist da auch immer wieder Bundes- oder Weltpolitik: Die Golfkriegs-Extras 91 (damals gab es sogar eine VV, die abstecken sollte, was Studis gegen den Krieg tun können) sind unvergessen, wenig später hat die Nummer 42 einen Titel über das immer noch nicht wirklich durchgesetzte Atommüll-Endlager Schacht Konrad, gegen den Grünen Punkt wurde in der 53 polemisiert, 1993 waren des öfteren diverse Gewalttaten von Rechtsextremen Thema, von Hoyerswerda bis zur Briefbombe, mit der Neonazis die Freiburgerin Kerstin Winter umbrachten. Natürlich fehlt die versuchte Blockade des Bundestags anläßlich der Asylrechtsreform ebensowenig wie die einschlägige Bonner Demo. "Dicke wählen ist doof" verkündete wenig später der UNiMUT 86 politically incorrecterweise vor der 94er Bundestagswahl, der Phillipsburg-Gorleben-Castor rauschte auf dem Titel der 95 (einer der Redakteure kam damals direkt von der Bahnstrecke zum Layout), und in der 116 hatten wir ein Kirchenasyl am Titel. Bei all dem hatte der UNiMUT aber immer starken Lokalbezug: Über die Besetzung der Plöck 58 wurde in der Nummer 22 (Juli 90) ebenso berichtet wie über die der Plöck 24 im letzten Oktober (Nummer 134), über die Eröffnung des Autonomen Zentrums 91 (Nummer 40) ebenso wie über die Einweihung des Karlstorbanhofs Ende 95 (Nummer 105), über die Wahl von Oberbürgermeisterin Weber vor acht Jahren -- mit geTeXten Analysen der BewerberInnen -- ebenso wie über die Kommunalwahlen 94. Damals hatte die Studiliste alle zwei Wochen eine Seite für ihren Wahlkampf -- was uns übrigens nicht sehr gedankt wurde, nur drei oder vier Mal meldete sich die Studiliste aus dem Gemeinderat auf unseren Seiten zu Wort. Jedoch: Hauptthema des UNiMUT war und ist Hochschulpolitik -- im weiteren Sinn: Genau wie jedes Jahr von den Uniwahlen berichtet wird -- Synopse der einschlägigen Überschriften: "Wahlkrampf" (9), "Die jährliche Farce (20), "Keine Wahl!" (57), "Fast wie immer" (85), "Trotzdem wählen" (98), "Ihr habt keine Wahl" (112), "Wieder wählen" (130), Vorschläge für dieses Jahr werden noch angenommen --, so sind immer wieder Re- und Deformversuche Thema. Mal schrieben wir beifällig (Nummer 117: "Studienreform konkret" über den GEW-Hochschultag), öfter aber mussten wir uns bitter beklagen, beginnend mit der Nummer 12, in der eine "Reform" des Landeshochschulgesetzes kritisiert wurde. Der damalige CDU-MdL Trotha wollte die "Substrukturen" zurückdrängen, mit denen sich Studis die Rechte, die ASten haben sollten, auch in BaWü durch die Hintertür zurückholen -- glücklicherweise ohne Erfolg. Später dann wurde über "Papiertiger aus dem SPD-Zoo" gespottet (Nummer 43 über dünne Ergebnisse einer hochschulpolitischen Konferenz der SPD 1991), und in der Nummer 73 wurde Trothas Studiengebühren schon 1993 ein entschlossenes (und immerhin noch 4 Jahre wirksames) Nein entgegengesetzt. Als Stuttgart 1994 eine weitere UG-Reform durchpeitscht, dokumentieren wir im als Trauernummer für die Unis aufgemachten UNiMUT 90 eine Stellungnahme des Senats, in dem dieser eine Politik kritisiert, "in der Entscheidungszwänge über Sachkompetenz gestellt werden." Wiederum später durchziehen die wiedersinnigen Pläne eines Herrn Machleidt zum Abbau von Magisterstudiengängen die ganze Nummer 110 -- Machleidt wurde kurz darauf versetzt, nur um als Drahtzieher hinter der Demontage der Studiwerke aufzuerstehen, denn Inkompetenz ist, wie der Senat ja schon angemerkt hat, eine nützliche Eigenschaft, um in Trothas Ministerium voranzukommen. In so einer Hochschullandschaft müssen sich die Betroffenen wehren, und das oft: Zwischen den sechs Streik-Extras von 89 und den neun Streik-Extras von 97 liegen ungezählte Aktionstage und -wochen (Golfkrieg: 31, Studiengebühren 72 und 76, Studiengebühren und BAföG-Verzinsung 108, "Einschreibegebühren" 118), Einzelaktionen wie bekleidete Schlösser gegen die Wohnungsnot (52) und hoffnungsvolle Signale von ansderswo, etwa der Streik an der Uni Rostock vor langer, langer Zeit (55). Das Treuhandkonto beherrschte die Seiten zwiwschen den Nummer 118 und 124, gemeinsam mit anderen Aktionen gegen "Einschreibegebühren". Ungezählte Schätze lagern im Archiv des UNiMUT. Ihr könnt sie heben: In der Lauerstraße 1 gibts UNiMUTe bis zur Ausgabe 1 zurück, auf unserer Webseite immerhin ab Nummer 66 vom Februar 93 -- seit damals sind wir nämlich online. Darum beneidete uns schon der Spiegel (Nummer 96)... Demi Leserbriefzum Artikel "Immer wieder Mittwochs" Ich denke, die geringe Beteiligung bei der Vollversammlung lag wirklich zum Grossteil an der mangelnden Bekanntmachung. Bei uns Juristen hangen 1, 2 kleine Plakate auf denen stand "Demo um xx Uhr und danach Vollversammlung." Damit kann man ja als termingeplagter Mensch nicht viel anfangen. Und als auch in der Uni überhaupt nichts hing, dachte ich, das wird schon nichts sein. Also: Publicity ist die erste Pflicht! Gruß, Patrick Breyer Nach "Trainstopping" jetzt der neue Film "A life less ordinary"Nachdem im letzten Jahr der Film Trainstopping selbst die Polizei rund um Gorleben nicht in ihren Sitzen halten konnte, schreibt das beliebte aber nur mäßig erfolgreiche Drehbuchautorenduo (A. Merkelundwarnix und E. Minenz) dieses Jahr eine weitere Inszenierung aus dem beliebten Filmgenre "Castorado - Entscheidung am Bahndamm". In dem neuen Film "A life less ordinary - von Neckarwestheim bis Ahaus" werden auch dieses Jahr wieder viele Castorsüchtige und ihre grünen Bewährungshelfer einen nicht ganz unbescheidenen Auftritt haben. Was war bisher geschehen? Das Drehbuchautorenkollektiv und andere Strahlemänner haben den Castorsüchtigen der vergangenen Jahre immer wieder vorgeworfen, sie würden nur nationale Filmproduktionen (z.B. ins "Zwischen"lager nach Gorleben) unterstützen, aber das internationale Filmgeschäft (vor allem nach La Hague und Sellafield) völlig unbeachtet lassen. Diese Anschuldigungen nahmen die Verantwortungsbewusstesten der Filmszene (eben die Castorsüchtigen) sehr ernst und drehten daher viele preisgekrönte Kurzfilme mit ungefähr immer dem gleichem Filminhalt rund um Krümmel, Schifferstadt und Mannheim-Rangierbahnhof. Es war ihnen nämlich bewusst geworden, dass die strahlenden TranSporte zu den französischen und englischen WAAhnsinnsanlagen einen verletzbaren und damit entscheidenden Nerv der ganzen Strahlenindustrie darstellen. Hauptrequisite der Filmproduzenten (sozusagen das "[t]Raum[a]schiff Brenntderscheiss [noch?] ) wird diese Jahr ein abgebrannter atomarer Sixpack-Transport ab dem 22.3 (ungefähr) von Gundremmingen/Neckarwestheim ins "Zwischen"lager nach Ahaus sein, um dem sich viele süddeutsche Castorsüchtige schon von Anfang an scharen werden. Das cineasische Motto lautet diesmal "Castor stoppen - bevor er losfährt" und beginnt daher schon 2m hinter dem "Tor 2" (daher auch der geschickt ausgewählte Name, d.S.) des AKW Neckarwestheim. Letztlich geht es aber den Castorsüchtigen darum, nicht nur einen weiteren Transportfilm zu verhindern, sondern das gesamte Filmgenre und die fiesen Filmbosse im Hintergrund zu stoppen - Hauptgedanke ist dabei, dass nachkommenden Jungfilmern auch noch viele unverstahlte Naturaufnahmen gelingen mögen. Es werden aber noch immer weitere FilmschauspielerInnen gesucht (ob castorsüchtig oder nicht spielt keine Rolle, d.S.) und um diesen das freie Mitspiel und den Einstieg in die Filmlandschaft zu vereinfachen, sei ihnen geraten, sich einer der vielen unterschiedlichen Bezugsgruppen anzuschliessen, z.B. den Gewaltfreien Aktionsgruppen. Am Bahnhof Kirchheim/Neckar wird dazu extra ein Infobus für Wissbegierige und Unerfahrene installiert, aber auch eigene Ideen und Aktionen sind willkommen - schliesslich ist der ganze Film (übrigens im Verleih der Mörder-Brothers, d.S.) nicht strikt an einen geplanten Ablauf gebunden, sondern er lebt geradezu von den vielen spontanen Einfällen der Castorsüchtigen (manche sprechen auch von Überfällen, d.S.). Unter dem Titel "Nix fährt mehr - Neckarwestheim-Ahaus" können auf http://www.i-st.net/~buendnis/ weitere Infos abgefragt werden und jetzt folgt hier noch der aktuelle Stand vom CASTORfilmterminkalenderfür Heidelberg: Infotel. 06221/978927, Karlstorbahnhof im Keller (also nicht im Kino! d.S.) für Neckarwestheim: Infotel. 07141/903363, in der heissen Zeit ständig besetzt Heinz & Paul Hörspieltips...für Brechtfans14.2., 20:05 Uhr, Untergang des Egoisten Fatzer A: Bertolt Brecht, R: Heiner Müller ...für KinofansDi, 24.Feb. 19.15, DLF: Selbstbehauptung in Bildern. Die afrikanische Realität im Kino Von Kurt Rössel Die Geschichte des afrikanischen Kinos ist noch jung. Während Europa gerade "100 Jahre Kino" gefeiert hat, ist es erst gerade drei Jahrzehnte her, daß mit "Borom Sarret", einer Geschichte aus einem Slum in Dakar, der erste unabhängige Film Afrikas produziert werden konnte. Bis dahin war Afrika nur von außen, oft mit rassistischen Unterton, aus der Perspektive der Kolonialherren dargestellt oder als exotische Kulisse mißbraucht worden. Trotz aller Produktions- und Vertriebsprobleme ist die formale wie inhaltliche Qualität afrikanischer Filme bemerkenswert. In Filmbeispielen, Publikumsreaktionen, Gesprächen mit Regisseuren und Schauspielern werden Geschichte und Geschichten des afrikanischen Kinos erzählt. Der Filmemacher Gaston Kabore aus Burkina Faso: "Das Ende des 2.Jahrtausends wird geprägt durch die Beherrschung von Bildern , und man kann sagen, daß Individuen oder Gesellschaften, die keinen Zugang zu ihren eigenen Bildern haben, unfähig sind, ihre Realität zu verändern, Deshalb brauchen wir unsere eigenen Bilder". Im letzten Unimut (Nr. 149) gab es eine Übersicht über die Afrika-Filmreihe im Kommunalen Kino im Karlstorbahnhof. Evaluation, Karneval und der große RuckSicher, Rückmeldung über Veranstaltungen ist nötig. Allerdings lenkt die geradezu missionarische Art, mit der jetzt Evaluationen propagiert werden, davon ab, daß es noch andere Probleme an den Hochschulen gibt, die ebensoviel Aufmerksamkeit verdienten. Z.B. Themen wie:
Und so weiter. Natürlich kann man über geeignete Evaluationen hierzu weitere Aussagen erhalten, aber manches ist doch schon vorher bekannt und einfach dadurch zu beheben, daß die Damen und Herren ProfessorInnen gemeinsam ihrer Aufgabe, sich um die Lehre zu kümmern, nachkommen! In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß die letzten beiden Lehrpreise in Heidelberg nicht für innovative Projekte oder besonderes Engagement verliehen wurden, sondern dafür, daß in dem einen Fall (1996) ein Archäologie-Professor ein Vorlesungsskript verfaßt hatte und im anderen (1997) dafür, daß es in der Kunstgeschichte jetzt aufeinander aufbauende Einführungskurse gibt, in denen Grundlagen vermittelt werden. Sicher in beiden Fällen ein Kraftakt, der viel Energie gekostet hat, aber anders betrachtet, gilt es offenbar inzwischen als innovativ, wenn prof den Pflichten in der Lehre nachkommt. Es gibt Fachbereiche, an denen seit Semestern evaluiert wird. Dort hat sich zumindest eines gezeigt: daß Lehrende sich - wenn überhaupt - nach Gesprächen und darauf gründender Einsicht bessern und nicht, wenn die Ergebnisse öffentlich ausgehängt werden (die Gerüchteküche der Fächer läßt das meiste sowieso - aber informell - durchsickern). Unsensibles Vorgehen schadet eher den Studierenden der nächsten Veranstaltungen und Prüfungen als daß es etwas zum Guten verändert. Zwar wäre es besser, wenn man auf die "schlechten" Lehrenden formell Einfluß nehmen könnte, aber solange schon die eigenen "KollgInnen" sich davor scheuen, etwas in den Fällen zu unternehmen, in denen druch die Dienstaufsicht Druck gemacht werden könnte, hat man eher Aussicht auf Erfolg, geht man informell und fachbereichsintern vor. Generell setzen die meisten Evalutationen zu spät an: wenn sich erst mal eingebürgert hat, nicht über ein sinnvoll aufeinander abgestimmtes Lehrangebot zu reden und sich dieses stattdessen seit Jahren am Interesse der Lehrenden und nicht an der Studienordnung orientiert, wäre dies auch ohne Evaluation vermeidbar. Ähnliches gilt für Lehrende, bei deren Berufung schon klar war, daß sie nicht gerade fähige Hochschullehrer oder -lehrerinnen sind. Daß sie berufen wurden, lag an der Mehrheit in den Gremien, angefangen bei der Berufungskommission (1 Studi, 1 AngehörigeR des Mittelbaus, um die 11 Profs), weiter über den Erweiterten Fakultätsrat bis hin zum Senat. Daß sie in den seltensten Fällen didaktische Fertigkeiten geübt haben, liegt daran, daß es bei Berufungen noch immer nicht viel bringt, lehren zu können. Allerdings spricht niemand ernsthaft davon, mehr Studierende in die Berufungskommissionen, Fakultätsräte etc. zu setzen oder den Studierenden ein Vetorecht zu geben. Derartiges wird normalerweise mit undifferenzierten Verweisen auf Vietnam, Kuba oder "die" 68er oder einfach unter Verweis auf "das" Gesetz, das man ja nicht brechen könne, abgetan. Gerne wird auch - etwas zusammenhanglos - darauf verwiesen, daß die Studierenden in den Studienkommissionen ja ein paar Plätze mehr haben. (Verschwiegen wird, daß diese Kommissionen nicht tagen müssen, mit Abstimmungen über Studienordnungen oder Berufungen de jure nichts zu tun haben und ohnehin nur beraten dürfen.) Vor allem gewinnt man den Eindruck, als sollte mit dem Gerede über Evaluation suggeriert werden, die Studierenden könnten so mitbestimmen. Evaluation und Mitbestimmung haben aber kaum miteinander zu tun: demoskopische Umfragen sind keine Abstimmungen, sie liefern Argumente dafür. Völlig überflüssig wären Evaluationen aber dennoch nicht: wenn aus ihnen aufgrund inhaltlicher Bewertung und Diskussion politische Konsequenzen gezogen würden wie z.B. die Umgestaltung der Lehrveranstaltungen und ihrer Abfolge oder das Ausschließen bestimmter Lehrender von bestimmten (v.a. Erstsemester-)Veranstaltungen. Aber derzeit wird weiterhin unverbindlich von großen Reformimpulsen geredet, folgenlos evaluiert, Prüfungsordnungen umgeschrieben, Prüfungsämter zentralisiert, neue Klausuren eingeführt und all dies dann solange evaluiert, bis alle glauben, das sei der große "Ruck". Rucki-Zucki - das ist nicht nur im Karneval der neuste Hit. Und das seit Jahren. Kirsten
Gedanken zum Hochschul-RankingRanking-RübeIch denke nicht, daß es da möglich ist, irgendein Ranking aufzustellen. Welche Hochschule nun die beste ist, hängt sehr davon ab, was und wie ich genau studieren will. Kommt es mir darauf an, daß mir möglichst aktuelles Fachwissen vermittelt wird, oder lege ich eher Wert darauf, von Anfang an selbständiges Recherchieren und Forschen zu lernen? Möchte ich die anerkannten Theorien in meinem Fach möglichst gründlich lernen, oder bin ich gerade daran interessiert, die vom Mainstream abweichenden Meinungen kennenzulernen? Oder auf ein Fach bezogen: Ich studiere Pädagogik - es hilft mir wenig, wenn meine Uni im Bereich Schultheorie hervorragend ist, während ich mich eigentlich eher für die Methodik der politischen Bildung mit Erwachsenen interessiere. Statt Rankings auszuarbeiten, sollte mensch angehenden StudentInnen eher raten, sich konkret darüber zu informieren, wie es an verschiedenen Unis zugeht, was die Schwerpunkte sind etc. Denn was für den einen perfekt den eigenen Vorstellungen entspricht, finden andere vielleicht eher nebensächlich oder langweilig... und mit den Berufschancen sieht es nicht anders aus - bei BASF dürfte da anderes interessieren als beim BUND oder beim Versuch, sich selbständig zu machen. Autor der Redaktion unbekannt Ministerpräsident weiß nichtsNachhilfeLetztens war Landesvater Ministerpräsident Teufel auf eine Podiumsdiskussion in Freiburg. Kategorisch trat er für Studiengebühren ein, betonte, wie sehr er sich für die junge Generation einsetze und äußerte sich auch zum Thema Studentische Mitbestimmung. Daß die ProfessorInnen in den Gremien die Mehrheit haben, schien er zu wissen, sah hierin jedoch kein Problem, denn - so Teufel sinngemäß: ich kann mir nicht vorstellen, daß man (professorale Mehrheit) ihren Anliegen dort keine Aufmerksamkeit schenkt. (Nicht ganz falsch, nur: wenn die Profs nicht aufmerksam sein wollen... Jüngste Anekdote dazu aus Heidelberg: ein studentischer Antrag zur sozialen Grundsicherung wurde im Senat vom Rektorat durch einen Antrag zum BaföG ersetzt, eine Diskussion fand gleich gar nicht statt und so merkte der Senat vermutlich gar nicht, daß dadurch der studentische Antrag in seinen wesentlichen Forderungen abgelehnt wurde.) Einen hochschulpolitischen Offenbarungseid leistete sich Teufel aber dann, als er sagte, er ging generell davon aus, daß Studierende im Ländle ein hochschulpolitisches Mandat hätten und desweiteren nach Belieben studentische Gremien und Versammlungen abhalten könnten. Diese Meinung mußte er revidieren, als ihm das Unigesetz verlesen wurde, er meinte dann aber sinngemäß, das solle man nicht so sehen. Schade, daß Ministerialdirigent Kramer aus dem Wissenschaftsministerium nicht da war, der letzten Mittwoch auf der Deutschlandfunkdiskussion die Einschränkung der Rechte der Studierenden in BaWü engagiert verteidigt hat. In Sachen Hochschulpolitik wäre vielleicht eine Nachhilfe angesagt -- interessant nur, wer wem nachhelfen würde... Kirsten
SommersprachkurseFünfundsechzig Sommersprachkurse bietet die Studenteninitiative AEGEE (Forum Europäischer Studenten) in diesem Jahr interessierten Studenten in ganz Europa an. Von Juni bis September werden rund 1.900 Plätze in Sprachkursen, Studienfahrten und Sommercamps quer durch ganz Europa von Portugal bis Rußland angeboten. Die Palette reicht von Klassikern wie Spanisch- und Italienischkursen über weniger populäre Sprachen wie Ungarisch, Katalanisch und Niederländisch bis hin zu Tanzkursen in Utrecht, Segeln in Lodz oder Reiten in Ungarn - stets verbunden mit einem umfangreichen Exkursionsprogramm zum Kennenlernen der Menschen und deren Kultur. Die Sprachschüler sind vielfach in Wohnheimen, bei Studenten oder deren Familien untergebracht; der Unterricht wird von Komillitonen höherer Semester gegeben oder auch professionellen Sprachlehrern. Nichtmitglieder kostet eine SUMMER UNIVERSITY in der Regel 250 DM für zwei Wochen Kurs, Unterbringung, Exkursionen und eine Mahlzeit am Tag. Alle SUMMER UNIVERSITIES werden von Studenten für Studenten in Eigenregie organisiert und leben von der aktiven Beteiligung der einheimischen Studenten. In Heidelberg findet die SUMMER UNIVERSITY 1998 mit einem Sprachkurs Deutsch vom 19.7. bis 2.8. statt. Das ausgedehnte Exkursionsprogramm nach Schwetzingen, Speyer, Worms, Ladenburg, Neckarsteinach und Mannheim bietet Heidelberger und Mannheimer Studenten die Möglichkeit, Sprachschüler aus ganz Europa und die Rhein-Neckar-Region kennenzulernen. Die SUMMER UNIVERSITIES sind das größte Projekt des Netzwerkes AEGEE und zählten in den letzten elf Jahren über 10.000 Teilnehmer in rund 500 Kursen. Interessierte Studenten bewerben sich bei der nächstgelegenen Lokalgruppe von AEGEE. In Heidelberg bietet AEGEE wegen des großen Interesses auch in den Ferien Infotermine am 18. Februar, 4. und 18. März und 1., 8. und 15. April jeweils um 20h im Studihaus/Marstallhof. Bewerbungsschluß in Heidelberg ist am 15.4. um 20h im Marstallhof. Die Heidelberger Lokalgruppe AEGEE Heidelberg e.V. betreut im kommenden Semester in Zusammenarbeit mit dem Akademischen Auslandsamt der Uni Heidelberg und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) die ERASMUS Stipendiaten, die derzeit in Heidelberg studieren. Neben regelmäßigen Konversationsgruppen und der eigenen SUMMER UNIVERSITY bereiten die aktiven Mitglieder auch ein internationales Symposium zum Thema "Nachhaltige Entwicklung" vor, das im Rahmen der europäischen Konferenzreihe BASE (Building a Social Europe) im Oktober 1998 in Heidelberg stattfindet. Mehr über die Summer Universities 1998: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~dl1/su/ Illdiko Gössl Gegenvorschläge zur StuWe-ReformWerk der StudisDie Reform des Studentenwerksgesetzes soll nun in einer Kommission erarbeitet werden, die aus handverlesenen Mitgliedern besteht . Das Ministerium wählt aus. Alle 9 Studentenwerke, so heißt es, sollen je einen Vertreter entsenden. Darunter sollten 3 Studentischen Vertereter sein, die auch von der LAK legitimiert wurden. Doch nun sitzen nur 2 dieser in der Komission: Ein dritter Student ist vom Ministerium selbst ausgewählt worden: Er stammt aus dem Verwaltungsrat Mannheim und ist Mitglied im dortigen RCDS, zur LAK besteht jedoch leider kein Kontakt. Unter diesen Vorraussetzungen lässt sich diese Arbietsgruppe schwer als "unparteiisch" beschreiben Und auch die "Vetretung" der Studierenden ist nicht gewährleistet: Im Gegenteil: So ist für das Land - also pro forma - gesichert, dass die Reformen unter studentischer Beteiligung erarbeitet wurden. Die Reform soll bis Januar 99 umgesetzt werden. Der Vorschlag des Ministeriums, über den wir schon im UNiMUT berichtet haben, wird von den Studierenden klar abgelehnt. Stattdessen gibt es einen Vorschlag der Studierenden: Grundlegend gefordert wird, daß das Studentenwerk das Recht bekommt, sich selbst eine Satzung zu geben. Hierdurch können weitere Aufgaben des Studentenwerks bestimmt und so regionale Schwerpunkte gesetzt werden. Auch weitere Gremien, außer den zwei nach dem Gesetz festgelegten, können eingerichtet werden. Zu Überlegen wäre z.B. ein Gremium, das den WohnheimsprecherInnen Mitsprache einräumt. Die Zusammensetzung des Verwaltungsrates legt einen 50prozentigen Stimmenanteil für Studierende fest, um in dieser Einrichtung für Studierende auch deren Interessen umzusetzen. Desweiteren können in der Satzung beratende Mitglieder bestimmt werden, z.B. die Frauenbeauftragte, der/die Behindertenbeauftragte oder Personen mit einschlägigen Fachkenntnissen auf rechtlichem, sozialem oder wirtschaftlichen Gebiet. Der Verwaltungsrat, der insgesamt 10 stimmberechtigte Mitglieder besitzt (zu den Studierenden auch VertreterInnen der Stadt, Hochschule und des Studentenwerkes) ist u.a. zuständig für die Beschlußfassung über den Wirtschaftplan und wählt einen Vorstand. Dieser Vorstand besteht aus 5 Personen: Geschäftsführer, je 2 Studierenden und Vertretern der Hochschulen, legt die Richtlinien der Geschäftsführung fest. Die Finanzhilfe des Landes an die Studentenwerke soll aus Sockel-, Grund- uznd Beköstigungsbetrag bestehen, deren Höhe gesetzlich festgeschrieben ist. Wobei der Grundbetarg sich an der Zahl der Studierenden mißt, der Beköstigungsbetrag an der Zahl der Essen. Eine Übergangsregelung aus der jetzigen Situation ist enthalten, wobei das vom Land vorgegeben Finanzvolumen nicht überschritten wird. Diese Forderung schließt sich der der Geschäftsführer an und beugt der jetzigen Situation vor, in der mit den versprochenen Geldern nicht geplant werden kann: Denn die am Anfang des Jahres gewährten Zuschüsse werden mit der Haushaltssperre nicht mehr ausbezahlt. Charlotte damals... vor 29 JahrenSPD-Chef Oskar Lafontaine beendete 1969 sein Physikstudium, welches er 1962 begonnen hatte. In diesen 7 (14 Semester) Jahren beehrte Lafontaine die Universitäten Bonn und Saarbrücken. Damals musste der heutige Ministerpräsident des Saarlandes noch keine Strafgebühren zahlen. Im letzten Jahr plante er die Einführung von 100 DM "Einschreibegebühren" analog zu Baden-Württemberg. Nachdem sich das Thema Studiengebühren zum Wahlkampfthema mauserte, nahm die Saarländische Regierung wieder vorerst Abschied von diesen Plänen. Wusstet Ihr schon......dass Holger Brühe in einer Unfalluntersuchung festgestellt hat, dass die Seilbahn zu hoch geschwebt sei. Es habe sich hierbei aber wie immer nur um einen bedauerlichen Einzellfall gehandelt. Wer verstehts? ...dass die Fakultät für Mathematik Mittel bereitgestellt hat, um ein Kolloquium für Lehramtsstudierende durchzuführen? Hierdurch soll versucht werden, die speziellen Probleme des Lehramtsstudiums zu erfassen, um Maßnahmen zur Verbesserung, Neugestaltung oder Neukonzeption von Veranstaltungen zu ergreifen. ...dass die 1000 DM Studiengebühren, wie auch die 100 DM und die Mahngebühren bei der UB direkt ans Land fließen? Und zwar direkt in den Staatshaushalt zur Verwendung an den "Hochschulen" - und das heißt in der Regel Fachhochschulen und Berufsakademien. ...dass der AK Lehramt inzwischen die Lehramtsprüfungsordnungen fast aller Bundesländer gesammelt hat? Interessierte können sie zu den Bürozeiten der FSK einsehen, vorzugsweise Mittwochs von 11.00 bis 13.00. ...dass ihr eure Diplomarbeiten (von Magister- oder Zulassungsarbeiten ist keine Rede) meistbietend verscheuern könnt? Hilfreich zur Seite steht euch dabei die TMT AG, Hinterm Graben 4-10, 35708 Haiger, die Industriekontakte vermittelt. Immerhin 30% der Kohle, die die damit machen, gehen dann an euch. Die Redaktion meint: Quatsch. Siebke meint: Eine großartige Einrichtung, die den freien Fluss des Wissens enorm erleichtert. ...dass der Fakultätsrat Physik einen in den letzten Monaten erarbeiteten Forderungskatalog zur Reform des Grundstudiums angenommen hat? In den kommenden Semestern soll der Plan umgesetzt werden, der unter anderem vorsieht, in den ersten beiden Semestern die Vorlesungen von TheoretikerInnen und ExperimentalphysikerInnen zusammenzulegen und ExPhys III scheinpflichtig zu machen. Arbeitsauftakt hierzu bildet eine Sitzung der Studienkommission am 16.Februar ab 9.00 morgens -- wenn es sein muss bis abends. Walter I. Schönlein Am Grundgesetz wird wild geschraubtVerfassungsangriffAm 16. Januar 98 ist die Grundgesetzänderung zur Einführung des großen Lauschangriffs vom Bundestag mit 2/3-Mehrheit abgesegnet worden, die Zustimmung des Bundesrats ist schließlich (im wesentlichen) vor ein paar Tagen zustande gekommen. Die akustische Wohnraumüberwachung soll zur Verfolgung schwerer Straftaten, insbesondere zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, eingeführt werden. Diese aber macht weniger als 1% aller polizeibekannten Delikte aus. Die wirklich organisierten Kriminellen werden sich der Maßnahme entziehen können. Weit häufiger trifft er gänzlich Unbeteiligte. Erfahrungen aus den USA belegen, dass mit jeder Abhörmaßnahme neben dem Verdächtigen durchschnittlich 70 weitere BürgerInnen mit erfasst werden. Die staatliche Überwachungsmaschinerie wird blindwütig ausgebaut, die Schlinge der Repression zieht sich immer weiter zu -- es soll nicht beim Lauschangriff bleiben. Bereits jetzt ist der Spähangriff mit Video- und Infrarotkamera geplant. Der große Lauschangriff führt zu einer Demontage unseres Rechtsstaates, weil nicht nur der Art. 13 GG (Unverletzlichkeit der Wohnung), sondern auch die Unschuldsvermutung, das Aussage- und Zeugnisverweigerungsrecht, der Gleichheitsgrundsatz, der Rechtsschutz Verdächtiger und zufällig Belauschter, die Pressefreiheit und die Freiheit der Berufsausübung ausgehebelt werden. Der große Lauschangriff ist als völlig unverhältnismäßige Maßnahme zur Verbrechensbekämpfung ohne Wenn und Aber abzulehnen. Weil es um den Schutz der Privatsphäre in der eigenen Wohnung, um den Schutz des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt, Therapeut, Apotheker und Patient, zwischen Journalist und Informant, zwischen Anwalt und Mandant, zwischen Steuerberater und Steuerzahler, zwischen Drogenberater und Hilfesuchenden usw., also um elementare Grundsätze des demokratischen Zusammenlebens geht, wehren sich VerfassungsrechtlerInnen, Berufsvereinigungen von JournalistInnen und ÄrztInnen sowie Bürger- und Menschenrechtsorganisationen und sogar B90/Grüne gegen den Lauschangriff. Ein Abhörverbot von Geistlichen, StrafverteidigerInnen und Abgeordneten (natürlich!) kann nicht vom schwerwiegenden Grundrechteabbau ablenken. Nach einem Flugblatt von B90/Grüne Ein Gesetz muss verhindert werdenHaeRGe-AdeEndlich ists soweit! Nachdem im Herbst letzten Jahres die Studis im ganzen Bundesgebiet für bessere Studienbedingungen und gegen den geplanten Bildungs- uind Sozialabbau gestreikt haben, zeigt uns die Politik, wie sehr sie darauf eingeht. Nämlich gar nicht. Am 12./13.02.98 findet in Bonn endlich die heissersehnte letzte Lesung des vierten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengestzes statt. Dank der Studiproteste und der daraus resultierten Erfolge (dem berühmten Tropfen auf dem heißen Stein) haben die Politiker die Möglichkeit, beinahe unbemerkt von jeglicher Öffentlichkeit, ihre Pläne zu verwirklichen. Jegliche Öffentlichkeit? Nein - Es existiert noch eine kleine Gruppe von Menschen, die nicht vorhaben, dies sang- und klanglos hinzunehmen. In Heidelberg wehrt sich dagegen noch die AG "Neue Uni", die immer noch voller Energie und guter Ideen ihren Protest äußert. So auch jetzt wieder: Vom neunten bis elften Februar hat die AG eine Urabstimmung unter den Heidelberger Studis initiiert unter dem Motto "Wenn uns keiner fragt, fragen wir eben selbst". Ziel ist es, durch massive Medienpräsenz darauf aufmerksam zu machen, dass es sehr wohl noch große Unzufriedenheit gibt -- und den PolitikerInnen vielleicht endlich mal den wohlverdienten "Ass-Kick" zu verpassen. Inhalte des neuen HRG, die sich gegen Mitbestimmung der Studierenden, aber für Einführung von Studiengebühren ("sozialer NC"), Privatisierung der Hochschulen, Zweiteilung des Studiums durch Bachelor und Master (dadurch nur noch "Wissen für die Wirtschaft"? d.S.) etc. aussprechen, sollen und dürfen nicht einfach so hingenommen werden. Sollen die paar da oben uns viele hier unten einfach so in die Tasche stecken können? Aber wer während des Streiks auch nur ein bisschen Interesse aufgebracht hat, kennt das ja alles schon aus dem "FF" und wird sicher das Kreuz an der richtigen Stelle schlagen - pardon: machen (Vorsicht: Die Frage auf dem Stimmzettel vorher lesen! d.S.). Denn wie die AG in ihrem Resümee auf dem Flyer zur Urabstimmung richtig bemerkt: "In den Hochschulen steckt ein großes Potential, gesellschaftliche und globale Probleme zu analysieren, Bestehendes zu hinterfragen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln." Und diese Potential steckt bestimmt nicht nur in den Kindern der wohlhabenden Familien oder in Studiengängen, die nur der Wirtschaft dienen. Wäre es nicht eine schöne neue Welt, die nur noch aus ein paar wenigen Priveligierten und vielen, vielen "einfachen" Menschen bestünde?Erwin WohlstandsmüllDieses Wort, welches der Chef von Nestle Deutschland gebrauchte, wurde jüngst zum Unwort des Jahres gewählt. Es bezeichnet das Äquivalent zu "Humanressource". Beide Wörter beziehen sich jedoch nicht auf Rohstoffe einer Fabrik, sondern auf uns Menschen. Dies verdeutlicht das gesell-schaftliche Problem, daß wir haben: Menschen werden (wieder) in Nützlich und Unnützlich unterteilt. Diejenigen, die sich als "Human-ressource" aufopferungsvoll dem "Standort Deutschland" zur Verfügung stellen, gelten als Lebenswert, die anderen sind eben nur Müll, der weggeworfen werden kann. Es ist ein herausragendes Symptom des Zustandes, wohin die Politik der letzten Jahre diese Gesellschaft hingeführt hat. Was dies mit den Problemen von uns Studis zu tun hat, werden sich einige fragen... leider eine ganze Menge! Denn alle gesellschaftlichen Bereiche, und damit auch die Universitäten und wir Studierende, werden auf betriebswirtschaft-liche Funktionen und Begriffe reduziert. Dauernd bekommen wir zu hören, daß wir mehr leisten müßten, dem "Standort Deutsch-land" zu dienen hätten, in Konkurrenz und Wettbewerb zueinander treten sollen, die Unis Dienstleistungsbetriebe seien und wir, die "Humanressourcen", -nun plötzlich zu "Kun-den" aufgestiegen -für die "Ware Bildung" zu zahlen haben. Bildung soll dabei auf Ausbildung im betrieblichen Sinne beschränkt bleiben. Möglichst kurz und mit möglichst wenig Kosten. Wirkliche Bildung bliebe nur noch einer finanzstarken Elite vorbehalten. So setzt Trotha sich für Studiengebühren ein, weil sie uns "den Wert eines Studiums vermitteln" sollen. Die sog. "Regelstudienzeiten" sollen uns dazu bringen, möglichst schnell und kos-tengünstig zur späteren Verwertung nutzbar zu sein. Die Einführung des auf 6 Semester angelegten Bachelor für die Masse und das Vollwertstudium für die obere Klasse zeugen als Symptome davon. Dabei sind demokra-tische Mitspracherechte nur hinderlich. Nicht zufällig existiert keine reale Mitbestimmung der Studis in den Gremien und Ausbil-dungsförderung ist sowieso kein Thema mehr. Das BAföG wird immer weiter zurück-gefahren, nur noch ca.11% von uns beziehen es und zwar nur bis zum Ende der willkürlich festgelegten "Regelstudienzeit". Wenn Trotha dann sagt, die "Strafgebühren" ab dem 14. Se-mester seien sozial abgefedert, weil BAFöG- BezieherInnen diese nicht zahlen müßten, ist das einfach Makaber, da es BAföG nur bis zum 9. Semester überhaupt gibt. Statt die Zahl der Studienplätze dem tat-sächlichen Bedarf anzupassen, werden die Vorhandenen selektiert und das Abitur somit im Grunde überflüssig gemacht, da es keine automatische Hochschulberechtigung mehr darstellt, was eigentlich sein Sinn und Zweck ist. Nicht umsonst ist im Moment der Bau einer Privatuni bei Bruchsal geplant. Dafür hat die Landesregierung plötzlich wieder Geld, welches sie an den Studentenwerken und am Hochschuletat einspart. Ministerpräsident Teufel meinte noch, es sei unwahrscheinlich, daß es hier in Baden-Württemberg zu nennenswerten Protesten komme, schließlich seien wir mit der Wirtschaftlichkeit der Unis bundesweit am Weitesten. Die Studis könnten Dank der Möglichkeit von Auswahlgesprächen endlich in Konkurrenz zueinander treten. Die Bevöl-kerung bekam hören, daß es an dem einen und anderem fehle und FDP-Westerwelle soll "richtig entzückt" gewesen sein, so die FR, daß "die '98er' dafür streiken, "ihre Leistungschan-cen zu bekommen", was wohl heißen soll, als daß sie sich aufopferungsvoll dem Standort Deutschland als Humanressourcen in Kon-kurrenz zueinander zur Verfügung stellen. Von PolitikerInnen aller Coleur gab es solidarische Grußworte und man beginnt sich zu fragen, wieso es soweit mit dem Bildungs-system kommen konnte, wenn alle die Proteste toll finden. Schuld sind laut Regierung die SPD-Länder, die wiederum sagen, es ist der CDU-geführte Bund und ich sage, es sind alle Beide. Das neue HRG (siehe Ausgabe 133) haben sowohl Koalition wie auch die SPD-Länder verbockt und Studiengebühren gibt es nicht nur auf schwarzen Landstrichen, sondern waren in Form von "Examensgebühren" im Rosa-Grünen Hessen nur von unseren Kommilitonen dort durch ihre Aktionen verhindert worden. Schon meinte Finanzminister Mayer-Vorfelder zynisch, wir verhöhnten mit den Streiks die Arbeitnehmer, die unsere Studienplätze finanzierten (!). Nach dem Prinzip "Teile und Herrsche" versuchen die Verantwortlichen uns zu spalten und zu Isolieren. Damit versuchen sie, die Proteste klein zu halten und gleichzeitig in eine Richtung zu drängen, die nur auf mehr Geld abzielt, ohne daß dabei die wirklichen Ursachen tangiert werden. Sollte diese Taktik gelingen, wären alle Proteste sinnlos gewesen. Denn die aufgezählten Dinge sind nur Symptome einer seit Jahrzehnten verfehlten neoliberalen Politik, welche darauf abzielt, Bildung und die Studierenden selbst nur noch unter ökonomischen Aspekten zu betrachten. Wir müssen statt dessen die Ursachen der Misere beleuchten und daraus unsere Forder-ungen ableiten und mehr noch, wir müssen auch neue Fragen stellen: Warum müssen wir denn in Konkurrenz zueinander treten, warum müssen die Hochschulen untereinander im Wettbewerb stehen, warum muß sich die Universitäre Bildung von Vorgaben aus der Wirtschaft lenken lassen, warum werden wir zum reinen Kostenfaktor degradiert und warum sollen wir quantitativ so schnell wie möglich studieren statt qualitativ so gut wie möglich? Warum stellen wir dem Konkurrenzprinzip nicht das Solidaritätsprinzip entgegen? Eine zivilisierte, humane Gesellschaft zeichnet sich in ihrem miteinander aus, nie durch das Prinzip jedeR gegen JedeN, sonst wird ihr langfristig ihre soziale Bindung genommen, was letztendlich zu ihrem Verfall führt. Es muß also zu einer grundsätzlich anderen Politik kommen, die eben nicht die Unis, wie auch die ganze Gesellschaft verkommerzialisieren will, sondern Bildung als das nimmt, was sie ist: Nämlich ein soziales Menschenrecht, das Allen ohne soziale Hürden zugänglich sein muß. Dazu ist eine bedarfsdeckende, elternunabhängige Ausbildungsförderung eb-enso unerläßlich wie die demokratische Mit-bestimmung der Studierenden. Wir sind nicht nur StudentInnen, wir waren Schüler und werden ArbeitnehmerInnen und RentnerInnen, vielleicht auch Arbeitslose wer-den. Wir dürfen uns deshalb nicht von Leuten wie Mayer-Vorfelder entsolidarisieren lassen. Nur gemeinsam mit den anderen benach-teiligten Gruppen werden wir es schaffen, die-ser Politik Einhalt zu gebieten. Denn diese Menschen leiden im Grunde an den selben Problemen wie wir, nur die Symptome sind ein wenig anders gelagert. Deutschland ist trotz (oder Gerade wegen) der dramatisch anwachsenden Armut nach wie vor eines der reichsten Länder der Welt, was nichts anderes heißt, als daß das benötigte Geld gesellschaftlich vorhanden ist. Es ist also nur eine Frage des politischen Willens, ob es gesellschaftlich verfügbar gemacht und einge-setzt wird. Solange wir dieses Thema nicht anschneiden, haben wir aufgrund der 'Sachzwänge' (="leere Kassen") keinen poli-tischen Spielraum und unsere Proteste wären Wirkungslos. Markus Schöne neue WarenweltVor kurzem ging einigen Studierenden in Hamburg und Heidelberg ein obskurer Brief des Studentensekretariates zu. Darin fordern die Stiftung Warentest und die Ber-telsmann -Tochter CHE (Centrum für Hochschul-entwicklung) zur Mitarbeit an einer Umfrage auf. Als Ergebnis soll im Frühjahr ein "Vergleichender Studienführer" (?) als Sonderheft der Stiftung Warentest erscheinen. Abgesehen von der empirischen Qualität der Um-frage - einigen Studierenden wurde inzwischen der Fragebogen mehrfach zugeschickt -, ist diese aber auch inhaltlich zweifelhaft: Die Stiftung Warentest genießt bislang den Ruf einer unabhängigen Verbraucherschutzorganisa-tion. Ihr Urteil etwa bei Olivenöl oder Videorekor-dern gilt als objektiv und kann zur Werbung genutzt werden. Übertragen auf den Bildungsbereich wird sich zukünftig dann wohl auch die beste Uni mit dem Sigel Sehr gut schmücken können. Universitäre Bildung erhält damit Warencharakter. War früher die Idee von Universität, interdisziplinär Kritikfähigkeit zu entwickeln, damit gesellschaft-liche Probleme erkannt und gelöst werden können, so scheint es heute - folgt man diesem Fragebogen -nur noch um Marktfähigkeit zu gehen. Bildung soll hier das Bedürfnis des Kapitals nach einem gut ausgebildeten Arbeitskräftepotential befriedigen. Die Fragen geben die Richtung vor: Praxisbezug, Serviceangebot und Prüfungsvorbe-reitungen der Hochschule sollen bewertet werden. Umfang und Inhalt des Fächerangebots, Wahlmög-lichkeiten u.ä. bleiben hingegen auf der Strecke. Eine solche Befragung paßt in diese Zeit, in der unabhängig von Inhalten die Studienzeiten massiv verkürzt werden. Sie paßt auch deshalb, weil immer unverfrorener Konkurrenz im Bildungsbereich ein-gefordert wird. Konkurriert wird hier um knappe Mittel, die an Studierendenzahlen gekoppelt sind und zukünftig auch mit der "Qualität des Outputs" verknüpft werden. Studierendenzahlen aber sind, wenn Bildung eine Ware ist, deren Qualität getestet werden kann, abhängig von der "objektiven" Bewer-tung dieser Ware und dem Preis, zudem wir sie er-werben können. Somit entsteht hier eine schöne neue Warenwelt, die Konkurrenz auch in den Bil-dungsbereich trägt und endlich ermöglicht, auch in Deutschland Sehr gute Unis für die Eliten und Mangelhafte für die breite Masse zu schaffen. Lupinchen Aktionsgruppe "Neue Uni"Es gibt sie noch, die unordentlichen Studierenden, und du kannst dabei sein. Die AG "Neue Uni trifft sich jeden Donnerstag um 18 Uhr im ZFB (besser bekannt als FSK-Gebäude), Lauerstraße 1. Mehr Infos bei http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~llammich TermineMittwoch, 11.2. Donnerstag, 12.2. voraussichtl. 12./13. Februar Freitag, 13.2 Samstag, 14.2. Donnerstag, 26.2. Mittwoch, 18.3. Samstag, 7.3 und Sonntag 8.3 Puppentheater Ausstellungen Seminare
Tips für SparerInnen und InvestorInnenBargeld lachtWer sich diese Woche noch rückmeldet, zahlt nur 179,- DM (Gebühren und Sozialbeitrag), wer sich bis nach dem 13. Februar Zeit läßt, zahlt 20.- DM mehr. Wer meint, "meine Uni ist mir 1000,- DM im Semester wert", sollte diese direkt bei der Uni als Spende einzahlen, denn die 1000.- Gebühren fließen - wie die 100,- DM - direkt ans Land. Dieses verteilt sie dann an die "Hochschulen", sprich in erster Linie an die Berufsakademien und Fachhochschulen. Die "eigene" Uni bekommt vielleicht auch gar nichts von den Gebühren, denn - so das Ministerium - man wolle keinen Anreiz schaffen, zu viele Leute zu lange an den Hochschulen zu halten... |
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