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UNiMUT 146 vom 15.12.97

Inhalt

Editorial

Heinrich Heine ist tot. Der Streik noch nicht -- die neunte Unimut Streikausgabe dieses Jahr beweist es. Allerdings handelt es sich voraussichtlich um die letzte für dieses Jahr: das Jahresende mit seinen vorlesungsfreien Tagen nähert sich unaufhaltsam. Die ersten packen ihre Skier oder Bücher ein; während in einigen Seminaren noch Totalblockaden durchgeführt wurde, gehen immer mehr Fachbereiche vom Streik auf Protest über. Neben erschöpften Gesichtern sieht man die ersten frustrierten - die vielen Umarmungen der Politik gehen auf Dauer auf den Magen...

Andere schieben die Umarmungen noch auf und arbeiten an inhaltlichen Vorschlägen, die sie nächstes Jahr vorlegen wollen. Die in einigen Fachbereichen ausgearbeiteten Forderungskataloge werden auch nicht unbedingt auf offene Arme stoßen, aber hier können sich die Institute nur selten mit dem Verweis auf Bonn oder Stuttgart entschuldigen - mal sehen, was sie statt dessen anführen werden!

Der Unimut wird in der nächsten Ausgabe wieder die beliebte Streikchronik fortführen, um zu zeigen, wieviel immer noch läuft; in einer Sonderausgabe am Donnerstag sollen alle Arbeitskreise vorgestellt werden, damit ihr euer Arbeitsprogramm bis Januar aufstellen könnt. Gelegenheit sich hierzu mit anderen abzusprechen, bietet die Demo in Bonn am kommenden Donnerstag!

Über Neujahr kann man natürlich auf Wunder warten in Form handfester Zugeständnisse durch die Politik... oder Kräfte sammeln, denn ab 15.01.98 gehts erst richtig los, freut sich

die Red


Ab Mittwoch besetzt der Rektor die Neue Uni!

Am 12.12.97 bekamen die BesetzerInnen der Neuen Uni einen Brief von unser aller Magnifizenz, Rektor Siebke, in dem er den Studenten J. höflichst bat, den Pfortenschlüssel bis Samstag, den 13.12. um 12 Uhr 30 zu übergeben und zwar schnell. Leider hatte unser aller Rektor übersehen, daß der Schlüssel nicht von einer Person, sondern von allen BesetzerInnen und damit den eigentlichen BesitzerInnen verwaltet wird. Dementsprechend antworteten die Leute aus der Neuen Uni mit einem dreiseitigen Brief und dazugehöriger Presseerklärung, in der sie ihre Sicht der Dinge darlegen: Die Uni gehört den Wissbegierigen. Also ist sie UNSER Haus und nicht das des Rektors. Außerdem ist das Gebäude so sauber wie selten zuvor und das lag auch an den BesetzerInnen, die nicht nur mehrmals täglich dort aufgeräumt haben, sondern auch die Putzfrauen tatkräftig unterstützt haben. (Mehr über die guten Taten der BesetzerInnen morgen im UNiMUT - in einer Kurzfassung des Briefs mit geplanten Aktionen etc.) Dennoch wird die Neue Uni zurück gegeben: am Mittwoch, den 17.12. um 12.05.

Im Rahmen der feierlichen Rückgabe des Schlüssels der Neuen Uni an Rektor Jürgen "Agricola" Siebke (siehe das Flugi oben, d.S.) gibt es wahrscheinlich eine Besetzungschronik, eine Prämierung des besten Streikplakats in der drei Wochen lang besetzten Neuen Uni und zusätzlich unterstützt ein "Strauß bunter Aktionen" die Rückgabezeremonie.

Und dann kann Siebke wieder lachen: denkt er an die Neue Uni in der Nacht, so ist er nicht mehr um den Schlaf gebracht!

Der UNiMUT dokumentiert folgendes Flugblatt:

Seit fast 3 Wochen will er sie wiederhaben.

Jetzt ist es soweit:

Die ordentlichen Studierenden laden ein:

Feierliche Rückgabe der besetzten neuen Universität an den Rektor

Große Zeremonie im Foyer der neuen Universität

...Sektempfang, Show-Programm,... , ne Stunde lang.

Am Mittwoch, 17.12.1997, 12.05 Uhr


Langzeitstudierende

"Langzeitstudierende" sind für die meisten PolitikerInnen vermutlich langhaarige Versager, die einerseits den ganzen Tag auf der Neckarwiese herumhängen und dadurch andererseits die Seminare überfüllen. So werden sie zu VerursacherInnen der Hochschulmisere. Dieses etwas unstimmige Bild hat jedoch in den Medien und in der Politik Erfolg: die gezielte Isolierung der Langzeitstudierenden als Gruppe stigmatisiert sie zu Sündenböcken, lenkt von den eigentlichen Problemen und schafft eine Gruppe, die real für ihre "Sünden" zahlen kann. Ähnlich geht es anderen Gruppen, wie "den Asylanten", "den Sozialhilfeempfängern" etc. Was die Gründe für lange Studienzeiten sind, warum diese in einigen Fällen gewollt und in anderen unvermeidbar sind, ist uniniteressant.

Anfang Dezember hat sich in Mannheim ein AK Langzeitstudierende gegründet. Er will die Langzeitstudierenden sammeln und landesweit die Langzeitstudierenden vernetzen, um eine Rücknahme insbesondere der Strafgebühren für Studierende in höheren Semestern erreichen.

AK Langzeitstudierende c/o "asta" Uni Mannheim, Fax: 0621/2923103
Kontakt: Daniel Grieshaber und Ute Schnabel, Tel: 0621/2925212

In Freiburg gibt es bereits länger einen Verein "Freiburger Initiative gegen Bildungsabbau und Studiengebühren e.V. (FIBS)", fibs@uni-freiburg.de, Kontakt über politisches Büro/Spechtpassage, Wilhelmstr. 15, 79098 Freiburg, Sprechstunde: Mittwoch 14.00-15.00, Tel: 0761/33321


Termine

(diesmal keine Castor-Entgleisungen)

Das heisse Finale am Donnerstag, 18.12.97

Bundesweite Demo in Bonn
für Demokratisierung, Mitbestimmung und gegen Bildungsklau
"Wir besuchen die Zukunft Rüttgers"
Abfahrt 8 Uhr am Bauhaus, Kartenvorverkauf in der Neuen Uni (20 DM)

Montag, den 15.12.

16.00 Uhr, Vollversammlung im Südasieninstitut, SAI-Café

18.00 Uhr, Eishockeyspiel im Eisstadion Mannheimer Adler (direkt neben der Uni-Mannheim): Studis versus Adler, Eintritt frei

19.00 Uhr, Referendariats-NC-Veranstaltung mit der GEW, Nuni

20.00 Uhr, Treffen der Zukunftswerkstatt Gruppe 5 "Mitbestimmung und HRG", Wissenschaftlich Theologisches Seminar (WTS) Übungsraum 1

Dienstag, den 16.12.

15 Uhr c.t., Sitzung des Kleinen Senats der Uni (nichtöffentlich). (Der große Senat wäre nämlich öffentlich, d.S.)

18 Uhr, Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, Ausstellungseröffnung mit Klaus Staeck "Plakate für Boehringer - Zur geplanten Übernahme durch Hoffmann-La Roche" (Is kein Scherz, d. S.)

19.30 Uhr, Alternative Konzepte zur Hochschulreform - Ein Vortrag von Gerd Köhler (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW) mit anschliessender Plenumsdiskussion, HS 13, Neue Uni, Veranstalter: Studierende und Dozierende vom Erz. Wiss. Seminar

Mittwoch, den 17.12.

12.05 Uhr s.t., "Restitutio publica in manus rectoris" Feierliche Übergabe der besetzten Neuen Uni an den Rektor Siebke (öffentlich). Große Sirenen-Zeremonie im Foyer der Neuen Uni mit Met-Empfang, Sänger-Wettbewerb "Ibycus" und einem netten Hektor Siebke.

16.00 Uhr, Vorbesprechung der Studienkomissionssitzung im Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Sandgasse 7, R 010

19.15 Uhr, Politisches Abendgebet - wahrscheinlich das letzte in diesem Jahr. Ort: Rote Kapelle im Keller der Evangelischen StudentInnen Gemeinde, Plöck sixtysix. (Wer rein will muss fest an der Türe drücken, d.S.)

20.00 Uhr, Kino im Feld, Film "Trainspotting", Aula INF 684, Kostenbeitrag 3,- DM. Alle dort gezeigten Drogen sind kostenlos erhältlich, daher rechtzeitig kommen. Diesmal garantiert bullenfrei!

Donnerstag, den 18.12.

Bundesweite Demo in Bonn, Busfahrkarten 20 DM, Abfahrt 8 Uhr Bauhaus, Kartenvorverkauf in NUni

14 Uhr, Sitzung Verwaltungsrat der Uni, (nichtöffentlich)

18.00 Uhr, Gesprächsabend mit Matthias Berninger (das ist der Selbstdarsteller von den Grünen/Bündnis 90 mit diesem blödsinnigen BAFF-Zeugs, d.S.), Erz. Wiss. Seminar, Akademiestr. 3

20.00 Uhr, "Nightmare before Christmas", (Hat übrigens NIX mit dem Streikende zu tun, d. S.) Kino im Feld, Aula INF 684, UKB 3,- DM

20.00 Uhr, "Streit statt Streik" (Humbug statt HRG, oder so? d.S.) Vertreter von CDU, SPD, Oliv-Grüne und event. auch FDP diskutieren die Situation an den Hochschulen in BaWü. (Die werden auch nur labern. Spätestens bei der Umsetzung werden die auch streiken d.S.), HS 13 Neue Uni Veranstalter: AK Parteien

Zusätzliche Bedingung

Wichtig
ist nicht nur
daß ein Mensch
das Richtige
denkt
sondern auch
daß der
der das Richtige
denkt
ein Mensch ist

Erich Fried


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Erzeugt am 27.02.2003

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