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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine |
Inhalt
EditorialFreudige Mienen bei der Ankunft auf dem Lande gibt es nicht immer - wie wir an den UN-Soldaten in Bosnien sehen. Dies ist ein Spielwort über ein ernstes Thema, mehr dazu auf Seite zwei. Außerdem dort zu finden die gerade frisch eingetroffenen aktuellen Meldungen aus dem Großen Senat (so aktüll ist nicht mal der Netzzerstörer ruprecht!). Auch unsere letzte Titelstory wird natürlich fortgesetzt. (Zur gefälligen Erinnerung, am EWS wird gehobelt, also fallen die Studis unter den Tisch oder so ähnlich!) Dann kriegen wir nicht nur ab und zu LeserInnenbriefe (schreibt gefälligst, aber dalli!), sondern wir veröffentlichen auch offene Briefe. Der heurige handelt von Briefen, die ohne Auftrag... aber, lest selbst. Und dann war da noch die Prosa zu Paris auf Seite sechs. Propos Aktionen, Proteste und so. Der Heidelberger Aufruf ist da, ist veröffentlicht und muß jetzt unterschrieben werden und zwar von Euch, so daß die VertreterInnen der Parteien auch was zu schleppen haben. Außerdem macht eben diesen VertreterInnen auf der nebenstehend angekündigten Demo bitte schön endlich klar, daß wir die Franzosen übertreffen können, wir müssen nur wollen. Wollen wir? Netti hat einen Bericht über die AS des fzs in HD geschrieben. Nettigerweise erklärt sie die Abküs. Und dann war da noch die Sabotageaktion der Telekomauskunft an der FSK, die bei Fragen zu Sozialberatung der Stadt Heidelberg, Bafög-Amt u.ä. die Nummer des ZFB rausgibt. Aber dazu was in einer späteren Ausgabe. Das Impressum stimmt eigentlich wieder mal nicht, ist aber schon gelayoutet, deshalb hier die Ergänzungen. Heinz wird immer mehr zum unverzichtbaren Teil der Redaktion, er läßt Zeilen verschwinden,... Und der eine Herr mit K. hat sich unbedingt verdient gemacht, er hat zwar nichts geschrieben oder gelayoutet, aber er war unverzichtbar für das persönliche Wohlbefinden eines Teils der Red. AS tagt in HD
Vergangenes Wochenende (2.-4. Februar) tagte in Heidelberg der AS des fzs. Dieser ist ein bundesweiter Dachverband von mittlerweile 60 Hochschulen (weitere werden folgen!), in dem auch die FSK Mitglied ist. Dieser Verband wählt auf seiner MV den oben erwähnten Ausschuß (bestehend aus 8-10 Studivertretungen), der zusammen mit dem Vorstand zwischen den MVen die Verbandsgeschäfte führt und als Kontrollgremium für den Vorstand fungiert. Es wurde - wie immer - diskutiert und beschlossen. Die Bandbreite der TOPs ging von "Sollten wir 1-2 Zimmer in Bonn anmieten, damit die Vorstandsmitglieder nicht immer im Büro auf dem Boden schlafen müssen und mal warmes Wasser haben?" bis zu "Schließen wir uns dem Aufruf des JRE an und machen beim Jugendstreiktag im Mai mit?" Beides wurde dann übrigens positiv beschieden. Für die nächste Sitzung im März in Bochum hat sich unter anderem folgendes Thema als diskussionswürdig (-nötig? d.Sin.) rauskristallisiert: Wie geht es eigentlich des "Süd-ASten" so ohne verfaßte Studierendenschaft? Das ist nämlich im Norden gar nicht so bekannt... Ein Diskussionsschwerpunkt war das Verhältnis des fzs zum AK BiGi bzw. zum AK SES (ehem. AK Deutsches Studentenwerk, bis der Vorstand des DSW die Namensführung untersagt hatte (Kennen wir das nicht irgendwoher? d.Sin.)). Beides sind bundesweite Arbeitskreise, in denen u.a. auch die anderen großen studentischen Verbände (als solche werden die Jusos, die LHG, der RCDS und die ESG/KSG angesehen) mitarbeiten. Die beiden Arbeitskreise sind im Grunde sehr locker zusammengeschlossen und haben keine feste Struktur. Dies hat den Vorteil, daß die Diskussionen nicht darauf ausgelegt sind, Positionen zu bestimmen, die dann nach außen zu vertreten sind, dadurch können sie sehr offen sein. Es hat aber auch den Nachteil, daß die Organisation und die Diskussion verhältnismäßig beliebig sind, v.a. beim AK BiGi, und man dadurch Gefahr läuft, ständig das (hochschulpolitische) Rad neu zu erfinden. Der AS ist so verblieben, weiter in beiden AKs mitzuarbeiten, v.a. im AK SES und bei Bedarf geplante Aktionen zu unterstützen, sofern sie den Vorstellungen des fzs-Mitglieder entsprechen. Eine grundsätzliche Entscheidung in diesem Rahmen war die Entschließung, anstelle von zentralen Demos in Bonn wie am 1.2. lieber dezentrale Aktionen zu machen und zu unterstützen, weil diese effektiver zu planen und durchzuführen sind. Insgesamt war die Diskussionsatmosphäre sehr angenehm und die Arbeitsberichte des Vorstands wurden positiv angenommen - trotz des sehr knappen und mangels Einarbeitung - etwas diffusen Finanzberichts wurde noch nicht mal die Finanzreferentin des fzs (=Netti, d.and.Sin.) ausgeschimpft. Eine kleine Info für den Schluß: wer gerne noch mehr lesen möchte, lese! Im fzs-Büro in Bonn gibt es nämlich ganz viele tolle Materialien zu bestellen, die meisten davon kostenlos. Es gibt u.a. Reader zu folgenden Themen:
Darüber hinaus noch einige Papiere der HRK (nein, diesmal ist nicht die Heidelberger ReferentInnenkonferenz gemeint, d.Sin.) und vieles mehr. Die komplette Liste und die Bestelladresse gibt es im ZFB. Netti
Die Geister, die ich rief...Zur Zeit der Beatnik-Lyrik schrieb der amerikanische Poet Gregory Corso das Gedicht "Bomb". Es bezog sich auf die atomare Bombe und las sich wie eine paradoxe Liebeserklärung: 'Oh bomb, I can not hate you/you are not as cruel as man made you.' Die Kriegsgeräte können nämlich nur als potentiell teuflisch betrachtet werden, ihre Hersteller und Anwender sind es aber auf alle Fälle. Dies gilt insbesondere für Landminen deren Bestimmung einzig 'weiche Ziele' sind. Ein Minenplan macht Kriege und Konflikte besser durchführbar im Maße eines immer gezielteren und kalkulierbareren Einsatzes. Im offiziellen militärischen Sprachgebrauch wird vermintes Land 'Verweigertes Gelände' genannt. Gemeint ist das Abstecken geographisch oder politisch interessanter Terrains als 'no go ares'. Mit gezielter Systematik werden immer größere Flächen, Gebiete und endlich zusammenhängende Landstriche geschaffen, die durch die Verminung unzugänglich, höchst gefährlich und überdies unfruchtbar sind und somit den Menschen auf Generationen entzogen werden. So nicht nur in Angola, Somalia, Kurdistan, Kambodscha, wo die Perforierung der Länder durch Minen alles unmöglich macht, was dort möglich sein sollte: das Leben der Menschen, Anbau und Ernährungssicherung, Aufbau von Strukturen zur Existenzsicherung, die Arbeit von Hilfsorganisationen. Auch weiß man, daß es Jahrzehnte dauern und ein nirgends vorhandenes Potential an Finanzmitteln und technischen Geräten kosten wird, samt schrecklicher menschlicher Verluste, um nur die größten Flächen grob von Minen zu säubern. Die Welt braucht keine besseren Minen, sondern keine. Im Rahmen von allen tatsächlich hilfreichen medizinisch-sozialen Programmen, um die sich unter anderen medico-international kümmert, gebührt Prävention der erste Rang. Die beste Vorbeugung und die wirkungsvollste Rehabilitation besteht allerdings auf ausnahmsloser Ächtung jeglicher Minenproduktion und ihrer Verbreitung bei klaren und spürbaren Sanktionen gegenüber allen, die sich nicht daran halten. Damit verbunden ist die Forderung der Zuordnung der Kosten der Räumung der Minen und der Entschädigung der Opfer und Hinterbliebenen nach dem Verursacherprinzip. Die Internationale Kampagne gegen Landminen, der wir uns zusammen mit vielen anderen Partnern zugehörig fühlen, hat sich deshalb unmißverständlich darauf verpflichtet, eine weltweite Ächtung der Produktion, des Handels und des Gebrauchs von Landminen durchzusetzen. Ausnahmslos. medico international
Großer SenatGescheitert ist die Verabschiedung der neuen Grundordnung der Universität Heidelberg auf der Sitzung am 5.Februar. In der Sitzung sollten die erste und zweite Lesung der neuen Grundordnung durchgezogen werden. Die meisten Änderungen - großteils Anpassungen an das neue Unigesetz - waren unstrittig. Kleinere inhaltliche Fragen traten bei der Behandlung des Paragraphen auf, der regelt, welche Amtsmitglieder der Fakultätsrat Medizin HD hat; das Gremium konnte sich jedoch am Ende auf eine Formulierung einigen. Die Aufnahme einer Formulierung, nach der den Direktorien beratende Institutsbeiräte zur Seite gegeben werden können, jedoch stieß auf starke Ablehnung. Dies wurde teilweise auch offen formuliert, vor allem jedoch wurden ablehnende Voten mit "juristischen Bedenken" begründet. Der Vorsitzende, Prof. Höpfner, schlug schließlich vor, doch erst über eine inhaltliche Zustimmung der Sache nach - und dann über die Formulierung abzustimmen. Für einige Mitglieder waren die "juristischen Bedenken" allerdings auch dann noch so schwerwiegend, daß sie die Aufnahme der Formulierung ablehnten. Zentrale Frage war: wer sind die "Mitglieder eines Instituts", die den Institutsbeirat bilden sollen: Profs können das vielleicht noch sein - aber ist einE Studierende Mitglied eines Instituts - vielen schien dies doch zu gewagt... Nach einigem hin und her wurde der Punkt Institutsbeirat schließlich in der dritten Lesung abgesetzt. Dem solcherart gestutzten Änderungsvorschlag versagte das Gremium aber in der anschließenden 3.Lesung die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Die nächste Sitzung ist am 17.Juni. Institutsbeiräte sind Versammlungen an Instituten, die das Direktorium beraten. Das Direktorium fällt alle Entscheidungen, die nicht in den Entscheidungsbereich des Fakultätsrats fallen; im Direktorium sitzen nur ProfessorInnen. Durch Institutsbeiräte könnte man (könnte, denn sie müßten ja nicht eingerichtet werden) Probleme, die Institute betreffen, mit Betroffenen bereden. Dies wäre besonders an Fakultäten mit vielen Instituten eine Möglichkeit, auch betroffene Mittelbauangehörige, Angehörige des Personals und Studierende zu Wort kommen zu lassen. An großen Fakultäten reichen die drei Plätze für Mittelbau und Studierende bzw. einem Platz für die "Sonstigen" eben nicht für die mehr als drei Institute, die dort jeweils verschiedenen Fächer repräsentieren. Das Rektorat hatte es schon vor zwei Jahren verstanden, einen derartigen Grundordnungsänderungsantrag zu Fall zu bringen. Immerhin war diesmal einer der Prorektoren für den Antrag. Das EWS lebt noch!?!Im Augenblick scheint die Situation am Erziehungswissenschaftlichen Seminar (EWS) ruhig. Die Studierenden stapeln sich noch immer in den Hörsälen und Seminarräumen. Die Warteschlangen vor den Sprechzimmern der verbliebenen Dozierenden werden nicht kürzer. Die Institutsleiterin schickt sich immer noch nicht an, etwas gegen die Überlast von mehr als 200% zu tun, außer ein paar Briefe zu schreiben. Neue Stellen für das EWS zu beantragen, hält sie für überflüssig, da "...es ja sowieso keine Gelder gibt." (Andere Institute haben längst kapiert 'Wer am lautesten schreit, kriegt auch was.' d. Sin) Das dem EWS die Lehraufträge für das Sommersemester (SoSe) 96 nicht gekürzt wurden, ist nicht auf ihrem Mist gewachsen. Eine Krankheitsvertretung für den frisch am Herzen operierten Professor, der sich im SoSe hoffentlich auskuriert, hat sie auch noch nicht beantragt. Aber, es gibt einen Lichtblick. Der beantragte Nummerus Clausus (NC) von nullkommanull zugelassenen Studierenden für mind. ein Jahr schon zum SoSe 96 wird zumindest in der vorgesehenen Fassung nicht zustande kommen. Als frau auf die Idee kam, mal bei der Zentralen Univerwaltung anzurufen und nach der Durchführbarkeit des Vorhabens zu fragen (das im Fakultätsrat übrigens schon beschlossen ist!) bekam sie die Antwort:" Ja, was denn, am besten gestern, oder wie?" Ein NC zum SoSe wird also nicht kommen. Dies ist aber nur eine Atempause; die Studierenden jedenfalls werden nicht aufhören, ihre Meinung kundzutun. Auch wenn ein C3-Prof. des EWS meinte, er verstünde gar nicht, warum sich die Studierenden so aufregen würden, es gehe ja schließlich um Abiturienten, die keiner im Hause kennen würde, Solidarität mit diesen Leuten sei unangebracht. (Sowas ist Prof. für Sozialpädagogik. d. Sin) Fortsetzung folgt bestimmt
Analphabetismus!!!Wieviele einführende Seminare und Vorlesungen stehen im Vorlesungsverzeichnis und wieviele führen wirklich ein? Und wieviele fehlen überhaupt - vor allem zu Beginn des Hauptstudiums? Meist ist es ein offenes Geheimnis, daß die als "Einführung" bezeichnete Veranstaltung keinen Überblick über das Fach vermittelt. Das geringe Interesse an derartigen Veranstaltungen belegt allerdings nicht etwa, daß sie ungeeignet sind, sondern das generelle Desinteresse an derartigen Einführungen! Warum aber stoßen die in den letzten Semestern neu konzipierten oder neu eingeführten Einführungen in anderen Fächern, z.B. Romanistik/Literaturwissenschaft oder Klassischer Archäologie auf rege Nachfrage - auch unter Studierenden in der Prüfungsvorbereitung und unter Studierenden benachbarter Fächer? Eine erste Antwort haben wir nun aus dem qua Amt kompetenten Mund eines Studiendekans: die Leute können offenbar nicht lesen! Sonst hätten sie schon längst eine Einführung gelesen. Womit wohl bewiesen wäre, daß die TeilnehmerInnen an Einführungen studierunfähig und Einführungen mithin unnötig sind... Kirsten
NICHT IN UNSEREM AUFTRAG!!In einem Schreiben, datiert auf den 31.12., das von der Verwaltung im Namen des Studiendekans der Neuphilologischen Fakultät verschickt wurde, wird fälschlich der Eindruck erweckt, auch die Studienkommission und der Fakultätsrat hätten - neben dem Rektorat - den Studiendekan beauftragt, dieses Schreiben zu verschicken. Hierzu möchten wir richtig stellen: In mehreren Sitzungen haben wir, d.h. die studentischen Mitglieder des Fakultätsrates, versucht, über die Aufgaben des Studiendekans oder der Studienkommission zu diskutieren und der Studienkommission und dem Studiendekan einen Auftrag zu geben. Dies wurde jedesmal vom Dekan mit der Begründung, das ginge nicht oder das könne nur das Rektorat, abgelehnt. Die studentischen Mitglieder in der Studienkommission und im Fakultätsrat lehnen das vom Rektorat im Namen des Studiendekans durchgeführte Verfahren ab. Das als "Beratung" bezeichnete Verfahren ist der Sache nach eine Vorladung. Diese 'Vorladung' hat zudem keine Rechtsgrundlage. Eine Verweigerung der Rückmeldung zum SS `96 bei fehlendem 'Beratungsnachweis', wie sie in dem Schreiben suggeriert wird, ist rechtlich nicht möglich; es zu behaupten oder auch nur implizit anzudeuten ist Machtmißbrauch. Das für eine "Beratung" notwendige Vertrauen und die Offenheit wird mit einem derartigen Anschreiben zerstört, noch bevor sie hergestellt werden konnten - es wird Angst geweckt, anstatt Probleme ernst zu nehmen. Insbesondere das eingeschobene "-mehr oder weniger berechtigt -" zeigt, daß unterschwellig gar nicht die "Situation der Studierenden" erforscht werden soll, sondern unterstellt wird, ein Teil der Langzeitstudierenden sei zu Unrecht immatrikuliert. Die Situation der Studierenden ist in zahlreichen Erhebungen, teilweise in Heidelberg selbst, erhoben worden. Die Strukturschwächen und Engpässe an Seminaren und die persönliche, soziale und finanzielle Lage der Studierenden ist hinreichend beschrieben - weitere, noch dazu unseriös erhobene Daten zu sammeln, ist Zeitverschwendung und Schikane. (Anmerkung: unter Druck erhobene Daten sind in der Regel nicht valide, da häufig Informationen verschwiegen oder bewußt 'geschönt' werden.) Die studentischen Mitglieder im Fakultätsrat haben mehrmals Schwerpunkte für eine Arbeit der Studienkommission vorgeschlagen und seit langem gefordert, unnötige Studienzeiten durch kontinuierliche beratende Maßnahmen zu verhindern. Das Rektorat sucht Sündenböcke, und zwar bei denen, an denen die Universität entweder versagt hat, die der Hochschule den Rücken gekehrt haben und die Seminare nicht füllen und bei denen, die andere Vorstellungen von ihrem Studium haben als 'der Idealstudent' der Prüfungsordnung. Wir raten Euch, nehmt Beratungsangebote wahr, wenn Ihr sie persönlich für zweckmäßig haltet, fühlt Euch jedoch nicht gezwungen, einem solchen Schreiben, insbesondere was die 'freiwillige' Herausgabe persönlicher Daten betrifft, Folge zu leisten. Die studentischen Mitglieder im Fakultätsrat der Neuphilologischen Fakultät Die studentischen Mitglieder der Studienkommission der Neuphilologischen Fakultät
Die Aufführungen der "Brennenden Finsternis" im Psychologischen Institut sind nun endgültig gelaufen und UNiMUTs Flammender Aufrufmöchte Euch nun gewinnen für die Aktualisierung des Sozialhandbuchs Dieses unentbehrliche Kompendium (auch im Rektorat immer wieder heimlich konsultiert), der unersetzliche Führer in die Untiefen des universitären Universums und der städtischen Randbezirke, die genaueste Beschreibung der der Verwendung des Sozialbeitrags (19,- an den VRN, der gesamte Rest ans Studentenwerk, kein Pfennig an den Rektor oder gar die FSK!!) und der Lage der BAföG-Sümpfe; topographische und politische Karten des Dickichts der Sozialhilfe, der Untiefen der Rundfunkgebührenbefreiung, Kindergeldberechung und Studienberatung, die umfassendste Sammlung universitärer und anderer sinnloser Abkürzungen, der am wenigsten überholteste Kneipenführer (nach dem legendären Math/Phys-Info versteht sich), ... Kurz: DAS SOZIALHANDBUCH wird auch dieses Semester den neuesten Gemeinheiten, Wahrheiten und Eitelkeiten aus der Welt der Hochschule, Stadt und Land, Erstsemester, Vielsemester und Langzeitschmarotzer (-Innen und Außen) angepaßt - wenn sich Leute finden, die dieses Werk angehen! GESUCHT werden nicht nur LayauteurInnen, sondern auch Tips für neue Einträge, Hinweise auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten. All dies bitte bis zum 19.Februar (Rosenmontag) an den AK Sozialhandbuch der FSK, Lauerstr. 1, 69117 Heidelberg; Tel: 16221/542456; Fax: 542457; e-mail: fsk@urz.uni-heidelberg.de. Gummibärchen, Himbeerschnitten, Tee und Kaffee sowie Lob (auch Vorauslob) können auch nach Rosenmontag noch an die dankbare (allerdings unbestechliche) Redaktion geschickt werden.
Bemerkungen aus ParisIm Sommer zog ich nach Paris. Was zog mich nach Paris? Nun ja, eine Dissertation will man schreiben, und in Bistros will man herumhängen, und an der Seine will man entlanglaufen. Im Sommer fahren die Pariser an die Küsten, soweit sie nicht obdach- und arbeitslos sind. Paris ist dann sehr ruhig, und was Theater und Musik angeht, sieht es reichlich mau aus. Doch mit leerer Börse marschiert es sich auch besser an der Seine entlang. Fein, Paris, Frankreich. Und jeden Mittwoch erscheint der Canard enchainé. Es war ein goldener Sommer für Satire. Es war ein giftiger Sommer. Warum, dachte ich, wird ausgerechnet, wenn ich nach Frankreich komme, ein Chirac Präsident? Natürlich ändert ein neuer Präsident nicht gleich das Leben, aber die Stimmung ändert sich leicht, zumal zum Schlechteren. "'La France pour tous!"' hatte sich Chirac im Wahlkampf auf die Fahne geschrieben. Wollte man die Parole in ein Rechts-Links-Schema einordnen, verfiele man eher auf "'links"'. Herr Chirac ist aber Gaullist, und kluge Leser lesen "'LA FRANCE pour tous"'. Die Größe der Nation und eine gemeinsame Anstrengung zur Überwindung der Wirtschaftskrise werden beschworen. Es soll gegen die "'exclusion"' und gegen die Arbeitslosigkeit vorgegangen werden, recht so. Und wie es sich gehört, wird die Wirtschaftspolitik im Kabinett Alain Juppés durch einen Neoliberalen, Alain Madelin vertreten. Die Steuern und die Sozialabgaben sollen gesenkt oder zumindest nicht sehr erhöht werden, die Staatsschulden abgetragen, alsdann wird die unsichtbare Hand Wolldecken unter die Brücken legen. Das Wallstreet-Journal begrüßte Madelin, endlich nähme die sozialistische Politik ein Ende. Daß Chirac - und in seinem Gefolge Juppé - den Mund etwas voll genommen habe, wurde vermutet, denn Regierungen benötigen zum Handeln Geld. Aber jedes neue Staatsoberhaupt hat einige Monate Schonzeit, eine Chance, zu zeigen, was es kann, oder was die Götter für es tun. Chirac und Juppé hatten in mancher Hinsicht Pech. Zum Pech komme ich später, zunächst die selbst gemachten Zorres: die Nukleartests. Die Geschichte ist nachgerade bekannt. Chirac sprach nach Bekanntgabe seiner Entscheidung den Satz, der ihm den Rückzug abschnitt: "'Ma décision est irrevocable"'. Die Reaktionen des Auslandes waren bekanntlich lebhaft. Die durch das 'Jubiläum' von Hieroshima beschworene Erinnerung verstärkte die Erbitterung, was Chirac - d'ailleurs - voraussehen hätte können. Es geht das Wort, er habe schlicht nicht dran gedacht. Die französische Bevölkerung nahm, soweit es sich aus Umfragen und morgendlichen Gesprächen beim Bäcker ersehen ließ, zwar Anstoß an der Entrüstung des Auslands, an Reden vom Boykott oder am Trotz des Australiers, der die Croissants gerade und die Brote krumm buk, mißbilligte aber doch das Vorgehen Chiracs. Dessen Beliebtheit in den Umfragen sank in 'Rekordgeschwindigkeit', so die Zeitungen. Dazu trug freilich auch das Pech bei, zu dem zu kommen ich versprach. Das Pech: Ein kleiner Skandal und Bomben, die in der Metro explodierten. Die Maßnahme, Scharen schwer bewaffneter Polizisten aufzustellen und die Mülleimer zu verschrauben, wurde als angemessen empfunden, angenehm war sie nicht, da Bürgerkriegsstimmung nun einmal angenehm nicht ist. Der kleine Skandal bestand in einer häppchenweise veröffentlichten Enthüllung des Canard Enchainé: Juppé, sowie sein Sohn wohnten in preiswerten, großen und schönen Wohnungen der Mairie de Paris, die sie bekommen hatten, als Chirac noch Maire war und Juppé dessen Adjoint. Daran war nichts Ungesetzliches, ärgerlich fanden es die Leute über die Maßen, zumal die Pariser, die meist teuer und beengt wohnen. Die Betroffenen hielten sich stramm, waren sie ja auf legale Weise zu ihren Wohnungen gekommen, die nun in so illegitimen Geruch gerieten. Aufrecht zog man schließlich aus. Juppé hatte vorher als zwar arrogant, doch fähig und rechtschaffen gegolten. An der letzteren Eigenschaft begann man zu zweifeln. Auch der Glaube an Juppés vielfach bescheinigte Fähigkeiten litt. Keine drei Monate nach Regierungsantritt wurde Alain Madelin und mit ihm dem neoliberalen Programm der Abschied gegeben. Es würde also, wie sich bald zeigte, zusätzliche Besteuerungen höheren Ausmaßes geben. Über die Entlassung Madelins habe ich mich (beiläufig) so herzlich gefreut, daß Juppé in meiner irrelevanten Gunst wieder stieg. Die französische Öffentlichkeit sah sich jedoch betrogen, denn man hatte die große Wende versprochen und sich von den kleinfüßigen Kompromissen des vormaligen Premierministers Balladour distanziert, machte sich aber daran, es diesem nachzutun. Der Canard Enchainé sprühte vor Bosheit. Sein Erscheinen machte den Mittwoch zum Feiertag der Woche; abends kaufte ich mir den Canard, las und trank Spott und Schokolade im Bistro. Auch sonst war ich dort häufig anzutreffen, immer dann nämlich, wenn mir die Decke auf den Kopf fiel, was oft geschah, denn ich saß allein in meinem Zimmer, da ich keinen Schreibtisch in der Universität erhalten hatte. Als Doktorand einer Inhumanwissenschaft und hilfsbedürftiger Ausländer hatte ich damit nicht gerechnet. Meinem Ärger hätte ich gerne Luft gemacht, aber wo sollte ich mich beschweren, wenn ich von null verfügbaren Plätzen keinen erhielt? Der Campus Jussieu, auf dem die Universitäten Paris VI und Paris VII untergebracht sind, ist nun einmal überfüllt. Für die Errichtung neuer Gebäude fehlt das Geld. An die Renovierung der alten ist gleichfalls nicht zu denken. Daran, daß die Gebäude etwas "'moche"' sind, stieße sich niemand, als störend wird jedoch die Tatsache empfunden, daß der ganze Gebäudekomplex mit Asbest isoliert ist. Es handelt sich, wie nicht ohne Stolz gesagt wurde, um den größten asbestverseuchten Gebäudekomplex Europas, dessen Sanierung über 400.000.000 Franc kosten würde. Nach den letzten studentischen Protesten wurden jährlich 37.000.000 FF für diesen Zweck bewilligt, immerhin. Erstaunlich scheint, daß es solcher Proteste in diesem Fall bedurfte, denn Asbestfasern in der Atemluft sind nun einmal gar nicht gesund, wie man seit einiger Zeit weiß. Wenn in Deutschland derartiges von öffentlichen Einrichtungen ruchbar wird, läßt die öffentliche Meinung den Trägern der Einrichtungen gar keine andere Wahl, als sofort Abhilfe zu schaffen. Ob der bedingungslose Einsatz für die Gesundheit unserer Kinder von einem vertieften demokratischen Bewußtsein zeugt, mag sich ein jeder selbst überlegen. Jedenfalls ist Jussieu fürs erste verseucht. Pläne weisen darauf hin, welche Gänge kaum, leicht, schwer, sehr schwer betroffen sind; in letzteren ist das Atmen zu unterlassen. Auch erinnern allenthalben Schilder daran, doch bitte die Deckenverkleidung nicht zu berühren, um nicht unnötig Staub aufzuwirbeln. In Anbetracht dessen ist es vielleicht ganz gut, daß ich keinen Schreibtisch bekommen habe, obwohl ja der betreffende Gang laut Plan kaum verseucht ist. Die Universitäten Paris VI/VII sind aber ansonsten gut ausgestattet, wie auch die übrigen Universitäten der Metropole. Die Universitäten der Provinz leiden dagegen besonders unter Stellenmangel. Dort auch brachen die studentischen Proteste aus, die später nach Paris drangen. Eine weitere Sparpolitik schien untragbar, auch der Lehrkörper sah die streikenden Studenten vielerorten wohlwollend an. Es gab sogar gemeinsame Kundgebungen von Professoren und Studenten. Hier wurde nämlich keine neue Gesellschaft entworfen, sondern es ging um Gelder. So berechtigt der Ruf "'Nos sous!"' in diesem Falle ist, es ist doch nur der Ruf von Vertretern eines Partikularinteresses. Mehr Geld den Universitäten! rufen die Studenten. Finger weg von den Renten der Eisenbahner! rufen die Eisenbahner. Keine Mülldeponie nach Lampertheim! rufen die Lampertheimer. Auf diese Weise setzen sich hinreichend laute Gruppen durch, an den Grundlagen einer möglicherweise ungerechten Politik wird nicht gerüttelt. Etwas anderes geschähe, wenn die Studenten für die Eisenbahner und die Eisenbahner für die Studenten demonstrierten, und wenn nicht "'nos sous"' sondern gesellschaftliche Werte auf dem Tapet stünden. Sage nur einer, ich beschwörte romantisierend den Geist der Commune 68! Meinetwegen, stimmt. Will ich also behaupten, die Ereignisse seien weiter nichts gewesen als der Protest diverser Gruppen gegen Sparpolitik der Regierung? Das will ich allein schon deshalb vermeiden, weil ich, wenn ich meinen hypothetischen Enkeln schon keine Geschichten vom Mai 68 auftischen kann, hélas!, doch immerhin Dezember 95 in Paris war. Aus dem Protest der Einzelgruppen wurde doch so etwas wie ein gemeinsamer Protest. Juppé hatte sich durch Sparpläne, Gesundheits- und Rentenreform mit allen gleichzeitig angelegt: Die Studenten, die Eisenbahner und schließlich der ganze öffentliche Dienst streikten. Der Streik der Verkehrsbetriebe stürzte Paris in das zu erwartende Transportchaos. Zum Generalstreik des Jahres 1968 kam es nicht, da der private Sektor weiterarbeitete. Die Leute mühten sich in der in den Medien sattsam präsentierten Weise morgens zur Arbeit und abends zurück. Unter solchen Umständen kann keiner umhin, Stellung zu den Streiks zu nehmen. Und seltsamerweise herrschte nicht Unmut vor, sondern eine Vorstellung, die Streikenden streikten für eine gemeinsame Sache des Volkes gegen seine Regierung. Von Utopien war selbstverständlich nicht die Rede, aber man wollte der Regierung eine Lektion erteilen. Eine Revolution wollten allenfalls wenige, so einigte man sich vor Weihnachten auf einen Waffenstillstand, waren doch schließlich noch Einkäufe zu erledigen. Der Einzelhandel war's zufrieden. Und nach Weihnachten wurde aus dem Waffenstillstand vorläufiger Friede. Große Zugeständnisse hat die Regierung nicht gemacht. Was die Studenten betrifft, werden immerhin 4000 Stellen an den Universitäten geschaffen und zusätzliche Gelder bereitgestellt; besser als einer leeren Chaise nachgelaufen. Die Regierung ist mit einem Schrecken davongekommen und wird künftig besser darauf achten, immer nur einzelne Gruppen zu brüskieren und den Dialog freundlicher zu führen. Eine Conclusio? Töricht wäre es, Mentalitätenlehren vom allerwegs revolutionsbereiten Franzosen zu verbreiten oder gar zu sagen, wo man sich vom Franzosen eine Scheibe abschneiden oder auch nicht abschneiden solle. (Man stelle sich das nicht zu bildlich vor.) Es trifft aber zu, daß die politische Tradition der BRD dem Konsens huldigt und ja jede Unruhe, die das Land ernstlich beeinträchtigen könnte, auszuschließen trachtet, und daß dies in Frankreich anders ist. Der letzte Gedanke, den ich spät in der Nacht noch zu schreiben imstande bin: Wären diese Proteste im Frühjahr oder im Sommer ausgebrochen, hätte es sich natürlich viel länger im Freien aushalten und viel besser revoltieren lassen (Mai 1968, Juli 1789, weitere Beispiele erbeten). Stefan Wußtet Ihr schon......daß Ihr den März in Stuttgart begrüßen könnt, und das auch noch kostenlos? Voraussetzung ist allerdings, daß Ihr beim "Lokaltermin" -- die Diskussion zur Studienreform vor zwei Jahren hier in Heidelberg stattfand war auch aus dieser Reihe -- zum Thema "Erstwähler - Wählen, was bringts?" ein paar kluge Dinge sagt, warum ihr am 24. März nicht wählen geht. Wer also am 28.2. ab neun Zeit hat und Fahrt und Übernachtung in Stuttgart bezahlt bekommen will, soll sich bei Peter von Carnap unter 0621-4104-211 melden. ...daß der Anästhesie bei der KliMa (also der Fakultät für klinische Medizin in Mannheim) 40000 Mark fehlen? Zumindest hat sie für den Haushalt 97 Mittel in dieser Höhe für ein Gerät namens "CAT-Rapid Ventilator" beantragt. Darunter hat mensch sich nicht etwa eine Belüftung fürs Katzenklo vorzustellen, sondern ein "Beatmungsgerät für Kleintiere (Kaninchen)", so der Antrag, der weiter feststellt, "zur Untersuchung der Phagozytoseleistung der Lunge beim Endotoxinschock am Kleintiermodell" sei eine "differenzierte Beatmung" nötig. Vielleicht doch lieber ein Katzenklo? ...daß sogar in Bayern mindestens ein Mensch die Frankfurter Rundschau liest? Dieser mutmaßliche Staatsfeind wohnt in Hersching und bekam kürzlich einen Bußgeldbescheid wegen überhöhter Geschwindigkeit zugestellt; er habe mit 56 km/h die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h um mindestens 24 km/h überschritten. Ob Slartibartfast sein Raumschiff künftig auf der Basis von Bayernmath laufen lassen wird? ...daß das. was sich "Champagner" schimpfen darf, nur auf einer Fläche von 30000 Hektar angebaut werden darf (????) Shell mordet mitSchon seit einigen Monaten beschäftigt sich die gewaltfreie Aktionsgruppe Heidelberg mit Shell und der Unterdrückung der Ogoni in Nigeria. Wie sehr der Weltkonzern in die menschenverachtenden Machenschaften des Abacha-Regimes verstrickt ist, zeigte sich erneut, als Shell bestätigte, die Polizei des Diktators mit Waffen ausstattet zu haben (taz vom 29.1.96). Zwar ist die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, die nach der Hinrichtung von neun Dissidenten kurz auf dem Land lag, wieder abgeebbt, die Verhältnisse im Land spitzen sich aber weiter zu -- immer noch warten etliche Regimekritiker auf ihre Hinrichtung. Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker: Seid zärtlich und kommt zu einer Aktion, die Shell ein wenig unter Druck setzen soll. Treffpunkt ist der Heidelberger Hauptbahnhof am Freitag, den 9.2.96 um 13.50 Uhr; Studi- und sonstige Tickets nicht vergessen! Kontakt: Friedensladen Tel: HD/12861 Die Straße ist nicht allein zum Fahren da...Neue Wege in der neuen Uni..Wer den letzten UNiMUT gelesen hat, wird sich erinnern, daß es ein Nachtreffen zum Carwalking-Seminar im Dezember gegeben hat. Bei diesem Treffen waren wir uns schnell einig, daß wir auf den "neuen Wegen", die das Seminar aufgezeigt hat, weiter gehen wollen -- und daß wir auch gern mehr Begleitung hätten. Damit wir die auch finden, wird es am 14.2 um 19 Uhr im Hörsaal 5 der Neuen Uni eine Veranstaltung geben. Es wird der Film "Der Autofeind" gezeigt -- ein Epos über den Kampf von Michael Hartmann gegen die Dominanz der Autos in den Städten --, wir werden von ersten Erfahrungen in Heidelberg berichten und vielleicht wird sich auch Gelegenheit zu praktischen Übungen bieten. Die Bilder, die hier im Text eingestreut sind, entstanden übrigens nach dem letzten Seminar. Mensch sieht, es geht nicht nur um Akrobatik, menschliches Leben kann sich auf vielerlei Weise regen in unseren Autostädten: Gemeinsam die Straße zurückholen, sei es als RadfahrerIn, der ganz selbstverständlich die Mitte der Fahrspur benutzt und sich nicht in den Bordstein quetschen läßt (und, damits legal ist, auf den ausgewiesenen Parkplätzen parkt, d.S.); als FußgängerIn, auf die diesmal die Autos Rücksicht nehmen müssen, wenn sie den kürzesten Weg über eine Kreuzung geht; als StadtbewohnerIn, der auf der Straße frühstückt oder Falschparker korriegiert -- Phantasie ist möglich und nötig. Michael Hartmann, der Altmeister der praktischen Verkehrspolitik, hat im Dezember weitere Vorschläge unterbreitet: RollstuhlfahrerInnen können ihr Gefährt mit einer auffälligen Fahne schmücken und so gewappnet die engen Bürgersteige gegen die breite Fahrbahn eintauschen; Väter und Mütter werden erfahrungsgemäß eher nicht angehupt, selbst JoggerInnen können, zudem an Wochenenden, probieren, die Huprate durch eine hohe Startnummer und den dann entstehenden Eindruck eines Nachzüglers zu reduzieren. Das alles ist gar nicht so schrecklich radikal und neu, wie es sich für unsere Ohren zunächst mal anhört. In Paris waren die Stadtoberen schon 1923 so weit, FußgängerInnen Vorrang in allen Verkehrssituationen einzuräumen. Daß es damit schon 1927 wieder vorbei war, sollte uns nicht entmutigen. Mit praktischer Verkehrspolitik wirds weitergehen; im März wird es einige kleinere Aktionen geben, im Mai dann eine Aktionswoche für nichtmotorisierten Verkehr ("Mobil ohne Auto") gemeinsam mit vielen Initiativen im Bundesgebiet. Freut Euch schon mal auf die nächste Fahrraddemo in Heidelberg! Bis dahin -- kommt am Mittwoch: Peter, Friederike Kontakt: Umweltprojektwerkstatt im Karlstorbahnhof, Tel: HD-12861 "Generelles Mißtrauen gegenüber deutschen Ermittlungsbehörden und ihren Ergebnissen"In den frühen Morgenstunden des 18.1. kamen in einer Unterkunft für Flüchtlinge in Lübeck 10 Menschen ums Leben, weitere 50 Personen wurden verletzt. Der Verdacht, daß es sich wiederum um einen faschistischen Brandanschlag handelte, lag insbesondere vor dem Hintergrund, daß in Lübeck schon zwei Anschläge auf die Synagoge verübt worden waren, nahe. Weitere Tatsachen, die einen Anschlag mit rechtsextremen Hintergrund nahelegen, ist die überzufällige Häufigkeit von Bränden in Wohnungen und Häusern von MigrantInnen und Obdachlosenunterkünften, und die auch nach den Morden von Mölln und Solingen ununterbrochen fortgesetzte Serie von Hunderten von Brandanschlägen durch Neonazis. Der Unterschied dieser Brandanschläge zu denen in Mölln und Solingen lag lediglich darin, daß die Brandsätze nicht zündeten, bzw rechtzeitig gelöscht werden konnten. Auch in Lübeck wurden zuerst drei Deutsche festgenommen, die 10 Minuten (!) nach Meldung des Brandes in der Nähe des Hauses von der Polizei kontrolliert worden waren. Diese wurden jedoch einen Tag später wieder freigelassen, da sie kurz vor dem Brandausbruch einige Kilometer vom Brand entfernt an einer Tankstelle von der Polizei kontrolliert worden waren. Noch am selben Tag wurde dann der noch bis heute inhaftierte 21-jährige Libanese, der mit seiner Familie in den Haus wohnte, festgenommen. Grundlage der Festnahme ist ein angebliches Geständnis des Libanesen gegenüber einem Rettungssanitäter. Trotz inzwischen zweiwöchiger Haft und nach Polizeiangaben sehr großer Kooperation hat der Beschuldigte bisher die Tat nicht gestanden. Auch wenn sich Polizei und Staatsanwaltschaft nur noch auf Ermittlungen gegen den Libanesen beschränken, bleiben einige Fragen offen. Der zuerst von der Ermittlungsbehörden vorgegebene Streit zwischen dem Verdächtigten und anderen Bewohnern wurde nach Recherchen der Medien von den Betroffenen verneint. Die daraufhin verfügte Nachrichtensperre trägt auch nicht dazu bei, die Glaubwürdigkeit der Ermittlungsbehörden zu erhöhen. In der Vergangenheit haben die Ermittlungsbehörden vielfach dazu beigetragen eine Aufklärung von Brandanschlägen zu verhindern. Im Folgenden nur einige Beispiele: -Detmold, 9. November (!) 95: 9 Obdachlose kommen bei einem Brand ums Leben. Noch bevor Brandexperten den Ort gesichtet haben, gab die Polizei bekannt, eine Zigarette hätte den Brand ausgelöst, diese könne " man eh nicht nachweisen". -Bochum , 22.Juni 94: Ein 9-jähriger Junge kommt bei einem Brand ums Leben. Bereits neun Stunden nach dem Brand schließt die Polizei einen fremdenfeindlichen Anschlag aus. Berichte von Augenzeugen, nach denen zur Zeit des Brandausbruchs zwei Männer wegliefen, hätten sich als "haltlos erwiesen". -Hattingen, 5.Juni 93: Bei einem Brand werden drei Männer von Augenzeugen in unmittelbarer Nähe des Brandes in einem von einer türkischen Familie bewohnten Haus gesehen. Obwohl am Haus Einbruchspuren und Scherben gefunden wurden, ermitteln die Behörden nicht gegen mögliche Fremdtäter, sondern beschuldigt eine türkische Hausbewohnerin. Diese unvollständige Aufzählung soll noch durch ein Beispiel aus Stuttgart ergänzt werden. Bei einem Brand in einem überwiegend von MigrantInnen bewohnten Haus kommen 7 Menschen um Leben. Die Polizei geht von einer achtlos im Hauseingang weggeworfenen Zigarette aus. Ende letzten Jahres gesteht dann ein bei anderen Brandanschlägen im Raum Stuttgart festgenommener Rechtsextremist auch den Anschlag auf das Haus in Stuttgart. Mit einer Besetzung des Hamburger Rathauses am 25.1.95 drückten Anti-RassitInnen ihr "generelles Mißtrauen gegenüber deutschen Ermittlungsbehörden und ihren Ergebnissen" aus. Sie forderten eine internationale Untersuchungskommission zur Aufklärung des Brandes in Lübeck. Außerdem könne von einer Polizei, in der rassistisches Gedankengut selbst sehr verbreitet sei, kaum erwartet werden, daß sie unvoreingenomen ermittele. Die kriminalistische Arbeit in Lübeck sei offensichtlich von dem Bemühen getragen, Normalität wiederherzustellen und die Deutschen zu entlasten. Unabhängig davon , wer letztendlich für den Brand in Lübeck verantwortlich ist, sind die 10 Toten Opfer rassistischer deutscher Politik, deren Ziel es ist, eine Integration der MigrantInnen in die Gesellschaft zu verhindern, um diese Menschen moglichst ungestört in den möglichen Tod abschieben zu können. Die Unterbringung der Flüchtlinge findet in überfüllten Heimen statt, die sich zumeist am Stadtrand, in Industriegebieten oder sonstiger exponierter Lage befinden, und somit zum idealen Angriffsziel für Faschisten werden. Eine in Heidelberg am Tag nach dem Brand in Lübeck stattgefundene Spontandemonstration fordert mit einer Besteigung des Rathausbalkons u.a. die Stadt Heidelberg auf, die auch hier in zentralen Heimen untergebrachten Flüchtlinge dezentral zu verteilen. Außerdem wurden bei einer Zwischenkundgebung vor dem "Faulen Pelz", in dem auch hin und wieder Abschiebehäftlinge gefangengehalten werden, die dortigen Inhaftierten gegrüßt und deren sofortige Freilassung gefordert. -Auflösung aller Flüchtlingswohnheime -Dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge -Sofortige Freilassung aller Abschiebehäftlinge -Keine Abschiebung von Flüchtlingen -Grenzen auf für alle IMIG gegründetMit einer Veranstaltung im Karlstorbahnhof am 20. Januar stellte sich die Initiative MigrantInnen e.V. (IMIG) der Öffentlichkeit vor. Neben kulturellen Höhepunkten versprach eine IMIG-Sprecherin eine "grenzenlose Unverschämtheit" in dem Einsatz für die Rechte der hier in Deutschland lebenden MigrantInnen.Wir wünschen der IMIG in Ihrer Arbeit alles Gute und sind gerne bereit sie in ihrer grenzenlosen Unverschämtheit zu unterstützen. KnastkundgebungenVier Personen aus dem Frankfuter Wohnprojekt "Fritzlarer Straße" sitzen seit Dezember letzten Jahres im Knast. Ihr Vergehen: Sie haben sich geweigert Aussagen über ihre Mitbewohnerin Andrea zu machen. Deshalb wurden sie am 12. und 14. 12. 1995 zu Beugehaft verurteilt und auf Knäste in Baden-Würtemberg verteilt. Vor diesen sollen nun am kommenden Samstag Kundgebungen stattfinden. Heidelberg wird Jens in Rastatt und Conni in Bühl mit solidarischen Grüßen unterstützen. Abfahrt ist am 10. 02. 96 um 9.00h am Bauhaus. Termine:
Thermen, römischeMittwoch, 7. Februar Donnerstag, 8.Februar Mittwoch, 7.2.1996 Freitag, den 9.Februar Freitag, 9. bis Sonntag, 11.02.1996 Sonntag, den 11.2. Montag, den 12.02. Dienstag, den 13.02. Mittwoch, den 14.02. |
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