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UNiMUT 102 vom 25.10.95

Inhalt

Editorial

Weil Heinz diesmal nicht im Editoral erwähnt werden wollte, hat er der Redaktion einen Artikel aus einer großen deutschen Tageszeitung zugespielt, damit wir den hier drin verwursten. Und da wir diesmal ohnehin schon wissenschaftskritisch sind (vgl. Professoren auf heiligen Bergen und den Soziobiologie-AK), gehen wir natürlich gerne auf die darin beschriebenen neuen Warnungen vor Elektrosmog ein, nicht ohne allerdings über den Zustand des hiesigen Wissenschaftsjournalismus´ zu klagen, der magnetische Feldstärken in Tesla angibt, und das, obwohl im selben Artikel ein DIN-Grenzwert zitiert wird, der natürlich die richtige Einheit hat. Allerdings liegt dieser so bestialisch hoch, daß Leute mit Herzschrittmachern sich nicht mehr weiter Gedanken über langfristige Folgen machen müssen und eventuell vorhandene ferromagnetische Prothesen den umgebenden Menschen auch ziemlich in Mitleidenschaft ziehen werden.

Wie dem auch sei, im Artikel selbst steht drin, daß mensch von elektromagnetischer Strahlung doof und tatterig wird (etwas politically correcter sollen sie M. Alzheimer und M. Parkinson begünstigen), und Krebs springt auch raus dabei. Wie nun allgemein bekannt ist, entsteht der UNiMUT an Computern, und daß Monitore strahlen wie Sau, ist ja allgemein bekannt. In diesem Sinne: Lobt uns für unsere Todesverachtung, wundert Euch nicht über sinnloses Gerede (die eingeflochtetenen Zitate, die zweifellos nach Alzheimer aussehen, sind aber nicht von uns) und Tippfehler. Vor allem aber heißt die Erstis willkommen und warnt sie vor den Gefahren des akademischen Lebens im Zeitalter von Microsoft und Vobis -- gemeinsam mit

der Red

PS.: Euch anderen in den Schoß der Alma Mater zurückgekehrten wünschen wir natürlich auch ein elektrosmogarmes Semester


Mietspiegel in Heidelberg? Ja! Ja! Ja!

Miethaie zu Fischsemmeln

Ein Mietspiegel ist eine statistische Erhebung der Mieten aller Neuvermietungen der letzten vier Jahre, gegliedert nach Lage, Größe, Ausstattung usw.. Seine Berechnung ist im Miethöhengesetz geregelt.

Die daraus abzulesende "ortsübliche Vergleichsmiete" ist einerseits Orientierungspunkt für InteressentInnen, andererseits Beweismittel bei Prozessen um Mietüberhöhung (ab 20%) oder Wucher (ab 50%, dann §138 BGB).

D.h. bei einer vermeintlich überhöhten Miete kann anhand des Mietspiegels bewiesen werden, daß der Vermieter nicht gerechtfertigte bzw. illegale Ansprüche stellt. UND DANN GIBT'S HAUE ! So ging es nämlich einem Heidelberger Gastronom, der die Dreistigkeit besaß 55,31 DM/qm und somit laut Strafbefehl der Staatsanwaltschaft satte einundachtzigkommanullvier (i.Z. 81,04) Prozent über der mit Sachverständigenverstand errechneten 24 Mark pro m2 zu verlangen.

Der arme Mensch, der laut RNZ-Recherchen auch noch mit "Dagobert-Duck-Dollar-Augen" (RNZ 18. 7.'95) (da duck dal die Dalliteration! d. S.) geschlagen ist, wurde dann per Gerichtsbeschluß zu 10.000 DM Bußgeld verurteilt, die dem Studentenwerk zukommen sollen. Dieses Geld könnte sogar ausreichen, immerhin schon mal einen Studentenmietspiegel zu erstellen, der dann eben nur die Daten von von Studenten angemieteten Zimmern erfaßt, und der dann eben vielleicht auch nicht als Basis vor Gericht taugt, da er für die allgemeine Mietsituation in Heidelberg nicht aussagekräftig genug ist.

Jahrzehntelang vertraten Mieterverein und andere Verbände die Auffassung, ein Mietspiegel richte in Heidelberg mehr Schaden als Nutzen an, weil bei der Neueinführung eines Mietspiegels nur Neuvermietungen berücksichtigt werden können. Ein neuer Mietspiegel werde überhöht ausfallen, da der preiswerte Bestand an alten Mietverträgen unberücksichtigt bleibe. Dieses Argument übernahm auch die FSK, vor allem weil wir wegen Personalmangels Mietsachen an den Mieterverein delegieren.

Anläßlich oben erwwähnten Prozesses setzte in letzter Zeit eine Neubewertung ein. Protagonistin ist die "Initiative gegen Mietwucher", die aus der Interessengemeinschaft jenes Prozesses hervorging. Es stellte sich u.a. heraus, daß

1) in Mannheim mit Mietspiegel die Preisentwicklung langsamer und vor allem weniger sprunghaft verlaufen war als in Heidelberg ohne Mietspiegel, und es ohnehin keinen Fall gibt, bei dem die Einführung eines Mietspiegels zu einem Anstieg des Mietpreisniveaus geführt hätte.

2) der Bestand an preiswerten Altverträgen, den es einst zu schützen galt, fast nicht mehr existiert. Ein großer Teil der niedrigen Bestandsmieten Studentenwohnheime oder Sozialwohnungen betrifft, deren Mieten nach anderen Richtlinien festgelegt werden.

Die Kosten der ganzen Aktion schätzt die Initiative auf 300.000-400.000 DM in der Einführungsphase und durschnittlich 150.000 Mark (75.000 ECU) an jährlichen Folgekosten.

Lohnen tut sich's in Anbetracht der Vorteile für die Heidelberger (s.o.!).

Auf einer "Gesprächsrunde zum Thema Mietspiegel" am 14.9.95 wurden folgende Positionen berichtet:

  • Der Mieterverein HD e.V. (4500 Mitglieder) hat in einer Vorstandssitzung am 12.9.95 beschlossen, die Einführung eines Mietspiegels argumentativ und personell zu unterstützen.
  • Die Mieterhilfe HD e.V. unterstützt die Initiative bereits seit längerem.
  • Die meisten größeren Städte Deutschlads haben bereits einen Mietspiegel, in unserer Nachbarschaft u.a. die Universitätsstädte Mannheim, Mainz, Frakfurt, Stuttgart, Freiburg.
  • Das Studentenwerk HD hat in besagtem Prozeß DM 10000,- zweckgebunden zur Erstellung eines studentischen Mietspiegels zugesprochen bekommen (siehe RNZ vom 18.7.'95) Inoffizell wurde deutlich, daß das man dort einen allgemeinen Mietspiegel für wesentlich sinnvoller hält und die DM 10000,- zur Verfügung stellen würde.
  • Die anwesende Vertreterin des Personalrats der Universität, Frau Ulrike Beck, signalisierte Zustimmung, sie könne allerdings wegen fehlenden allgemeinpolitischen Mandats nicht als Gremium öffentlich tätig werden.
  • Die Universitätsleitung möge bedenken, daß sämtliche Universitätsangehörige wegen der im Vergleich zur Gesamtgesellschaft überdurchschnittlichen Fluktuation besonders interessiert sind. Insbesondere GastwissenschaftlerInnen profitieren von einem vorab verfügbaren, verläßlichen Überblick über die Preislage. Auch für Vermietende bringt der Mietspiegel einen Vorteil, nämlich Prozeßvermeidung.

Die Einführung eines Mietspiegels fällt in die Kompetenz der Kommunen.

Im Heidelberger Gemeinderat steht am 14.12.95 der Beschluß über den Haushalt 1996 an. Dort müßten die erforderlichen Personalmittel bewilligt werden. Dazu müßten vorher eine Sachdiskussion und ein Grundsatzbeschluß im Gemeinderat stattfinden.

Bei gutem Willen aller Beteiligten ist so eine Einführung bereits zum Januar 1997 realistisch. Und genau den könnt ihr alle, alle, alle zeigen indem ihr die Aufforderung

Heidelberg braucht den Mietspiegel jetzt !! (2 Ausrufezeichen)

an die Oberste Bürgermeisterin und die Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Heidelberg schickt!

Im FSK-Büro (Lauerstrasse 1) gibt's reichlich vorgedruckte Postkarten, die Ihr Euch nur abzuholen braucht.

Also eilet herbei, und zeigt den Miethaien was ne Harke is'!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK

Uniform

Auf den Schlips getreten fühlten sich vielleicht einige der Herren Dekane als sie vom Rektor einen Schlips geschenkt bekamen. Waren sie auf der Erstsemesterbegrüßung nicht ordentlich (und einheitlich) angezogen? Soll auf der Jahresfeier Einigkeit (und Uniformität) bewiesen werden? Wann kommt der Uni-Heidelberg-Anzug (Talare sind out, Uniformität aber in...) Und ist dies der Grund, warum es keine Dekaninnen gibt?

Kirsten

Deutsche Professoren auf heiligen Bergen

Der Rat deutscher Sternwarten trampelt auf den Rechten der Native Americans rum

Das Thema dieses Artikels mag manchem/r etwas weit hergeholt erscheinen; in der Tat dürften aber einige Heidelberger Ordinarien ihre Finger mit in dem Spiel haben, von dem hier die Rede ist, vielleicht ohne zu wissen, was für ein Spiel das ist. Es wäre vielleicht nützlich, wenn es ihnen jemand erzählen würde. Eine etwas ausführlichere Fassung des Artikels und die Kontaktadresse der Autorin sind in der FSK (Lauerstraße 1) erhältlich.

Red

Im November 1995 will der Rat der deutschen Sternwarten darüber abstimmen, ob er bei der Finanzierung des 60 Millionen Dollar teuren "Large Binocular Telescope" (LBT) auf dem Mount Graham in Arizona helfen will. Mount Graham, auf Apache "Dzil nchaa si´an", ist ein heiliger Berg der San Carlos Apachen. Er wurde den Apachen bereits 1873 durch Reduzierung des San Carlos Reservates von der US-Regierung weggenommen und wird jetzt in einem Jahrhundert, in dem angeblich keine Kriege gegen Native Americans ("Indianer") mehr stattfinden, durch den Bau von überwiegend europäischen Sternwarten auf seinem Gipfel geschändet -- so nennen die Apachen dieses Vorgehen.

Zwei von insgesamt sieben geplanten Teleskopen wurden 1993 in Betrieb genommen. Das erste Teleskop wurde vom Vatikan finanziert, das zweite, ein Radioteleskop, von der deutschen Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Das LBT soll von der MPG, dem Astrophysikalischen Institut in Potsdam (AIP), dem Arcetri Institut in Florenz und der Universität von Arizona finanziert werden, wobei aus der BRD etwa 25 Millionen DM kommen sollen.

Der Bau des LBT wäre "das gleiche, als ob ein Teleskop auf der Spitze des Berg Sinai errichtet werden würde", sagte die Vorsitzende der Apache Survival Coalition zu Günther Hasinger vom AIP und dem Vorsitzenden des Rats deutscher Sternwarten, Rolf-Peter Kudritzki, bei einem Treffen zwischen Astronomen und Stammesmitgliedern im August 95.

"Im Leben der Frau, die einfach den biologisch vorgezeichneten Weg zur Mutterschaft geht, spielen Prüfungen eigentlich keine sehr große Rolle. Die Frau wird erst richtig Prüfungsobjekt, wenn sie männliche Interessenkreise betritt, wenn sie sich mit den Männern identifiziert,"

aus: Stengel, E.: "Prüfungsangst und Prüfungsneurose", in: "Almanach der Psychoanalyse 1938, nachgedruckt in: Meng, H. (Hg.): Psychoanalyse und Alltag, München 1965, S.85-106

"...Der Stamm der San Carlos Apachen erklärt seine entschlossene und totale Opposition gegen den Bau eines Teleskops auf der Spitze des Mount Graham, und der Stamm hält sich bereit, seine verfassungsgemäßen Rechte zu verteidigen, wenn zugelassen wird, daß dieses Projekt fortgesetzt wird," heißt es in der Resolution Nummer 90-68, die der Stammesrat im Juni verabschiedete. Es ist die vierte Resolution gegen die Entweihung des heiligen Berges, seit 1989 der erste Baum gefällt wurde. Auch dies ein Hinweis, daß Hasingers Behauptung, nur eine Minderheit von fünf Prozent der Apachen würde den Mount Graham verehren, nicht zutrifft: "Genau jetzt wird sie [unsere Religion] mit unwahren Behauptungen angegriffen: daß die Apachen jetzt Christen seien und daß wir unseren Glauben nicht mehr ausüben," wie der Vorsitzende der Apaches for Cultural Preservation, Wendsler Nosie der Verfasserin dieses Artikels erklärte.

Mit der Bemerkung, auf dem Gipfel des Berges gebe es nur von fünf oder zehn Zentimetern Erde bedeckte Steine, definiert Hasinger nach eigenem Gutdünken, was die Apachen als heilig betrachten sollen und was nicht. Was würden jedoch Christen sagen, wenn Angehörige anderer Religionen für sie bestimmen würden, was christliche Heiligtümer sind und wie mit ihnen umgegangen werden darf? (Au ja, bauen wir einen Beschleuniger in den Petersdom, d.S.)

Mit dem Wegräumen von "ein paar Gesteinsbrocken" und "ein paar Zoll Erde" wird nicht nur ein Heiligtum geschändet, es wird auch die einzigartige Natur auf dem von einem isolierenden Wüstenmeer umgebenen Mount Graham in Mitleidenschaft gezogen-- Studien des US Forest Service zeigen, daß das gesamte Projekt, das 1988 vom US-Kongreß genehmigt wurde, durch Rodung und Austrocknung der Randgebiete 25% der fast 2000 km2 großen unberührten Fichtenwald-Relikte auf dem Gipfel des Mount Graham zerstören würde.

Der italienische Jesuitenpater George Coyne möchte im All nach menschenähnlichen Lebewesen suchen, um sie zu missionieren, die Universität von Arizona möchte ihre in den siebziger Jahren entwickelte neue Generation von Teleskopen einsetzen, Potsdam möchte, so Hasinger, "eine Fahne einrammen". Sie alle sind bereit, ein Heiligtum zu schänden, während sich fast alle nordamerikanischen Universitäten (über 10) aus dem Projekt zurückgezogen haben und die Studien des Smithsonian und der National Optical Astronomy Observatories zeigen, daß es 38 bessere Standorte für die Teleskope am nordamerikanischen Festland gibt und Hawaii deutlich überlegen ist.

Selbst die Universität von Arizona wechselt auf dem Mount Graham von einem Standort zum anderen. Sie hat 1988 in ihrer Eile, vom US-Kongreß eine Befreiung von sämtlichen US-Gesetzen zum Schutze der Umwelt, bedrohter Tier- und Pflanzenarten und der Kultur und Religion der Native Americans zu bekommen, aus Versehen für den schlechtesten Standort auf Mount Graham lobiiert. Fünf Jahre später zeigten ihre Studien, daß der Mount Hopkins (dort steht schon ein Observatorium) weit besser als jeder Standort auf dem Mount Graham ist. Dennoch räumte sie 1993 heimlich und illegal einen Platz, der nur wenig besser ist als der 1988 vom Kongreß genehmigte -- angeblich weil es dort weniger Rothörnchen (eine der gefährdetsten Tierarten am Mount Graham) gibt.

Die San Carlos Apachen konnten am 24.7.95 vor dem Berufungsgericht in San Francisco einen vorläufigen Baustop für das LBT bis zur Vorlage von neuen Umweltverträglichkeitsstudien erkämpfen. Doch der amerikanische Kongreßabgeordnete Jim Kolbe, vor dessen Büro in Tucson Apachen und Umweltschützer am 5.9. gemeinsam protestierten, beabsichtigt, den US-Kongreß dazu zu überreden, für den illegalen Bauplatz wiederum nachträglich eine Ausnahmegenehmigung zu erlangen. Das heißt, der Kongreß soll das Ausnahme-Gesetz erweitern, das ohnehin bereits eine Umgehung der bestehenden Gesetze darstellt und für dessen Druchsetzung in einer Last-Minute-Aktion die Universität so heftig gekämpft hat. Die Universität von Arizona und Kolbe glauben offensichtlich, daß Gesetze gemacht wurden, um gebrochen zu werden und daß das Gesetz geändert werden muß, um den Gesetzesbruch zu legalisieren. Wird sich der Rat der deutschen Sternwarten im November hinter die Schändung von Heiligtümern und die Legalisierung von Gesetzesbrechern stellen?

Jutta Butzin (Red. bearbeitet)


CASTOR jetzt auch im Six-Pack

Wir fordern den Stop aller Atomtransporte und die Stillegung aller Atomanlagen! Wer selbst aktiv werden will und Kontakt zu bestehenden Gruppen sucht, kann sich beim Anti-AKW-Büro, Schillerstr. 28, Tel. HD/12861 melden.

Ein halbes Jahr nach dem ersten CASTOR-Transport ins Zwischenlager für hochradioaktiven Müll in Gorleben, zeigt sich, daß der Widerstand keineswegs gebrochen ist, im Gegenteil, es gibt viele Erfolge zu feiern. Von den für dieses Jahr angekündigten fünf Transporten ins Wendland werden wohl, wenn überhaupt, nur noch je einer aus La Hague und einer aus Gundremmingen stattfinden. Das AKW Biblis ist nicht mehr im Gespräch. Zahlreiche Aktionen des Widerstandes im letzten halben Jahr haben den Zeitplan von Bundesumweltschmutzministerin Merke(l)nix und Atommafia ebenso kräftig durcheinander gebracht, wie die großen Probleme der Betreibergesellschaften, die ohnehin nicht hohen Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Bundesregierung, Atomindustrie und Polizei haben gemerkt, daß CASTOR-Transporte zwar durchzuknüppeln sind, der finanzielle und vor allem der politische Preis jedoch immens ist. Daher gibt es Planungen, mehrere Behälter aus La Hague und einen aus Gundremmingen zusammen loszuschicken. Für die Behälter aus La Hague gibt es Überlegungen, sie einen Großteil des Weges per Schiff zu transportieren. Wenn es denn soweit kommen sollte, sollen die CASTORs ab der Grenze blockiert werden. Nicht vorher, denn Frankreich hat schon ein Recht, den Müll loswerden zu wollen. Nur ankommen soll der Transport nirgends, denn es gibt keine sichere Endlagerung. Bis dahin sollen und werden die Transporte nach La Hague, die auch durch Heidelberg und Mannheim rollen, blockiert werden, denn alles, was die Wiederaufbereitung schafft, ist den Atommüllberg zu vergrößern und Chiracs Bombengelüste zu befriedigen (zivilitärische Nutzung von Plutonium). Dies ist auch eine Möglichkeit des Frankreichboykotts: keine Arbeit für die WAA!

Die Vielfalt des Widerstandes gegen die Kernkraft umfaßt aber nicht nur Blockadeaktionen, sondern reicht von Aktionen des zivilen Ungehorsams (z.B. öffentliche Schienendemontage), Klagen vor Gericht, Rock gegen Atomkraft, Öffentlichkeitsaktionen bis hin zu Sabotageaktionen (wie immer mensch auch dazu stehen mag). Auch in der nächsten Zeit gibt es wieder viele Möglichkeiten, aktiv zu werden, so z.B. am bundesweiten dezentralen Aktionstag, dem 28.10.95, an welchem es auch in Heidelberg Aktionen geben wird. Am 18./19.11.95 findet die Anti-Atom-Herbstkonferenz in München statt und im Dezember gibt es dann auch das gewaltfreie Aktionstraining für Tag X2, welches im letzten UNiMUT angekündigt war. Am 12.11.95 läuft in Gundremmingen (zwischen Ulm und Augsburg) eine Schienendemontage. Motto: "Ausrangiert - Aufruf zur Schienendemontage am AKW Gundremmingen - Wenn Ihr unser Leben nicht achtet, achten wir Eure Gesetze nicht. - Um hochradioaktive Atommülltransporte nach Gorleben zu verhindern, um Leib, Seele und Land zu schützen, rufen wir in Gundremmingen und bundesweit dazu auf, gemeinsam die Schiene vor dem AKW Gundremmingen mit einfachen handwerklichen Mitteln gewaltfrei und festlich zu demontieren. Dieses Schienenstück, das einzig dem AKW dient, wird in einer öffentlichen Aktion abgebaut, weil wir den Schutz des Lebens ernst nehmen."

Auch wenn der Schwerpunkt der Anti-AKW-Bewegung sich derzeit auf die CASTOR-Transporte konzentriert, welche eine Achillesferse der Atomindustrie sind, ist die Bedrohung durch Uranabbau, Betrieb und Endlagerung allgegenwärtig. Allein um Heidelberg gruppieren sich drei Atomkraftwerke: Biblis, Philippsburg und Obrigheim, mit denen das Heidelberger Stromnetz gespeist wird.

Auch wenn der nächste CASTOR-Transport ins Wendland erst nächstes Jahr rollt, wonach es im Moment ausschaut, gibt es bis zu diesem Tag X2 noch viel zu tun. Unser Motto bleibt: Wir stoppen den CASTOR, bevor er losfährt !

Angela M.

Das neue Sozialhandbuch

Lange erwartet, heiß ersehnt:

Das neue UNiMUT-FSK-Sozialhandbuch ist da! Mit den aktuellsten Infos zu Bafög, Versicherungen, etc. Zu bekommen bei den Fachschaften, im ZFB oder bei Appel un`Ei.


Wußtet Ihr schon...

...daß das Arbeitsamt jetzt auch der pestilenziösen Sitte folgt, Großbuchstaben mitten in die Wörter zu setzen? Es wird nämlich im laufenden Semester eine Veranstaltungsreihe "StudienEnde - BerufsEinstieg" in der Neuen Uni veranstalten. Die aktuellen Termine so faszinierender Vorträge wie "Der Patentanwalt" oder "Berufsfeld Unternehmensberatung" werden wir hin und wieder in unserer beliebten Terminespalte bringen. (Das ist jetzt gar nicht so ironisch gemeint)

...daß sich Studis in einer "besonderen Lebenssituation und einem besonderen sozialen Umfeld, das ihnen Einsparngen gegenüber Sozialhilfe-Empfängern erleichtert" befinden? Wer das doof findet, ist ein Staatsfeind, denn diese goldenen Worte kommen aus dem Munde eines Bremer Verwaltungsrichters, der eine Klage eines Studis gegen den Umstand abwies, daß sein Bafög unter dem Sozialhilfesatz lag. Der Richter weiß, daß Studis BesucherInnen auch Tee statt Wein anbieten können und überhaupt ihre Lage frei gewählt hätten. Merke: Bafög ist ein Privileg, Sozialhilfe eine Schlechterstellung.

...daß die Uni eine UNiMUT-Fortbildung anbietet? Getarnt ist das als Einführung in die Informatik für GeisteswissenschaftlerInnen. Leider wird die Vorlesung von einem WiWi gehalten, aber nichtsdestotrotz empfiehlt die Redaktion künftigen MitarbeiterInnen, Mittwochs von 18 bis 20 Uhr in der neuen Uni vorbeizuschauen.

...daß es ausgesprochen spaßig sein kann, in Münchner Discos von Uranschmuggel zu erzählen? Diese Erfahrung machte ein Physikprof aus Augsburg, der nach einer kessen Lippe mit einem gewaltigen Polizeiaufgebot am Franz-Joseph-Strauß-Airport abgefangen wurde. Schade nur, daß er gerade nichts dabei hatte...

...daß Ihr eine zweijährige Japanreise gewinnen könnt? Die Exklusivverlosung unter Leuten mit "gutem Abschlußexamen", die "gute Englischkenntnisse nachweisen" können, wird vom DAAD (Infos beim Referat 424, unter Tel. 0228-8820 verlangen) veranstaltet und hat das Ziel, das "Angebot von `Japan-Experten´ auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erhöhen".

...daß der 22.11. ein Feiertag ist? Das zumindest sollten alle Christen so sehen. Die anderen werden es wohl nicht merken, denn wer wirklich feiern will, wird Urlaub nehmen müssen. Ade, Buß- und Bettag. Und Herr (Uni-Kanzler) Kraft, schämen Sie sich, so einen hämischen Zettel unter die Leute zu bringen. Auch noch froh sein, daß den Leuten auch noch die letzten Gelegenheiten zum Büßen und Beten genommen werden. Pah!


Food-Coop

"Appel un´ Ei" an der Uni Heidelberg

Und es gibt sie doch: Eine echte Food-Coop. Oder auf gut deutsch: "Lebensmittelkooperative". Wenn es bei uns auch so ziemlich alles gibt, was das Herz begehrt (Getreide, Gemüse, Obst, Honig, Wein, Bier, Brot, Tee, Käse, Trockenfrüchte, Öl), ist Appel un´ Ei noch lange kein Supermarkt. Als Genossenschaft, in der jedermensch Mitglied werden kann, arbeiten wir nicht gewinnorientiert. Mit einer Einlage von 20 DM , die beim Austritt wieder ausgezahlt wird, ist mensch dabei. Die Lebensmittel werden aus ökologischem Anbau (Bioland, Demeter oder nach EG-Norm) möglichst direkt bei den ErzeugerInnen aus der Region gekauft. Der persönliche Kontakt mit den ErzeugerInnen ist uns wichtig. Bei der Auswahl des Angebotes achten wir auf ökologisch und sozialverträgliche Anbau- und Produktionsverfahren sowie entsprechende Absatzstrukturen. Die Ware soll umweltverträglich produziert und transportiert sein, und dann ist sie auch noch gesund... Das heißt aber eben auch, daß wir Weihnachten keinen Spargel und Ostern keine Erdbeeren anbieten. Dafür gibt es beim Appel un´ Ei-Besuch gleich noch Infos, wie mensch Brot backt, Marmelade einkocht oder Brotaufstriche mixt.

Die Food-Coop, eine Arbeitsgemeinschaft der Fachschaftskonferenz (FSK), gibt es nun seit einem Jahr. Wir sind zur Zeit gut 20 Studis, die ehrenamtlich den Ein- und Verkauf und die Koordination der Coop regeln. Neue MitarbeiterInnen sind jederzeit willkommen. Wo wohnt Appel un´ Ei? Der blaue Verkaufskontainer steht im Neuenheimer Feld, direkt an der Südseite der Mensa, neben Café Botanik. Geöffnet ist von Montag bis Freitag von 12-14 Uhr. Und noch etwas: wir versuchen, möglichst unverpackte Ware anzubieten, die wir jeweils in die von den KundInnen mitgebrachten Verpackungen abzuwiegen. Daher bitte nicht vergessen: Taschen, Papiertüten Schraubdeckelgläser oder Flaschen selber mitbringen!

Detlef Lienau, Heike Lumpp


Kurhotel Kurfürst Karl

Was bisher geschah: Große Dinge tun sich im Kurhotel Karl: Prof. Dr. Peterle, Chef des altehrwürdigen Etablissements, hat seine rechte Hand, Dr. G. Rainer, zu sich zitiert. Die beiden sitzen im Herzen der Anlage, dem ehemaligen Untersuchungszimmer, in schweren Ledersesseln, und haben die Stirn in Falten. Ein Kachelofen steht in der Ecke, doch längst hat das Hotel Zentralheizung.

Folge 1. "Unsere Gäste müssen schneller gesund werden," knurrt Peterle. "Wir können es nicht dulden, daß in unserem Haus vierzehn Tage lang alle Privilegien genossen werden. Sie wissen, der Steuerzahler. Wir brauchen mehr Eigenbeteiligung der Patienten."

Rainer, der im Hotel von allen Heuler genannt wird, ist in seinem Element: "Mehr als das. Wir müssen die Qualität der Heilung sichern. Ich schlage vor, eine Zwangsuntersuchung nach zwei Tagen einzuführen. Wer dann noch keine Anzeichen einer Besserung zeigt, wird aus dem Hotel verwiesen."

"Richtig, das ist gut, Heuler. Zusätzlich führen wir Therapiegutscheine ein. Wer seine acht Gutscheine verbraucht hat, fliegt auch."

Dr. Rainer ist begeistert, die angegrauten Herren reden sich immer weiter in Begeisterung, bis sie schließlich aufstehen und zu einem schauerlichen Gesang um den Tisch tanzen:

"Kranke Menschen wolln wir nicht,
erbarmunglos sei das Gericht:
wer hier nur billig schluckt Tabletten,
und sich nicht rührt in weichen Betten,
der muß weg!
Nix wie weg!
Wem die Gutscheine nicht reichen,
fröhlich wir die GeFög streichen.

Leise klirren die Weingläser aus feinstem Kristallglas. Rot funkelt der Wein in der Abendsonne.

Wird Peterle seine Gutscheine einführen? Und G.Rainer die Zwangsuntersuchung? Wie ist die Zukunft der Therapie im Kurhotel Kurfürst Karl? Und was befindet sich im Ofen?

Versäumen Sie nicht die nächste Folge unseres großen Fortsetzungsromans Kurhotel Kurfürst Karl


nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK

Zwangsbetreuung

Individuelle Betreuung erfuhr eine Studentin der Biologie, als sie die Sprechstunde eines Professors am ZMBH (Zentrum für Molekulare Biologie) erfragen wollte. Hierzu ging sie ins Sekretariat des ZMBH. Der eilfertige AOR Dr. Blaschkowski teilte ihr den Termin zwar nicht mit, aber ihn mit ihr: Er rief den Professor an - und verabredete einen Termin für sich und die Studentin - schließlich muß er sich persönlich vom Erfolg des Gesprächs überzeugen.

Kirsten

Tresor geknackt!

Vom 7.11.95-31.08.96, findet in der UB unter dem Titel "Aus den Tresoren der ältesten deutschen Universitätsbibiliothek" eine Ausstellung einer Auswahl kostbarer Exponate aus den Tresoren und Sammlungen des Hauses statt sowie eine Dokumentation der Baugeschichte des Hauses. Gezeigt werden neben lateinischen, griechischen und deutschen Handschriften auch Kostbarkeiten aus dem Kloster Salem, Kodizes aus der Sammlung orientalischer Handschriften. Als Beitrag zur 800-Jahr-Feier der Stadt HD werden zudem in der UB alte Stadtansichten gezeigt.

Anlaß der Panzeröffnung ist das 90-jährige Bestehen des UB-Gebäudes. Eröffnet wird das ganze am 6.November, 17.00 s.t. in der Alten Aula der Universität mit einem Vortrag des Mittellateiners Prof. Berschin zum Thema "Die altfranzösischen Handschriften der Palatina. Einführung in die Ausstellung". Geöffnet ist die Ausstellung Mo-Sa von 10-19 Uhr und ab Ostern auch an Sonn- und Feiertagen von 11-16 Uhr.

Der Besuch der Ausstellung ist frei, Begleitheft kostet 5,-

GEW-Seminare für Studis

Traumjob "Hilfskraft" - Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht für studentische Beschäftigte. 3. bis 5.11. in Würzburg

Multimedia - Mehr oder weniger Demokratie? - Zum veränderten Verständnis von Wissenschaft, Bildung und studentischer Politik. 3. bis 5.11. in Würzburg.

Arbeitsmarkt Schule - Ausbildungsort Hochschule - Zu den Perspektiven des Studiums von Lehrerinnen und Lehrern an ost- und westdeutschen Hochschulen. 26.-28.01.1996, Oberreifenberg/Taunus

Kooperation und Kommunikation - ein Schulungsseminar für studentische TeamerInnen; 16.-18.03.96, Bonn

Arbeitsplatz Hochschule - Über die Personalvertretung von studentischen Beschäftigten und TutorInnen, 08.-12.03.96, Oberreifenberg/Taunus

Ausbildungsförderung für alle - Ein Sozialpolitisches Grundseminar für BAföG-BeraterInnen und SozialreferentInnen, 21.-24.03.96, Oberreifenberg/Taunus

Studentische Interessenvertretung neu denken - GEW-Studierendengruppen in Aktion, hier: Rhetorik, 22.-24.03.96, Oberreifenberg/Taunus

Frauenansichten zu Studium und Beruf - Zu Situation und Motiven von Studentinnen. 26.-28.04.96, Marktbreit bei Würzburg

Gremienarbeit leicht gemacht - Informationen zur studentischen Mitbestimmung in Hochschulgremien, 26.-28.04.95, Marktbreit bei Würzburg

Studium internationale - Ein Seminar für ausländische StudentInnen, 31.05.-02.06.96, Würzburg

Studieren neben dem Job - GEW-Studierendengruppe in Aktion, hier: Öffentlichkeitsarbeit, 31.05.-02.06.96, Würzburg

Pädagogik der Vielfalt - Ein Seminar zur Studienreform der sozialpädagogischen Studiengänge, 21.-23.06.96, N.N.

Spielerisch eine Veranstaltung machen - Ein Schulungsseminar für studentische TeamerInnen, 12.-14.07.96, Erfurt

Wissenschaft als Beruf - Das 11. GEW-Seminar für DoktorandInnen, 25.-27.09.96, Schauinsland

Wer hinwill: An den Kosten soll es nicht scheitern. Fragt nach bei der GEW-Studigruppe oder schreibt an Brigitte Eschenbach, Postfach 900409, 60444 Frankfurt


Wie geht's denn dem Energie-AK der FSK?

"Wenn die Universität weniger Energie umsetzt und weniger Ressourcen verbraucht, hat sie einen ökonomischen Vorteil davon." Läßt man allein das als Begündung gelten, so hat man schon ein Motiv, sich auf die Suche nach Energie- und Ressourcenfressern in der Uni zu machen. Und genau diese Aufgabe hat sich der Energie-AK der FSK gestellt.

Auf dieser minimalen Zielsetzung ist auch unbeschwert eine Zusammenarbeit von FSK und Uni-Verwaltung möglich, wie sie sich momentan abzuzeichnen beginnt. Herr Wormser von der Univerwaltung (Leiter des Dezernat 3 = Wirtschaft und Finanzen) sucht hier auch die Hilfe und Ideen von Studierenden. (Vielleicht hat der Plan zur Parkraumbewirtschaftung und das Studiticket das Vertrauen der Univerwaltung in die Fähigkeiten der Studis gestärkt?)

Aktuelle Themen sind von seiner Seite eine Energiebilanzierung an der Uni, um später die bislang von der Uni getragenen Gesamtkosten für Energie auf die einzelnen Institute zu budgetieren. Dieses Vorhaben soll die Betroffenen zum Energiesparen anregen. Dabei ist nicht in erster Linie an Sanktionen gedacht, sondern insbesondere daran, daß das Geld für eingesparte Energie den Instituten für andere Zwecke zur Verfügung gestellt werden könnte. Eine Studentin wurde gerade damit beauftragt, die vorhandenen Energiedaten zu sammeln und zu standardisieren.

Erst wenn der letzte Studiengang normiert ist, werdet Ihr ahnen, daß man Bildung nicht lernen kann.

Desweiteren wird vom Energie-AK die Frage nach Recycling-Papier in der Uni behandelt. Noch ist ein Großteil - auch bei der Massenpost des verwendeten Papiers weiß. Sowohl von technischer als auch von ästhetischer Seite gibt es seit geraumer Zeit keinerlei ernsthafte Argumente gegen Recycling-Papier.

An diesen beiden Aufgabenbereichen allein zeigt sich für uns schon die volle Spannbreite der langsamen und hinderlichen Verwaltungswege. Die Aufgabenbereiche, die die Energie- und Ressourcenbereiche betreffen behindern sich natürlich in unterschiedlichen Verwaltungsbereichen und sind zudem noch verschiedenen Ministerien in Stuttgart unterstellt. Nicht allein, daß die Kommunikation zwischen solch langen Verwaltungszweigen äußerst umständlich ist, sehr hinderlich ist auch, daß diese Themen von der Landesregierung in Stuttgart als nicht so dringend angesehen und damit auf die lange Bank geschoben werden.

Es erscheint mir so, als ob die technische Seite das geringste, die Seite der verkrusteten Strukturen der größte Problem sei. Umso erfreulicher ist es, daß immer mehr Köpfe in den Verwaltungen versuchen umzudenken - sei es aus rein ökonomischen Gründen oder tatsächlich der Natur und ihrer Menschen willen.

Wer auch Spaß am Umdenken hat, ist herzlich eingeladen und sei hiermit auf die Ansprechpartner beim Energie-AK verwiesen:

Heinz Wittmer: HD 29439
Bertram Scholz: HD 411218

Bertram Scholz

nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK

Chef im Streß

Zu unserem großen Erstaunen erfuhren wir auf der Jahresfeier, daß Rektor Ulmer im Laufe der letzten Semester begonnen hat, Erstsemester-Einführungen zu veranstalten. Wir möchten an dieser Stelle zum wiederholten Male klarstellen, daß die Fachschaften lange bevor das Rektorat derartige Aktivitäten überhaupt zur Kenntnis, geschweige denn ernst, nahm, Einführungen durchgeführt haben und diese nicht von Rektor initiiert wurden.

Aber solltet ihr den Rektor auf eurer Einführung gesehen haben, meldet euch bitte bei der Redaktion! (Stichwort: Bitte melde Dich!)

Kay, Kirsten


Evolution, Genetik und menschliches Selbstverständis

Spätestens seit Darwin brach zwischen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften ein Streit über unterschiedliche Menschenbilder aus: Prägt denn nun die Natur oder die Kultur den Menschen und seine Geschichte?

Die Arbeitskreise "Soziobiologie" der FSK und "Biowissenschaften und Ethik" des DKFZ bieten eine offene Diskussionsrunde mit Kurzvorträgen zum genannten Thema an. Bei jedem Treffen sind ein Informationsblock und Gespräche dazu geplant. Im Laufe des Seminars sollen insbesondere (verdeckte) Aussagen über Menschenbilder herausgearbeitet werden.

Mittwoch, den 25.10., 18.00 Uhr, DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum, INF), Seminarraum1

Infos: Urs: 720787; Bertram: 411218


nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK

Beratungskapazitäten erschöpft?

Da wurde doch tatsächlich ein Sozialpädagogikstudent einer FH, der in HD Psychologie studieren wollte, zu seiner großen Verwunderung an das Oberschulamt verwiesen. Und als Krönung schickte ihm die ZSB (Zentrale Beratungsstelle) sogar noch Bewerbungsunterlagen zum Staatsexamen zu. In einem anderen Fall, in dem eine Studentin vom Abschlußziel Lehramt für die Realschule bei ansonsten gleichbleibenden Fächern auf den Abschluß Lehramt am Gymnasium wechseln wollte, wurde sie zur Fachstudienberatung geschickt. Dort erfuhr sie zwar nichts über die Unterschiede zwischen der Realschule und dem Gynmasium, bekam aber die Unterschrift auf dem Zwangsberatungsschein über ihr neues Studienfach. Auf die Lehramtsberatung durch Uni und Oberschulamt wurde nicht hingewiesen.

Wir empfehlen zum Nachvollziehen derartiger Vorkommnisse eine weitere Rubrik auf den Zwangsberatungsformularen: "wurde ans Oberschulamt verwiesen" (vgl. UNiMUT, Nr.101).

Kay, Kirsten

Hallo Erstis

Am 16.Oktober wurden die Erstsemester vom Rektor in der Neuen Aula begrüßt. Im Rahmen dieser Veranstaltung durfte auch die FSK einige Sätze von sich geben, die wir im folgenden dokumentieren:

Ich möchte euch im Namen der Fachschaftskonferenz, der FSK, recht herzlich hier an der Ruprechts-Karls-Universität, der RKUHD, begrüßen. Ich werde mich insgesamt kurz fassen, was nicht heißt, daß ich nur Abkürzungen gebrauchen werde, sondern daß es hier im Rahmen dieser Veranstaltung nicht soviel zu sagen gibt. Das wichtigste werdet ihr nicht hier, sondern in euren Fachbereichen bei den Fachschaften und den einzelnen Instituten in Erfahrung bringen können. Und manches ist gar nicht so einfach in Erfahrung zu bringen: in den seltensten Fällen könnt ihr die Sachen einfach abholen oder mitnehmen: selbst Prüfungsordnungen, die es eigentlich in den Instituten geben müßte, sind oft nicht zu bekommen. In diesen Fällen müßt ihr erst rausfinden, wo es sie gibt; dasselbe gilt für manche andere Informationen. Die FSK und die Fachschaften wollen euch bei dieser Suche behilflich sein - der Wegweiser durch die Untiefen der RKUHD und ihre Einrichtungen heißt Sozialhandbuch der Fachschaftskonferenz oder Ersti-Info eines Fachbereichs und ist bei der FSK und den Fachschaften erhältlich.

Doch auch dies sind nur Landkarten oder Kletterhilfen auf dem Weg durch euer Studium. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium könnt ihr nirgends abholen oder kaufen - ihr müßt sie euch aneignen und entwickeln. Einige will ich euch kurz vorstellen:

1. Ihr müßt für Euch selbst entscheiden und eigene Prioritäten setzten. Wichtig hierbei ist, zu lernen, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen, ohne sich etwas vorzumachen. Bei der Gestaltung eures Studiums und bei der Setzung eurer Studienschwerpunkte sollten diese Erkenntnisse einfließen.

3. Ihr müßt verschiedene Lerntechniken je nach Situation einsetzen und ihr müßt die Fähigkeit entwickeln, eure Zeit kurz- und langfristig einzuteilen. Für die meisten von euch, meine Person nicht ausgeschlossen, wird dies sicherlich eine völlig neuen Art der Herausforderung sein. Und es ist eine Herausforderung, die sich über mehrere Semester hinweg ziehen wird.

4. Ihr werdet vor allem merken, daß die Fortschritte im Studium nicht an der Uni in Vorlesungen und Seminaren kommen, sondern zuhause bzw. in Lerngruppen, die ihr möglichst bald mit anderen bilden solltet. In manchen Fächern werden auch Übungsgruppen oder Tutorien diese Aufgabe zum Teil übernehmen können.

Es gibt Hilfen und Stützen auf diesem Weg, z.B. Anlaufstellen wie Fachschaften oder die ZSB, die zentrale Studienberatung, aber ohne den Impuls aus euch selber heraus könnt Ihr ein erfolgreiches Studium im Grunde vergessen. In einigen Fällen mag vielleicht noch ein Freischuß nach dem 8.Semester drin sein, doch wer von Euch will den eigenen Abschluß auf gut Glück machen und nicht auf der Grundlage von bewußt erworbenem und vertieften Wissen...?

Ich könnte euch außerdem jetzt auf weitere gefährliche Klippen hinweisen, Klippen die da heißen Zwangsexmatrikulation oder Streichung des BAföG - Zwangsexmatrikulation: ein Hobby unseres Rektors übrigens - 681 im letzen Semester! (Fußnote: Herr Ulmer war zu diesem Zeitpunkt leider schon weg, aber einige seiner Kumpels haben hier angemerkt, dies sei alles völlig legal - er kann quasi nicht anders. d.S.) - Streichung des BAföG: Achtung beim Fachwechsel oder anderen Abweichungen von der Norm!

All dies ist aber vielleicht zu umgehen und auf jeden Fall eher zu bewältigen mit einer festen Persönlichkeit und dem Wissen um eigene Ziele und Präferenzen.

Und spätestens heute ist der Tag, an dem ihr anfangen werdet, darüber nachzudenken. Alles andere ist nachgeordnet.

Viel Erfolg!

Urs, Kirsten, Kerstin, Cäcilie


Versäumt!?

1945-1995: Die versäumte Neugründung der Hochschulen

Seminar der ESG (Evangelische StudentInnengemeinde) und des BdWi (Bund demokratischer WissenschaftlerInnen) vom 10.-12.11.95 in Hardegsen bei Hannover

Während die offiziellen Repräsentanten der Wissenschaft und ihrer Verbände im 50.Jahr der militärischen Niederlage des deutschen Faschismus zu diesem symbolischen Datum nichts (oder nur Peinlichkeiten) einfiel, was sie selbst oder die Rolle der Hochschulen im NS-Staat betreffen könnte, haben Einzelne und studentische Projektgruppen in Form eigener Recherchen, Ausstellungen und alternativer Vortragsreihen etliche kritische Informationen zu Tage befördert. Daß die deutsche Uni sich notorisch geschichtslos verhält - zumindest was die NS-Zeit betrifft - ist seit der Wissenschaftskritik der StudentInnenbewegung zum Allgemeinplatz geworden. Die immer wieder auflebende Diskussion anläßlich von Enthüllungen von "Einzelfällen" (zuletzt in Fall Schwerte/Schneider) führt selten zu einer Infragestellung von Strukturen. Nach offizieller Lesart sind die Hochschulen "im Kern gesund". Dies scheint mit dem dominanten Verständnis von "reiner Wissenschaft" zusammenzuhängen, die in ihrem Wesenskern von der Politik unbefleckt bliebe.

Welche Anläufe gab es zwischen 1945 und 1950 und woran sind diese gescheitert?

Über welche Mechanismen vollzog sich bis 1950 die Restauration auf den Status quo ante?

Wie wurde bisher die Rolle der Hochschule im Faschismus dargestellt und bearbeitet?

Was verrät der offizielle Geschichtsdiskurs über das darin enthaltene Verständnis von Wissenschaft?

Auf dem Seminar in Hardegsen soll hierüber diskutiert werden.

Anmeldung und weitere Informationen:
ESG (Vera Klier), Tunisstr.3, 50667 Köln, Tel: 0221/2577457
BdWi, (Torsten Bultmann), Reuterstr.44, 53113 Bonn,Tel:0228/219946
FSK, Referat Hochschulpolitik, Lauerstr. 1, 69117 HD, Tel: HD 542456


Vierter Jahrestag

Am 20.Oktober fand zum vierten mal innerhalb der letzten vier Jahre eine Jahresfeier der Universität statt. Diese Veranstaltungen sollen zum Zusammengehörigkeitsgefühl der Universitätsmitglieder, in erster Linie der ProfessorInnen, beitragen. Anwesend waren kaum Studierende, aber zahlreiche ProfessorInnen, Rektorate benachbarter Hochschulen und diverse Repräsentanten diverser Organisationen von Staat und Wirtschaft, unter ihnen der Generalbundesanwalt Nehm und Ministerpräsident Teufel.

In den Festbeiträgen ging es um den Standort BaWü, der nach Ministerpräsident Teufel z.B. mehr Geld für Bildung ausgibt als Deutschland. Rektor Ulmer beschrieb die vielfältigen neuen Initiativen und Studiengänge der Uni Heidelberg und behauptete, in den letzten Semestern Erstsemestereinführen eingeführt zu haben. Der Ministerpräsident bekräftigte sein Votum für Studiengebühren und schlug vor, daß alle Studierenden im Rahmen ihres Studiums Betriebswirtschaft, EDV und Fremdsprachen machen müssen sollten. Außerdem sollten die eigentlichen Studiengänge entschlackt und die Studienzeiten verkürzt werden und das "Studium nicht mit dem Studium enden", sondern durch Aufbau- und Weiterbildungsstudiengänge ergänzt werden. Den genauen Wortlaut der erlauchten Reden erhaltet ihr bei der Pressestelle des Rektorats in der Alten Uni, Tel: 542310 oder 542311. Im Anschluß an die Reden gab es O-Saft, Sekt, Laugenstangen und ein paar Käsestangen.

Auch die FSK durfte einige Floskeln zum besten geben. Wir dokumentieren sie in diesem UNiMUT.

Kirsten

Salutem

Der FSK-Redebeitrag auf der Jahresfeier

Latinman strikes again

Freie Übertragung der lateinischen Passagen

Und der Teufel ist gekommen und Magnifizenz und die Spektabilitäten und die übrigen. Und wir sind gekommen; gekommen aus einer Kommission, in der wie so oft, die Sachen den Strukturen geopfert wurden.

..., tot in dem Sinne, daß wir die Sachen nicht für die Weisheit oder das Leben lernen, sondern so, daß sie dem Gedächtnis entfliehen. Wir verstehen sie nicht, sondern behalten sie nur im Gedächtnis und machen uns nicht klar, was sie bedeuten.

Die Reform ist keine Reform, sondern eine Umstelltung oder Umbenennung; die Reform ist eine Geschichte einzurichtender Kommissionen und kann nicht als eine Geschichte reformierter Lehrpläne bezeichnet werden.

Es ist vergangen. Heute werden wir überwunden durch das Wegnehmen von Rechten. Unsere Auffassungen werden als Auffassungen von Kindern angesehen und neue wissenschaftliche Ansätze allgemein unterdrückt durch die Auffassungen derer, die als die Besitzer der Weisheit angesehen gelten - also nicht aufgrund von rationaler Einsicht, sondern durch Vormachtstellung.

Wir begrüßen alle die nicht begrüßt zu haben ein faux pas wäre; wir begrüßen also artig den Ministerpräsidenten, die diversen Rektorate, diverse Repräsentanten diverser Institutionen, die Professoren und Professorinnen und alle übrigen Anwesenden - und begehen vermutlich doch einen faux pas.

et diabolus venit et magnificentia et spectabilitates et alii.

et venimus nos. venimus de commissione, in qua - ut semper - res immolabantur structuris. Eine Sitzung, in der wieder einmal bravourös und mit Eleganz verstanden wurde, Inhalte auf Formales zurückzuführen.

Doch wo wird überhaupt noch inhaltlich diskutiert?

Zwar wird von Entrümpelung und Entschlackung viel geredet - es geschieht aber nicht wirklich etwas. Es wird allenfalls - um im Bild zu bleiben - umgeschichtet, anders gestopft, evtl. auch mal anders beschriftet. Einfallslos werden Fortschreibungen von Studienplänen durchgeführt und dann als der Weisheit letzter Schluß und als gelungene Reformen oder Innovationen verkauft (nicht nur in der Biologie). Erhalten bleibt meist das Überholte, das Wissen, das tot ist, mortuus in hoc sensu, ut non sapientiae vel vitae sed ita, ut memoria se fugent, res discimus. Ea non cognoscuntur, sed solum memoria tenentur et non intellegitur, quod significant.

reformatio non reformatio sed perturbatio at re-declaratio, reformatio historia commissionum institudenum non cursuum reformatorum appellanda. Inhaltliche Diskussionen werden in zusätzliche Kommissionen ausgelagert und bisweilen vorentschieden; in Kommissionen, in denen die Studierenden bisweilen auch gar nicht vertreten sind. ut nos nihil de commissionibus, ita vos quasi nihil de sermone latina. Ganz zu schweigen von dem alleinigen Repräsentationsanspruch des Rektors: der Rektor: eine Metonymie in freier Wildbahn: selten hat man das Glück, Stilmittel in vivo vorgeführt zu bekommen. Auch in diesem Sinne möchten wir die Universität begrüßen und ihr doch mehr Offenheit und Innovativität nahelegen.

Ein Wesenszug akademischen Lebens war immer inhaltliche Diskussion, die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, eine gewissen akademische Weltoffenheit, Redlichkeit und Toleranz.

transiit. hodie nos privatione iuris superamur. opinio nostra opinio infantium videtur et doctrinae novae generaliter suppremantur eorum, qui sapientiae videtur possidentes, opinionibus - non intellectus ergo sed imperii causa.

und doch wollen wir uns auf die anfangs benannten Ursprünge beziehen, wenn wir ihnen - nochmals unsere Bereitschaft hierzu erklärend - in hoc sensu - ein erfolgreiches akademisches Jahr 95/96 wünschen.

Annette, Kirsten

"Subventionen wie BAföG, Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe sollten auf Einsparungsmöglichkeiten untersucht werden"
Ottograf Lambsdorff


ANTIFA-Seite Anfang

Patrioten, Pfaffen und Politiker

"Den Knoten zwischen Konservatismus und Faschismus zerschlagen" forderte eine Demonstration gegen das Studienzentrum Weikersheim (SZW) am 24. September anläßlich der an diesem Tag wieder beginnenden "Weikersheimer Hochschulwoche". Zwar existiert das SZW weiterhin, die gut 1000 Demonstrierenden machten jedoch klar, daß immer mehr Menschen diesen von Industrie und Staat finanzierten Umschlagplatz für rechtsextremes Gedankengut nicht mehr dulden wollen: Ein breites Bündnis von Bürgern der Region über Gewerkschaften bis zu Antifagruppen aus ganz Süddeutschland unterstützte die erfolgreich verlaufene Demonstration.

Es bleibt zu hoffen, daß der Widerstand anhält, bis dem SZW endlich jegliche Unterstützung verweigert wird: Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden wird es von namhaften Firmen gefördert: Daimler-Benz, Neckarwerke, Kraus-Maffei, uvm.. Für Kongresse und Veranstaltungen flossen allein von 1988 bis 1993 rund 400.000 DM aus Bundesmitteln. Auch das Land Baden-Württemberg zahlt Zuschüsse, bei deren Vermittlung sicherlich die traditionell guten Verbindungen zur Landesregierung halfen: Initiator der Gründung und Präsidiumsmitglied des SZW ist der Ex-Ministerpräsident und Nazi-Marinerichter Filbinger, Ministerpräsident Teufel war Referent in Weikersheim und unser allseits beliebter Minister für Wissenschaft und Forschung von Trotha ist dort seit 1992 Kuratoriumsmitglied.

Um die Ziele, Inhalte und Verbindungen des SZW zu verdeutlichen, übernehmen wir hier gekürzt einen Artikel aus dem Antifaschistischen Info 31, der speziell auf die Rolle des Religiösen im SZW eingeht:

"Weikersheim sieht seine vordringliche Aufgabe in der Arbeit an einer geistig-ethischen Erneuerung aus der Kraft unseres christlichen Ursprungs und dem Vertrauen in seine bewahrende und verwandelnde Macht" heißt es in einer Selbstdarstellung. Die zur Schau gestellte christliche Grundhaltung dient vor allem dazu, das SZW als eine der CDU nahestehende, bürgerliche und staatstragende Bildungs- und Diskussionsstätte zu präsentieren. Die Rechnung geht auf - das SZW hat eine ganze Reihe prominenter ReferentInnen der CDU (z.B. Carstens, Schäuble) vorzuweisen. Dennoch ist die Abgrenzung gegen Nicht-Christen keine Abgrenzung nach rechts. So ist SZW-Referent Wolfgang Strauss ebenso Autor der Zeilen: "Wo Glaube verloren gegangen ist blüht der Aberglaube. Dies trifft auf Menschen ebenso zu wie auf Staaten und Systeme, die sich selbst überlebt haben, dem Untergang entgegentaumelnd", wie auch der Satz: "Der Nationalsozialismus ist die Idee und ein Organisationsprinzip des sich selbst befreienden Volkes" aus seiner Feder stammt. Strauss schreibt ebenso wie der selbsterklärte Heide Mohler in "Criticon" und "Nation und Europa". Die gemeinsamen Elemente ihrer Ideologie - eine modernisierte Version des Nationalsozialismus und der Bezug auf die Theoretiker der "Konservativen Revolution" - sind wichtiger als die Glaubensfrage.

Die christliche Gesinnung des SZW dient also eher als verbindendes Element, durch welches "seriöse" bürgerlich-demokratische ReferentInnen mit Rechtsradikalen an einen Tisch gebracht werden.

Der CDU-Prominenz mag es bei Vorträgen in dieser Gesellschaft darum gehen, durch Diskussionsangebote nach ganz rechts außen den rechten Rand der Union bei der Stange zu halten, den faschistischen Referenten ist ein Auftritt beim SZW eine willkommene Gelegenheit wieder salonfähig zu werden.

Eine wichtige Rolle in der Braunzone der katholischen Kirche spielt auch der weltliche Orden der "Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem", zu dessen Ordensrittern auch SZW-Persönlichkeiten, allen voran Präsident Filbinger gehören. Der deutsche Ableger des Ordens wurde 1933 gegründet, wobei Franz von Papen, der Vize-Kanzler der Regierung Hitler, eine führende Rolle spielte. Das Motto des Ordens "Deus hoc vult" ("Gott will es") war über Jahrhunderte der Schlachtruf mit dem "Ungläubige", Juden und Moslems, von den fanatisierten fundamentalistischen Rittern der Christenheit ermordet wurden.

Der Orden, ein offizieller Teil der katholischen Kirche, vereint führende Konservative bis faschistische Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. So sollen 44 der Grabesritter führende Stellungen im Bankgewerbe einnehmen. Auch in den großen deutschen Konzernen wie Daimler-Benz, BASF, Siemens und Thyssen sind 36 der Ordensritter tätig.

Zur Eröffnung ihres Kongresses in Rom 1981 kamen die Weikersheimer in den besonderen Genuß einer Audienz bei Papst Johannes Paul II. Als "Wurzeln und Ursachen für die bedrohliche Lage der Menschheit" machte der Papst die "Krise der Kultur" und den "Verfall ... allgemeinverbindlicher ethischer und religiöser Prinzipien" ausfindig. Am Ende seiner Ansprache wünschte er den "christlichen Politikern", "wahrhaft Sauerteig zu werden", er bat für den Kongreß "Gottes Licht und Beistand" und erteilte seine besonderen Apostolischen Segen".

SZW-Präsident war beglückt: "Ein besseren Auftakt hätten wir uns nicht wünschen können." Bei der ersten Weikersheimer Hochschulwoche 1992 war die Begeisterung über den Papst und dessen Herkunft weniger groß: "Ganz mißtrauisch sieht man in Deutschland das ständige bereizen der polnischen Karte im Vatikan zu Lasten der Ostdeutschen, besonders Schlesien", beklagte sich Professor Heinz Kiefer, Essen, und erklärte an die Adresse der polnischen Katholiken: "Die polnische Bischofskonferenz sollte sich endlich bewußt werden, daß sie mit ihrer nationalistischen Gesinnung und der Weigerung zur wahrhaftigen Äußerung im Zusammenleben Deutschlands und Polens bis heute eine ständige Quelle des Ärgers ist."

Seit Mai 1993 arbeitet das SZW auch noch mit dem "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" (VPM) zusammen. Diese vom Stern als "rechte Psychosekte" bezeichnete Vereinigung hetzt gegen fortschrittliche AIDS-Aufklärung ("pornographische Propaganda") und eine "Neue Linke". Der Geschäftsführer des SZW Albrecht Jebens forderte seine Mitglieder per Rundschreiben dazu auf, einen Kongreß des VPM zu besuchen, der "Ihnen erhellende wegweisende Gedanken und Erkenntnisse vermitteln wird."

Kontakte gibt es auch zur einschlägig bekannten Mun-Sekte, bei deren Veranstaltungen auch SZW-Präsidiumsmitglieder auftraten. Eintracht demonstrieren konnten sie dort mit Emil Schlee, später Europa-Abgeordneter der REPs. Dieser gründete auch mit anderen REPs den rechtsradikalen "Aufbruch 94" der in verschiedenen Anzeigen zusammen mit bekannten "Weikersheimern" für den VPM warb.

Schlee, auch Referent beim SZW, war Mitte der 80er Jahre bei den "Patrioten für Deutschland" dabei, dem parteipolitischen Arm der La-Rouche-Sekte. Sie ist inzwischen auch unter Bezeichnungen wie "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" oder "Schillerinstitut" aktiv. Mitglieder der Executive Intelligence Review, einem La-Rouche-Pressedienst, sind auf dem Kongressen des SZW gern gesehene Gäste. Dort können sie ihre seltsamen Weltverschwörungstheorien verbreiten. Ein eher harmloses Mosaiksteinchen ihrer Weltanschauung wurde im Wall Street Journal zum Besten gegeben: Drahtzieherin des internationalen Drogenhandels sein keine geringere als die britische Königin.

Antifa-AK

Termin:
9.11.95 9Uhr - 1. Prozeßtag gegen 10 Neonazis wegen eines Überfalls auf eine türkische Snack-Bar in Eppelheim im Februar 92, Landgericht HD - Vortreffen für Interessierte: 8 Uhr im Autonomen Zentrum

ANTIFA-Seite Ende

WWW (Wir Werken Weiter)

Große Dinge tun sich auch in Sachen Fahrradwerkstatt. Aehm, kurze Rekapitulation für die neu Hinzugekommenen: Seit letztem Semester gibt es eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt, die von der FSK initiiert und vom Studiwerk als kleines Trostpflaster für diejenigen gedacht ist, die zwar den Solidarbeitrag zum Studiticket zahlen, aber gar nicht auf Bus und Straßenbahn stehen.

Fest zugesagt ist uns nun die Lösung unserer Raumprobleme in Form einer Garage bei der Hochenergiephysik in der Schröderstraße, die wir (so das Uni-Bauamt mitspielt) bis Anfang Dezember in eine Werkstatt umgewandelt haben werden. Bis es so weit ist, werden wir bei nicht allzu garstigem (nassem, kaltem) Wetter wie gehabt mit unserem URRmELmobil vor den Mensen stehen, und zwar Dienstags vor der Feldmensa und Freitags vierzehntägig im Marstall (nächstes Mal am 3.11.), jeweils zur Mensazeit.

Darüber hinaus suchen wir immer noch MitarbeiterInnen; am besten, Ihr kommt Dienstag abend um acht in den Fachschaftsraum Medizin in INF 308. Wer sich das nicht traut, kann uns auch einfach zu den Reparaturzeiten ansprechen oder msdemlei@mathi.uni-heidelberg.de eine Mail schreiben.

HD-184708

Unter dieser Nummer gibts Montag, Mittwoch und Freitag von 21 bis 2 Uhr Anschluß zur Nightline, einer telefonischen Anlaufstelle von und für Studierende, die seit Juni diesen Jahres in Heidelberg arbeitet. Die Nightline möchte in Gesprächen den AnruferInnen die Möglichkeit bieten, Abstand zu gewinnen und Gedanken zu sortieren. Darüber hinaus können mit den AruferInnen gemeinsam Ansatzpunkte gesucht werden, um scheinbar ausweglose Situationen neu anzugehen.

Getragen wird die Nightline von einer Gruppe von Studierenden, die durch eine Schulung für die Arbeit vorbereitet werden. Die Arbeit ist ehrenamtlich, Nightline vertritt weder politische, konfessionelle noch finanzielle Interessen.

Die Nightline sucht weiter MitarbeiterInnen. Wer Interesse hat, mitzuarbeiten, soll während der Dienstzeiten anrufen oder zur MitarbeiterInnenversammlung am 7.November kommen (Ort und Zeit telefonisch erfragen)

Weiße Ameisen (Termine)

Mittwoch, den 25.10.
1.Treffen des AK Soziobiologie (Evolution, Genetik, menschliches Selbstverständnis) 18.00 Uhr, DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum, INF), Seminarraum 1 (Infos: Urs:720787; Bertram:411218)

Donnerstag, den 26.10.
Sprechstunde des AFLR (Frauenreferat der FSK): 14.00-15.00, ZFB

Donnerstag, den 26.-bis 28.10.95
Religion als Kultur und Antikultur Internationale Symposium des DAI (Deutsch-Amerikanisches Institut), Sofienstr. 15

Freitag, den 27.10.95
Pro&Contra Diskussion zum Thema Einweg - Mehrweg - Gesprächsrunde, Publikumsbefragung, offene Diskussion, 19.30 Uhr Stadthalle Heidelberg (OB Weber läd ein!)

Samstag, den 28.10.95
Absturz oder Neubeginn?
S2-Kultur-Beitrag zum Thema StudienabbrecherInnen, Bildungskatastrophe,...; 8.30-9.00 Uhr

27. bis 29. 10.
Seminar: "Zerstört die Moderne sich selbst?", Veranstalter: Verein zur Förderung politischen Handelns e.V., näheres unter 0228/365669, -365825

Montag, den 30.10.
14 bis 17 Uhr ZFB, Lauerstraße 1: BAföG-Beratung der FSK
Treffen der GEW-Studierendengruppe und der GEW-Hochschulgruppe: 20.00, EWS (Erziehungswissenschaftliches Seminar, Akademiestr.3), vgl. Ankündigung (engagiert)

Dienstag, den 31.10.1995
Überrollt uns der Binnenmarkt? Rüdiger Wohlers im Rahmen einer VCD-Vortragsreihe; 20.00Uhr; Stadtbücherei Heidelberg, Poststr. 15

1. bis 05.11.
4. Studentische Fachtagung unter dem Motto:... es wird einmal ein blaues Wunder gescheh´n! - Gesundheits- und Pflegewissenschaften zwischen Vision und Wirklichkeit

Dienstag, den 07.11.1995
Flugverkehr ohne Obergrenze?
Dr. Schallaböck im Rahmen einer VCD-Vortragsreihe; 20.00 Uhr; Stadtbücherei Heidelberg, Poststr. 15

Donnerstag, den 9.11.95
Veranstaltung des Akademischen Auslandsamtes der Uni: Klavierabend - Bernd Maier, 20.00 Uhr; Alte Aula

Samstag, den 11.11.95
Gesamtschultag `95 der GEW
lebendige Schule - Pädagogische Entwicklungen an den Baden-Würtembergischen Gesamtschulen; 10 - 16.30 Uhr, Integrierte Gesamtschule Mannheim Herzogenried, Infos: Tel. 0711/2103033

GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 27.02.2003

unimut@stura.uni-heidelberg.de