Am 7.2. und 8.2. werden viele Vorträge gehalten im Historischen Seminar -- oder genauer in der neuen Uni. Dies nicht nur, um den Studierenden am Ende des Semesters noch ein wenig Bildung mitzugeben oder weil einige Profs sich schon länger nicht mehr gesehen haben, sondern weil ein neuer Professor oder eine neue Professorin eingestellt werden wird, im vorliegenden Fall eineR, der/die viel über "Zeitgeschichte" wissen sollte.
Das geht bei den Lehensherren im Feudalstaat Uni natürlich nicht so einfach, denn Profs müssen gerufen werden. Dazu gibt es Kommissionen, die erstmal überlegen, wen mensch wohl rufen wollen darf. KandidatInnen, die diese erste Hürde übersprungen und ehrliches Interesse an der Professur haben oder vorgeben, müssen vorsingen, also einen Vortrag zu einem Thema ihrer Wahl halten, dem hoffentlich alle Mitglieder der Berfungskommission -- sowie, und hier kommt ihr ins Spiel, alle anderen Interessierten -- hoffentlich aufmerksam lauschen. Mehr oder minder aufgrund der dabei gemachten Beobachtungen und der bereits vorher studierten Veröffentlichungen der BewerberInnen erstellt die Kommission dann eine Liste.
Die Studierenden aber, die sich die Vorträge auch angetan haben, können auch ein wenig auf die Liste Einfluss nehmen und zwar, indem sie die vor den Vorträgen von der Fachschaft Geschichte verteilten Fragebögen ausfüllen. Diese Rückmeldungen wird das studentische Mitglied in der Berufungskommission dann bei seiner Reihung berücksichtigen. Also: erweitert euer Wissen und unterstützt die studentischen VertreterInnen in den Gremien, indem ihr euch einfach die folgenden Vorträge reinzieht.
...dass 0% der arbeitslosen Akademiker unter 16 sind? Bestimmt nicht bekannt war euch hingegen, dass nur 8.8% der "rund 180000 arbeitslosen Akademiker" unter 29 sind. Die lieben Leute von Mummert und Partner, nicht gerade stark in Mathematik, wollen daraus ableiten, dass sich Bummelstudieren nicht lohnt. Wir leiten aus dem gesamt-kausalnektischen Antwortkomplex ab, dass Mummert und Partner dringend Leute brauchen, die etwas länger nachdenken und vielleicht mal recherchieren, wie hoch der Anteil überhaupt existierender AkademikerInnen unter 29 unter allen AkademikerInnen zwischen Null und Fünfzig überhaupt sei.
...dass nicht mal mehr die Hälfte der Firmen Menschen über 50 beschäftigt? Das nur als Erklärung, warum ich im letzten Wussi AkademikerInnen über 50 nicht zulassen wollte. Der Fairness halber.
...dass sich die rot-rote Koalition in Berlin natürlich nicht bequemt, die Studiengebühren dort wieder abzuschaffen, sie aber doch bereit ist, ansatzweise Fortschrittliches zu verwässern, wenns nichts kostet? Tatsächlich: In Berlin hat die Studierendenschaft jetzt so etwas wie ein politisches Mandat, nämlich das Recht, sich zur "gesellschaftlichen Aufgabenstellung der Hochschulen sowie der Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Abschätzung ihrer Folgen für die Gesellschaft und Natur" zu äußern. Das jedenfalls beschloss die Koalition im Rahmen der achten Änderung des Berliner Hochschulgesetzes. Die Grünen hatten, ganz Opposition, eine noch freiere Regelung gefordert. Ein Glück, dass sie nicht an der Regierung sind. Sonst hätten sie es nicht getan.
...wer Christian Füller ist? Wenn nicht, habt ihr euch einigen Ärger erspart, denn dieser reizende Herr schreibt gern über Bildungspolitik, und zwar in der taz, und zwar so, dass mensch sich nur noch fragen kann, warum der der Mann wohl so einen Stuss schreibt. Interessanterweise hat Füller selbst erkannt, dass bei seinem Sermon ernste Fragen unausweichlich sind und bietet nun Ende Februar oder Anfang März ein Seminar mit dem Titel "Journalisten verstehen" an der Uni Konstanz an. Ob Füllers Motive wirklich nachvollziehbar sind, wird wenigstens die Redaktion wohl nicht erfahren. Denn erstens würden wir eh nicht zu einem Quatsch gehen und zweitens ist die Veranstaltung, wie mensch hört, auch schon ausgebucht.
Walter I. Schönlein
Die Meldung, dass die NARIC deutsche BA-Abschlüsse nicht ohne weiteres anerkennen wird (wir berichteten), hat zu überraschend zahlreichen Reaktionen geführt. Die Redaktion freut sich daher, auch einen weiteren Artikel beitragen zu können. Zur weiteren Information sei auf Studis Online und den Spiegel verwiesen.
International sollen unsere Unis nach dem Willen der Politik werden, nach deren Meinung sie es bislang nicht sind. Wichtigstes Instrument, das bitte zwecks dieses Zieles anzuwenden ist: Gestufte Abschlüsse nach angelsächsischem Vorbild. Nach der sog. Bologna-Vereinbarung mehrerer europäischer Staaten sollen sie bis 2009 in allen Fächern eingeführt werden und Diplom und Magister ersetzen. Die Lehrveranstaltungen sollen in "Module" gegliedert sein (deren Definition, also Zuordnung zu konkreten Veranstaltungen, bislang bestenfalls unscharf bleibt) und mit ECTS-Punkten bewertet werden. Nach drei Jahren, inkl. Prüfungen und in der Regel einer kleinen Abschlußarbeit, wird ein Bachelor of Arts verliehen.
Nur die Besten, mensch spricht z.B. von 20%, werden für den darauf aufbauenden Master zugelassen. Sie studieren dann in der Regel ein weiteres Jahr, an dessen Ende eine größere Abschlußarbeit und natürlich weitere Prüfungen stehen. Nur mit einem Master kann mensch eine Promotion anschließen.
Durch die Stufung und die Punktbewertung sollte eigentlich dreierlei erreicht werden:
An diesen Plänen gibt es seit langem berechtigte Kritik, nicht nur von Seiten der Studis, sondern auch der Profs: Dass unsere Diplome und Magister unüblich sind, bedeutet nicht, dass sie nicht anerkannt wären: Mit einem Diplom oder Magister kann mensch sehr wohl im Königreich oder in den Staaten promovieren, sofern die Note gut genug ist. Und es gibt Aussagen amerikanischer Unis, welche sich über jede(n) Diplomstudierende(n) wegen der guten Ausbildung sehr freuen.
Die Anerkennung der neuen Abschlüsse bei ArbeitgeberInnen auch und gerade im Inland ist im Regelfalle überhaupt nicht überprüft, geschweige denn sichergestellt. Die Umstellung der "alten" Abschlüsse auf die neuen erfordert erheblichen z.B. verwaltungstechnischen Aufwand, möchte mensch die Studienordnungen und Module sorgfältig aufbauen. Wie dieser Aufwand angesichts scharfer Sparkurse aufgebracht werden soll, steht nicht in der Bologna-Vereinbarung. Und so wird der Druck zu den so schön englisch klingenden Abschlüsse eben blindlings erhöht, komme, was wolle. Was dazu führt, daß Abschlüsse produziert werden, nur um die Ministerien endlich ruhig zu stellen. Dies folgt z.B. dem Rezept: Man nehme den bisherigen Magister, streiche zwei Hauptseminare, gebe einer Vorlesung einen anderen, vorzugsweise englischen Namen - et voila, fertig ist ein Bachelor.
Warum die Abschlüsse nur international sind, wenn sie englisch klingen (skythische und assyrische Titel wären doch auch nett - diese Kulturen hatten auch ihre Eliten), ist ein hier nicht näher zu vertiefendes Thema. BaWü-Wissenschaftsminister Frankenberg fühlte sich immerhin bemüßigt, in einem Interview klarzustellen, daß die Bachelors und Masters Reimporte des "deutschen" Bacchalaureus und Magisters aus dem Mittelalter sind. Doch mitten in der oktroyierten Euphorie platzt eine beunruhigende (eng.: unsettling) Nachricht:
Das britische Zentrum für die Anerkennung internationaler akademischer Titel, Naric, will den deutschen Bachelor nicht als vollwertig anerkennen. Naric stuft den deutschen Bachelor lediglich als "Ordinary Bachelor" ein. Zur Aufnahme eines Masterstudiengangs in Großbritannien ist jedoch ein sogenannter "Honours Bachelor" notwendig. Das bedeutet, dass ein mit einem Bachelor bewehrter Studi höchstens mit zusätzlicher Prüfung ein ein britisches Master-Programm kommt.
Peinlich, das, denn gerade an das Königreich wollte mensch sich ja eigentlich anbiedern. Hektisch kritisieren nun die deutschen Wissenschaftsminister die Entscheidung, und versuchen die britischen Universitäten dazu zu bringen, die schönen neuen Titel trotz der Naric-Empfehlung doch anzuerkennen. Erfolg ungewiss. Bis auf weiteres kann jedem/jeder AbiturientIn nur geraten werden, auf Diplom und Magister zu studieren. Der Weg in die Internationalität über BAs und MAs führt bislang eher in das nationale Vakuum der Bildungspolitik.
Nicht erst seit den Übergriffen im Neuenheimer Feld sind nächtliche Wege in stillen Gegenden für viele Frauen kein Vergnügen. Schon seit 1992 gibt es daher das Frauen-Nachttaxi, mit dem zwischen 22 und 6 Uhr Frauen und Mädchen ab 14 jedes der Taxi-Zentrale angeschlossene Taxi für 5,60 EUR für ihren Weg nutzen können. Ermöglicht wird dies durch Zuschüsse der Stadt. Noch im Sommer 1996 sprach sich der Gemeinderat für eine Fortführung aus.
Doch jüngst gerät diese Einrichtung ins Visier der neuen konservativen Gemeinderatsmehrheit. Gerüchte über die mögliche Einstellung kursierten. Immerhin: dieses Jahr bleibt das Frauen-Nachttaxi noch erhalten. Bei der
Haushaltsverabschiedung wurde zwar mit knapper Mehrheit ein Antrag der Konservativen beschlossen, den Zuschuss auf das Vorjahresniveau einzufrieren, aber der Betrieb ist vorerst weiter gesichert --
bis zur nächsten Haushaltsdebatte.
Informationen zum Nachttaxi gibt es beim Amt für die Gleichstellung von Frau und Mann, Theaterstr. 11, 69117 Heidelberg, Telefon 58 15 52, hier oder per Mail.
Für das Taxi muss frau Fahrscheine z.B. an den HSB-Verkaufsstellen am Bismarckplatz oder am Hauptbahnhof kaufen. Der Personalausweis oder Reisepass ist vorzulegen, Schülerinnen-/Studentinnenausweis, Heidelberg-Pass, VRN-Monats- oder Jahreskarte bzw. Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen G in Verbindung mit einer Wertmarke des VRN bringen Ermäßigungen.
Das Taxi bekommt frau wie bei einer normalen Fahrt auch, durch Einsteigen an Taxiständen oder per Tel. 302030. Beim Einsteigen muss sie dem/der FahrerIn sagen, dass es eine Nachttaxi-Fahrt sein soll und ihm/ihr einen Fahrschein (bei Gruppen höchstens zwei) abgeben. Auch im Taxi müssen die Ausweise (z.B. Personalausweis und Studiausweis) auf Verlangen vorgezeigt werden. Die Fahrten sind leider nur innerhalb der Stadtgrenzen Heidelbergs möglich.
Am 28.Februar endet die Bewergungsfrist für das Projekt stud bene am EWS. Was steckt dahinter? Es handelt sich um ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt der Universitäten Heidelberg und Mannheim. Es wird vom Land Baden-Württemberg, im Rahmen der Initiative "Innovative Projekte in der Lehre", im Bereich: "Einsatz elektronischer Medien in der Lehre" gefördert. Ziel des Projekts ist es, Studierende zu LernberaterInnen für den Einsatz Neuer Medien auszubilden. Angesprochen sind grundsätzlich Studierende aller Fachrichtungen und aller Semester. Sie sollen nach dem Absolvieren des Programms in der Lage sein, Studierende und DozentenInnen bei der Entwicklung und Umsetzung von Lernstrategien, die auf Neuen Medien beruhen, zu unterstützen.
Durch die Kombination von eLearning und traditioneller Präsenz wird eine innovative Verbindung verschiedener Lernformen erreicht, die unter dem Begriff „Blended Learning“ bekannt sind. Die TeilnehmerInnen werden zu MultiplikatorInnen ausgebildet, die ihr erworbenes Wissen an andere Studierende und Lehrende weitergeben sollen.
Die Ausbildung umfasst folgende Themen:
Nach einem ersten Durchgang beginnt im April 2003 die zweite Ausbildungsrunde. Die einjährige Ausbildung endet dann im März 2004. Im Laufe von zwei Semestern besucht mensch parallel zum Studium je zwei Pro- und Hauptseminare. Diese Scheine kann man auch auf ein normales Erziehungswissenschafts-Studium im Gesamtumfang von bis zu 8 SWS als Studienleistung anrechnen. Kosten für die Veranstaltung entstehen somit nicht. (Vielleicht kann man auch den einen oder anderen Schein auf ein Lehramtsstudium anrechnen lassen? d.Red.)
Für interessierte Studierende besteht noch bis zum 28.02. die Möglichkeit sich zu bewerben. Bewerbungen (Details hier) sind zu richten an: Erziehungswissenschaftliches Seminar derUniversität Heidelberg, Projekt Studbene, z. Hd. Dipl.-Päd. Benno Volk, Akademiestr.3, 69117 Heidelberg.
Also, auch ohne einen eigenen Studiengang Mediendidaktik, kann man sich wichtige Kenntnisse als Studienschwerpunkt oder zusätzlich zum Studium aneignen. Am Ende bekommt man eine ausführliche Bestätigung über die erworbenen Kenntnisse und kann sich hilfsuchender KommilitonInnen und Lehrender annehmen. Fein wäre natürlich, wenn auch DozentInnen selber sich einige derartige Kenntnisse aneigneten -- aber ehrlich gesagt, oft wären schon einfache pädagogische Kenntnisse innovativ...
Seit Ende der 1970er Jahre findet der Kongress "Frauen in Naturwissenschaft und Technik" (kurz FiNuT) am Himmelfahrtswochenende (29.05. - 01.06.03) statt, dieses Jahr an der TU Berlin. Dieser Kongress ist ein Treffen von Frauen, die in Naturwissenschaften oder technischen Berufen arbeiten -- eben Berufen, die landläufig gerne als "typisch männliche" Arbeits- und Interessensgebiete angesehen werden und in denen sich der Frauenanteil meist auf unter 15 Prozent beläuft.
Frauen in technischen Berufen dürfen sich in ihrem beruflichen Umfeld meistens sexistische Bemerkungen über "Frauen im Allgemeinen" anhören, während sie bei ihren Freundinnen mit technischen Diskussionen auf Unverständnis stossen oder an die jeweils dazugehörigen männlichen Begleiter verwiesen werden. Technische Diskussionen unter Frauen/Lesben sind also nur selten möglich -- auf jeden Fall machen sie einen Teil der Atmösphäre eines FiNuT-Kongresses aus: Naturwissenschaftliche Fachvorträge wechseln sich mit Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen, mit praktischen Workshops oder Vorträgen zur Gender- oder feministischen Technikforschung ab. Es gibt regelmäßig Fachgruppentreffen, bei denen Neueinsteigerinnen gerne gesehen werden, und viele Fachdiskussionen auf dem Gang. Neben dem Programm ist natürlich auch die persönliche Vernetzung von Fachfrauen untereinander sehr wichtig -- sozusagen das Pendant zu den landläufigen Stammtischrunden und Männerbünden.
Traditionell steht jeder FiNuT-Kongress unter einem Motto -- dem Schwerpunktthema --, zu dem verschiedenste Vorträge und Diskussionen stattfinden. Das Motto in diesem Jahr lautet standard:abweichung.
Standardisierung und Normierung beeinflussen unsere Wahrnehmung der Welt -- sie erleichtern uns die Orientierung im Alltag. Im Bereich von Naturwissenschaft und Technik haben Standards und Raster ein besonderes Gewicht: Hier gelten Standards als Garant für klare Resultate und reproduzierbare Ergebnisse. Während der vier Kongresstage geht es darum, diese scheinbar objektiven Richtwerte zu benennen und zu hinterfragen:
Wer sich von diesen Themen oder auch nur der generellen Intention des Kongresses angesprochen fühlt, findet unter http://finut2003.leipzigerinnen.de Details zu Anmeldung und Ablauf der Veranstaltung. Auch wenn mensch nicht hinfahren möchte: Da die finanzielle Förderung des Landes und Bundes von Fachfrauentreffen leider wie viele andere sinnvolle Projekte dem grassierenden Rotstift unterliegt, ist die Finanzierung des Kongresses bald nicht mehr möglich. Spenden für die Vorbereitung und Durchführung des Kongresses 2003 (steuerlich abzugsfähig) werden gerne angenommen.
Wissenschaftsrat kritisiert "zu gute" Abschlussnoten an deutschen Hochschulen
Was in Heidelberg schon seit vielen Jahren als Problem gesehen wird, hat nun auch der Wissenschaftsrat als Neue Große Krise Der Deutschen Hochschulen (NGKDDH) entdeckt: Die Noten sind zu gut. Meine Mutter ist auch dieser Meinung.
Der Wissenschaftsrat, das nur nebenbei, besteht aus Giganten des Geistes vom Schlage eines Prof. Dr.-Ing. Werner Bornkessel (macht Präzisionstechnologien und Lasertechnik an der FH Jena), Dr. Ing. Frank Junker von PLANETA-Bogenoffset sowie Nina Grunenberg vom Zentralorgan der Reaktionären Partei Absurdistans, der ZEIT. Sie werden im Benehmen von der DFG, der MPG, der HRK und der HGF vorgeschlagen, was schon stark suggeriert, dass Menschen mit auch nur ansatzweise fortschrittlichen Gedanken in diesem Gremium eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit von ziemlich genau Null haben.
Der Wissenschaftsrat also hat nun festgestellt, dass die Noten bei den DiplombiologInnen im Mittel bei 1.3, bei GeschichtsmagisterInnen bei 1.6 und bei den HumanmedizinerInnen bei 2.4 liegen, und das ist durchweg zu wenig. Allein in Jura (Schnitt 3.3, wohl auch nur, weil die Freischießer halt mit dem glücklich sind, was sie so kriegen), sieht man die "Notenskala" ausreichend "ausgeschöpft". Menschen, die für die nächsten Ausgaben von Trivial Pursuit gerüstet sein möchten, können auch die ganze Pressemitteilung (Surgeon General's Warning: Your brain may explode) studieren.
Wenn nun also Studierende, die aus jedenfalls vergleichbaren Grundgesamtheiten gezogen werden, Notenschnitte zwischen 1.3 und 2.4 erzielen -- die JuristInnen nehmen wir mal aus, da ist die Grundgesamtheit vermutlich schon eine andere --, ist wohl keine vertiefte Ausbildung in Mathematik nötig, um Zweifel an der Aussagekraft der Noten selbst aufkeimen zu lassen. Umgekehrt ist die Hoffnung, ihre Aussagekraft könne wachsen, wenn nur die Mittelwerte sänken, allenfalls als Produkt eines von (beim Offsetdruck durchaus auftretenden) Lösungsmitteln bereits leicht beeinträchtigten Hirnes zu verstehen.
Was sonst dazu zu sagen ist, hat der fzs bereits in einer als Reaktion auf die Wissenschaftsrats-Prosa verfassten Pressemitteilung gesagt, weswegen wir jetzt ihm das Wort überlassen:
"Die Behauptung, die Hochschulen würden im Durchschnitt zu gute Abschlussnoten vergeben, veranlasst uns erneut klarzustellen, dass Noten ungeeignet sind um Abschlüsse und Studienleistungen zu bewerten", so Lars Schewe, Mitglied des fzs-Vorstands. "Es verwundert uns sehr, daß sich der Wissenschaftsrat in dieser Weise mit der Notenvergabe beschäftigt." Anstatt aus den Ergebnissen der Studie die Folgerung zu ziehen, dass Noten offensichtlich nicht funktionieren und somit überflüssig sind, wird versucht diese Fiktion der Benotung aufrechtzuerhalten. "Die von jedem Studierenden individuell erbrachte Leistung lässt sich nicht "objektiv" in ein Notenschema pressen. Noten sind willkürlich und sagen nur "vordergründig" etwas über die erbrachte Leistung von Studierenden aus. Wer sich heute auf Noten verläßt, ist verlassen," so fasst Lars Schewe die Erfahrungen der StudentInnen zusammen.
Der Wissenschaftsrat sollte sich mit sinnvolleren Dingen beschäftigen, als sich auf "Kuschelnoten" zu stürzen. "Die Aussage Friedrich Tegelbekkers (Autor einer Studie des Wissenschaftsrat), dass das gehäufte Auftreten von Einsen und Zweien darauf hindeute, es werde werde den Studierenden zu "leicht" gemacht, bedient lediglich die Stammtischforderung nach Disziplinierung der Studierenden", so Tjark Sauer, Mitglied des fzs-Vorstands. "Anstatt über die Vergabe vermeintlicher "Kuschelnoten" zu diskutieren, sollte sich der Wissenschaftsrat vielmehr Gedanken machen, ob derartige Schemata -- also Noten -- nicht längst überholt sind. Noten sind einfach nicht vergleichbar, sie sind nicht objektiv!"
...dass das Pressearchiv der FSK manchen Schatz birgt? Da gibt es beispielsweise einen Artikel aus der RNZ von 1986, in dem sich der hier erst jüngst wieder erwähnte Eckhard Behrens, damals Chef des Dezernats 2 der ZUV, dazu äußert, dass Langzeitstudis kein Problem seien, denn die "ewigen Studenten gehen nicht zu Lasten der Studienbewerber" -- aus ziemlich den Gründen, die später das ABS formulieren sollte, als Behrens längst unter die irrationalen Panikmacher gegangen war. In der Tat soll Behrens damals den (seltenen) Dauerstudis, die wirklich "quer durch den Gemüsegarten" studieren, bescheinigt haben, der Uni macheN StudienberaterIn zu ersparen. Na ja -- wer will in diesen Zeiten schon ans Sparen denken?
...dass Rektor Hommelhoff jetzt Mitglied des Beirats der Deutschen Bahn AG ist? Dieses neugegründete Gremium soll Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Bahn laut Pressestelle der Uni "dabei unterstützen, die Bahnreform zu Ende zu führen und das Unternehmen kapitalmarktfähig zu machen". Die Redaktion fürchtet eher, dass man sich jetzt auch bald Kontingente in Lehrveranstaltungen sichern muss.
...dass man sich im ECTS-ESIB Survey ausführlich darüber informieren kann, wie das ECTS in Wirklichkeit funktionier? Um euch den Klick auf den Link in die Abkürzungsdatenbank zu ersparen: Beim ECTS gehts darum, dass Studienleistungen Europaweit verrechenbar werden. In der traurigen Wirklichkeit funktioniert das noch nicht mal innerhalb einer Uni, aber deshalb brauchts ja Surveys wie den oben. Den Bologna-Prozess können solche Kleinigkeiten eh nicht aufhalten.
...dass das neue KVV für Lehramtsstudierende erschienen ist? ihr erhaltet es im EWS. Auch das neue Programm fürs EPG ist fertig - es liegt theoretisch in den Instituten mit Lehramtsfächern und auf jedem Fall in den EPG-Koordinationsstellen aus.
...woran man die "Schwarze Schachtel" als Zeitung der Fachschaft Psychologie erkennt? Sie besteht überwiegend aus Interviews! Selbst der neue Kaffeeautomat wurde interviewt!
Walter I. Schönlein
Dieser Artikel wurde zitiert am: 09.02.2005