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Iranische Perspektiven: Im Hinterland

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Herrscherstadt

Am nächsten Tag, dem Donnerstag, steht ein touristisches Highlight auf dem Programm: Persepolis, die legendäre antike Hauptstadt des Perserreiches, Sitz von Regierenden wie Xerxes und Darius. Um 8.00, eine Unpünktlichkeit von Iranern ist aus meiner Sicht pure Legende, holt Ahmad mich ab. In seinem Fahrzeug wartet Ahmads Frau Tamineh, auch sie promoviert in der Fachrichtung Photonik. Sie steigt aus, einen Schal als Kopftuch tragend und begrüsst mich.

Sie kommt mit, ferner ihre Englischlehrerin, Leyla, und deren Mann Nasser. Leyla spricht mit mir, fragt mich, ist neugierig, ohne Scheu – der Kontrast der beiden Frauen zu Amirs Freundin ist frappierend. Unter der auch im Winter blendenden Sonne fahren wir gen Westen los, zwischen den Bergrücken der Wom-Berge entlang. Rechterhand liegen die Gebäude der Fakultät für Agrarwissenschaften. Am Straßenrand steht alle paar Kilometer ein Händler mit einem Jeep oder kleinen Laster, der Früchte feilbietet.

In einem Ort auf dem Weg kaufen wir etwas Wegzehrung. Nach etwa einer Stunde sind wir da, parken und kaufen Tickets. Die Eintrittspreise, hier wie auch bei anderen Museen und Moscheen, liegen in der hochsaison bei 5 Euro für Fremde, jetzt aber bei 20 – 50 Cent. Wir betreten das Gelände.

512 vor Christus begann Darius I mit dem Errichten dieses Sitzes des achaemenidischen Reiches; Xerxes I und II, und Artaxerxes I-III setzten das Werk über 150 Jahre hinweg fort. Ein 18 m hoher Wall umfriedete den Komplex, der mit seinen zahlreichen Palästen und Hallen 125000 qm bedeckte. Man kann die einstmalige Größe nur erahnen. Reich waren die Gebäude mit Edelmetall geschmückt, als die Repräsentanten der Provinzen hierher kamen, um dem König ihre Reverenz zu erweisen. 331 v. C. brannten die Truppen Alexanders des Großen den Komplex nieder, und nahmen die meisten Schätze mit nach Griechenland. Der Rest ist im Teheraner Museum. Der ursprüngliche Name war Parsa, woher sich der Name Persien ableitet. Die Invasoren nannten den Ort „Stadt der Perser“, zu gut griechisch „Persepolis“. Hierzulande heißt es Takht-é Jamshid, Thron des Jamshid. Der Name „Iran“ wurde im Westen von den Schahs der Pahlavi-Dynastie eingeführt, und heißt soviel wie „Land der Arier“, ein Hinweis auf angeblich gemeinsame Wurzeln der iranischen und der deutschen Bevölkerung. Nichtsdestotrotz nennen die „Iraner“ ihre Sprache „Farsi“.

Es ist wenig Betrieb in dieser kalten Zeit des Jahres. Hauptsächlich Einheimische sind die wenigen Touristen, nur einem neonbuntbejackten Trupp von Holländern begegnen wir. Ein paar Soldaten machen einen Ausflug hierher, einen freien Tag ihrer zweijährigen Wehrdienstzeit nutzend. Sie sehen nicht nach Streit aus, dennoch achte ich darauf, sie nicht mit meiner Kamera aufs Korn zu nehmen. Ich habe die Zahl der Filme zu knapp kalkuliert, einen Verlust durch Konfiskation kann ich schwer verkraften. Nur gut, dass ich meine kleine Digitale als Backup bei mir habe. Sie kommt besser mit dem hellen Sonnenlicht klar. Natürlich photographiere ich nicht in Richtung Sonne, aber einige Aufnahmen mit Blickrichtung schräg nach oben werden sich nach dem Entwickeln als Fehlschüsse erweisen, weil die obere Bildhälfte geschwärzt ist. Eventuell hat mir Polarisation des Lichtes in der klaren Luft einen Streich gespielt.

Das berühmte, so ziemlich jedes zweite Buch über das Land zierende Löwentor begüßt uns, es sind drei ingesamt, auf den Innenseiten mit Gravuren in elamitischer und anderen damaligen Sprachen versehen. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass wir nicht auf den Ruinen eines barbarischen Imperiums stehen. Nach dem, was wir wissen, waren die umliegenden Provinzen nicht unterworfen, sondern gleichberechtigte Teile des Reiches, eben mit jeweils eigener Kultur und Sprache. Errichtet wurde der Bau nicht von Sklaven, sondern von bezahlten Arbeitern, die sogar krankenversichert waren. Die Verträge, auf Tontäfelchen festgehalten, werden wir im kleinen Museum sehen, und Leyla wird scherzen, dass sich bezüglich der Konditionen gar nicht soviel getan hat über die Jahre. Sie fragt mich nach einigen englischen Vokabeln, da selbst sie, trotz ihres Berufes, noch nie etwa ins Vereinte Königreich reisen durfte.

Die Tore sind gut erhalten, vieles andere nicht. Vom Wall ist nur noch ein halbmannshoher Sockel übrig, der die Umrisse zeigt. Doppelköpfige Skulpturen, geier- und pferdeköpfig, verzieren den Wall. Die meisten Säulen sind umgestürzt, die Sockel markieren ihre Positionen wie etwa in der 32-Säulen-Halle. An den noch stehenden Exemplaren sind auf einem bzw. zwei Dritteln der Höhe Fugen zu sehen. Erst wurde damals das untere Drittel aufgestellt. Dann wurden große Mengen Erdreich ringsherum aufgehäuft, um das zweite, und noch mehr Erde, um das dritte Segment hinaufzurollen, aufzurichten und aufzupflanzen. Fugen in liegenden Bruchstücken zeugen von Verbindungselementen aus einem anderen Material, vielleicht Metall. Zuletzt legten die Teams die fertige Säule frei.

Der größte Individualbau ist die zentrale Apadana-Halle. Er wurde zum Empfang der Provinzfürsten genutzt, wovon die Treppenaufgänge zeugen. Die Delegationen der Provinzen sind abgebildet, mit großem Detailreichtum. Sie sind jeweils 3-7 Mann stark, und führen spezifische Geschenke mit sich, wie Früchte, Schafe oder Pferde. Sie haben lächelnde Gesichter und tragen festliche Kleidung, an denen sie ebenfalls den Provinzen zugeordnet werden können. Plexiglastafeln, in Englisch und Farsi beschriftet, erläutern, was zu sehen ist. Die Halle, deren ursprüngliches Dach längst verfallen ist, ist mit einer Stahlkonstruktion überdacht. Sie wird nämlich auch heute noch, in der Touristensaison, für Veranstaltungen genutzt, die von farbigem Scheinwerferlicht dramatisch untermalt werden.

Um den Komplex herum liegen Darius' Schatzkammer, und kleinere Wohnpaläste. Einige Meter unterhalb von Xerxes' Palast liegt die ehemalige Haremswohnstatt. Nach der iranischen Revolution gab es Pläne, diesen als Zeichen einer unsittlichen, dekadenten Lebenshaltung zu vernichten. Aber Widerständ der Bevölkerung aus der Umgebung konnte dies verhindern.

Heute, da der Deviseneffekt solcher Attraktionen als potenziell wichtiger Wirtschaftsfaktor erkannt ist, sind Grabungen geplant, die eventuell vorhandene weitere Bauten unter den umliegenden kleinen Waldgebieten zutage fördern sollen.

Der ganze Komplex ist mit einem unterirdischen Aquaeduktsystem versehen. Unter den beschädigten Bodenplatten ist ein Wassersystem zu erkennen. Ahmad scherzt, Drahtleitungen hätte man nicht gefunden – das Reich war damals so modern gewesen, dass die Bürger schon Mobiltelephone benutzt hätten. Nun, vielleicht konnte Alexander die Perser besiegen, weil er ihren Funk abhörte.

Wir ersteigen den Berghang, in den zwei Grabmäler von Artaxerxes II und Xerxes II gehauen sind. Sie sind sehr ähnlich konstruiert. Ein geräumiges Plateau, damals nur durch Leitern zugänglich, erreichen wir durch Klettern über Steine und Treppen. Wir stehen auf dem Plateau und blicken zum Eingang der Höhle mit dem Sarkophag. Darüber ist eine Zeichnung in den Fels graviert. Sie zeigt zwei Ebenen von Dienern oder Untertanen, welche die jeweils höhere Ebene tragen. Ganz oben steht links der König, rechts ein Opferfeuer; darüber, zentriert, schwebt der Göttervogel Far-va-har. Zur Zeit der Errichtung dieser Grabmale waren die Bewohner des Iran Mazdayasni Zarathushtris, i.e. sie verehrten den Gott Ahura Mazda, den der Prophet Zarathushtra angekündigt hatte. Nach seiner Prophezeiung wird die Welt, ohne Böses und Krankheit erschaffen, aber von außen damit kontaminiert, durch Feuer gereinigt und durch das Paradies des Ahura Mazda ersetzt.

Von hier oben aus lassen sich Übersichtsaufnahmen des unter uns liegenden Persepolis erstellen. Ein Passant macht ein Gruppenbild unseres Expeditionsteams.

Wir steigen wieder hinunter und begeben uns zum Museum. Das Museum ist auf den Fundamenten eines der Paläste aufgebaut, deutlich sind die historischen Säulensockel und Torpfeiler zu sehen. Die neuen Säulen sind in einem kräftigen Rot gehalten, stilisierte Doppelkopfskulpturen zieren sie. Seitlich findet sich ein kleines Buchgeschäft mit Postkarten, etwas üblichem Touristenkitsch und Reiseführen in englischer und auch deutscher Sprache. Wir betrachten die Tontäfelchen und die Töpferware in den Vitrinen. In einem Seitenflügel prangt die metallene Skulptur einer religiösen Gestalt mit großen Flügeln. Es gibt Theorien, denen zufolge unsere Engel hier ihren bildlichen Ursprung haben.

Wir verlassen den Komplex, gehen zurück zum Auto. Es ist schon Nachmittag, und wir wollen uns noch das sechs Kilometer entfernte Naghsh-é Rostam ansehen. Am Himmel kreisen scheibar ziellos Vogelschwärme. Etwas ziellos verfansen wir uns zunächst, die Beschilderung an der Kreuzung könnte besser sein.

Aber letztlich langen wir an. Hier sind in weiteren vier Grabmälern Darius I, Artaxerxes,  Xerxes und Darius II untergebracht. Darunter zeigen weitere Felsgravuren Szenen aus der Regentschaft von Cyrus, der sich mit römischen Invasionstruppen Valerians auseinanderzusetzen hatte. Erfolgreich, ist hinzuzufügen, eines der Bilder zeigt Cyrus, auf reichgeschmücktem Schlachtross sitzend und das Handgelenk des vor ihm stehenden Römers ergreifend, vielleicht Valerians. Kavallerie spielte nach diesen Zeichnungen eine entscheidende Rolle in den Gefechten, mehrere Kampfszenen sind dargestellt. Vis-à-vis steht ein 5000 Jahre alter Tempel der Zoroaster, die über eine noch halb vorhandene Treppe den gut 10 m hohen Bau erstiegen, um ihrem Gott zu huldigen.

Abendprogramme

Wir fahren wieder zurück. Felsiges Gelände wechselt sich mit ab mit grünen, bewässerten Feldern. Nahe innerhalb der Stadtgrenze halten wir gegen vier Uhr bei einem Restaurant und essen, unterhalten uns über die Eindrücke des Tages. Mein Hals ist recht rauh, ich weiß nicht, ob es an der trockenen Luft liegt, oder ob ich mir durch das nächtliche Auskühlen meines Zimmers durch das große Fenster eine Erkältung eingefangen habe. Da ich am ersten Tag das Grabmal des Saadi noch nicht besucht habe, wollen wir das nun nachholen.

Das Bauwerk wurde 1952 als Ersatz für eine ältere, wesentlich schlichtere Konstruktion errichtet. Von der Kuppel hängt eine kunstvoll gearbeitete Lampe. Als wir durch den Garten flanieren, gehen wir an einer gemauerten Kuppel im Boden vorbei, deren kleine Öffnungen den Blick in das unterirdische Teehaus freigeben, das unser nächstes Ziel ist. In der Mitte ist ein Becken, durch dessen im von den Steinen reflektierten Licht grün erscheinendes Wasser Fische schwimmen. Wie in so ziemlich allen Gewässern dieser Art blinken auch hier ein paar versenke Münzen herauf und zeugen von hoffentlich nicht zu dringend ersehnten Wünschen oder Absichten des Wiederkommens. Am Nebentisch sitzt eine Gruppe von Leuten, die sich brennend für den Wessi interessieren, der da eben aufgetaucht ist. Prompt rückt man für ein gemeinsames Photo zusammen. Wir fahren noch in ein kleines Kaufhaus, in dessen grellem Licht wir auf zwei Etagen ein paar Kleinigkeitn besorgen. Ich brauche Nachschub an Filmen und Zahnpasta und teste meine inzwischen erworbenen Kenntnisse der hiesigen Ziffernzeichen, bevor wir einen weiteren Garten, den Garten Delgosha, besichtigen, der in gelbem, warmen Lampenlicht erstrahlt. Entlang gehen wir, uns jeweils paarweise unterhaltend, an dem fließenden künstlichen Bach in seiner Einfriedung.

Zuletzt begeben wir uns zum Haus Leylas und Nassers und werden hereingebeten, so etwas geht im Iran sehr schnell und ist allgemein üblich. Wie die meisten Stadthäuser, so besteht auch dieses aus einer hohen Mauer mit einem Tor, das sich für das Fahrzeug öffnet, das im Innenhof geparkt wird. Ein Schäferhund begrüßt uns. Die Frauen sind kaum durch dieses Tor ins Innere gelangt, schon fliegt das Tuch vom Kopf.

Wir gehen ins Haus; es ist ein typisches iranisches Heim mit einem Wohnzimmer als Zentrum, versehen mit einem Teppich, Sitzgelegenheiten und einer TV/VCR-Ausstattung. Im Verbindungsraum zu den anderen Zimmern hängen Familienbilder. Viele Kerzen stehen in einem Nischenregal, von ihnen hat Leyla hier eine ebensogroße Sammlung zusammengestellt wie ich bei mir in Berlin. Es gibt noch Kaffee. Ich checke am PC kurz Emails, und werde dann zum neuen Anrufbeantworter gebeten, einem deutschen Modell mit Sprachansage. Ich übersetze Leyla die Ansagen, und bringe ihr die deutschen Zahlenbezeichnungen bei. Sprachen sind auch das Hauptthema des Abends – so ist „Damet Garm“, übersetzt „Dein Atem ist warm“ eine Symathiebekundung. „Na baba“ heißt „Du machst Witze“.

Es ist schon gegen zehn, als wir uns verabschieden, und wir müssen uns sputen, da das Gästehaus wegen der Landwirtschaftsausstellung um genau zehn Uhr dichtgemacht wird. Leyla und Nasser laden mich ein, sie wieder zu besuchen, wenn ich wieder ins Land komme. Gleichzeitig ehrlich und ohne weit genug zu denken lade ich sie ein, mich einmal zu besuchen; ich beende den Satz kaum, schon fällt Traurigkeit auf Leylas Gesicht. Ich kann leicht wieder in den Iran – aber sie und ihr Mann können vielleicht niemals hinaus.

Der Freitag und das Wochenende gehören der Arbeit mit Ahmads Jungs. Theoretisch sind Donnerstag und Freitag, die hier Samstag und Sonntag entsprechen, arbeitsfrei für meine Kollegen, und eben Samstag und Sonntag für mich. Aber das säkulare Durcharbeiten, wenn es notwendig ist, ist wiederum eine der universellen Konstanten experimenteller Naturwissenschaft. Ahmad klinkt sich aus, mit Absicht – er plant, in wenigen Monaten zusammen mit Tahmineh an die ETH Zürich zu wechseln, wenn sie denn ein Visum erhalten, und dann liegt es an Amir und Abe, selbsttätig die Arbeit der Shirazer Fernerkundungs-AG nebst eigener Homepage weiterzuführen. Wir kämpfen mit der bockigen und nicht sehr zuverlässigen Eridan-Software, die eine zur Auswertung der Spektren notwendige Operation mal durchführt – mal wieder nicht, was uns endgültig zum Schluss bringt, es einmal mit dem Heidelberger Programm „MFC“ zu probieren, das wir auch problemlos „zum laufen kriegen“.

Zum Mittagessen fahren wir am Freitag wieder in das außerhalb gelegene Restaurant; dort treffen wir Verwandte Amirs, setzen uns zu ihnen, wieder fragt man mich ein wenig aus. Amirs Eltern laden uns drei für den Abend zu sich ein. Da wir nicht wieder kurz vor zehn ins Gästehaus zurück hetzen wollen, packe ich nach Arbeitsschluss ein paar Sachen, um bei Amir und seinem Bruder zu übernachten, die während einer Reise der Großmutter in deren Haus sturmfrei haben.

Wir holen Abe ab, der desgleichen getan hat, und fahren zum Elternhaus. Die Ausstattung ist gutbürgerlich, mit den Standardelementen wie Teppich und TV-Gerätschaft, aber zusätzlich mit Sitzecke, Bücherregalen, Reiseandenken auf den Brettern; nicht grundsätzlich unterscheidet sich das Ambiente von Haushalten im Westen. War ich am Donnerstag im Haus junger Leute, so finde ich mich nun in einem Haus mit älteren, traditionelleren Leuten wieder. Die Mutter trägt, auch im Haus, Kopfbedeckung, da mit ihr nicht verwandte Männer anwesend sind. Die Rollenaufteilung ist deutlich sichtbar. Vor dem Essen reicht sie Tee; der Vater zeigt mir einen Kalender mit zahlreichen Bildern aus allen Teilen des Iran. Das Bedürfnis, dem Gast viel vom Land zu zeigen, ist wiederum spürbar. Gespräche über den Staat, die Justiz etc. gibt es hier nicht.

Schließlich wird zum Essen gebeten. Gegessen wird am Tisch, wie in allen mir bisher begegneten Fällen. Die Mutter serviert eine besondere Speise, die als Beilage gegessen wird, und die es, so wird mir versichert, nicht im Restaurant gibt. Es handelt sich um Fesenjan, es besteht aus in Wasser gekochtem Huhn, Nüssen und Granatapfelsaft. Der Vater versteht leidlich englisch, Amirs jüngerer Bruder nur wenig, die Mutter fast nichts, ihr wird übersetzt.

Gegen halb elf brechen wir auf, und gehen um die Ecke zu Omas Haus, wo wir etwas dringend notwendiges tun: Nach Persepolis ist der Chip meiner Kamera randvoll. Wir entladen sie in Amirs PC und brennen den Inhalt auf CD. Neugierig nutzen die Jungs die Gelegenheit, sich die Ausbeute mit mir anzuschauen, sind aber mit dem dadurch vermittelten Iranbild zufrieden. Wir ziehen uns „The Fugitive“ mit Harrison Ford über Satelliten-TV rein, dann strecken wir uns auf den Matratzen aus.

Nach einem Frühstück bei den Eltern geht es wieder ins Institut. Abe muss kurz ins Prüfungssekretariat – er muss ein Verschieben der Prüfungstermine seiner Nichte erwirken, die mit einem Beinbruch außer Gefecht im Krankenhaus liegt. Als wir warten, begegnen wir einer Freundin von ihm, die gerade versucht, einem gutmütig-asketisch aussehenden Professor ein Empfehlungsschreiben aus dem Arm zu leiern – sie möchte in Teheran promovieren. Er lächelt und meint, sie solle etwas formulieren, er werde es unterzeichnen. Sie ist etwas ratlos, hat dergleichen noch nie verfasst, braucht jetzt jemanden, der Erfahrung hat. Die Blicke richten sich auf mich. Das Schreiben wird auch in englischer Sprache engenommen, so versichert man mir, also begeben wir uns zu dritt ins Labor, ich werfe den Rechner an und lege los. Wo man alles hineingerät... hoffentlich hilft es ihr. Es ist vorerst mein letzter Tag in Shiraz, und ich schicke eine Staffel Postkarten los.

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