Anlässlich unseres letzten Wahlplakaterankings wurde von mancher Seite kritisiert, die Wertung sei etwas willkürlich gewesen. Um solche Vorwürfe dieses Mal gar nicht erst aufkommen zu lassen, haben wir eine Jury aus hochkarätigen Vertretern der demokratischen Parteien1 zusammengestellt, die jedem Plakat eine Wertung zwischen 0 und maximal möglichen 10 geben durften. Der Vertreter der CDU hat das nicht verstanden, und so haben wir ihm erlaubt, Noten wie in der Schule zu vergeben. Die Wertungen sind in der letzten Spalte der folgenden Tabelle in der Reihenfolge CDU/SPD/FDP/B90-G gegeben.
Wir ignorieren die Aussagen der Herren natürlich selbstherrlich.
Wenige Tage vor der Wahl erreichte uns ein neuer umfangreicher Satz von Beiträgen. Freude bemerken wir, dass etliche unserer Kritikpunkte zur ersten Auswahl von den Parteien aufgenommen wurden.
Beitrag (ein Klick auf den Thumbnail vergrößert) | Beurteilung | Wertung |
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Startnummer 15: B90/G: Zukunft Grün |
Ein wenig frech guckt der in Wirklichkeit weit mehr nach seinem Alter aussehende Kandidat in die Kamera -- die Grünen setzen auf den Reiz eines Lausbuben. Mensch beachte ebenfalls die Leere der Zukunftsrhetorik sowie den Versuch, dem netten Jungen auf dem Plakat durch Angabe seiner Errungenschaften ("Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat") Glaubhaftigkeit zu verleihen. | 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz, Waldi |
Startnummer 16: B90/G: Trittin kommt nicht |
Die Grünen können dem Trend zum Schnauzbart nicht widerstehen. Offen bleibt bei diesem Plakat, wann und wohin Jürgen Trittin kommt. Vielleicht ist das auch besser so. | 6/4.9/1.1/3.5 -- Platz 29 |
Startnummer 17: B90/G: Freie Liebe |
Ein riskantes Plakat wagen die Grünen hier -- das Versprechen an die schwule Community, sich um ihr Recht auf die Ehe zu bemühen, könnte sich ja als genauso leer erweisen wie der Atomausstieg. Gut gefiel der Redaktion allerdings der Verweis auf die bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten des Landesvaters. | (Der CDU-Vertreter weigerte sich, dieses Plakat anzusehen)/7.0/7.0/10.0 -- Platz 3 |
Startnummer 18: SPD: Fleischtöpfe |
Noch einer will die Menschen gewinnen -- und ganz offenbar nicht von den Fleischtöpfen vertrieben werden. Wir wünschen ihm viel Glück dabei. | 3/9.5/2.7/0.8 -- Platz 132 |
Startnummer 19: B90/G: Fleischtöpfe |
Nach der Startnummer 18 wollen die Grünen nicht leichtgewichtig erscheinen. Uwe Moravec ersetzt aber bemerkenswerterweise die Krawatte durch einen edlen Schal und erreicht so einen weit ansehnlicheren Hals als Max Nagel. | 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz 132 |
Startnummer 20: SPD: Radikaler Schalk |
Ute Vogt versucht das Kopfportrait zu modernisieren. Durchaus sparsam mit Inhalten, weicht dieses Plakat zumindest der Mimik der Kandidatin deutlich vom Gewohnten ab. Abschätzig scheint sie den/die BetrachterIn einzuschätzen, und das etwas sardonisch-arrogante Lächeln soll wohl andeuten, dass sie nicht viel von Menschen hält, die sich Kopfportraits ansehen oder sich davon gar in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen lassen. Wenn so ein Einfluss allerdings zählen würde, hätte Vogt gegen Erwin Teufels (Startnummer 1) schon gewonnen. | 5/10.4/9.0/8.9 -- Platz 109 |
Startnummer 21: F.D.P.: Karriere |
Gerade erst konfirmiert und schon Landtagskandidat: Das nennen wir Karriere. | 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz 2 |
Startnummer 22: PBC: Geschenk Gottes |
Dem Gebot der Nächstenliebe entsprechend hat sich die PBC unserer erbarmt und einen Spinnerbeitrag geliefert. Ebenfalls christlich motiviert ist wohl der Verzicht auf reale Kinderfotos. Weniger gut gefiel die etwas nach Blut und Boden schmeckende Parole von den gesunden Familien und dem gesunden Staat. | 1/2.3/0.4/0.4 -- Platz 3 |
Startnummer 23: DKP: Bildung statt Rüstung |
Ins Archiv gegriffen hat die DKP und grub aus dem Fach mit Plakaten aus der Zeit der Nachrüstungsdebatte dieses aus. Auch hier gefällt der Verzicht auf Fotos. | 6/0.1/0.0/0.2 -- Platz 81 |
Startnummer 24: CDU:Jungen |
Es ist erstaunlich, dass die CDU vor lauter Stolz auf so dies und das noch die Kreativität aufbringt, so vielschichtige Plakate zu gestalten. Lange haben wir uns gefragt, ob uns hier suggeriert werden soll, dass bei der CDU KonfirmandInnen noch bessere Chancen haben als bei der FDP (cf. Startnummer 21), dass die CDU männliche Kinder weiblichen Kindern bevorzugt, oder aber, dass sich die CDU ihrer christlichen Herkunft erinnert und dem großen Vorbild des Wiener Kardinals Groer folgt. | 2/4.5/8.7/1.8 -- Platz 69 |
Startnummer 25: B90/G: Starke Grüne |
Hier beeindruckte uns der starke rote Doppelpunkt. Verglichen mit der Startnummer 4 waren die Grünen sehr gut beraten, nicht näher auszuführen, was mit starken Grünen passiert. | 6/7.3/0.0/8.0 -- Platz 21 |
Startnummer 26: CDU: Erfolgsgarant |
Ganz kann sich die CDU von ihrer etwas dämlichen Nummer eins nicht verabschieden, aber immerhin lenkt sie vom Umstand ab, dass dieser Baureschädel ihre Nummer eins ist. Erstaunlich ist der Altruismus, eine Wahlempfehlung für den Erfolg abzugeben. Sollte sich dieser auf dem Wahlzettel befinden, ist das Kreuz dort sicher besser aufgehoben als bei irgendeiner der für sich selbst werbenden Parteien. | 1/0.0/0.0/0.0 -- Platz 108 |
Startnummer 27: SPD: Erfolge |
Die ersten Häkchen dieser Wahlkampfsaison liefert die Sozialdemokratie, die offenbar die Wahlempfehlung der Startnummer 26 quasi hijacken möchte. Amüsant daran vor allem das trotzig-infantile "Und Erwin Teufel war dagegen!". Es ist Zeit, mit fettgedruckten Ausrufezeichen aufzuhören. | 6/9.9/8.9/9.9 -- Platz 455 |
Startnummer 28: Jusos: Für Hans-Georg Junginger |
Die Juso-AG Ilvesheim traut sich nicht an echte Pornografie und versucht, mit ausgeschnittenen Pin-up-girls für Schnauzbärte zu werben. Herzige Handarbeit muss der Landjugend wohl attestiert werden. Bei solch zu Tränen rührenden Experimenten muss mensch froh sein, wenn sich etwas professionellere PlakatmacherInnen auf Kopfportraits beschränken. | 1/10.0/10.0/10.0 -- Platz 45310 |
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