Universität will Umweltverträglichkeitprüfung für fünfte Neckarquerung bezahlen
Wenn einmal die leuchtenden Sterne am Himmel der globalisierten Bildung wirklich vorbildlich sind, schließt der Rektor der Uni Heidelberg die Augen. Während nämlich die Red Line des MBTA-Netzes in Cambridge, Massachussetts quer unter den Reaktoren am Campus des MIT entlangrumpelt und es gar mitten vorm ehrwürdigen Harvard Yard eine T-Station "Harvard" gibt, scheint Hommelhoff alles tun zu wollen, um eine Erschließung des Neuenheimer Feldes durch den öffentlichen Nahverkehr (ok, das wäre dann auch nur die HSB) zu verhindern.
Stattdessen schwebt ihm immer noch die fünfte Neckarquerung vor, und das, obwohl der Gemeinderat schon vor Jahr und Tag beschlossen hat, lieber den (zugegebenermaßen nicht viel unschädlicheren) Burelli-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Neckar bauen zu lassen. Ganz nebenbei darf wohl bemerkt werden, dass derzeit die Regierungen auch am Straßenbau sparen möchten -- es gibt eben doch nichts, das nur schlechte Seiten hat -- und so absolut nicht klar ist, ob die 150 Millionen (die Stadt redet derzeit von 84 Millionen, aber solche Schätzungen liegen erfahrungsgemäß um etwa einen Faktor 2 zu niedrig) für Burelli wirklich einlaufen werden. Zum Vergleich sei angemerkt, dass, wenn alle gegenwärtig 97 Projekte aus dem "Vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplanes (das ist, zugegeben, ein anderer Topf als Burelli oder Neckarquerung) in Baden-Württemberg gebaut würden, der für sie zur Verfügung stehende Etat bis ins Jahr 2030 (!) ausgeschöpft wäre.
Wie auch immer, wenn der Rektor und seine Frau etwas wirklich wollen, helfen weder Vernunft noch wohlausgewogene Angebote der HSB. Und da nun die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zur fünften Neckarquerung, die CDU und Heidelberger bei den lezten Beratungen in dieser Sache immerhin noch in die Beschlussfassung retten konnten, der Finanznot der Gemeinde zum Opfer fallen sollte, will Hommelhoff in die offenbar gar nicht so schlecht gefüllten Schatullen der Uni greifen und der Stadt mit mal eben 100000 Euro unter die Arme greifen. Denkt euch mal, was alles an tollen Dingen für die ^Neue Uni angeschafft werden könnte für dieses Geld: Abzieher! funktionierende Tafeln! Kreide! Overheadprojektoren, bei denen mensch auch was erkennen kann! Beamer gar! oder manchmal auch einfach nur eine Literaturliste! Und nebenbei: wieder muss mensch froh sein, dass die Verwaltungskostenbeiträge nicht der Uni zugute kommen. Denn sonst hätte in diesem Semester jedeR Zehnte von euch für diesen Mumpitz bezahlt.
Put your money where your mouth is, sagen sie im Stadtrat von Cambridge, Massachussets dann und wann und meinen, wer Umweltschutz wolle, solle in der lokalen Food-Coop Harvest, günstig zwischen Harvard und MIT an der T-Station Central Square gelegen, einkaufen. Put your money where your ass is, sagt sich Hommelhoff und lässt sich sicher einen Privatparkplatz für die Dienstlimousine reservieren in den neuen Blechsilos am Neckar. Wo kämen wir auch hin, wenn ein Uni-Rektor Straßenbahn oder, Gott bewahre, Fahrrad fahren müsste.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.11.2003, 03.01.2004, 23.05.2004