Die Neuphilologische Fakultät profiliert sich dialektisch
Wir hatten vor knapp zwei Jahren verkündet, die Portugiesisch-Professur am IÜD werde neu besetzt. Wie naiv von uns.
Zur Erinnerung: die Professur ist seit ungefähr 8 Jahren vakant, ihre Wiederbesetzung wurde immer wieder verschleppt, zuletzt dadurch, dass die Wiederbesetzung vom positiven Votum einer Expertenkommission abhängig gemacht wurde. Diese nun war vor allem eingesetzt worden, um herauszufinden, dass das IÜD an die FH Heilbronn verlagert werden sollte. Alternativ hätte sie auch herausfinden können, dass das IÜD dringend Bachelorstudiengänge braucht. Das Institut hat den Wink verstanden, auch wenn sich die Einführung der schicken neuen Schmalspurstudiengänge gegen die Uni-Bürokratie etwas langwieriger als erwartet gestaltete.
Naiv war die Nachricht von der Wiederbesetzung der Professur damals weniger, weil das Gerücht, der Ruf sei schon draußen, nicht glaubwürdig gewesen wäre. Naiv war, die Ränkeschmiede der Uni zu unterschätzen. Flashback: 28. Juli 2004, es ist die erste vorlesungsfreie Woche des Sommersemesters. Per Email werden die Mitglieder des Fakultätsrats der Neuphilologischen Fakultät zu einer Sondersitzung geladen. Nur ein Tagesordnungspunkt steht zur Diskussion: "Einrichtung eines Instituts für Angewandte Sprach- und Literaturwissenschaft".
Zu Beginn der Sitzung wird nachträglich -- ein Trick, der so billig wie beliebt ist -- noch ein weiterer Tagesordnungspunkt bekannt gegeben: Streichung der Portugiesisch-Professur am IÜD. Dies sei, so hieß es, die einzig sinnvolle Reaktion darauf, dass die derzeitige Stellenvertreterin den Ruf auf die Professur abgelehnt hat; weitere Personen, die für die Professur in Frage kämen, gebe es nicht und bevor die Stelle wegfalle, sei es besser, sie umzuwidmen. Und zwar am besten auf Englisch, denn das sei am IÜD überlaufen und durch eine weitere Professur könne man hier die Lehre entlasten. Auf Nachfrage wurde zugesichert, dass man Portugiesisch problemlos ohne Professur weiter studieren könne -- auch Prüfungen abzulegen sei kein Problem, da es genug Prüfer für Portugiesisch am IÜD gebe. Zudem könne das Romanische Seminar das Portugiesische am IÜD mitversorgen. All dies wurde so überzeugend vorgetragen, dass auch die studentischen Mitglieder des Fakultätsrats dem Antrag auf Umwidmung zustimmten.
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Argumentation als eine krude Mischung aus Bauernfängerei und Dreistigkeit. Während für das Fach Englisch eine Professur nicht reicht -- obwohl es sich um ein NC-Fach handelt, das per definitionem nicht überlastet sein kann --, kann das andere ganz ohne studiert werden. Außerdem kann offenbar jeder Prof am IÜD Portugiesisch (im Gegensatz zum evident exotischeren Englisch). In diesem Zusammenhang wollen wir ganz schweigen von den Fünfjahresplänen, die die Fakultäten vor einiger Zeit hatten vorlegen müssen und vor etwas längerer Zeit im Rahmen des Solidarpaktes auch schon Vorentscheidungen über künftige Schwerpunkte und Ausrichtungen von Professuren getroffen wurden, die nun ganz offensichtlich hinfällig sein sollen. Lusitanistik-Studierende am Romanischen Seminar (Lusitanistik heißt das Studium des Portugiesischen auf Wissenschaftlich) werden übrigens seit Jahren darauf hingewiesen, dass sie ohne den Besuch von Veranstaltungen am IÜD nicht ordentlich studieren können. Im Klartext: das IÜD versorgt die Romanistik -- fällt die Professur am IÜD weg, stirbt auch die Lusitanistik am Romanischen Seminar.
Einzig das Argument, die Bewerberlage sei schlecht, entbehrt nicht einer gewissen Stichhaltigkeit. Allerdings nur einer gewissen: die Bewerberlage ist zwar dünn -- aber vorhanden, und sie hat sich seit der Aufstellung der Berufungsliste auch wieder verbessert. Auch ist es seltsam, dass die Fakultät eine Dreierliste für eine Berufung aufstellt und es dann auf einmal heißt, diese Leute seien alle ungeeignet...
Das "Zentrum für angewandte Sprachwissenschaft", um dessen Einrichtung es in der Sitzung eigentlich gehen sollte, ist übrigens eine andere Baustelle der Fakultät: Seit ihrem Bestehen wird die Computerlinguistik in der Fakultät herum geschoben, es wurde aber kein Institut für Computerlinguistik eingerichtet. Derzeit ist der Lehrstuhl für Computerlinguistik nebst dazu gehörigem Personal und Räumen in einem Gebäude des Germanistischen Seminars untergebracht, dort sollen aber zukünftig Theologen unterkommen und die Computerlinguistik ins Neuenheimer Feld wandern. Bisher war es eher so, dass sich in der Fakultät niemand dafür stark machte, die Computerlinguistik in welcher Form auch immer "aufzuwerten".
Die Situation wurde jetzt im Rahmen der neuen Budgetierungsmodelle eskaliert, denn die eigens dafür entwickelte Software macht es so gut wie unmöglich, Institute zu erfassen, die nur eine Professur haben. Die Computerlinguistik "muss" daher mit anderen Lehrstühlen oder Instituten zusammen gelegt werden, um für die Verwaltung verwaltbar zu bleiben. Solange die Fakultät hierbei nichts wahnsinnig Innovatives vorzuweisen hat, besteht zudem die Gefahr, dass das Fach ganz platt gemacht wird. Die in der Sondersitzung der Neuphilologischen Fakultät geplante Einrichtung eines Zentrums sollte einen rettenden Innovationsschub für die Computerlinguistik darstellen. Es gab auch einmal ein Institut für Sprachwissenschaft, dieses wurde aber im Zuge früherer Reformen geschlossen.
Am Rande sei noch erwähnt, dass Portugiesisch außer in Heidelberg sonst kaum noch in Deutschland angeboten wird. Zwar führen einige romanistische Seminare Portugiesisch im Angebot, aber nur in Mainz (Außenstelle Germersheim) und in Leipzig kann man Portugiesisch Übersetzen studieren und Dolmetschen in der Ausrichtung brasilianisches Portugiesisch gibt es nur in Heidelberg. Man könnte davon sprechen, dass Heidelberg hier ein einzigartiges Profil hat; die Arbeitsmarktschancen der AbsolventInnen der Portugiesisch-Abteilung sind dementsprechend gut. Allerdings zählen diese beiden Kriterien, deren Fehlen sonst Fächern immer vorgehalten wird, im Falle des Portugiesischen nicht positiv. Hier scheinen andere Überlegungen, über die man nur spekulieren kann, leitend zu sein. Interessant ist zum Beispiel -- um noch weiter auszuholen -- dass am Romanischen Seminar gerade diskutiert wird, das Sprachenspektrum etwas zu reduzieren und zum Beispiel das Italienische zu stärken und das Rumänische (ohnehin nur über ein Lektorat vertreten) abzuwickeln. Es gab aber auch die Überlegung die Ibero-Romanistik zu stärken (hier wäre das Portugiesische dabei, aber es geht den treibenden Kräften hinter dem Programm wohl vor allem um Galizisch), dafür aber das Rumänische einzustellen.
Was genau diskutiert wird, ist allerdings für Studierende schwer nachzuvollziehen, da derartige Diskussionen ohne inhaltliche Beteiligung von Studierenden laufen. (Fairerweise muss man zugeben, dass die Studierenden -- sofern dies vorgeschrieben ist -- natürlich an den Abstimmungen beteiligt werden.) Die Umwidmung der Portugiesisch-Professur wurde kurzfristig in der Sitzung mitabgehakt, ein Umstand, der an einer Fakultät, die ihre Beratungen sonst gründlich und langwierig führt, schon verwundert. Verwunderlich ist auch, dass in die Abstimmung keine romanistische Fachkompetenz in einfließen konnte, da -- abgesehen vom verhinderten Prodekan -- aktuell kein Romanistik-Professor Mitglied dieses Gremiums ist. Zwar waren zwei Romanistikprofessoren als Gäste anwesen, beide haben aber ihren Schwerpunkt im Italienischen und vertreten nicht das Fach Portugiesisch.
Nach der Abstimmung gab der Dekan bekannt, dass es einen Brief des Prodekans gebe, in dem dieser für den Erhalt der Professur eintrete. Durch die Abstimmung sei der Brief aber obsolet geworden, weshalb er vor der Abstimmung nicht verteilt worden sei.
Fakten gegen Hommelhoff, Schavan gegen Fakten und der VRN gegen alle
...was von der Dauerlitanei von Herren wie Rektor Hommelhoff zu halten ist, sie müssten dringend ihre Studis selbst auswählen können, weil ihre Unis sonst in Mittelmaß versinken würden? Aus der Antwort 5a in der Drucksache 13/3489 des Landtages könnt ihr eure eigenen Schlüsse ziehen: Kein einziger der Heidelberger ZVS-Studiengänge, die seit einiger Zeit 24% der Studienplätze nach eigenem Gusto hätten belegen dürfen, tut dies -- sie alle überlassen das der ZVS nach Maßgabe der Abinote. Überhaupt zeigen die Angaben der Regierung, dass die lokale Auswahl trotz massiver Mehrarbeit für alle Beteiligten die Allokation der Studienplätze keinesfalls verbessert. Wer etwa die Zahlen von Studienplätzen und Zulassungen bei den Fächern mit lokaler Auswahl unter 1a mit denen unter ZVS-Kontrolle unter 1b vergleicht, wird feststellen, dass in ersteren teilweise bis zu 20% der Studienplätze unbesetzt blieben (was die Landesregierung vermutlich korrekt auf Mehrfachbewerbungen zurückführt), während die ZVS normalerweise die von ihr verteilten Studienplätze auch füllen konnte. Das heißt natürlich nicht, dass die ZVS ein Segen wäre...
...dass wir jetzt beweisen können, dass Studiengebühren studienzeitverlängernd wirken (nicht, dass das ein wirklich gutes Argument gegen sie ist)? In einem netten Stück des statistischen Landesamtes erfährt mensch nämlich nicht nur, was ein Studienkolleg ist und was es mit dem seltsamen Wort "Bildungsinländer" so auf sich hat, sondern auch, dass die Studierenden an Verwaltungsfachhochschulen (an denen es statt Studiengebühren eine richtige Studienfinanzierung gibt) mit durchschnittlich 26.5 Jahren ihren Abschluss machen und damit früher als die Studierenden an irgendeinem anderen Hochschultyp.
...was Santiago de Chile, Krakau, Salamanca, St. Petersburg, Prag, Kyoto und Jerusalem gemeinsam haben? Bestimmt einen Haufen, doch die Frage hier zielt auf den Umstand, dass ihr nächstes Jahr in all diesen Städten studieren könnt (na ja, realistisch wohl nur in einer, aber wer weiß?) Wie, erfahrt ihr im Zimmer 56 des Akademischen Auslandsamts in der Seminarstraße 2, offen täglich von 10 bis 12 Uhr.
...wie der Stand beim Semesterticket ist? Der VRN hat den noch laufenden Vertrag zum Wintersemester 2005/06 gekündigt und verhandelt zur Zeit mit dem Ziel, bis 2008 120 Euro für das Ticket zu verlangen -- zweifellos eine rasante Preissteigerung von den gegenwärtig 79 Euro. Ob die Unis dabei mitmachen werden, ist noch ungewiss -- ihre bisher harte Haltung hat immerhin die VRN-Vorstellungen schon von den ursprünglich 138 Euro zu den erwähnten 120 korrigiert. Dennoch bleibt noch eine breite Lücke zu den augenblicklich für 2008 von Uniseite gebotenen 88 Euro. Wie es weitergeht, hängt nicht zuletzt von einer Umfrage ab, in der ihr demnächst äußern könnt, wie sehr ihr am Ticket hängt und wo eure Schmerzgrenzen liegen. Die Bögen dazu findet ihr im ZFB und vor dem Raum der Fachschaft MathPhys in INF 306.
...dass die Welt von Kultusministerin Schavan merkwürdig ist? Nein, wir reden hier nicht von Schutzengeln, sondern davon, dass für sie Indymedia ein "linksextremistische[s] Internetportal" ist und dass der Wille zur Einrichtung eines politischen Treffpunktes für "eine Vielzahl antifaschistischer, antirassistischer oder antisexistischer Gruppen" (Zitat AIHD) für Schavan auch gleich den Willen zur Einrichtung von "Orte[n] linksextremistischer Agitation" impliziert. All das und noch einiges mehr, das bezeichnende Schlaglichter auf die Verfassungstreue der Kultusministerin wirft, ist nachzulesen in einer Antwort der Ministerin auf eine Landtagsanfrage der Abgeordneten Zeller, Bayer, Caroli, Käppeler, Queitsch, Rudolf und Wintruff in Sachen Berufsverbot gegen Michael Csaszkóczy.
...dass die Uni ernst gemacht hat mit ihrer Drohung, ausgerechnet das schimmlige Dampfschwalberthema "Elite" zum Gegenstand des Studium Generale (HTML-Titel dieser Seite am 14.10.2004: "Universität Heidelberg -- Museen und Sammlungen") in diesem Semester zu machen? Handverlesene Menschen zwischen Peter Hommelhoff und Gesine Schwan dürfen ihre bestimmt ganz tiefen Gedanken immer am Montag abend um 19.30 Uhr loswerden. Weil das alles Hirntumore auslösen kann, werden wir in unserer beliebten Terminespalte auf kein einziges dieser Events hinweisen. Das sind wir den EU-GesundheitsministerInnen schuldig.
Walter I. Schönlein
Willkommen am Neckar
Wie jedes Semester füllen wissbegierige neuimmatrikulierte Studierende die Stadt. Wie jedes Jahr -- und doch immer wieder von neuem und zum ersten mal -- werden Mensa, UB, Institute erkundet. Und wie jedes Jahr gibt der UNiMUT gerne wichtige Tipps. Seit längerem schon könnt ihr über die Einführungsübersicht erfahren, wann die Fachschaften ihre Einführungen machen -- soweit diese Zeit fanden, uns die Termine mitzuteilen, heißt das.
Auch das ZSW berät euch aber in diesen Fragen und informiert euch über die Einführungen der Institute. Bei inhaltlichen Fragen zu den einzelnen Fächern seid ihr dagegen bei den FachstudienberaterInnen besser aufgehoben. Und nie verkehrt ist ein Besuch bei der Fachschaft. Wenn ihr dieses Semester Termine verpasst habt -- man kann solche Veranstaltungen ruhig im zweiten oder dritten Semester nochmal besuchen, fürs laufende Semester solltet ihr aber das Wichtigste irgendwo in Erfahrung bringen, am besten bei euren Mitstudis.
Einige Lehramtsstudierende haben bereits die Einführung am 14.10. im EWS besucht. Wer es nicht geschafft hat, sei auf den kommenden Donnerstag, 21.10. verwiesen: dort findet um 18.00 im Lehramtscafé eine weitere Informationsveranstaltung statt; dort bietet sich auch die Möglichkeit, zum AK Lehramt zu stoßen, der studentischen Initiative von Lehramtsstudierenden..
Der eine oder die andere hat vielleicht schon einen längeren Weg hinter sich, bevor er oder sie nach Heidelberg kam -- nicht selten dank der Verteilung der Studienplätze durch die ZVS. Wer das durch die ZVS ausgesprochene Schicksal ändern möchte, kann dies mit Hilfe des VSB -- einer bundesweiten Tauschbörse -- tun. Als speziellen Service findet ihr auf unseren Seiten immer die aktuellen Tauschwünsche nach Heidelberg, also mögliche TauschpartnerInnen für euch (soweit ihr in Heidelberg studiert).
Wir empfehlen aber: erst mal ankommen. So schlimm ist Heidelberg nun auch nicht -- auch wenn es erklärtes Ziel der Unispitze ist, zur Elite zu gehören. Wer sprachgeografisch nicht zurecht kommt: Heidelberg liegt in der Kurpfalz oder in Baden, auf jeden Fall nicht in Schwaben! Schwäbisch wird hier dennoch oft gesprochen, nicht nur, weil Schwaben (a.k.a. "Württemberg") Baden 1953 okkupiert hat. Zur Gewöhnung an dieses Idiom übersetzen wir euch gern das Netz nach Schwäbisch (böse Zungen behaupten übrigens, dieses Übersetzungsprogramm sei eine fiese Rache der BadenserInnen an den Schwaben).
Ebenfalls eher sprachlicher Natur ist die Frage, wie denn das Haus heißt, in dem ihr euch eingeschrieben habt und in das ihr während eueres Studiums noch dann und wann zurückkehren werdet. Die Verwaltung sitzt in einem Gebäude, das eine Weile schlicht ZUV genannt wurde, heute aber Carolinum genannt werden soll, während es früher Collegium Academicum (CA) hieß und als selbstverwaltetes Studierendenwohnheim legendären Ruf genoss. Solche Entwicklungen mögen illustrieren, was das nicht allzu atemberaubende Uni-Motto "Aus Tradition in die Zukunft" wohl bedeuten könnte. Eine andere Illustration dieses Mottos sind Initiativen, für diverse Fächer das Latinum wieder einzuführen -- oder ganz besonders auch die seit ein paar Jahren traditionelle Jahresfeier der Uni, deren nächste am 23.10 . um 11.00 stattfinden soll -- es gibt Talare und Häppchen. Wer bei der Erstimesse nicht auf seine/ihre Kosten kam, kann es da ja mal versuchen.
Heidelberg rühmt sich einer der längsten Fußgängerzonen der Republik -- Radfahren kostet hier; aber in den Seitengassen und sonst auch empfiehlt es sich nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern einfach, weil man viel schneller voran kommt. Streikt das Rad, muss das weder eine finanzielle noch eine Mobilitätskatastrophe werden, denn bei der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt URRmEL könnt ihr auf Spendenbasis schrauben, bis alles wieder geht (und dabei häufig noch ein akademisches Schwätzchen führen, so euch danach ist).
Gerne weisen wir auch auf andere Möglichkeiten hin, sich zu engagieren. So findet beispielsweise der "traditionelle Erstsemester Theaterstammtisch" am Donnerstag, 21.10 um 20.00 im "Bergbahngriechen" statt -- für Neuhinzukommende: das ist die "Griechische Taverne", die sich in der Talstation der Bergbahn befindet. Der Romanische Keller, von dem dieses Treffen ausgerichtet wird, ist die studentische Bühne der Universität. Neben Theatergruppen gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, Musik zu machen, zu singen oder sich sonstwie künstlerisch zu betätigen. Für andere dürfte vielleicht Appel un' Ei interessant sein, die studentische Food Coop, die Neulinge am Donnerstag, 28.10, um 19.00 im Laden herzlich und bestimmt mit allerlei Leckerem und Gesundem begrüßen wird. Besagten Laden von Appel un' Ei findet ihr im Neuenheimer Feld unterm Mensavordach, gleich neben dem Café Botanik.
Klassiker des Engagements ist aber die Mitarbeit in den Fachschaften, in Hochschulgruppen oder in den verschiedenen religiösen Gruppen. Die Übersichten, auf die dieser Artikel verweist, stammen, wie ihr merkt, aus dem Dschungelbuch, der ultimativen Übersicht über alles, was Studis und andere in Heidelberg betrifft. Es entstand, wir dürfen das sagen, vor Zeiten als gemeinsame Initiative von UNiMUT und FSK -- und so schließen wir mit einer herzlichen Einladung, auch mal bei uns vorbei zu schauen, denn auch wir brauchen dringend MitarbeiterInnen mit Interesse an engagiertem Journalismus (wenn wir das sagen dürfen): Mittwoch ab 20 Uhr, ZFB, Lauerstraße 1.
Nachtrag (25.10.2004): Wie jedes Semester, dokumentieren wir natürlich auch in diesem Jahr die Erstrede der FSK.
Gestufte Studiengänge sorgen für Konvergenz zwischen BA und Uni
Das Konzept Berufsakademie (BA) entstand vor ziemlich genau 30 Jahren als eine Erfindung des Nazirichters Filbinger -- damals Ministerpräsident von Baden-Württemberg, mittlerweile treibende Kraft des rechtsextremen Studienzentrums Weikersheim, das auch seine Homepage hostet -- sowie der Firmen Daimler-Benz, Bosch und SEL1. Vermutlich ist es kein Zufall, dass diese Unternehmen -- deren Management damals noch zu guten Stücken aus der schlechten alten Zeit stammte -- durchweg besonders willig mit den Nazis bei der Beschäftigung von ZwangsarbeiterInnen kooperierten.
Wie dem auch sei, Gedanke der Berufsakademie jedenfalls ist, dass Menschen von Firmen dorthin geschickt werden, um in minimaler Zeit, dafür aber potenziell auch ohne Abitur, zu einem Hochschulabschluss zu gelangen. In diesem Sinn passte die BA durchaus in ihre Zeit, denn die Öffnung der Hochschulen war in den siebziger Jahren ein großes Thema. Mit der Idee, den Zugang zu "richtigen" Hochschulen auch Menschen ohne Abitur zu öffnen -- sowas gibt es noch in etlichen (Ex-) "A-Ländern" -- konnten sich Herren vom Schlage eines Filbinger aber natürlich nicht anfreunden.
Entsprechend standen und stehen BAen für komprimierte Turbostudiengänge mit möglichst direktem Return on Investment (ins Humankapital), garantiert ohne wissenschaftliche oder sonstige nichtökonomische Ansprüche. Wie so etwas aussieht, kann mensch etwa bei der (relativ neuen) Berufsakademie Mosbach bewundern, die für uns jedenfalls insoweit interessant ist, als sie von unserem Studentenwerk die "modernen Dienstleistungen" erhält, die dessen Geschäftsführer Gutenkunst für die Aufgabe seiner Einrichtung hält. In Fächern wie "Electronic Business", Holztechnik oder "Warenwirtschaft und Logistik" (letzteres bemerkenswerterweise von Lidl mitfinanziert) dürfen die Studierenden drei Jahre lang bis zum Diplom studieren, und zwar "straff" immer abwechselnd jeweils drei Monate an der BA und in der Firma; damit die Studis ja nicht auf dumme (i.e., eigene) Gedanken kommen, sieht der Stundenplan auch in den BA-Phasen Vorlesungen von 8 bis 18 Uhr vor.
Dass diese Sorte Ausbildung zu etwas anderem führt als das, was die Unis bisher lieferten, ist klar. Schlimmer noch, die Gremien der BAen sind "paritätisch besetzt" (nämlich mit VertreterInnen von BA und Industrie), und dies ist für Hochschulen, die etwas auf sich halten, inakzeptabel, denn das Verfassungsgericht hat im inzwischen klassischen "Mitbestimmungsurteil" von 1973 festgelegt, dass in deren Gremien ProfessorInnen immer über die absolute Mehrheit verfügen müssen, von wegen Lehrfreiheit2. Folglich müssen die Diplom-Betriebs- und Kneipenwirte Marke BA eben ein "(BA)" im Titel führen, quasi als Kainsmal der Drittklassigkeit (in dieser Denke ist die zweite Klasse durch das Kainsmal "(FH)" markiert). Der kleine Zusatz bewirkt unter anderem, dass sie außerhalb von Baden-Württemberg an Unis oder in der öffentlichen Verwaltung mit ihrem Diplom nicht viel anfangen können.
In dieser Situation kommen jetzt die gestuften Studiengänge alias Bachelor und Master. Wenigstens der Bachelor erinnert in vielem an das 1972er-Programm von Filbinger und Konsorten: ein straffes, schnelles Studium mit dem Ziel hoher Rendite aufs Humankapital, mit möglichst viel Gängelung und möglichst wenig Zeit zum Nachdenken. Konsequenterweise hat das MWK dann auch die Anerkennung der BA-Abschlüsse auf die Tagesordnung der KMK gesetzt, die als Versammlung der jeweils zuständigen Länderminister in Fragen der Anerkennung von Abschlüssen die entscheidende Autorität ist.
Am 15.10.2004 kam Baden-Württemberg mit dem Ansinnen, BA-Bachelors mit denen von Uni und FH gleichzustellen, durch, wohl nicht zuletzt, weil auch andere Minister den Charme des BA-Modells in Zeiten finster-reaktionärer Schul- und Hochschulpolitik für sich entdeckt haben. An und für sich ist so etwas natürlich nicht kritikabel, denn die Trennung der verschiedenen Hochschulformen (Baden-Württemberg leistet sich hier ja als letztes Bundesland noch PHen als Extrakategorie) ist ein ebensogroßer Unfug wie das inzwischen wohl breit als disfunktional erkannte (mindestens) dreigliedrige Schulsystem, das -- klar! -- auch die KMK zu verantworten hat.
In diesem Fall allerdings geht es gewiss nicht um einen Schritt zur Gesamthochschule. Es spiegelt sich auch mitnichten eine positive Entwicklung der BAen, etwa hin zu mehr Anspruch oder gar selbstbestimmteren Lernen. Der Beschluss ist logische Konsequenz des Bildungsabbaus an den Unis und ihres unter wohltönenden Titeln wie "Bologna-Prozess" betriebenen Umbaus hin zu den 30 Jahre alten Schleifanstalten nach Südwestmodell.
Nachtrag (11.11.2004): Dass auch die modernen UnterstützerInnen der Berufsakademie es mit der Menschenwürde nicht so genau nehmen, zeigte sich auch bei der Verleihung der 2004er Big Brother Awards. Der in der Kategorie Arbeitswelt ging nämlich an den erwähnten Lehrstuhlsponsor Lidl und Schwarz. Es lohnt sich, die Laudatio zu goutieren, um ein Gefühl zu bekommen, was in der Postmoderne so als modern durchgeht.
Nachtrag (24.11.2004): Das Verhältnis der jetzigen Landesregierung zu den heutigen Umtrieben des Herrn Filbinger lässt sich übrigens aus einer Stellungnahme des Innenministeriums zu einer Anfrage des MdL Braun und anderer ersehen.
Nachtrag (16.12.2004): Und weil wir schon bei Filbinger sind: Die Seiten des AK Filbinger an der Uni Freiburg sind auch ganz lesenswert, wenn mensch sich für Filbinger und das, was in Baden-Württemberg so als konservativ durchgeht, interessiert.
1 Die Standard Elektrik Lorenz war zu dieser Zeit bereits eine Tochter des US-Unternehmens ITT, das gerade in der Konzeptionsphase der BA (1973) durch seine Verwicklung in den blutigen Putsch von Agusto Pinochet in Chile ins Gerede gekommen war. Das Unternehmen durchlitt regelmäßig schwere Krisen, die spätestens Mitte der achtziger Jahre endemisch wurden und zur Übernahme durch Alcatel führten. Alcatel setzt die Abwicklung des Unternehmens seither fort. Wer wollte darüber wohl traurig sein? (zurück)
2 Damals ging es natürlich nicht gegen Frühstücksdirektoren, die zur Abwechslung mal bestimmen wollen, was irgendwo gelehrt wird, sondern gegen die Drittelparität, die damals Profen, Mittelbau und Studis gleiche Anteile an den Gremiensitzen garantieren sollte. (zurück)