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Rede der Studierendenvertretung zur Begrüßung der StudienanfängerInnen im Wintersemester 2004

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen!

Ich heiße Euch im Namen der Studierendenvertretung herzlich an der Ruprecht- Karls-Universität Heidelberg willkommen. Ihr beginnt heute mit Eurem Studium - einem neuen Lebensabschnitt. Viele von Euch werden zum ersten Mal außerhalb ihrer gewohnten Umgebung im elterlichen Haus leben und lernen. Viele von Euch werden sich erstmals völlig selbständig ihren Stundenplan organisieren müssen. Ihr alle werdet neue Freunde kennenlernen.

Ihr habt also hoffentlich in Heidelberg oder Umgebung eine Wohnung gefunden. Ihr habt Euch für ein Studienfach eingeschrieben und vielleicht bereits eine Einführungsveranstaltung mitgemacht. Das ist der erste Schritt in das selbständige Leben außerhalb Eurer vertrauten Umgebung.

Ihr werdet wahrscheinlich bereits wissen, welche Lehrveranstaltungen Ihr besuchen müsst. Vielleicht durch eine Einführungsveranstaltung Eurer Fachschaft, der Fakultät, der Seminare oder andere. Vielleicht habt Ihr Euch Euren Stundenplan auch selbst unter Verwendung des Vorlesungsverzeichnisses erstellt.

Hier in Heidelberg werdet Ihr Euch auf Eure Zukunft vorbereiten. Ihr werdet versuchen, hier Bildung und Selbständigkeit zu finden. -- Doch, was beinhaltet Selbständigkeit?

Vor allem: Das selbständige Nachdenken und Handeln. Das Studium ist keine Tretmühle, in der Ihr 24 Stunden am Tag stupide strampeln sollt. Und eine Universität ist keine Schule. Das ist auch gut so, denn Ihr habt Euch für ein wissenschaftliches Studium entschieden, nicht für eine reine Berufsausbildung. Bleibt bei dieser Entscheidung und laßt Euch nicht alles passiv eintrichtern! Geht selbständig an die Materie heran, an die Grundlagen wie an komplexe Probleme. Bewahrt Euch die Selbständigkeit in Hörsaal und Labor, bei Euren Hausarbeiten und Klausuren.

Denn zur heute viel und gerne zitierten "Elite" wird man nur durch sich selbst, durch eigenes Denken und Handeln, nicht durch ein Etikett.

Selbständigkeit beinhaltet das Fragen. Wenn Ihr Fragen habt in Vorlesung und Seminaren, dann traut Euch und stellt sie. Wenn Ihr es nicht tut, dann womöglich niemand. Wenn Ihr im Unklaren seid über Scheine und Prüfungen, dann sucht den Studienberater auf und fragt nach. Es ist seine Aufgabe, Euch Antwort zu geben.

Gerade an einer Hochschule, die sich sehr gerne als eine Eliteuni sieht, sollten die Studierenden Protagonisten und nicht Ballast sein.

Selbständigkeit bedingt notwendigerweise auch Kritik. Kritik am Lehrplan gehört zur Wissenschaft. Beteiligt Euch an Evaluationen, und sprecht mit den Lehrenden - viele sind genauso an einer Verbesserung interessiert, wir ihr es selbst seid.

Doch auch Kritik gegenüber sich selbst ist wichtig. Fragt Euch, ob Ihr richtig lernt, lest, schreibt, und zieht Konsequenzen, etwa durch Bildung von Lerngruppen. Wenn Ihr merkt, dass Euer Studienfach nicht das richtige für Euch ist, dann habt den Mut, zu wechseln. Ein frühzeitiger Wechsel zum richtigen Fach ist allemal besser als ein bloßes Durchhalten ohne Interesse an der Sache und mit schlechtem Erfolg im Ergebnis.

Zu Eurem selbständigen Leben an der Universität gehören aber nicht nur die Lehrveranstaltungen. Eine Hochschule ist eben nicht nur eine reine Lehranstalt - sie ist ein Treffpunkt für Menschen und Ort vielfältiger Aktivitäten. Gerade eine Universität zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihren Studierenden vielfältige Angebote macht.

Engagiert Euch also in Eurer Freizeit in Theatergruppen, Chören, engagierten Hochschulgruppen und nicht zuletzt in Euren Fachschaften. Wenn Ihr den Fachschaften helft, helft Ihr Euch, denen die bereits da sind und denen, die nach Euch kommen. An dieser Stelle seien Euch die Ersti-Infos der Fachschaften sowie das umfassende "Dschungelbuch" ans Herz gelegt.

Ihr seht - die Universität verlangt viel Selbständigkeit von Euch. Es wird nicht immer eine einfache Umstellung sein. Aber gerade diese Umstellung und Flexibilität sind es, die Ihr im späteren Leben brauchen werdet. Und gerade deshalb können die meisten unter Euch sich glücklich schätzen, dass sie noch in den Genuß einer nicht verschulten sondern auf echte Selbständigkeit und Flexibilität abzielenden universitären Bildung kommen.

Nur wenn Ihr Euer Leben und Lernen selbständig organisiert, werdet Ihr am Ende des Studiums nicht nur sagen können: "Ich bin fertig" -- sondern vor allem: "Ich bin gebildet".

Viel Erfolg!


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