Im April
"Geh mir aus der Sonne!", sagte der Kyniker Diogenes, als Alexander der Große versprach, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, den er aussprechen wolle. Dem Philosophen aber war das, was er hatte, genug. -- "Geh mir aus der Sonne, lass mich lesen", möchte man auch zur UB sagen, die einem lauter unnötige Notwendigkeiten aufzwingen will (S. 2-4). Das Gleiche möchte man auch zu neuen Versuchen sagen, ins Lesen digital hineinzupfuschen (S. 5). Und nochmals: "Lass mich lesen!", zu den neuen Flirtoffensiven in den Bibliotheken (S. 6-9). Neben dem Lesen gibt es auch noch kluge Beschäftigungen anderer Art (S. 10-15). Vergessen wir nicht: die Kunst (S. 16-21). Übrigens war auch Diogenes für verstörende Performances auf den Straßen von Korinth bekannt, mit denen er die herrschenden Sitten und Denkmuster umprägen wollte (S. 22-26). Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht wie er bald mit einer Laterne am Tag umhergehen, um kluge Menschen zu suchen. Um zum Zyniker zu werden, ist die Sonne einfach zu schön.
Und sonst in UNiMUT 219:
November-UNiMUT als PDF
Während den Fachräten immer noch der offizielle Stempel für ihre Legitimation fehlt, verleiht sich die innovative, effiziente, zukunftsweisende, leistungsorientierte, zeitgemäße, medienkompetente, exzellente und hochgetürmte, staatlich als Gesellschaftselite ausgewiesene SRH das Gütesiegel selbst.
Alles andere als ein Gütesiegel wird so manchen Asylbewerbern aufgedrückt. Bei ihnen kommt das Stempelkarussell meist bei "abgelehnt", "ausgewiesen" zum Stehen. Darum, wer seiner Sichtweise den Stempel der "Wahrhaftigkeit" aufdrücken darf, tobt ein Kampf in Mexiko, wo der alte Rassenstempel weiterhin mächtig zum Einsatz kommt.
Mehr zu all dem im UNiMUT...
Frisch aus der Druckerei
Neuster Druck-UNiMUT als pdf
Im Kopfstand ändert sich die Perspektive: die Welt steht Kopf, aber ist sie deshalb falschherum? Das, was vermeintlich falsch ist, ist vielleicht nur ungewohnt.
Und das Ungewohnte ist oft unbequem (Seiten 8 und 9), so wie der erste Kopfstand. Um die Änderung des Blickwinkels geht es auch bei der Betrachtung deutsch-griechischer Schwarz-Weiss-Bilder (Seiten 12 und 13). Was führende Köpfe der katholischen Kirche so treiben (Seiten 10 und 11), lässt uns nur mit dem Kopf schütteln. Gut, dass Space Bonding zumindest die Stadtentwicklung vom Kopf auf die Fuße stellt (Seiten 4 und 5).
Wie immer könnten wir angesichts der Bildungspolitik den Kopf gegen die Wand schlagen (Seiten 2 und 3) und stolpern dabei halsüberkopf in den sündigen Frühling (Seiten 6 und 7).
Seid kopflos, bewahrt einen kühlen Kopf und hört auf Euer Bauchgefühl.
Viel Spaß beim Lesen des UNiMUTs No. 204 wünscht Euch Eure
Fristen, Unerhörtes, Untaten und Mitbestimmung
...dass viele Schulen in BaWü "Faschingsferien" haben? Die Konsequenz ist, dass die Anmeldung zum Schulpraxissemester SPS für die Lehramtsstudierenden der Unis sich daher diesen Februar um eine Woche verschiebt (sonst immer ab 15.2.; 2010: ab 21.2.).
...dass die Rückmeldefrist aber weiterhin zum 15.2. endet? Rückmelden bedeutet zum Sommersemester konkret, zwischen dem 15.1 und 15.2. eine mehr oder weniger große Summe Geldes zu überweisen. Den größten Anteil machen bei denen, die nicht davon befreit sind, die Studiengebühren aus.
...dass am 26.1.2005, vor 5 Jahren, das Bundesverfassungsgericht mit dem Studiengebührenurteil das Studiengebührenverbot des HRG für verfassungswidrig erklärt hat?
...dass Verkehrsminister Ramsauer (CSU) einer studentischen Burschenschaft mit Beziehungen ins Milieu der rechtsextremen NPD angehört? und dass neben Regierungsmitglied Ramsauer auch der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Uhl, Mitglied einer Burschenschaft mit NPD-Beziehungen ist? Zu Uhls Aufgaben gehört die Beobachtung der extremen Rechten. Wenn da nicht der Bock zum Gärtner gemacht wird...
...dass sich hinter der Bezeichnung "intelligente Wirksysteme" technologisch hochentwickelte Munitionsarten verbergen? diese sprachliche Verschleierung eines Tochterunternehmens zweier Rüstungskonzerne mit dem gleichfalls verschleiernden Firmennamen "Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme mbH" fiel der Jury für das Unwort des Jahres auf.
...dass das Unwort des Jahres 2009 aber "betriebsratsverseucht" ist? die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen als "Seuche" zu bezeichnen, sei nämlich, so die Jury, "zumindest ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen".
...woher das Unwort stammt? ein Mitarbeiter einer Baumarktkette hatte in der ARD berichtet, dass die Bezeichnung "betriebsratsverseucht" von Abteilungsleitern verwendet werde, wenn ein Mitarbeiter aus einer Filiale mit Betriebsrat in eine Filiale ohne Betriebsrat wechseln wolle. In der neuen Filiale könne ihm vorgehalten werden, dass sein bisheriges Vertrauen in eine Arbeitnehmervertretung die Einstellung gefährde.
...dass es an der Uni keinen Betriebsrat, aber einen Personalrat gibt? dass dieser allerdings etwas weniger Rechte als ein Betriebsrat hat und dass studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte unter bestimmten Bedingungen aktives bzw. passives Wahlrecht für den Personalrat besitzen?
...dass die nächsten Personalratswahlen am 27.April 2010 stattfinden und dass ihr auf der Homepage des Heidelberger Personalrats darüber noch keine Infos findet (10.2.10), dafür aber hier .
...dass nur Narren nur einmal im Jahr ins Rathaus gehen und sich mit einer abgeschnittenen Krawatte abspeisen lassen? Wer wirklich was erreichen will, sollte sich im Rathaus einrichten - sprich dauerhaft mitmischen. Dass das auch an der Uni Heidelberg viel zu wenig geschieht, ist spätestens in den letzten beiden Semestern klar geworden. Eigentlich braucht man auch viele Rathäuser vor Ort... Jedenfalls gibt es jetzt diverse Arbeitsgruppen , z.B. die AGSM. Und auch die Fachschaften und Hochschulgruppen gibt es weiterhin...
Walter I. Schönlein