Was kostet das Uni-Telefon, das Semester, ein Wohnheim- ein Parkplatz, was nur Nerven?
...dass dem Autor des Satzes "Changemanagement muss über die Führungskräfte erfolgen" (es handelt sich dabei um Finanzminister Stratthaus) offenbar beim Schreiben nicht der Kopf explodiert ist? Dieser Umstand lässt zwar Böses für dessen Innereien befürchten, ändert aber nichts daran, dass die Rumdruckserei in Stratthaus' Einlassungen zu NSI einen gewissen Unterhaltungswert für KennerInnen dieser Sorte von Führungskraft-Beschäftigungstherapie hat. Die NSI -- beim MWK immer für eine Lachnummer gut -- sind übrigens das landesweite Äquivalent zum Heidelberger Impulse-Projekt und ebenso bürokratisch, schleiferisch, untauglich und demotivierend wie dieses.
...wie hoch die Telefonrechnung der Uni ist? Wenn nicht: Es sind so um die 25000 Euro im Monat. Das und mehr könnt ihr in den aktuellen Benutzernachrichten des URZ nachlesen.
...dass auf gewisse Reflexe immer Verlass ist? Die Bits unseres Artikels zur kommenden Parkraumbewirtschaftung waren noch nicht durch die Leitung, da hatte Autofundi und CDU-MdL Werner Pfisterer schon die Seinen in Stuttgart versammelt und kräftig gegen das Vorhaben intrigiert. Besonders pikant ist, dass Pfisterer sein soziales Herz entdeckt. Als Abgeordneter einer Partei, die massivste Kürzungen gerade bei den Armen des Landes propagiert, von Studiengebühren im 104 Euro-Bereich mal ganz zu schweigen, sollte er eigentlich wegen schlimmstenfalls 80 Euro Parkgebühren im Monat (die sich ja im übrigen für die davon Betroffenen durch den erwünschten Umstieg auf alternative Verkehrsmittel leicht vermeiden ließen) nicht so rumpiensen. Aber Pfisterers Last-Minute-Stänkereien werden wohl nicht mehr viel bringen. Das glaubt jedenfalls der Personalrat der Uni (in dem Pfisterer leider auch sitzt), der am 18.10. ein Schreiben die die MitarbeiterInnen der Uni richtete, in dem er keinen Zweifel an der Umsetzung von Parkraumbewirtschaftung und Jobticket anklingen ließ.
...welche Sorte von Offensive die Uni Heidelberg nicht im geringsten kratzt? Während nämlich Exzellenziniativen und ähnlicher Brain-Up-Quatsch regelmäßig für vogelgrippale Aufregung im Rektorat sorgen, sind bei der familienfreundlichen Hochschule in Baden-Württemberg nur Uni Mannheim, Uni Konstanz, PH Karlsruhe und FH Esslingen am Start. Nun sind 10000 Euro -- so viel bekommen diese Unis nämlich für das Konzept "Studi mit Kids" -- wirklich Peanuts, und das Programm ist durchwirkt von der reaktionären Ideologie, die wir aus Stuttgart gewohnt sind. Davon, dass hier nicht gemacht, aber viel zertifiziert und akkreditiert werden soll, schweigen wir sowieso. Aber trotzdem wäre es mal richtig erholsam gewesen, wäre das Rektorat ausnahmsweise bei irgendwas dabei gewesen, das nicht offen gegen Studis und Beschäftigte gerichtet ist.
...dass die so großzügig alimentierte Konterreform im Bildungsbereich auch bei WissenschaftlerInnen noch nicht jede Geistesregung zugekleistert hat? Einige Pädagogen haben am 10.10. fünf Thesen, genauer "Fünf Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens", formuliert, die trotz einiger Schwachpunkte -- so lassen sich die Herren leider auf das dumme Zeug von der "Unterfinanzierung" ein, ohne genau zu sagen, was damit wohl gemeint ist -- so viel Balsam für einen dummschwätzgeschädigten Geist bieten, dass wir euch ihre Lektüre hier wärmstens ans Herz legen möchten.
...was es Neues in Sachen Verschiebung der Vorlesungszeiten gibt? In Heidelberg noch nichts, doch Mannheim hat sich jetzt festgelegt: Das Wintersemester wird dort in Zukunft von Anfang September bis Anfang Dezember dauern, das Sommersemester von Mitte Februar bis Mitte Juni. 2006/07 wird das beispielsweise so aussehen: 4.9.2006 bis 8.12.2006 ist Wintersemester, 19.2.2007 bis 8.6.2007 ist Sommersemester. Wenn Heidelberg eine analoge Regelung einführt (was nicht überraschend wäre), würde sich immerhin der Vorteil ergeben, dass mensch nicht mehr Ungetüme wie "Wintersemester 2005/2006" schreiben müsste.
...dass die Suche nach Gründen nicht die Sache der Wissenschaftspolitik ist? Jüngstes Beispiel ist die erneute Pressemitteilung von MWK-Chef Frankenberg zu "seinem" Studiengebührenmodell. Darin hofft er nämlich, mit Studiengebühren würde sich die Zahl der AbbrecherInnen deutlich reduzieren -- was zwar richtig sein mag (oder auch nicht, wenn die Bankrottwelle durch die Unis schwappt), aber klassisches Kurieren an den Symptomen ist, solange nicht mal die Frage nach sachlichen Gründen fürs Abbrechen gestellt wird. Das Ergebnis dürfte sich nicht wesentlich von dem der Behandlung von Depressionen mit Psychopharmaka unterscheiden, nur dass sich hier die Abhängigkeit nicht von bunten Pillen sondern von der L-Bank einstellen wird. Die Presseerklärung kündigt nämlich auch an, dass die "Bildungskredite" mit vorerst 5.7% pro Jahr ab Auszahlung verzinst werden sollen. Einfache Rechnung zeigt: Nach 10 Jahren sind so aus 500 Euro 870 Euro geworden, nach 20 Jahren (in den ersten 10 Jahren des Hangelns von Praktikum zu Praktikum war vielleicht keine Tilgung drin) coole 1515 Euro -- 1000 Euro Armensteuer pro Semester gegenüber reichen Kindern, die die 500 Öcken gleich abgedrückt haben. Wie das für ein ganzes Studium und realistische Studiengebühren (5000 Euro pro Semester) aussieht, dürft ihr selbst ausrechnen.
...dass die Privatisierung der Unikliniken auch Vorteile hat? Nicht viele vielleicht, aber immerhin werden auf diese Weise auch mal halbwegs sinnvolle Stiftungsprofessuren ausgegeben, wie die in dieser Pressemitteilung der Uni zelebrierte, die die Uniklinik Mannheim an der KliMa zum Thema Gefäßerkankungen einrichtet. Dies vergleicht sich mit der Stiftungsprofessur für Warenwirtschaft und Logistik, die der bekannte Erpresser und Schleifer Dieter Schwarz -- Herr des Lidl-Imperiums -- an der BA Mosbach einrichten ließ.
...dass ein Wohnheimplatz gerade mal 44000 Euro kostet? Das gilt sogar für die Edel-Wohnheime, die das Studierendenwerk zur Zeit so baut. Wers nicht glaubt, kann sich in dieser Presseerklärung zur Eröffnung des neuen "International House" am 21.10. eines Besseren belehren lassen. Und fiese Lügen freies Realitätsbiegen von MWK-Chef Frankenberg lesen -- er hatte zur Erklärung der für Studierende aus dem Ausland besonders dramatischen Wohnungssituation nämlich nichts besseres als Zeitmangel der Betroffenen anzuführen.
Walter I. Schönlein