Nach dem Urteil zum Trotha-Tausi und den damit wohl zusammenhängenden Äußerungen der BMBF-Chefin Bulmahn, sie könne sich mit Strafgebühren für "Langzeitstudierende" durchaus anfreunden, rauschte der Blätterwald mal wieder heftig über sozialschmarotzende Gammler. Um so mehr tun ein paar vernünftige Worte und schlichte Fakten Not -- und so kommt der Reader zu Strafgebühren (PDF, 550k) des ABS gerade zur rechten Zeit.
Nebenbei bemerkt: Die Bulmahn-Äußerung, immerhin eine offene Bekundung des Willens zum Brechen von Wahlkampfversprechen, soll nicht ganz unkommentiert bleiben. Die üblichen Verdächtigen bereiten zur Zeit einen offenen Brief vor, der neben einem Plädoyer gegen Studiengebühren jeder Art auch eine Rücktrittsforderung gegen die Ministerin enthalten soll. Sobald er vorliegt, werden wir ihn hier nachtragen.
Nachtrag (6.8.2001): Mittlerweile liegt der besagte offene Brief vor.
Nachtrag (20.8.2001): Es gab eine kurze Diskussion über diesen Reader, die sich vielleicht am Besten durch das Lesen einer Mail von Olaf Barz nachvollziehen lässt.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 06.03.2002, 19.06.2002, 26.02.2003
Da zur Zeit die meisten EntscheiderInnen in Urlaub sind -- Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin laut einer Meldung der Bild-Zeitung von heute sogar ganze 7 Wochen --, schadet ein Blick in die "Unerledigt"-Ablage nichts. Und dort liegt seit geraumer Zeit das Thema Politisches Mandat, also das Recht von Studierendenschaften, sich zu nicht direkt hochschulbezogenen Themen zu äußern oder noch mehr die Abwesenheit dieses Rechts.
Dazu hat das Bündnis für Politik- und Meinungsfreiheit schon im Mai eine höchst lesenswerte Zeitung produziert, die im ZFB in kleinen Zahlen auch noch auf Papier zu haben ist. Besonders interessant ist der Leitartikel, in dem dargestellt wird, wie die Frage nach politischen Äußerungen der Studierenden überhaupt erst gestellt wurde, als sich diese von der Regierungsmeinung entfernten; so forderte 1954 etwa der damalige Bundesinnenminister Gerhard Schröder (nach den Informationen der Redaktion nicht mit dem derzeitigen Bundeskanzler verwandt) von den Studierendenschaften, sie möchten doch zum Tag der deutschen Einheit einschlägige Manifestationen veranstalten.
"Erst als ab Mitte der 60er Jahre Studierendenvertretungen begannen, den Krieg der USA in Vietnam zu kritisieren, vor den Gefahren der Notstandsgesetzgebung zu warnen, gegen die Apartheitspolitik in Südafrika zu demonstrieren und die nationalsozialistische Vergangenheit ihrer Hochschullehrer aufzudecken, wurde von Rechtswissenschaft und Justiz die Begriffskonstruktion des Politischen Mandats und dessen Rechtswidrigkeit eingeführt," so der zitierte Leitartikel. Zur Sommerlektüre warm empfohlen.
Wer sich für die jüngere Geschichte dieses Themas interessiert, kann auch unseren Schwerpunkt Politisches Mandat zu Rate ziehen. Bei dieser Gelegenheit sei noch einmal allgemein auf unsere Schwerpunkte hingewiesen, für die wir übrigens immer noch BearbeiterInnen suchen -- wer Lust hat (die Arbeit kann von jedem Web-Browser aus gemacht werden), möge sich bitte bei der Redaktion melden.
Menschen, die vor Hunger und Verfolgung fliehen, suchen trotz allen Herumdoktorns am Artikel 16 und trotz aller Ungemach aus der Kurzhaarfraktion immer noch Zuflucht in der Bundesrepublik. Wer nun nicht eineR der angeblich willkommenen ExpertInnen ist, landet in einer Unterkunft für AsylbewerberInnen, deren Funktion im Groben darin besteht, den Flüchtlingen die in 90% der Fälle folgende Abschiebung nicht allzu unwillkommen zu machen.
Der Asylarbeitskreis Heidelberg hingegen findet, dass auch AsylbewerberInnen durchaus ein Recht auf ein halbwegs menschenwürdiges Leben haben. So wird versucht, etwa durch Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen, durch Hilfe beim Deutschlernen, durch Hausaufgabenbetreuung für die Kinder oder auch nur durch schlichte Konversation das Leben in den tristen Unterkünften erträglicher zu machen.
Allerdings fehlen dem Asylarbeitskreis Leute, die das alles auch tun. Wer hier aushelfen möchte, kann sich Montag, Mittwochs und Donenrstags von 10 bis 12 Uhr in der Plöck 101 informieren oder 182797 in Heidelberg anrufen. Per E-Mail ist der Arbeitskreis unter Asylarbeitskreis-Heidelberg@t-online.de zu erreichen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.03.2002
Vorbilder kopieren nicht nur die deutschen Bildungsbürokraten, indem sie z.B. Bachelors, Gebühren, Tutorials, Module oder Mentoring einführen. Auch in Tschechien scheint man jetzt - so muss man die folgende dpa-Meldung verstehen - entdeckt zu haben, dass man Probleme billiger kurzfristig durch neue Regelungen übertüncht statt sie durch geeignete Maßnahmen zu lösen. In 5 Jahren wird dann vermutlich auch die deutsche Greencard übernommen...
PRAG (dpa). Etwa 100 000 junge Tschechen möchten im kommenden Wintersemester ein Studium beginnen, doch Platz ist nur für jeden zweiten Bewerber. Nun denkt Prag über Studiengebühren nach, um die Misere zu beenden. Dabei lässt man sich auch von Regelungen inspirieren, die in Deutschland gelten. Seit der Wende von 1989 verdoppelte sich die Zahl der Studienanfänger in Tschechien auf 50 000 pro Semester, doch die Nachfrage des Arbeitsmarkts wird damit noch immer nicht befriedigt. Seit Jahren liegt die Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen in Tschechien unter zwei Prozent. In der EU bewegt sie sich bei durchschnittlich fünf Prozent.
"Es ist und bleibt grotesk, dass eine einflussreiche, hochintellektuelle Presse es in den letzten Jahren wagen durfte, unser geistiges Leben mit einer zäh und konsequent anti-arischen Propaganda zu durchsetzen" -- geschrieben hat das nicht ein Mitglied der Burschenschaft Normannia im Bezug auf den UNiMUT, sondern Hans Prinzhorn, von 1919 bis 1921 Assistent an der psychiatrischen Uniklinik Heidelberg und bekannt vor allem wegen seiner Sammlung von Kunstwerken psychiatrisierter Menschen. Dabei ist "sammeln" vielleicht nicht immer das richtige Wort, denn die KünstlerInnen wurden im Regelfall nicht gefragt und natürlich schon gar nicht nach Im- oder Expressionismus klassifiziert. Noch heute finden sich eher Label der Sorte "Schizophrenie", "Paranoia" oder "degenerativer Schwachsinn".
Das Resultat dieser Tätigkeit, die "Sammlung Prinzhorn", stellt die Uni jetzt in neuen Gebäuden aus, pikanterweise in einem Hörsaal, in dem Prinzhorns Nachfolger -- etwa Carl Schneider, der sein Direktorenamt an der Psychatrie mit der Leitung des "Rassepolitischen Amtes in Heidelberg" verband -- die Euthanasiepolitik der Nazis verkündeten. In einer Presseerklärung feiert Uni-Pressesprecher Schwarz den Umzug als eine "Professionalisierung". Doch nicht nur Antifa-Gruppen finden, dass die Ausstellung -- zudem an diesem Ort -- viel zu wenig Distanz zur Entstehung und Geschichte der Sammlung zeigt.
Tatsächlich hatte der Bundesverband der Psychiatrieerfahrenen (BPE) schon 1996 eigene Pläne mit der Sammlung: Sie sollte Kernstück des Haus des Eigensinns werden, das wiederum Teil der einer Gedenkstätte für die Opfer des NS-Euthanasieprogramms in dessen Planungszentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4 geworden wäre.
Die Ansicht der Universität zu diesem Tauziehen kann mensch auf der Webseite der Sammlung Prinzhorn nachlesen -- im Wesentlichen soll demnach der BPE die Bilder -- oder auch nur einen Teil der Bilder -- nicht bekommen, weil der Glanz der (Beute-)Kunst nur auf die Uni Heidelberg fallen soll.
Nun ist natürlich nicht ganz klar, dass ehemals Psychatrisierte ein größeres Recht auf die Bilder haben als die Uni, in der die Patienten damals einsaßen. Andererseits lässt der Ausstellungskatalog schon ahnen, dass die Uni-AusstellungsmacherInnen die offensichtlich zweifelhafte Person Prinzhorns, den wohl nur die Gnade eines frühen Todes 1933 vor einer tieferen Verstrickung in den NS-Massenmord bewahrte, die historisch belastete Stätte und überhaupt die vielen dunklen Kapitel in der Geschichte der Heidelberger Psychiatrie allenfalls ganz am Rande thematisieren. Wäre dies schon unter normalen Umständen anrüchig, reicht es angesichts der Tatsache, dass viele der ausgestellten KünstlerInnen der Mordmaschine der Nazis zum Opfer gefallen sind, schon stark ins Gruselige -- die Erwartung, der BPE hätte hier bessere Arbeit geleistet, ist wohl durchaus berechtigt.
Solche Überlegungen bewogen die Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD), zur kritischen Begleitung der feierlichen Eröffnung der "neuen" Sammlung Prinzhorn aufzurufen. Die erste Gelegenheit dazu ist am 30.8. um 17.45 am Universitätsmuseum (das ist im Rektorat in der alten Uni), wenn dort die Ausstellung "Leben und Werk Hans Prinzhorns" eröffnet wird -- die AIHD setzt dagegen das Motto "Keine Ehrung für Faschisten".
Am 11.9. wird um 20 Uhr im TIKK-Theater im Karlstorbahnhof eine Veranstaltung mit BPE-Sprecher René Talbot stattfinden, und zur offiziellen Eröffnung der Sammlung am 13.9. soll dann vor dem neuen Gebäude in der Voßstraße 2 selbst demonstriert werden, die Uhrzeit hier ist 15.45.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.09.2001, 30.08.2001
Am Jahrestag des Einfalls Deutscher Truppen nach Polen -- also des Beginns des Zweiten Weltkriegs -- am 1. September 1939 wird seit vielen Jahren der Antikriegstag begangen. In diesem Jahr stehen wir just an diesem Datum vor einer neuen Militäraktion der BRD im Ausland, zumal einer, die von den Vereinten Nationen in keiner Weise autorisiert ist: Die Bundeswehr wird in wenigen Tagen in Mazedonien an der NATO-Operation "Essential Harvest" teilnehmen.
Für das Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg ist dies Grund genug, mit einigen Veranstaltungen daran zu erinnern, dass nicht alle mit der neuen Militarisierung der Außenpolitik einverstanden sind. So ist am Freitag (dem 31.8.) ab 20.45 im Karlstorbahnhof die "Kriegsshow" zu sehen, ein offenbar nicht allzu politisch korrektes Satirespektakel über die neue Deutsche Außenpolitik. Leider kostet der Spaß 13/10 Mark.
Am Antikriegstag selbst wird es von 13-16 Uhr am Bismarckplatz einen Infostand zu den aktuellen Konflikten geben; um 14 Uhr findet ebenfalls am Bismarckplatz eine Kundgebung unter anderem gegen den Bundeswehreinsatz in Mazedonien statt.
Wer dann noch nicht genug hat, kann am 4.9. um 20 Uhr in den Gumbel-Raum des Karlstorbahnhofs kommen und mit Anne Rieger von IG Metall und VVN-BdA über "Hochrüstung und ihre sozialen Kosten" diskutieren.
Nachtrag (2.9.):
Nicht wie angekündigt am Bismarckplatz, sondern auf dem Akademieplatz aka Bunsenplatz fand die Kundgebung zum Antikriegstag statt. Wie das Bild zeigt, hielt sich das Interesse an der Veranstaltung (das Zelt mit dem Transparent hinten) ohnehin in engen Grenzen -- Frieden ist ganz offenbar nicht mehr modern. Im Vordergrund übrigens eine Aktion des Studentenwerks: Unter einem Schirm von Weldebräu wurde nach Zimmern für Studierende gesucht. |
Sympathie, Bewegung, Zucht, Führergruppen: Ein wohl gewählter Ausschnitt aus einem der ausgestellten Werke Prinzhorns. |
Gut besucht war heute die Eröffnung der Ausstellung über das Leben und Werk Hans Prinzhorns im Uni-Museum. Über die Sammlung Prinzhorn, deren Neueröffnung in zwei Wochen Anlass der heutigen Veranstaltung war, haben wir bereits berichtet -- die dort dargestellte Kontroverse sorgte dafür, dass neben rund 50 vorwiegend betagteren InteressentInnen sich auch um die 30 AntifaschistInnen eingefunden, die ihre Argumente unter die Leute brachten.
Die Bedenken der Antifas, es könne sich hier um eine "Ehrung für Faschisten" handeln, erweisen sich als nur eingeschränkt berechtigt. Zwar werden viele der eher wirren Tendenzen Prinzhorns -- von Graphologie über absurde Nietzsche-Rezeption bis zu offenen Bekenntnissen zum Nationalsozialismus -- nicht immer sonderlich kritisch behandelt, doch erscheint Prinzhorn auf dem Dutzend Tafeln eher als ein weltfremder Spinner denn als bahnbrechender Gelehrter.
Eine der Tafeln setzt sich mit der Frage auseinander, ob Prinzhorn ein Faschist gewesen sei. Deren Tenor folgte Ausstellungsmacher Thomas Röske in seiner Eröffnungsrede. Prinzhorn habe sich als "unpolitisch" verstanden und in einigen Artikeln durchaus harsch einige Aspekte der Nazi-Politik kritisiert, nicht zuletzt den rassischen Judenbegriff. Wenn allerdings ein ausgestelltes Manuskript Sätze wie "das Judenproblem gilt [...] für beide Kirchen als durch die Taufe endgültig lösbar" enthält, kann nicht verwundern, dass auch Röske schließlich einräumen musste, Prinzhorn habe sich eben doch mit weiten Teilen der Nazi-Ideologie identifiziert. Er sei, so Röske, getäuscht worden -- besonders bitter für einen Mann, der als Anhänger der so genannten Charakterpsychologie doch gerade die Aufdeckung von Täuschungen dieser Art zum Ziel gehabt hat.
Am Rande sei positiv vermerkt, dass Röske es noch nicht als notwendig erachtete, die Länge von Prinzhorns Studium 1904 bis 1917 zu entschuldigen. Ebenso am Rande kann mensch ein wenig darüber philosophieren, dass Prinzhorn ein später Nachfahre der legendären Saloniere Rahel Varnhagen war...
Wer sich ein wenig gruseln will und im Laufe der nächsten Wochen am Uniplatz ist, kann sich die Ausstellung werktäglich außer Montag von 10 bis 16 Uhr ansehen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.09.2001
Im April hatten wir berichtet, dass der Freiburger Senat ein Lamento über die unzureichenden Vergütungen Wissenschaftlicher Hilfskräfte verabschiedet hat. Leider, wenn auch nicht überraschend, blieb dies ziemlich ohne Konsequenzen. Es scheint aber, dass nun wieder Bewegung in die Angelegenheit kommt.
Den Anfang macht hier wie so oft ein Rückschritt. In Berlin, dem einzigen Land, das bisher einen Tarifvertrag für WiHis hatte, wurde dieser zum 30.9. gekündigt, wohl auf Betreiben des FU-Präsidenten Mlynek, wie unser Noch-Rektor Siebke ein erklärter "Liberalisierer". Dies hat jedoch bundesweit zu einem Wiederaufleben des Interesses am Thema geführt. Schon 1992 hatten die Gewerkschaften mit den Ländern einen Tarifvertrag ausgehandelt, der dann aber nicht ratifiziert wurde; die Länder konnten das Problem aussitzen, da von Seiten der WiHis kaum Druck ausgeübt wurde -- verständlich, wenn mensch die prekären Verhältnisse kennt, unter denen Hilfskräfte üblicherweise so arbeiten.
Umgekehrt ist klar, wohin die Reise ganz ohne Regelungen gehen wird: "Wertvolle" Studis, vor allem in den technischen Fächern, werden zwar mehr Geld bekommen, da sie sonst gleich in die Privatwirtschaft abwandern, wo sie ohne Schwierigkeiten doppelt so viel verdienen können. Jobs wie Bibliotheksaufsicht oder Tutorien in weniger industrierelevanten Fächern jedoch werden noch schlechter entlohnt werden. Zur Warnung sei erwähnt, dass in Bayern WiHis üblicherweise mit um die 10 Mark die Stunde entlohnt werden.
Dem wollen nicht alle zusehen. Die BASS etwa arbeitet gerade an einem Sonderheft des GEW-Organs Erziehung und Wissenschaft zur Situation der Hilfskräfte, das zum Wintersemester erscheinen wird. Wer dazu beitragen will oder die gedruckten Hefte unter die Leute bringen, möge sich an Brigitte Eschenbach wenden (eschenbachb@gew.de).
Nach dem Wissen den UNiMUT existiert in Heidelberg gegenwärtig keine WiHi-Initiative. Menschen, die sich aufgerufen fühlen, das zu ändern, möchten sich bitte an die Redaktion wenden.
Nachtrag (31.8.): Zwei Links bleiben nachzutragen: Einmal die Seite zum Projekt Tarifvertrag des fzs, und zum anderen die Seite des Personalrat der studentischen Beschäftigten der FU Berlin (ja, sowas gibt es da.).