Sympathie, Bewegung, Zucht, Führergruppen: Ein wohl gewählter Ausschnitt aus einem der ausgestellten Werke Prinzhorns. |
Gut besucht war heute die Eröffnung der Ausstellung über das Leben und Werk Hans Prinzhorns im Uni-Museum. Über die Sammlung Prinzhorn, deren Neueröffnung in zwei Wochen Anlass der heutigen Veranstaltung war, haben wir bereits berichtet -- die dort dargestellte Kontroverse sorgte dafür, dass neben rund 50 vorwiegend betagteren InteressentInnen sich auch um die 30 AntifaschistInnen eingefunden, die ihre Argumente unter die Leute brachten.
Die Bedenken der Antifas, es könne sich hier um eine "Ehrung für Faschisten" handeln, erweisen sich als nur eingeschränkt berechtigt. Zwar werden viele der eher wirren Tendenzen Prinzhorns -- von Graphologie über absurde Nietzsche-Rezeption bis zu offenen Bekenntnissen zum Nationalsozialismus -- nicht immer sonderlich kritisch behandelt, doch erscheint Prinzhorn auf dem Dutzend Tafeln eher als ein weltfremder Spinner denn als bahnbrechender Gelehrter.
Eine der Tafeln setzt sich mit der Frage auseinander, ob Prinzhorn ein Faschist gewesen sei. Deren Tenor folgte Ausstellungsmacher Thomas Röske in seiner Eröffnungsrede. Prinzhorn habe sich als "unpolitisch" verstanden und in einigen Artikeln durchaus harsch einige Aspekte der Nazi-Politik kritisiert, nicht zuletzt den rassischen Judenbegriff. Wenn allerdings ein ausgestelltes Manuskript Sätze wie "das Judenproblem gilt [...] für beide Kirchen als durch die Taufe endgültig lösbar" enthält, kann nicht verwundern, dass auch Röske schließlich einräumen musste, Prinzhorn habe sich eben doch mit weiten Teilen der Nazi-Ideologie identifiziert. Er sei, so Röske, getäuscht worden -- besonders bitter für einen Mann, der als Anhänger der so genannten Charakterpsychologie doch gerade die Aufdeckung von Täuschungen dieser Art zum Ziel gehabt hat.
Am Rande sei positiv vermerkt, dass Röske es noch nicht als notwendig erachtete, die Länge von Prinzhorns Studium 1904 bis 1917 zu entschuldigen. Ebenso am Rande kann mensch ein wenig darüber philosophieren, dass Prinzhorn ein später Nachfahre der legendären Saloniere Rahel Varnhagen war...
Wer sich ein wenig gruseln will und im Laufe der nächsten Wochen am Uniplatz ist, kann sich die Ausstellung werktäglich außer Montag von 10 bis 16 Uhr ansehen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.09.2001