Stapel von Übungsblättern für die elementare Stochastik würden sich füllen lassen mit dem Inhalt der Heidelberger Studierendenstatistik fürs vergangene Wintersemester. Keine einschlägige Ausbildung braucht mensch jedoch, um den Haupttrend aus dem Zahlenwust abzulesen: Der Abwärtstrend in den Studierendenzahlen setzt sich fort, wenn auch nur langsam. Am 1.12.2000 waren 23856 Studis an der Uni Heidelberg eingeschrieben, gegenüber 24290 im Jahr zuvor.
Nebenstehende Grafik verdeutlicht den mittelfristigen Trend -- schon seit dem Wintersemester 95/96 gehts vom historischen Hoch von 30255 Studis im WS 94/95 bergab, besonders stark natürlich während der von Trotha befohlenen Säuberungen mittels der "Langzeitstudiengebühren".
Interessanterweise ist dieser Studischwund keinesweg gleichmäßig auf alle Fächer verteilt. Böse etwa hat es die Mathematik getroffen, die noch 1995 über 1000 Studis ausbildete und sich heute nur noch knapp über 500 hält, wohl ein Grund für die jüngst stattgefundene Umbenennung des Fachs in "Mathematik und Informatik", entsprechend dem Leitsatz "Aber irgendwas müssen wir doch tun." Die (inzwischen nicht mehr ganz so verwirrend) glitzernde Welt des E-Business, die der Mathematik vielleicht helfen wird, ist jedoch für die Mineralogie keine Option, was um so schlimmer ist, als diese nur noch ein Viertel der Studienplätze von 1993 füllen konnte.
Auch wenn etwa Biologie oder Psychologie, Fächer mit lokalem NC und damit Kandidaten für die vor einigen Jahren sehr modernen lokalen Auswahlverfahren, ihre Studizahl ganz gut halten konnten, ist auch ohne höhere prophetische Gaben abzusehen, dass diese Tendenzen der Zukunft der übelsten Studigängelei -- es seien nur kurz "Orientierungs"prüfungen, Studiengebühren, Auswahl- und Zwangsberatungsgespräche oder auch die Zwangsexmatrikulation erwähnt -- nicht zuträglich sein werden.
Die Studistatistik enthält aber auch leichtere Kost. Wen etwa hätte nicht schon immer mal die Fruchtbarkeit in Abhängigkeit von den Fachbereichen interessiert. Eine bekannte Mitarbeiterin der FSK etwa äußerte spontan das sicher verbreitete Vorurteil, die Theologie müsse mit dem reichsten Kindersegen bedacht sein. Doch weit gefehlt: Mit 0.008 Mutterschutz-Beurlaubungen pro Studi liegt die Theologie sogar noch hinter Jura (0.011). Nein, die kinderliebsten (oder unvorsichtigsten?) Fachbereiche sind die, die es sein sollten: Unter den PädagogInnen und PsychologInnen kommen auf 100 Studis 2.5 in Erziehungsurlaub.
Leider hat die ZUV die Statistik bisher noch nicht -- wie in früheren Jahren -- wenigstens teilweise am Netz zugänglich gemacht. Bis sie das tut, müssen sich Interessierte wohl oder übel in die Lauerstraße 1 begeben, wenn sie eigene Studien durchführen wollen.