Immer wieder Mittwochs sollen, so ein informelles Übereinkommen einer ganzen Reihe von Hochschulen, Aktionen von Studierenden daran erinnern, dass der Streik vorbei, der Unmut aber noch da ist. Letzten Mittwoch schwiegen die Heidelberger Studis, heute sollten sie sich zu Wort melden: Die erste Post-Streik-VV stand an, und anschließend wollte mensch sich mit einer Demo zum Arbeitsamt der Heidelberger BügerInnenschaft in Erinnerung rufen.
Eine schlecht gefüllte Aula. Die leeren Sitze wurden von der Redaktion weggeblurt. |
Aber schon die Beteiligung an der Vollversammlung war mager -- kaum 200 Studis waren in die Aula der Neuen Uni gekommen, deutlich weniger, als nach den Streiks von 88/89 zu motivieren waren. Allerdings muss mensch zugeben, dass die Mobilisierung ebenfalls sehr mager war. Die Zeiten, in denen ein Plakat reicht, um ein volles Haus zu bekommen, sind vorerst wieder vorbei.
Zweck der VV war vor allem die Verteilung von Infos, etwa über den BuG, die Pläne des Ministeriums für die Studiwerke, einige "Ergebnisse" der Hochschulstrukturkommission (darüber wird im nächsten UNiMUT etwas zu lesen sein). Konkret gab es nur eine Solidaritätserklärung an die Beschäftigten von ABB und Boehringer in Mannheim abzustimmen sowie Werbung für für die noch existierenden Arbeitskreise und die Demo am Samstag (24.1.) anzuhören: Um 14.00 läuft am Mannheimer Schloss eine gemeinsame Demo von Studis und ArbeitnehmerInnen los, wer aus gemeinsam mit anderen HeidelbergInnen hinfahren will, soll um 12 Uhr am Hauptbahnhof sein.
Die Demo zieht durch die Hauptstraße. Entsetzte Bürger (roter Pfeil) haben sich auf den Balkon geflüchtet. |
Und dort, am Hauptbahnhof also, sollten sich ein paar mehr Leute einfinden als zur Demo zum Arbeitsamt nach der VV -- für die nicht mal hundert Studis hätte sich die Anmeldung eigentlich nicht gelohnt, und so zauderten die OrganisatorInnen eine Zeitlang, bis sie sich, vor allem auf Druck der Versammelten, doch entschlossen, die Demo durchzuführen. Obwohl die Stimmung dann doch recht gut wurde -- Galgenhumor wohl --, war die Schar, die unter den Transparenten am Arbeitsamt stand, schon fast übersehbar. Ob es der Erlsenheit dieses Kreises lag, dass die Feststellung eines Redners, "wir" hätten schon zu viel für unser Geld gekämpft und müssten uns spätestens jetzt mit den anderen Opfern der neoliberalen Kahlschlagpolitik zusammenschließen, so viel Applaus bekam?
Wenn die Studis im November und Dezember hin und wieder den alten Spruch von "Wo sind die Profs?" auspackten, so muss mensch heute fragen: "Wo sind die Studis?" Eigentlich kann es doch gar nicht wahr sein, dass sich die vielen Leute, die damals den Streik trugen, nun frustriert und resigniert zurückgezogen haben. Wie ein Redner während der VV schon sagte: Die Erwartung, es werde alles besser, wenn 100 Hochschulen im Mittel nicht mal ganz zwei Wochen Streiken, diese Erwartung war wohl von vorneherein naiv.