Noch in jedem Wintersemester gibts irgendwo Studistreiks oder zumindest einige Unruhe -- in diesem Semester fängts allerdings sehr früh an: Im Anschluss an einer Vollversammlung mit etwa 1000 Leuten gab es an der Uni Gießen einen Demozug, der das Hauptgebäude der Uni besetzt hat und seitdem besetzt hält. Eine Ansprache des Uni-Präsidenten (Rektoren haben die in Hessen nicht) bewirkte lediglich, dass sich ein guter Teil der Studis ins Philosphikum aufmachte, um vier weitere Gebäude zu besetzen.
Eine weitere Vollversammlung heute wurde von 2000 Studis besucht, es wurden -- unvermeidlich bei einem Studistreik -- Arbeitskreise gebildet, die sich mit Fragen der Öffentlichkeitsarbeit, der Information der Studis, oder weiterer Aktionen beschäftigen werden, aber auch mit der Frage, welche Forderungen denn eigentlich mit dem Streik verbunden werden -- denn bislang ist der Streik allem Anschein nach nur Ausdruck des wachsenden Unwillens über den ungebremst fortschreitenden Abbau von Bildungsetats und -einrichtungen, mit dem konkreten Anlass, dass in Hessen ab diesem Semester eine Staatsexamensprüfung 1000 Mark kosten soll. Bis zum nächsten Donnerstag sollten die Positionen allerdings klar sein, dann naemlich sollen, so hoffen die Streikenden, die Finanz- und WissenschaftsministerIn aus Wiesbaden zu einer Diskussion kommen.
Der AStA Gießen hat versprochen, auf einer Ausnahme-Homepage ständig über die Entwicklung zu informieren. Die große Frage lautet jetzt, ob Gießen 1997 das wird, was Berlin 1988 war, oder ob auch dieser Unmutsausbruch von der Öffentlichkeit ignoriert wird, ganz wie die entsprechenden Aktionen in Berlin im Sommersemester vor einem Jahr oder Vergleichbares in Hildesheim auch so um die Zeit -- oder war es doch woanders?
Dieser Artikel wurde zitiert am: 12.11.2003