Aufgespießt in der Süddeutschen Zeitung vom 4.10.:
Ich kenne Kollegen, die so lange Fünfen vergeben, bis sie keine Prüfungen mehr abnehmen müssen, sagt Professor Jürgen Siebke, neuer Rektor der Universität Heidelberg. Schlimme Finger, diese Kollegen, die stolz darauf sind, vermeintlich dumme Studenten aus der Hochschule zu ekeln. Mehr als 90 Prozent der Studenten bröckeln den Heidelbergern in manchen Fächern weg. Nicht alle davon sind Studienabbrecher. Die meisten wechseln an andere Universitäten oder in andere Fächer. Viele wollten auch nie einen Abschluß machen, nur mal reinschnuppern. Irgendwie steckt hinter dem Schwund trotzdem ein Problem. Denn man fragt sich, ob nicht Studenten ohne Abschluß rausgeschmissenes Geld bedeuten. Deswegen haben die Heidelberger zur Tagung Studienabbruch geladen. Über 2,5 Milliarden Mark kosten die Versprengten den Steuerzahler, sagt der Vertreter des Centrums für Hochschulentwicklung. Kann und will er dann zwar nicht halten, die Zahl. Sorgt aber erst mal für Stimmung. Los gehts mit Schuldzuweisungen. Rektor Siebke hat sich dabei unter anderen die Studenten als Sündenböcke ausgesucht: Ich biete zwei Sprechstunden pro Woche an. Das sind dann meine zwei freien Stunden. Das Desinteresse kann keiner erklären. Vielleicht hätten die offiziellen Studentenvertreter Antwort gewußt. Doch die kamen unvorbereitet, da sie erst in letzter Sekunde von der Tagung erfuhren. Eingeladen hatte sie keiner.
HORST ELLERMANN
Copyright SZonNet: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutscher Verlag GmbH, München
Wer Herrn Siebke kennt, weiß, warum niemand in seine Sprechstunden kommen mag. Gemeinplätze über das allseits segensreiche Werk des Marktes kann sich wohl jedeR selbst ausdenken. Warum dann Siebke fragen, wenn der zu den Phrasen nur einen gequält-gelangweilten Blick zu bieten hat, weil schon wieder eine lästige Pflicht die Karriere behindert.
Ach ja, und die 90% Studienabbrecher stimmen natürlich nicht. Aber darauf kommts ja eh nicht an.