Nach Baden-Württemberg (1100 Mark) und der Volksrepublik China (rund 300 Mark) führt jetzt auch der Freistaat Sachsen Studiengebühren ein. Nach mittlerweile vom Pressesprecher des sächsischen Wissenschaftsministeriums bestätigten Gerüchten werden in Sachsen -- anders als hier -- "Langzeitstudis" nicht besonders zur Kasse gebeten. Ziele der dortigen Studijäger sind Menschen, die sich in ein Zweitstudium einschreiben (wobei nicht zu erfahren war, ob dies ein abgeschlossenes Erststudium voraussetzt) oder Fernstudiengänge absolvieren.
Die Reihen fest geschlossen halten Dresden und Stuttgart, wenn es um die Verwendung der eingenommenen Mittel geht: Hier wie dort verschwindet das Geld im Landeshaushalt, in Sachsen bekommen die Unis von den 600 Mark, die dort fällig werden, immerhin noch eine Aufwandsentschädigung. Jesus fordert, ihr möget die Zöllner achten wie ehrbare Menschen.
Dass in Sachsen "Langzeitstudis" ungeschoren davonkommen, hat wohl mit der Alleinregierung von König Kurt (Biedenkopf) zu tun -- keine FDP kann mit irgendeinem Leistungsquatsch daherkommen, und der Lehensherr kennt die Verpflichtung, die er seinen Leibeigenen gegenüber hat. Umgekehrt werden diese auch noch weniger gefragt als hier: Die Gebühren werden am Parlament vorbei auf dem Wege einer Verordnung eingeführt. Mit dem Inkrafttreten ist für die nächsten Tage zu rechnen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.07.1997