Bis zum Ende der ersten Phase des Treuhandkontos sind beim AK Teuhandkonto 4226 halbwegs korrekte und nochmal etwa hundert völlig vermurkste Datenblätter eingegangen -- damit haben sich rund 14.6% der Heidelberger Studis halbwegs sinnvoll an der Aktion beteiligt. Nicht überwältigend, aber immerhin. Auf das Konto eingezahlt haben derweil etwas mehr, nämlich etwa 4700.
Das Quorum von 8000, das wir uns für eine Weiterführung der Aktion mit allen EinzahlerInnen gesetzt hatten, ist damit nicht erreicht. Woran lags? Zuallererst natürlich daran, dass uns das Rektorat nach Kraft sabotierte. Dass wir die Informationen zum Treuhandkonto nicht mit den Rückmeldeunterlagen verschicken konnten -- was an anderen Unis durchaus möglich war --, war fast zu erwarten bei einem Rektor, der ganz wesentlich verantwortlich ist, dass das Schwadronieren über Studiengebühren hierzulande salonfähig wurde. Allerdings wäre es dann nett gewesen, wenn aus der Seminarstraße 2 und der Alten Uni nicht immer wieder anderslautende Signale gekommen wären. Gänzlich daneben war aber die Einschüchterungstaktik, die von offizieller Uni-Seite gefahren wurde, kulminierend in einem Brief, der an alle Studis verschickt wurde, um einen Formfehler in den zunächst verschickten Rückmeldeunterlagen zu "klären". Statt die Entschuldigung mit einer wirklich adäquaten Verlängerung der Rückmeldefrist zu verbinden, wurde wieder gedroht und gelogen -- so trifft es nicht zu, dass eine Exmatrikulation, die ausgesprochen wurde, weil die Mahnfrist unverschuldet (etwa, weil mensch verreist ist) abgelaufen ist, endgültig ist, im Gegenteil. Die Belege für regelrecht aggressives Verhalten der Uni-Offiziellen gegen die Treuhandaktion ließen sich beliebig fortsetzen. Aber wir haben nun mal den Rektor, den wir haben (verdienen?), lassen wir also das unerfreuliche Thema besser.
Unser zweites grosses Problem war die Zeit. Wenn mensch die Beteiligung am Treuhandkonto über der Zeit aufträgt, ahnt mensch schon, dass der AK Treuhand vielleicht noch vier Tage gebraucht hätte, um auf das Quorum zu kommen -- auch hier ärgerlich, dass sich die Uni in Sachen Rückmeldefrist so stur zeigte. Warum der langsame Anfang, warum gings später viel steiler? Ein Grund ist sicher, dass der AK Treuhand erst mit der Zeit propagandistisch auf Touren kam, teilweise waren zu Anfang auch massive personelle Engpässe zu verzeichnen, was sich mit einer wachsenden Schar von HelferInnen linderte. Viel schlimmer war aber, dass sich viele Studis sagten: "Na ja, warten wir halt mal ab, ob das was wird, wenn erstmal genug überwiesen haben, dann kann ich ja auch noch mitmachen". Die Definition von "genug" variierte von Studi zu Studi, und am Schluss kamen halt nur noch die zum Zug, die fanden, 3500 sei "genug". Pech, und eine wirklich schlechte Strategie von Studiseite her. Wenn diese Leute in der Lage gewesen wären, ihr offenbar natürliches Zaudern zu überwinden, wäre das Quorum kein Problem gewesen. Als jemand, der doch auch recht viel Arbeit in die Geschichte gesteckt hat, beisst sich der Redakteur ob solchen Verhaltens nachhaltig in den Arsch.
Aber schön, viele hatten Angst, und es ist nicht immer gelungen, zu zeigen, dass diese Angst unnötig war. Ein Blick auf die Tabelle der Beteiligung nach Fachbereichen (noch deutlicher in der graphischen Darstellung (Postscript)) zeigt, dass immer dort, wo Fachschaft oder einzelne Studis aktiv auf die Menschen zugegangen sind, die Beteiligung auch stimmte. Wenn wenigstens alle NC-freien Fachbereiche die Beiligung von IÜD oder Physik geschafft hätten, wäre das Quorum auch kein Problem gewesen.
Wie geht es jetzt weiter? Noch kann aufs Treuhandkonto eingezahlt werden. Wer noch nicht an die Uni überwiesen hat, muss eh 20 Mark bezahlen, und da kann er/sie das Geld doch gleich am Treuhandkonto parken, dann hat das alles wenigstens einen Sinn. Ansonsten muss mensch sehen, wie es an den anderen Unis weitergeht -- die Schlacht ist noch nicht verloren. Unsere Position ist durch das Nichterreichen des Quorum geschwächt, aber die diversen Anomalien des diesjährigen Rückmeldeverfahrens geben uns durchaus Argumente im politischen Kampf gegen die Studiengebühren. Andere Unis kommen vielleicht noch durch mit ihrem Quorum, und wie die Geschichte landesweit ausgeht, ist noch alles andere als klar. Vor allem, wenn jedeR einzelne von uns weitermacht, ob mit Boykott oder ohne: Aktionen, Demonstrationen, und schlicht Mitstudis Mut machen, auch und gerade das zählt jetzt. Denn es geht nicht um die Hundert Mark: Die Uni, die wir wollen, ist nicht mit Geld zu kaufen!
Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.05.2003, 16.07.2003