Elitewürdige Lehre?

Studierendenvertretung lehnt designierten Prorektor für Lehre ab (06.07.2007)

In der Senatssitzung vom 19.06.2007 wurden der Öffentlichkeit bereits drei der vier vorgesehenen Prorektoren und Prorektorinnen des künftigen Rektorats Eitel vorgestellt. Zu dieser Vorstellung im Allgemeinen sowie zum Auftritt des designierten Prorektors für Lehre, Herrn Dr. Pfeiffer im Besonderen nimmt die Studierendenvertretung der Universität Heidelberg in einer Pressemitteilung wie folgt Stellung:

Die studentische Vertretung begrüßt die Absichtserklärung des zukünftigen Rektors Eitel, im Gegensatz zum bisherigen Rektorat stärker teamorientiert und mit den Fakultäten gemeinsam die offenen Probleme im Bereich Lehre anzupacken.

Problematisch stellt sich für die Studierendenvertretung die Kandidatur von Herrn Dr. Pfeiffer als Prorektor für Lehre und studentische Angelegenheiten dar. Auch die auf eine - aus Zeitgründen ungewöhnlich kurze - Vorstellung folgende Aussprache im Senat konnte die Bedenken der anwesenden Studierenden - dieser Teil der Sitzung war öffentlich, daher waren nicht nur Mitglieder des Senats zugegen - nicht zerstreuen. So konnte Dr. Pfeiffer aus Sicht der Studierenden auf studentische Fragen nicht überzeugend antworten und vorhandene Vorbehalte nicht abbauen. Insbesondere die Fragen zu folgenden Themen konnten nach Ansicht der Studierendenvertretung von Dr. Pfeiffer nur unzureichend oder auffällig ausweichend beantwortet werden:

In seiner Amtszeit als Dekan der Juristischen Fakultät hatte Dr. Pfeiffer im Senat mit Nachdruck gegen eine - seiner Ansicht nach - zu große studentische Beteiligung in den Studiengebührenkommissionen plädiert.

Herr Dr. Pfeiffer reagierte in der Form wohl vorbereitet, jedoch misslang trotz juristisch geübter Wortwahl eine inhaltliche Positionierung des designierten Prorektors. So betonte er mehrfach seine Erfahrungen als Dekan der Juristischen Fakultät im Einsatz um Forschung und Exzellenz, gestand jedoch ein, dass die Lehre für ihn "eine Herausforderung" sei. Er wisse - so Pfeiffer auf die skeptische Nachfrage eines Dekans - noch nichts von Inhalten und Problemen im Kontext der BA-/MA- Umstellungen, traue sich als Jurist jedoch die Einarbeitung "in jedes Thema" zu. Bisher entstandene Vereinbarungen zu Gunsten studentischer Mitbestimmung wolle er derzeit nicht rückgängig machen, doch, das betonte er, setze er auf professorale Tradition und Mehrheit in universitären Gremien -, d.h. auch in Gremien, in denen über die privaten Mittel der Studierenden verfügt werde.

Pfeiffers Credo, die Exzellenz der Forschung führe auch zu einer Exzellenz in der Lehre, stieß bei der Studierendenvertretung auf Ablehnung. Hier zeige sich der geringen Einblick Pfeiffers in die augenblicklichen Problemfelder: angesichts der massiven Probleme, die derzeit in weiten Bereichen der Lehre vorherrschen, kann man hier überhaupt nicht von Exzellenz sprechen. Des Weiteren wollen die Studierenden keine Förderung der Lehre durch Forschungsförderung. Vielmehr muss der Lehre gleichberechtigt neben der Forschung eine ausreichende Förderung zuteil werden. Exzellente Lehre kann auch Impulse für exzellente Forschung geben - diese Anregungen habe man aber nie im Blick, wenn man weiterhin propagiere, dass bei exzellenter Forschung immer auch was für die Lehre abfalle - und sich damit erst einmal auf die Forschung konzentriert.

Der designierte Rektor Eitel verwies einleitend darauf, dass Professor Pfeiffer vorerst Prorektor für Lehre und studentische Angelegenheiten werde, man aber über eine spätere Verschiebung der Aufgabengebiete bereits nachdenke - bei den anderen Prorektoraten soll die Zuständigkeit erhalten bleiben. Der nachgeschobene Hinweis, dass man im Team arbeiten werde und die Aufgaben grundsätzlich auch von anderen Rektoratsmitgliedern übernommen werden könnten, weckt die Befürchtung, dass der Bereich Lehre dann auf Dauer im Umlaufverfahren abgehandelt wird und jetzt der Öffentlichkeit nur ein Kandidat präsentiert wird, um unangenehme Fragen - auch im Blick auf die Baustellen, die das derzeitige Rektorat hinterlässt - zu vermeiden.

Die Studierendenvertretung der Universität Heidelberg lehnt Herrn Dr. Pfeiffer als zukünftigen Prorektor für Lehre mit Nachdruck ab. Gleichwohl erkennt sie Herrn Pfeiffers juristische Fachkompetenz an. Sein Sachverstand qualifiziert Ihn sicherlich für einen Posten als Prorektor für andere Aufgabengebiete; auf Grund der negativen Erfahrungen der Vergangenheit bezweifelt die Studierendenvertretung jedoch die Fähigkeit Pfeiffers, den Posten des Prorektors für die Lehre und studentische Angelegenheiten kompetent auszufüllen. Zudem sei das Verhältnis zwischen Studierendenvertretung und Dr. Pfeiffer durch erwähnte Vorfälle bereits deutlich vorbelastet, so dass eine sinnvolle Zusammenarbeit kaum möglich erscheint. Die Studierendenvertretung fordert den designierten Rektor daher zur Nachbesserung seiner Personalbestellung auf.

Link me

Dieser Artikel wurde zitiert am: 06.10.2007, 12.11.2007