Synergien im Krieg, Antipathien im Frieden
...dass die Universität eine neue Rahmenvereinbarung mit dem Reisebüro DER Business Travel/Synergi Germany abgeschlossen hat? In der Folge sollten Unibedienstete für ihre Dienstreisen bevorzugt über diese Firma buchen, was vermutlich die Rechtschreibung des Wortes Synergie deutlich verschlechtern wird. Wirklich aufregend dabei ist, dass DER ein "Krisenmanagement" vorhält, dessen Beschreibung aus der Hochglanzbroschüre wir im Wortlaut zitieren möchten: "Ein hochqualifiziertes und speziell für Notfälle psychologisch geschultes Beraterteam steht Ihnen in diesen [referiert auch im Original auf nichts, W.I.S.] akuten Krisensituationen (z.B. Krieg) rund um die Uhr zur Verfügung". Das ist vorbildlich. Aber an wen können wir uns wenden, wenn wir nicht verreist sind und statt Krieg nur mit Hochschulreform zu tun haben?
...wie das mit dem Weihnachtsgeld ist, wenn ihr wissenschaftliche Hilfskräfte seid? In Kürze: kompliziert. Die längere Version des DGB ist gespickt mit Urteilen und Paragraphen und insofern keine sehr unterhaltende Lektüre. Aber das soll nicht heißen, dass die gute, alte Errungenschaft (a.k.a. "Besitzstand") einfach so weggeworfen werden sollte, nur weil die Profs unter der selbstverschuldeten Budgetierung ächzen.
...dass das neue Landeshochschulgesetz (vgl. auch die das zitierenden Artikel) am 9.12. durch den Landtag abgenickt wurde? An sich hat das -- beim Zustand unserer Demokratie -- keinen Nachrichtenwert mehr, aber weil die dort entworfene Hochschule nach Name und Inhalt weitere große Sprünge zu autoritären Befehl-Gehorsam-Strukturen ("wirtschaftsähnlich", wie Frankenberg das nennt) macht und außerdem Gesetze formal eben erst nach dem Abnicken im Landtag gültig werden, hat der Termin historisch betrachtet doch einige Bedeutung.
...was die coolste Frage zur Antwort "Es wurde vergessen, das Feld zu streichen" ist? Gestellt hat sie der Landtagsabgeordnete Walter Caroli in der Landtagsdrucksache 13/3827: "(a) Welche Gründe haben die Landesregierung bewogen, in den "Antrag auf Einstellung in den Schuldienst des Landes Baden-Württemberg über die Allgemeine Bewerberliste 2004/2005" eine besondere Spalte "Adelsprädikat" aufzunehmen? (b) Welche gesellschaftspolitischen oder sonstigen Visionen haben die Landesregierung veranlasst, diesen Schritt zu wagen?" Nett. Vor allem das mit den "sonstigen Visionen". Die Antwort ist übrigens von Staatssekretär Helmut Rau.
...was der neue Trend ist, da der Uni offenbar mittlerweile selbst Wihis zu teuer werden? Richtig: 1-Euro-Jobs. Denn was Wihis bisher getan haben (und was vorher vielleicht noch der Job von Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen war) ist ja ganz offensichtlich gemeinnützig und "zusätzlich", da Tutorien nicht durch ProfessorInnen gemacht werden und daher eben ein "zusätzliches" Angebot der Unis sind. Aktuelle Zahlen dazu gibt es aus Thüringen: 26 1-Euro-Jobs wurden etwa an der Uni Jena bereits geschaffen, Tendenz steigend. Wihis, zieht euch warm an. Die Lohnkürzungen vom April waren erst der Anfang.
...dass es nicht nur ein Landeshochschulgebührengesetz gibt (das ist das, was euch zu den gut 500 Euro Langzeitstrafgebühren verdonnert), sondern auch ein ganz normales Landesgebührengesetz? Das ist auch gar nicht so arg neu, es ist von 1961. Leider hat jetzt allerdings das Finanzministerium entdeckt, dass mit seiner Hilfe vielleicht noch etwas mehr aus den Studis rauszuholen ist und hat die Unis angewiesen, doch mal in ihren Instituten auf den Busch zu klopfen. Und so haben die Institute mit Datum vom 6.12. ein Schreiben bekommen, das sie auffordert, darzustellen, wofür sie so alles Gebühren einnehmen, damit die ZUV prüfen kann, ob diese hoch genug seien oder, Zitat Schreiben, "an die Kostensituation angepasst werden müssen". Was immer ihr von eurem Institut wollt, kümmert euch bald drum.
Walter I. Schönlein