Ergebnisse der Wahlen zum Senat und zu den Fakultätsräten

Knappe Mehrheit fürs unabhängige Modell (24.06.2004)

[Bild: Wahlbeteiligung und Stimmanteile]

Die Gremienwahlen liegen nun auch für 2004 hinter uns. Bei den Senatswahlen haben die das unabhängige Modell -- und damit eine uniweite Vertretung der Fachschaften -- unterstützenden Listen (FSK und Jusos) wieder eine Mehrheit, so dass es in Heidelberg für ein weiteres Jahr eine sinnvolle und kompetente Gremienarbeit von unten geben kann (ob es sie wirklich gibt, liegt natürlich wie immer in euren Händen, denn diese Arbeit lebt von eurer Zuarbeit).

Die Grüne Hochschulgruppe hat ihren Stimmanteil nochmal ausbauen können, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass sie weder ihre Programmatik noch ihre tatsächlichen Gremienaktivitäten im letzten Jahr sonderlich offenherzig verbreitet haben. Der RCDS hat prozentual leicht verloren, was aber nur eine Folge der höheren Wahlbeteiligung ist (tatsächlich haben rund 300 Studis mehr ihr Kreuz bei den MerkeljüngerInnen hinterlassen) und auch dort sicher nicht mit der tatsächlichen Gremienaktivität zusammen hängt. Die beiden liberalen Listen haben zusammengenommen 539 Stimmen bekommen und damit knapp gegenüber den 542 der Liberalen Liste im letzten Jahr verloren. Da erheblich mehr WählerInnen den Weg zur Urne gefunden haben, ist ihr Stimmanteil aber deutlich eingebrochen.

Bei den Wahlen zu den Fakultätsräten hat sich hingegen Erhebliches getan, denn der RCDS konnte die Zahl seiner Sitze glatt verdoppeln. Er hat jetzt zwei, einen schon traditionell in der juristischen Fakultät, einen etwas überraschend bei den Biowissenschaften. Die restlichen der insgesamt 72 Sitze halten aber nach wie vor die Fachschaften -- und das ist ja ganz zweifellos gut so.

Wie oben schon angedeutet, ist die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Senat gegenüber 2003 dramatisch angestiegen auf, nämlich um über 4 Prozentpunkte oder über die Hälfte auf 12,28%. Manch einE DemokratietheoretikerIn könnte nun mutmaßen, dies habe an den den eifrigen Wahlkampfbemühungen gelegen. Wir aber wissen es -- schon aus der historischen Erfahrung der statistischen Unabhängigkeit der Frequenz von Wahlständen oder -plakaten auf der einen und der Wahlbeteiligung auf der anderen Seite -- besser: Hauptgrund war wohl, dass aufgrund einer Initiative einiger Fachschafter und Jusos einige Tage vor der Wahl eine vom Rektorat genehmigte E-Mail an alle Studieren mit Adressen am URZ ging und zur Wahl aufrief. Auch wenn diese bei den Hütern des "großen" Verteilers beim ZSW verhunzt wurde (Tipp: Wenn ihr Mails in ISO Latin-1 versendet, deklariert in den Mailheadern nicht, dass sie in ASCII kodiert seien), hatte sie wohl doch einen profunden Mobilisierungseffekt. Da ansonsten über diesen großen Verteiler neben nicht ganz uninteressanten "Newslettern" vor allem Unsinn wie Ausschreibungen zu neuen "CHE Mega Competition Awards" läuft, sieht auch die Redaktion, die eigentlich nicht wirklich bestellte Massenmails recht frech findet, nochmal über die Erkundungen der Grenzen der Netiquette hinweg.

Eine weit höhere Wahlbeteiligung hätten allerdings die Wahllokale auch nicht bewältigen können: in der Altstadt gab es nur zwei Wahlräume, wovon vor Wahlraum 1A eigentlich immer eine lange Schlange war, die auch einige vom Wählen abhielt. Nur nebenbei: in alten Mæren wird gesagt, dass es nicht nur ein zusätzliches Wahllokal im Psychologischen Institut am Bunsenplatz gab, sondern auch die Wahlen zwei oder gar drei Tage dauerten.

Auch im Neuenheimer Feld bildeten sich Schlangen. Die höchste studentische Wahlbeteiligung nach Fakultäten hat -- Gott vergelt´s -- traditionell die Theologische Fakultät; 25,1% der Theologie-Studierenden gingen zur Wahl, eine Steigerung um knapp 3% im Vergleich zu 22,5% im Vorjahr. Schlusslicht bei der studentischen Wahlbeteiligung ist -- seit der Umstrukturierung der Fakultäten auch schon geradezu traditionell -- die Fakultät für Verhaltens- und empirische Kulturwissenschaften. Hier schlägt zum Teil vielleicht durch, dass die Ethnologie-Studierenden im Neuenheimer Feld wählen müssen, während ihr Seminar in der Sandgasse liegt. Die anderen Fächer der Fakultät liegen in der Region des Bunsenplatzes, wählen aber in der neuen Uni, was vielleicht auch etwas weit ist.

Nur die Sport-Studierenden wählen institutsnäher -- im Neuenheimer Feld. Die Jura-Studierenden, deren größtes Institut sogar noch hinter dem Bunsenplatz liegt, haben aber zu 11,5% gewählt - wenn auch weniger als im Vorjahr mit 13,1%. Rückläufig ist ansonsten nur noch das Ergebnis der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: 12,2% im Vergleich zu 13,6% im Vorjahr. Oder lag es an den langen Schlangen, die sich für Juristen und Volkswirte nicht rechnen?

Schließlich, für Menschen, die noch keine Führungsinformationssysteme brauchen, hier noch ein paar Zahlen ohne Illustration:

ListeStimmanteilgegen 2003Sitze "AStA"Sitze Senat
FSK41,5+4.252
Grüne22,5+1.731
RCDS16.9-1.421
Jusos13,2-2.51 
LHG4,3-3.91  
LBHG1,7+1.7  

1 Im letzten Jahr nicht als LHG angetreten, Vergleichszahl für Liberale Liste.

Nachtrag (12.7.2004): Der für uns überraschende RCDS-Sitz in der Bio-Fakultät hat übrigens eine relativ natürliche Erklärung. Der Mensch, der den Posten ausfüllt, kommt von der FS Molekulare Biotechnologie und zieht sozusagen für diese und gemäß dem fakultätsinternen Verteilungsschlüssel der Fachschaften an der Fakultät in den Fakrat ein. Warum er dringend auf der RCDS-Liste kandidieren wollte, ist uns allerdings immer noch ein Rätsel.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.07.2005