Mit dem heutigen 1.10. bekommt die Uni Heidelberg eine neue Struktur. Aus bisher 15 Fakultäten werden 12. Nach intensiven Verhandlungen in den letzten Semestern werden mehrere Fakultäten, die nicht mehr den Bestimmungen des neuesten UG entsprechen, aufgelöst. Nach diesem nämlich müssen alle Fakultäten, die weniger als einen Schwellwert von 20 Professorenstellen umfassen, aufgelöst werden bzw. mit anderen fusionieren. Der Senat der Uni Heidelberg beschloss daher letztes Semester am 5. Februar 2002 eine Umverteilung der Institute von bisher 15 Fakultäten auf zukünftig 12. Ausnahmen von der 20er-Regel bilden die Theologische Fakultät, deren Bestehen durch den Staats-Kirchen-Vertrag von 1931 gesichert ist, sowie die juristische Fakultät, die trotz der bedenklichen Nähe zum Schwellwert Fusionierungspläne mit dem juristisch untermauerten Argument abwehren konnte, sie sei eine "Normenfakultät".
Andere kleine Fakultäten mussten aufgelöst, ihre Institute umverteilt werden. Um zu arbeitsfähigen -- und nicht nur formal passenden -- Einheiten zu gelangen, wurde lange und zunächst ergebnislos verhandelt. Die meisten der Beteiligten bestanden auf Beibehaltung des status quo ihrer Fakultät, wollten zwar gern noch dieses oder jenes Seminar dazu, sträubten sich aber gegen jede Ausgliederung. Erst im Herbst letzten Jahres wurde eine Lösung durchgesetzt.Ein Ergebnis der Umverteilungen ist die neue Philosophische Fakultät. In ihr werden die bisherige Philosophisch-Historische Fakultät (jedoch ohne das Institut für Politische Wissenschaft [IPW]) und die Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft zusammen gefasst. Das IPW wird mit dem Institut für Soziologie (vormalige Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften) und der bisherigen Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zur neuen Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften fusioniert. Aus dem größeren Rest der vormaligen Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und dem neuen Institut für Mediendidaktik entsteht die neue Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften. In diesem etwas wuchtigen Namen steht die Ethnologie für die Empirischen Kulturwissenschaften.
Auch im Neuenheimer Feld wird neu gemischt: Die bisherige Fakultät für Pharmazie wird zu einem Institut, das in die Fakultät für Biologie kommt, welche so erweitert zur Fakultät für Biowissenschaften wird. Aus den alten Fakultäten für Chemie und für Geowissenschaften formiert sich die Fakultät für Chemie und Geowissenschaften. Die beiden medizinischen Fakultäten sollen in absehbarer Zeit ebenfalls vereint werden, die Verhandlungen sind in vollem Gange.
Ab heute profiliert sich die Ruperto Carola wie folgt: Theologische Fakultät, Juristische Fakultät, Medizinische Fakultät Heidelberg, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Philosophische Fakultät, Neuphilologische Fakultät, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften, Fakultät für Mathematik und Informatik, Fakultät für Chemie und Geowissenschaften, Fakultät für Physik und Astronomie, Fakultät für Biowissenschaften (Profilsynopse).
DekanInnen, gestern noch Spektabilitäten, werden so über Nacht wieder zu KollegInnen, die, wie die studentischen Fakultätsmitglieder auch, der ersten vereinten Fakultätsratssitzungen harren. Und die Umstrukturierungen sind noch nicht abgeschlossen. Im Zuge der neuen Effizienzdoktrin, quasi als zweite Welle, sollen mittelfristig auch Institute zur Fusion bewegt werden. Dies sofern sie, um wieder eine Zahl als Schwelle zu haben, weniger als vier Professorenstellen beinhalten (der Unimut kommentierte). Ausnahmen sollen möglich sein - vor allem bei hohem Drittmittelaufkommen. Die gerne als Orchideenfächer belächelten kleineren Fächer haben dann allerdings ihrem Namen entsprechend eher schlechte Überlebenschancen.
Widerstände sind auch hier zu erwarten, darum steht als Plan B das Zusammenschließen nur der Institutsverwaltungen zu sogenannten "Verwaltungsclustern" im Raum. Ziel ist eine Bündelung der Datenerfassung für das Impulse-Projekt, Schwierigkeit die räumliche Lage altstädtischer FusionendInnen; nicht zu vergessen ihre effizienzresistente EDV-Ausstattung. Vielleicht könnte sich URRmEL um die Wartung von Diensträdern für den Dokumententransfer kümmern.
Die Zukunft entzieht sich ohnehin unserer Wahrnehmung, denn -- glaubt man dem Minister -- in Zukunft wird es statt Fakultäten nur noch eine Matrixstruktur geben. Das Profil -- das ist dann irgendwo da draußen.