Bernd Schmidbauer war unter Kohl Geheimdienstkoordinator und Staatsminister. Er hat eigentlich ausgesorgt, will aber trotzdem wieder in den Bundestag. Die Leute im Wahlkreis Rhein-Neckar -- Boris Beckers Eltern zum Beispiel -- sollen ihn wählen, wie sie es schon seit 1983 immer wieder getan haben. Dafür muss Bernd Schmidbauer auch was tun.
Der Plan: Eine Farradtour durch den Wahlkreis, etappenweise mal hier mal da, von Mauer nach Neckargemünd. Oder so ähnlich. Kommt bestimmt gut an beim Volk, vor allem, wenns am anderen Ziel Bier und Wein gibt.
So in etwa sieht das dann auch aus, wie gestern vier neugierige CDU-SkeptikerInnen feststellen konnten, die uns folgenden Bericht geschickt haben:
Gegen viertel nach drei traf der erste CDUler am Rathaus Gaiberg ein, gut ausgestattet mit hautengen Radlerhosen und hautengem Fahrradfahrerhemd -- sehr körperbetont und erotisch! Es kamen bis halb vier immer mehr sehr alte Menschen auf sehr neuen Fahrrädern angefahren.Als dann der Bus mit Schmidbauer auf beiden Seiten ankam, wurden alle Fahrräder mit CDU/Deutschland-Fähnchen ausgestattet. Wir, die Bösen, saßen etwa 20 Meter von der Gruppe entfernt im Schatten auf einer Bank. Schmidbauer sah sehr mißtrauisch herüber -- er hatte wohl keinen Besuch von uns erwartet.
Als sich die Fahrradgruppe in Bewegung setzte mussten wir zu unserem Entsetzen feststellen, dass Schmidbauer im Bus mitfuhr und nicht selber strampeln wollte. Da wir nur zu viert waren, entschlossen wir uns den CDU-Kindergarten ungestört fahren zu lassen, dafür aber in Schatthausen ein paar "andere" CDU-Plakate aufzuhängen. An der Bundesstraße hängten wir ein CDU-Plakat mit dem Spruch "Mineralölsteuer erhöhen!" mit einem ökologisch korrekten Aufhänger an ein Straßenschild. In Schatthausen hing dann irgendwo auch ein Schild mit dem CDU-Spruch "Mehr aus Deutschland machen ... einen Mittelmeerstaat." Auf dem Weg der Fahrradfahrer hing außerdem noch ein Schild mit der Aufschrift "Zeit für Taten: Kinder in die Bundeswehr."
Direkt am Treffpunkt in Schatthausen hingen zwei CDU-Plakate mit Merkel und Stoiber. Zwischendrin war eine Lücke, in die wir ein Plakat mit folgender CDU-Losung hängten: "Polygamie rettet IHRE Rente!"
Einige CDUler stellten schon Tische auf und hatten ganz klar gesehen, dass wir das Plakat aufgehängt hatten. Sie fragten uns, ob wir schon vorausgefahren wären. "Nö, nö. Wir machen einfach so eine Fahrradtour." Das Polygamie-Plakat hing eine ganze Weile. Die aufbauenden CDUler schienen das Wort "Polygamie" nicht zu verstehen, oder sie fanden etwas Wahres an dieser unglaublichen Aussage.
Als Schmidbauer dann in seinem Bus ankam, wurde das Plakat runtergerissen.
Sollte wer anderes auch noch Schmidtbauer beim Busfahren zugucken oder amusante Plakate aufhängen wollen: Die Wahlkampfseite des Kandidaten gibt derzeit die nächsten Termine preis.