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Editorial

Auf dem Uniplatz stehen inzwischen zwei Container: nach der Sparkasse hat auch die Post einen Container bezogen, wir sind gespannt, wann die Volksbank oder die Unikasse folgen, das würde die Rückmeldung sicher vereinfachen, denn die Verwaltung tut sich offenbar wieder mal schwer, die Unterlagen fertig zu bekommen. Die Rückmeldefrist endet daher eine Woche später als üblich, nämlich am 16.Juli.

Pünktlich am 28.Juni 99 fand die 40.Sitzung des Großen Senats der Uni Heidelberg statt - eines Gremiums, das in einem Jahr vielleicht schon abgeschafft ist. Spontan dachte mancheR an die Schlacht auf dem Amselfeld am 28.Juni 1389, aber im Großen Senat ging es friedlich zu: es gab gerade mal ein müdes Wortgeplänkel, obwohl der Anlaß auch größere Wortschlachten zugelassen hätte. Die lokalen Medien zogen gleich nach dem Beitrag des Rektors ab, der unispiegel lag sogar schon zu Sitzungsbeginn mit einer Sondernummer in einer Auflage von 17.000 Stück vor. Eine nennenswerte Diskussion wäre da unpassend gewesen, doch bemühte Versuche, eine anzuregen, scheiterten eher am Desinteresse (oder Lethargie) im Gremium, am Rektor, der das meiste überging oder nicht darüber reden wollte. Er lehne zum Beispiel Partizipation ab und rede daher auch nicht darüber. (Fairerweise merkt die Redaktion an, daß er die FSK-Position zur UG-Novelle letztens ans Ministyrium weitergeleitet hat und einer finanziellen Partizipation der Studierenden seit jeher aufgeschlossen gegenüber steht.) Tagesheiliger war übrigens Irenäus (gr.: der Friedfertige) aus dem 3.Jahrhundert, der dank seiner Ausführungen über diverse Irrlehren als Vater der katholischen Dogmatik gilt.

All dies ist jedoch nur ein Zufall. Bedeutsam ist, daß es sich um die 40.Sitzung des Gremiums handelte! Biblisch steht die 40 für Trübsaal, Erprobung, Buße, Strafe etc... 40 Tage lang empfing Mose die Gebote am Sinai, 40 Tage dauerte die Sintflut, 40 Jahre die Wüstenwanderung des Volkes Israel — was erwartet man da von der 40.Sitzung des Großen Senats? Die kommenden 40 Tage zu überstehen, hofft

die Red


Das neue AZ

entsteht nun mit ziemlicher Sicherheit doch nicht im ehemaligen Bahnausbesserungswerk am Ochsenkopf. Eigentlich sah alles ganz gut aus, aber mittlerweile scheint das Bahnausbesserungswerk nicht mehr realistisch AZ werden zu können (was ja sowohl für's AZ als auch für's Bahnausbesserungswerk sehr erfreulich gewesen wäre). Es gibt aber weitere Möglichkeiten für ein neues AZ und es gibt z.B. am 8. Juli um 15:45 vor dem Heidelberg Rathaus eine Möglichkeit die Chancen für's AZ zu verbessern.

Der ursprüngliche Plan war so: in einer ersten Stufe sollte des ehemalige Bahnausbesserungswerk soweit ausgebaut werden, daß Cafébetrieb möglich ist und es Gruppenräume gibt. In einer zweiten Stufe sollte dann der Saal umgebaut werden. Dieses Vorgehen war wohl vermeintlicher "Rücksichtnahme" auf die AnwohnerInnen im Ochsenkopf geschuldet. Denn diese hatten vor allem zwei Sorgen, nämlich störender Lärm durch den Publikumsverkehr zum und vom AZ und Lärm durch Konzert- und Discoveranstaltungen. Beides wäre in größerem Maße natürlich erst mit dem Saalbetrieb entstanden. Die Vermutung drängt sich auf, daß von Seiten der Stadt darauf spekuliert wurde, daß sich die Anwohner an den so zunächst langsam anwachsenden Geräuschpegel gewöhnen werden, und weiter hätte sich durch die Aufteilung die zunächst aufgewendete Summe und damit die Wahlkampfmunition für CDU und "Die Heidelberger" verringert. Die zweite Stufe hätte prob-lemlos bis nach den Gemeinderatswahlen (24.10.) verschoben werden können.

[Image: Das Autonome Zentrum - mancheR bayerische PolitikerIn traeumt davon! ]

Am 8. Juli hätte der Gemeinderat über die erste Stufe des Umbaus abstimmen sollen. Die OchsenköpferInnen befürchteten, daß mit diesem Vorgehen die Forderungen der Siedlungsgemeinschaft nach einem Zugang zum AZ, der nicht über den Ochsenkopf geht und ausreichendem Lärmschutz ausgehebelt werden sollten und fühlten sich übergangen. In einer Demokratie sollte in einem anderen Stil verfahren werden, urteilt der Vorstand der Siedlungsgemeinschaft. Er hat den Eindruck, daß sie und das AZ gegeneinander ausgespielt werden sollen und daß weder der Siedlungsgemeinschaft noch dem AZ von Seiten der Stadt wirklich geholfen wird.

Ein Zugang zum AZ, der nicht über den Ochsenkopf geht, wäre zwar möglich, dieser würde aber über eine Bahnschiene führen, was die Bahn wiederum ablehnt. Das Aus für die Abstimmung am 8.6. kam dann am Freitag, als im Finanzausschuß klar wurde, daß die Bahn des mehrstufige Verfahren ohnhin ablehnt, sondern nur das gesamte Gelände vermietet. Das wirft nun wieder die Frage auf, ob den Verwaltungsprofis von der

Stadt soviel Dilettantismus wirklich zuzutrauen ist. Der Zweistufenplan ist schon einige Zeit auf dem Tisch, aber scheinbar befand es niemand für nötig, bei der Bahn vorzufühlen, ob auf dieser Basis eine Einigung möglich ist. Die Stadt jedoch stuft dies als ganz normales Vorgehen ein. Die Verhandlungsposition müsse erst vom Gemeinderat verabschiedet werden. Außerdem sei die Bahn ein sehr schwieriger Verhandlungspartner. Im Effekt wurde jedoch wieder sehr viel Zeit vertan. Seit Januar ist das Bahnausbesserungswerk im Gespräch und nun scheint der Plan gescheitert. Seit grob zweieinhalb Jahren bemüht sich die Stadt nach eigenem Bekunden um ein alternatives Gebäude zum am 1.2. abgerissenen AZ in der Alten Bergheimerstraße - mit keinem greifbaren Ergebnis.

Es gibt aber weitere Angebote von der Bahn AG, die nun geprüft werden. Zwei unbebaute Grundstücke sind im Gespräch. Eines zwischen Wieblingen und Ochsenkopf und eines vor der Südstadt. Der Neubau einer Halle wäre wahrscheinliche nicht teuerer als der Umbau des Ausbesserungswerks. Dieser hätte bei grob 500.000 Mark gelegen. Hallen kann man schon ab 300.000 Mark bauen. Überdies wollte die Bahn das Ausbesserungswerk nur für fünf Jahre vermieten. Danach hätte das AZ vielleicht wieder umziehen müssen. Also ist so finster alles nicht.

Um auch die Gemeinderatsmitglieder zu motivieren und ihnen das AZ ein wenig in Erinnerung zu rufen, gibt es am Donnerstag, den 8. Juli einen Infotisch auf dem Marktplatz. Alle Interessierten sollten sich bis 15:45 vor dem Rathaus einfinden. Um 16 Uhr beginnt die Gemeinderatssitzung, an der auch bis zu 50 Personen teilnehmen können!

Kai


Uns stinkts!

Wem die hohen Ozonwerte stinken, wer sich auch sonst von Autos belästigt fühlt, und wer wissen will, was ein Strassenfrühstück ist, die/ der komme am Freitag den 9. 7. um 16.00 Uhr ins Zentrale Fachschaftsbüro (ZFB), Lauerstraße1 um eine praktische Einführung zu bekommen. Wer zum gleichen Thema etwas machen will, sich aber noch nicht traut ganz so praktisch zu werden, kann Freitags um 15.00 Uhr ins ZFB kommen zum Arbeitskreis "Anti-Auto".


[Image: Und ist Autonomia auch bloss ein Stern ... ]

Sommer-Camp im Wendland !!!

Ein Sommer zum Energie tanken und Kräfte bündeln, voller Gedankenanstöße und Motivationsschübe- damit uns nie die Puste ausgeht, wenn wir politisch Druck machen wollen!

Zum dritten Mal kommen im Wendland viele Engagierte aus verschiedenen Bewegungen, Aktive und Neugierige zum Sommercamp zusammen, um dort Aktionen zu planen, sich über politische Arbeiten auszutauschen, Utopien zu träumen, alte Bekannte zu treffen und auch neue Freundschaften zu schließen.

gewaltfrei-utopisch-ungehorsam

Nach diesem Motto können wir gegen gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Mißstände angehen, ohne uns von scheinbar Mächtigen einmachen zu lassen.

Themenschwerpunkte der Workshops sind:

Widerstand & Ziviler Ungehorsam

Lebensweisen & Alternativen

Frauen und Männer

Gesellschaftskritik und Utopien

Aktion & Gruppe

Gentechnik & das Leben

Jedes Thema hat natürlich viele Unterpunkte,die nicht alle hier aufgeführt werden können.

23. Juli - 1. August

3 km von Lüchow campen wir auf einer Wiese (bringt eigene Zelte mit!), "Rampenplan" kocht vegan/ vegetarisch, ökologisch-dynamisch Pflanzen aus der Region, die Sonne lacht (?!)- was will Mensch mehr ?-

Für Informationen (wo, wieviel, etc. )Anmeldung:

Kurve Wustrow

Kirchstraße 14

29462 Wustrow

Tel.: 05843- 507

Kommt alle Massenhaft!


Digitales BaföG

Ob wer zu den Glücklichen gehört,...

...weil er/sie doch noch BaföG empfangen könnte, kann mensch jetzt auch im Internet nachschauen. Wer sich den Gang zur BaföG-Beratung beim Studiwerk ("Was Du dort sagst kann gegen Dich verwandt werden"), zum Zentralen Fachschaftenbüro in der Lauerstrasse 1 ("Was Du hier erzählst kann für Dich von Vorteil sein, zusammen mit den FSK-Infos, die keine offizielle Beratung darstellen") oder zu einem der BaföG-Beratungstermine in der Feldmensa ersparen will, kann jetzt im Internet die neuesten BaföG-Regeln beim Bundesministerium für Bildung und Forschung einsehen (http://www.bafoeg.bmbf.de). In selbstloser Beweihräucherung heisst es dort: "Mit dem 20. Änderungsgesetz sind die Bedarfssätze und Freibeträge zum 1. Juli angehoben worden. So erhalten wieder mehr Studierende BAföG." Ihr findet dort einen

Überblick über die wichtigsten Regelungen des BAföG, die ergänzenden Rechtsverordnungen und Berechnungsbeispiele. Die aktuellen Informationen und die für die Antragstellung erforderlichen Formblätter sind ebenfalls auf der Website des Ministeriums zu finden. Eine Broschüre "BAföG 1999/2000" kann per EMail angefordert werden (information@bmbf.bund400.de).

Paul


Aus der Reihe Uniwahlen 1999

Osnabrück wählt falsch

Vor zwei Wochen hat das Studirendenparlament der Uni Osnabrück mal wieder einen RCDS-AStA gewählt. Auch die Jusos und zwei Hochschulgruppen, die aus einer Fachschaftenliste von WirtschaftswissenschaftlerInnen und JuristInnen hervorgegeangen sind (JuWis und UNItopia), sind daran beteiligt. Osnabrück liegt in Niedersachsen, d.h. es gibt eine verfasste Studierendenschaft.

Mannheim quält richtig

Von der Uniwahl in Mannheim nur ein kleines Spotlight aus den Senaten: Im Senat haben die Jusos, Liberale und RCDS jeweils einen Platz, im Großen Senat haben Grüne und Liberale einen, RCDS zwei und Jusos drei Plätze. Doch auch in Mannheim wird der Große Senat abgschafft werden...


Cuba-Filmreihe im Karlstorbahnhof im Juli 1999

Seit Anfang dieses Monats laufen im Kino im Karlstorbahnhof kubanische Filme, bisher wurden schon "Ell Regresso", "Lucia" und "Ernesto Che Guevara: el amor, la politica, la rebeldia" gezeigt, aber noch 5 weitere Filme stehen bis zum Ende Juli aus. Der UNiMUT kündigt nicht nur das Programm an, sondern möchte auch die Inhalte der Filme kurz wiedergeben. Nach jedem Film gibt es im Karlstorbahnhof einen Kuba-Büchertisch mit vielen feinen Büchern und Zeitschriften. Die Einnahmen aus dem Film "Ernesto Che Guevara: el amor, la politica, la rebeldia" waren für ein ökologisches Projekt in Kuba bestimmt, es wurden damit die Fahrradfabrik Minerva unterstützt und so der Kauf von günstigen Fahrrädern auf Kuba gefördert.

Madagascar / Melodram

Kuba 1994, Buch und Regie: Fernando Pérez, Farbe, 50 min, mit Zaida Castellanos, Laura de la Uz, spanisches Original mit deutschen Untertiteln / Kuba 1995, Buch und Regie: Rolando Díaz, Farbe, 52 min, spanisches Original mit deutschen Untertiteln.

Zwei Teile einer Filmtrilogie: In "Madagascar" beklagt sich die Physiklehrerin und alleinerziehende Mutter Laura bei ihrem Arzt über die Eintönigkeit ihrer Träume als Resultat ihres eintönigen Lebens. Nach außen hin diszipliniert, hat sie oft Lust, geradewegs eine Bombe hochgehen zu lassen. Ihre Tochter Laurita dagegen steigt oft wie schlafwandlerisch mit dem Walkman auf das Dach und hat Fernweh nach einem Ort namens Madagaskar. - Regisseur Fernando Pérez hat mit "Madagascar" einen Film über das Gefühl der Desorientierung, des Zweifels und vor allem der Unbeweglichkeit geschaffen. Traum und Wirklichkeit werden dabei scharf voneinander abgrenzt. Es entstand ein Film von großer symbolischer Tiefe. Für die ausgesuchte Farbkomposition waren die Gemälde Magrittes Vorbild. - In "Melodram" geht es um Esperanza, Wetterfröschin im kubanischen Fernsehen. Eines Tages bricht sie während der Ansage vor laufender Kamera zusammen. Im Krankenhaus glaubt sie, aus den Äußerungen der Ärzte schließen zu können, daß ihre Tage gezählt sind. Fieberhaft beginnt sie nun, sich ihren Herzenswunsch zu erfüllen: ein Kind. Und da es nun einmal, wie sie denkt, mit ihr zuende geht, ist es ihr auch egal, von wem es kommt, sei es von ihrem Mann, der sich jedoch in dieser Hinsicht schon lange keine Mühe mehr mit ihr gibt, sei es von jemand anderem. Auf dem Weg, ihrem Namen Esperanza, d.h. Hoffnung, alle Ehre zu machen und eben guter Hoffnung zu werden, ergeben sich einige Verwicklungen, von Regisseur Rolando Díaz geschickt inszenierte Einblicke in die Absurditäten des kubanischen Alltags, in dem die meisten schlicht gezwungen sind, um ihr Überleben zu kämpfen.

Memorias del Subdesarrollo - Erinnerungen an die Unterentwicklung

Kuba 1967, Buch und Regie: Tomás Gutiérrez Alea nach einem Roman von Edmundo Desnoes, s/w, 90 min, mit Sergio Corrieri, Daisy Granados, Omar Valdés, Eslinda Nunez, René de la Cruz, spanisches Original mit deutschen Untertiteln.

1961, nach dem Sieg der kubanischen Revolution, reist ein kubanischer Hausbesitzer und Amateurschriftsteller nicht wie die anderen Mitglieder seiner Familie in die USA aus, sondern bleibt in seinem Land. Er möchte sich mit der sich neu formierenden sozialistischen Gesellschaft verbrüdern. Aber er bleibt ihr fremd und wird zum skeptischen Zuschauer der politischen Entwicklung. Nur seine Freundin, die er für kulturell unterentwickelt hält, versucht er zu erziehen. In einem differenzierten, so ironischen wie persönlichen Erzählstil aus innerem Monolog, Rückblenden, Phantasiesequenzen und vor allem auch authentischem Dokumentarfilmmaterial zeigt der vor wenigen Jahren verstorbene Regisseur Tomás Gutiérrez Alea ("Der Tod eines Bürokraten", "Erdbeer und Schokolade", "Guantanamera") eine bürgerliche Existenz lebensecht und in all ihrer Widersprüchlichkeit vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Veränderungen in den Jahren nach der kubanischen Revolution. "Aleas wahrscheinlich subtilstes Werk - und einer der besten kubanischen Filme überhaupt." (Ulrich Gregor, Geschichte des Films)

Las Aventuras de Juan Quinquin - Die Abenteuer des Juan Quin Quin

Kuba 1966, Buch und Regie: Julio Garcia Espinosa, Farbe, 105 min, mit Julio Martinez, Erdwin Fernández, Adelaida Raymat, Enrique Santiesteban, spanisches Original mit deutschen Untertiteln.

Im Kuba vor der Revolution streift ein junger Mann über die Insel. Er weiß nicht so recht, was er will, und ist sich darum für keine Arbeit zu schade. Man kann ihn als Löwenbändiger, Sakristan, Toreador, Zirkusartist und Darsteller Christi gebrauchen. Zuletzt lebt er als einfacher Bauer. Aber überall wird er mit der enormen sozialen Ungerechtigkeit in seinem Land konfrontiert, darum geht er schließlich zu den Guerilleros. - Regisseur Julio Garcia Espinosa erzählt die Geschichte Juan Quinquin auf zwei Ebenen: Juan Quinquin im Frieden und im Krieg. Er bricht komödiantisch das revolutionäre Pathos, schaltet häufig Zwischentitel ein, entlehnt dem Comic dessen Sprechblasen und liebt auch makabre Übertreibungen. "Las Aventuras de Juan Quinquin" ist ein sehr typischer Film für Kuba in der Zeit um 1966/67, in der die wachsende Spielfilmproduktion ihr Engagement für die Revolution voll Phantasie und Selbstironie ausdrückte.

Lagrimas negras

Niederlande 1997, Regie: Sonia Herman Dolz, Farbe, 75 min, Original mit Untertiteln.

"Guantanamera" spielen sie nicht. Das hat ihnen ihr Manager verboten. Ihre Musik ist der Son, eine gefühlige Mischung aus schwarzem Rhythm und spanischem Danzón. Die fünfköpfige Gruppe "Vieja Trova Santiaguera" kommt aus Kuba, und ihre Musiker sind zwischen 72 und 87 Jahre alt. Sie blicken zurück auf ein langes Leben als Musiker, führen ein bescheidenes Rentnerleben und mögen Fidel Castro: "Er ist nun Mal der einzige, der Musikern hilft." Erst 1997 brachen sie auf für eine internationale Karriere. "Eine Geschichte von Idealismus und Enttäuschung, von Liebe und Verzicht geht auf Reisen. In Madrid, London oder Berlin liegen ihnen tausende von Frauen über 30 zu Füßen, als wären die ‚Beatles' auferstanden. Währenddessen lächeln die alten Herren und tanzen mit einer Leichtigkeit über die Bühne, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Sonia Herman Dolz hat die Gruppe für ihren preisgekrönten Dokumentarfilm 1997 bei ihrer ersten Europa-Tournee begleitet. Sie hat Kinder gefilmt, wo aus staubigen Hinterhöfen jene Sons und Boleros dringen, die hierzulande die Kuba-Welle angestoßen haben. Sie hat die Musiker beim Domino-Spielen beobachtet und ihre Frauen zu Ehe und Treue befragt. Sie war beim nächtlichen Plausch im Hotelzimmer dabei und hinter der Bühne. Mit einer Träne im Augenwinkel erzählt der Film eine Geschichte vom Altwerden in Würde, vom Genuß des Lebens und vom Stolz auf die Vergangenheit - zum Beispiel, wenn die fünf, die im späten Alter plötzlich Dollars verdienen, am Grab von ‚Carlos Marx' in London den Hut abnehmen." (Süddeutsche Zeitung)

La Muerte de un Burocrata - Der Tod eines Bürokraten

Kuba 1966, Buch und Regie: Tomás Gutiérrez Alea, s/w, 80 min, mit Salvador Wood, Silvia Planas, Manuel Estanillo, Gaspar de Santelices, spanisches Original mit deutschen Untertiteln.

Ein vorbildlicher Arbeiter, ein Held der Arbeit, ist gestorben und wurde begraben. Gedacht als letzte Ehre, wurde sein Arbeitsbuch zu ihm in seinen Sarg gelegt. Doch da fällt der Witwe ein, daß sie ohne es ja gar keinen Anspruch auf Rente anmelden kann. Also muß der Sarg wieder ausgehoben werden. Das geht jedoch offiziell nur bei Verdacht auf unnatürliche Todesursachen oder nach einer längeren Frist. Daher muß der Neffe nachts heimlich auf dem Friedhof Sarg und Leichnam ausgraben, Schwerstarbeit! Und nicht nur das: Auf der Flucht vor den Friedhofswärtern gelangt der Verstorbene nämlich plötzlich wieder ins gute heimische Wohnzimmer - und muß erneut bestattet w erden. Das aber ist auch in einem sozialistischen Land geradezu unmöglich. Denn warum sollte jemand beerdigt werden, der schon längst begraben wurde? - Voller Gags, mit viel Slapstick und zahlreichen Verweisen auf berühmte Regisseure schuf Regisseur Tomás Gutiérrez Alea eine beißende Satire auf die Mühlen der Bürokratie und wie man ihnen entkommen möchte.

[Image: El pais qui estaba socialista antes! ]

7.7. (Mi.), 19.45 Uhr: Madagascar/Melodram (O.m.U)

11.-14.7. (So. 22 Uhr, Mo. bis Mi. 20 Uhr): Memorias del Subdesarrollo - Erinnerungen an die Unterentwicklung (O.m.U)

19.-21.7. (Mo. bis Mi.), 19.45 Uhr: Las Aventuras de Juan Quinquin - Die Abenteuer des Juan Quin Quin (O.m.U.)

22.-27.7. (Do. bis So. 19.45 Uhr, Mo. und Di. 22 Uhr): Lagrimas negras (O.m.U.)

26.-28.7. (Mo. und Di. 20 Uhr, Mi. 22 Uhr): La Muerte de un Burocrata - Der Tod eines Bürokraten (O.m.U.)


Wusstet ihr schon, ...

...daß SoldatInnen auch in "Friedenszeiten" Schulen als wichtiges militärisches Betätigungsfeld erachten? Zwei Soldaten der englischen Gurkha-Elitetruppe bereiteten ihren Leben bei ihrem humanitären Einsatz im Kosovo ein Ende, als sie auf einem Schulgelände (!) die Zündung für die Entschärfung von blindgegangenen NATO-Splitterbomben legten. Zwei UCK-Kämpfer wurden bei der Aktion auch noch mit in die Luft gesprengt, ein weitere verletzt. Da fragt sich nur, was nun bei der Schule mehr Schaden angerichtet hat, das NATO-Bombardement vorher, oder die anschliessende Beseitigung von weltweit geächteten Splitterbomben hinterher.

...daßVerkehrsampeln im gesamten County Pinedale im US-Staat Wyoming nicht beachtet werden müssen? Nicht, dass es dort jetzt eine sehr erstrebenswerte Art von Anarchie gibt, nein, in County Pinedale sind schon von vornherein keine Ampeln installiert, die es zu beachten gilt. Mensch stelle sich Heidelberg und den Rhein-Neckarkreis vor ohne Ampeln... Was eine glücklichere, unfallärmere und ruhigere Stadt bzw. Region, wenn sich die Autoblechdosen viel vorsichtiger bewegen müssten.

...was der Rektor und das Restaurant Korea am Rathaus gemeinsam haben? Im Restaurant Korea zahlen Studierende mittags 12,50 DM und "Erwachsene" 15,00 DM, bei Siebke müßten die Studierenden zwar mehr zahlen, aber für Erwachsene würde er sie trotzdem nicht halten.

...was der Große Senat ist? Der Große Senat wählt die/den RektorIn, nimmt dessen/deren Rechenschaftsbericht entgegen und beschließt Änderungen der Grundordnung., welche als Verfassung der Uni allgemeine Teile des UG spezifiziert. Dem Großen Senat gehören an: durch Wahl: 21 Profs, 7 Studis, 7 Angehörige des Mittelbaus und 3 Sonstige sowie kraft Amtes: alle 15 DekanInnen und das Rektorat (5 Mitglieder).

Walter I. Schönlein


Ökologienetzwerk an Hochschulen

Infos zum Hochschul-Umwelt-Info (HUI)

Im November 1992 wurde das Netzwerk BSÖ e.V. gegründet, um die Aktivitäten der Umweltgruppen, Öko-Referate und umweltinteressierten Studierenden zu vernetzen und eine Informationsstelle für die Einbindung des Umweltschutzes in die Hochschule zu schaffen. Ziel der BSÖ ist es, eine verstärkte Berücksichtigung des Umweltschutzes in der Lehre, der Forschung und im praktischen Betrieb der Hochschulen und der Studierendenwerke zu erreichen sowie das Umweltbewußtsein aller Hochschulangehörigen zu fördern. Weiterhin soll die Verankerung des Umweltschutzes und der Umweltbildung in die Landeshochschulgesetze (LHG) verwirklicht werden.

Das Hochschul-Umwelt-Info ist der Informationsdienst der BSÖ. Es erscheinen pro Jahr sechs Ausgaben mit Seminarankündigungen, Aktivitäten studentischer Ökologiegruppen, aktuellen Informationen, Literaturtips etc. Außerdem gibt es Sonder-HUI's zu verschiedenen Themen. Die Themen der HUI sind in diesem Jahr 1/99 Autofrei Leben; 2/99 Ökologisch Bauen; 3/99 Das politische Mandat; 4/99 Gentechnik; 5/99 Öko-Landbau (Redaktionsschluss 24.9.99). Ein aktuelles HUI findet ihr sowohl im ZFB, Lauerstraße 1 als auch bei der FoodCoop "Appel un' Ei" neben der Feldmensa/Cafe Botanik.

Des weiteren gibt es Faltblätter, Studien, ReaderInnen, etc. zu verschiedenen Themen. Diese sind in der Geschäftsstelle zu erhalten.

Außerdem organisiert die BSÖ Seminare zu den Themen: Verkehrskonzepte für Hochschulen; Umweltschutzmaßnahmen in Mensen und Cafeten; Einführung in die Ökologiearbeit an Hochschulen; Europäischer Umweltschutz; Umweltschutz in der Lehre; Ökopädagogik; und andere. Schliesslich findet einmal pro Semester ein Bundes-Ökologie-Treffen (BÖT) statt, an dem sich ca. 130 Studierende zu einem bundesweiten Austausch und Anregung zu neuen Aktionen/Initativen treffen, zuletzt z.B. in Erlangen.

Weitere Informationen bei der Geschäftsstelle der BSÖ:

BSÖ e.V.

c/o AStA Uni Münster

Schloßplatz 1

48149 Münster

Tel: 0251 / 83 222 87

Fax: 0251 / 51 92 89

Email: bsoe@studis.de

oder im Internet unter http://www.studis.de/bsoe


Party Report

Auch in diesem Jahr fand die Jahresfeier des Vereins Hellenischer Studierender und Wissenschaftler e.V. in Heidelberg statt. Diesmal unter dem Motto " How to fly to Greece for only seven mark". Denn der Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltung bildete die Verlosung eines Flugtickets nach Thessaloniki oder Athen von Frankfurt aus und zurück. Logisch das viele sich dieses event ,besonders in Kombination mit der Möglichkeit ein Ticket zu gewinnen nicht entgehen lassen wollten. So verwundert es nicht, daß über 160 Gäste auf der Party gezählt wurden die in dieser heißen Sommernacht das Ende eines erfolgreichen Semesters feiern wollten. Obwohl die Stimmung locker und ausgelassen war, merkte man dennoch die Spannung der Gäste je näher die Stunde der Verlosung kam. And the winner is: "Konstantinos Pirillis". Medizinstudent aus Heidelberg und glücklicher Gewinner eines Flugtickets nach Griechenland. Es wäre eine Unterschlagung nicht zu erwähnen, daß dieses Flugticket von Cronus airlines, einer jungen griechischen Fluglinie gesponsort wurde. Auch die Unterstützung durch das Reisebüro Hellas Reisen in Ludwigshafen war von unschätzbaren Wert für die Durchführung dieser Party. Wir sind somit guter Hoffnung das auch im nächsten Jahr eine Verlosung eines Flugtickets, vielleicht in ein anderes Land, möglich sein wird und wünschen all denen die nicht gewonnen haben gute Semesterferien und viel Glück beim nächsten mal.

Karapanagiotidis Nikolaos (Vorsitzender)


In einem "blinden Massendelete" des UNiMUT-Mailverzeichnis ging dieser Beitrag des Roten Splitters leider verloren. Da das Thema Jugoslawien auch nach dem Weltwirtschaftsgipfel noch aktuell ist, drucken wir diesen Artikel in dieser Ausgabe ab.

Wem nützt der Krieg gegen Jugoslawien?

Zweieinhalb Monate lang hat die NATO einen Bombenkrieg gegen Jugoslawien geführt. Die Verfolgungen der Albaner im Kosovo gingen während dieser Zeit unvermindert weiter. Nun scheint ein Ende des Krieges in greifbarer Nähe. Ein geeigneter Zeitpunkt, um sich die Frage zu stellen, wessen Interessen der Krieg dienlich ist und wer aus ihm Gewinn gezogen hat.

Humanitärer Krieg?

Offizielles Ziel des NATO-Krieges war es, den Menschenrechtsverletzungen und "ethnischen Säuberungen" im Kosovo Einhalt zu gebieten. Doch der für den NATO-Angriff nötige Rückzug der 1500 OSZE-Beobachter aus dem Kosovo hat den serbischen Einheiten eine Verschärfung der Verfolgungen und Morde an den Kosovo-Albanern überhaupt erst ermöglicht. Auch die Flüchtlingsströme sind durch den Krieg massiv angewachsen: seit Beginn der Bombardierungen sind etwa eine Million Albaner (ca. 60% der Gesamtbevölkerung) aus dem Kosovo geflohen.

Die Möglichkeit einer politischen Lösung vor Beginn der Bombardierungen haben die NATO-Staaten nicht ernsthaft verfolgt. Die erste Version des Rambouillet-Vertragsentwurfs wurde von der jugoslawischen Delegation unterschrieben, jedoch nicht von der UCK angenommen. Der erweiterte Entwurf beinhaltete eine völlige rechtliche Immunität der NATO-Streitmacht innerhalb Jugoslawiens1 , und hätte den NATO-Truppen erlaubt, sich auf dem gesamten jugoslawischen Territorium frei zu bewegen, jugoslawische Einrichtungen zu nutzen, Lager zu errichten und Manöver durchzuführen2 . Dies hätte de facto zu einer Besetzung des jugoslawischen Staatsgebiets durch die NATO geführt - eine Bedingung, die kein souveräner Staat akzeptiert hätte.

Etwa 1400 tote Zivilisten, darunter über 400 Kinder3 , waren bisher unter dem Etikett "Kollateralschäden" zu verbuchen. Zu den "strategischen Zielen" der NATO-Angriffe zählten Schulen, Klöster (z.B. in Novi Sad), Lebensmittelfabriken, Gefängnisse und Krankenhäuser. "Versehentlich" wurden Belgrader Wohnviertel und das kosovo-albanische Dorf Korisa, albanische Flüchtlingtrecks und ein jugoslawischer Reisebus bombardiert. Eine NATO-Rakete verirrte sich bis nach Sofia; beim Abwerfen überzähliger Bomben in die Adria wurde gar ein italienisches Fischerboot getroffen.

So ist es der NATO durch den Bombenkrieg gelungen, die humanitäre Krise im Kosovo in eine humanitäre Katastrophe zu verwandeln und überdies die gesamte Region in Mitleidenschaft zu ziehen. Um "Menschenrechte" ging es ihr dabei offensichtlich nicht.

Die Gewinner der Bombardierungen...

Der Begriff "Imperialismus" mag heutzutage etwas angestaubt wirken und scheint für die Analyse aktueller politischer Entwicklungen auf den ersten Blick nicht mehr allzuviel herzugeben. Doch legen wir einmal als vereinfachendes Kriterium für imperialistische Politik das Bemühen der hochentwickelten kapitalistischen Staaten zugrunde, ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen international auch mit Gewalt gegen andere duchzusetzen4 , so lassen sich damit durchaus neue Erkenntnisse zum Krieg in Jugoslawien gewinnen.

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch Jugoslawiens sind in Ost- und Südosteuropa neue Märkte freigeworden, die es für das Kapital zu erobern gilt. Neben Absatzmöglichkeiten für die eigenen Produkte gibt es dort gut ausgebildete Arbeitskräfte bei äußerst niedrigen Löhnen, sowie Rohstoffe aller Art. Ein erster Interessenkonflikt zwischen den führenden kapitalistischen Staaten wurde bei der übereilten Anerkennung Kroatiens und Sloweniens durch Deutschland deutlich, die von den übrigen EU-Staaten und den USA nur widerstrebend mitgetragen wurde. Kroatien, Slowenien und Bosnien sind inzwischen durch neoliberale Strukturanpassungsprogramme weitgehend in das kapitalistische Weltsystem integriert. Im Angebot kroatischer Supermärkte etwa dominieren heute deutsche Waren. Als einziger blockfreier Staat in Europa widersetzte sich Jugoslawien bisher derartigen Bestrebungen. Spätestens beim Wiederaufbau wird auch Jugoslawien durch die "Geberkonferenz" in die neoliberale Ordnung integriert werden. Profitieren werden davon vor allem deutsche Firmen. Doch die wirtschaftliche Bedeutung des Krieges geht weit über die des jugoslawischen Marktes hinaus. Jugoslawien kontrolliere vielmehr auch wichtige Zugangswege zum Nahen und Mittleren Osten, sowie zu den Ölreserven unter dem Kaspischen Meer -- so Tania Noctiummes, ökonomische Beraterin bei den Vereinten Nationen5 . Der Krieg auf dem Balkan bietet somit einen Vorgeschmack darauf, was Globalisierung für schwächere Nationen bedeutet.

Die wirtschaftliche Globalisierung bringt auch ein neues weltweites strategisches Projekt unter US-Vorherrschaft mit sich, als dessen militärischer Arm die NATO erscheint6 . US-amerikanische Militärexperten vertreten die Ansicht, daß nach dem Ende des Kalten Krieges die NATO vor allem deshalb beibehalten wurde, weil sie den politischen Einfluß der USA in Europa sichere und die Entwicklung eines rivalisierenden europäischen Militärbündnisses blockiere7 . Was die Bedeutung des Balkans für die Strategie der NATO betrifft, geht General Wesley Clark, der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, von weltweit zwei wichtigen Krisenbögen aus -- einer davon "quer zur südlichen Mittelmeerküste durch den Mittleren Osten hindurch, mit seinem Knotenpunkt im Balkan"8 . Deshalb sei im Rahmen der neuen NATO-Strategie der Aufbau eines zweiten Krisenreaktionskorps in dieser Region notwendig, das der NATO "zu einer ausgeglicheneren strategischen Bereitschaftshaltung verhelfen würde"9 . Im Balkan habe man überdies "die Nützlichkeit konventioneller Militärmacht gegenüber anderen Machtinstrumenten gesehen"10 . Der US-Stratege Zbigniew Brzezinski weist auf die Bedeutung des Balkankrieges für die Hegemonialstellung der USA hin: "Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß ein Mißerfolg der NATO sowohl das Ende der Glaubwürdigkeit der Allianz als auch eine Schwächung der amerikanischen weltweiten Führungsrolle mit sich bringen würde"11 . Rußland etwa warte nur auf eine solche Niederlage: "Ein Rückschlag für die NATO, der auch Amerikas weltweites Ansehen diskreditiert (und gleichzeitig eine direkte Konfrontation zwischen Rußland und dem Westen vermeidet), ist es, was Moskau wirklich will."12 So wird als geostrategische Dimension des Jugoslawienkrieges das Bestreben der USA deutlich, ihre militärische Dominanz in Europa gegenüber den EU-Staaten und Rußland zu sichern, wobei die UNO als Konfliktregelungsforum ausgeschaltet wird. Gleichzeitig versucht Deutschland durch die Beteiligung am NATO-Angriffskrieg, sich von nun an auch in Zukunft die Option auf eine militärische Durchsetzung seiner eigenen Interessen offenzuhalten.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Morde und Vertreibungen im Kosovo als ein für die NATO-Staaten willkommener Vorwand, um mit militärischen Mitteln auf dem Balkan ihre ökonomischen und geostrategischen Ziele zu erreichen.

...und die Verlierer des NATO-Kriegs

Durch die Bombardierungen wurde die wirtschaftliche und industrielle Infrastruktur Jugoslawiens fast vollständig zerstört. Lebensmittel- und Pharmafabriken, Automobilwerke und sämtliche Erdölraffinerien wurden durch die NATO-Bomben in Schutt und Asche gelegt; die Zerstörung der wichtigsten Straßen, Flughäfen, Eisenbahnlinien und Brücken hat Jugoslawien weitestgehend von seinen Nachbarstaaten abgeschnitten. Auf diese Weise wurde Jugoslawien wirtschaftlich um etwa zwei Jahrzehnte zurückgeworfen1 . Während der NATO-Krieg die Verfolgungen der Albaner im Kosovo nicht mindern konnte, sondern sie sogar noch verstärkt hat, muß die Zivilbevölkerung Jugoslawiens nun immer primitivere Lebensbedingungen in Kauf nehmen und in den meisten Landesteilen sogar ohne Versorgung mit Elektrizität und sauberem Trinkwasser auskommen.

Doch die Folgen des Bombenkriegs bleiben nicht auf Jugoslawien beschränkt. Albanien und Mazedonien-FYROM2 , die einen Großteil der kosovo-albanischen Flüchtlinge aufgenommen haben, stehen kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps.

Allein für Mazedonien-FYROM - ein Land mit 50% Arbeitslosigkeit - belaufen sich die durch den Krieg und die Flüchtlingsströme verursachten Kosten auf über 1,6 Milliarden Dollar3 . Durch die systematische Zerstörung der Brücken über die Donau wurde dieser Fluß unbefahrbar gemacht und somit der Außenhandel der Donau-Anrainerstaaten paralysiert. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schäden werden auf mehrere zehn Milliarden Dollar geschätzt4 . Als weitere Kriegsfolge wird ein dramatisches Absacken der Bruttoinlandsprodukte Bosniens, Albaniens, Mazedonien-FYROM's, Bulgariens und Rumäniens erwartet5 . Gleichzeitig sind alte chauvinistische und expansionistische Positionen - ganz gleich ob sie ein Großserbien, Großalbanien oder Großmazedonien zum Ziel haben - wieder im Aufwind, während demokratische und antinationalistische Kräfte in der Region durch den Krieg in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wurden.

Somit drohen die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen des NATO-Angriffskriegs, die gesamte Balkanregion auf lange Sicht zu destabilisieren und zum Auslöser weit über den Kosovo und Serbien hinausgehender Konflikte zu werden.

Auch in den angreifenden Staaten gehört die Mehrheit der Bevölkerung zu den Verlierern. Denn die Kosten für den Krieg werden ihr über Steuern und Kürzung von Sozialleistungen aufgebürdet.

Gegen die Politik der Herrschenden!

Den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien abzulehnen, ist gut; um jedoch an der imperialistischen Politik der NATO-Staaten, die auch vor Krieg als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen nicht zurückschrecken, etwas zu ändern, müssen wir unsere Meinung auch klar zum Ausdruck bringen. Nur durch massiven öffentlichen Druck können die für den Krieg Verantwortlichen dazu gebracht werden, in Jugoslawien auf eine politische Lösung hinzuarbeiten, die nicht nur als Vorwand für die Errichtung eines NATO-Brückenkopfes im Kosovo dient, sondern den Völkern des Balkans die Möglichkeit gibt, ihre Probleme auf friedlichem Wege und ohne äußere Einmischung selbst zu lösen. Nur so können wir verhindern, daß der Krieg gegen Jugoslawien zum Präzedenzfall für künftige Konflikte wird, in denen militärische Gewalt wieder als akzeptables Mittel der Politik angesehen wird.

In vielen Ländern Europas regte sich gegen den NATO-Krieg Widerstand. So haben etwa Mitte Mai in Italien 50.000 Menschen auf einem Marsch von Perugia nach Assisi gegen die Bombardierungen demonstriert. Mehrere Matrosen des als Teil der NATO-Kriegsflotte in der Adria eingesetzten griechischen Zerstörers "Themistoklis" haben den Kriegsdienst verweigert, wobei sie in Kauf nehmen, wegen Fahnenflucht vor ein Militärgericht gestellt und zu Gefängnisstrafen verurteilt zu werden. In Jugoslawien selbst haben sich im April siebzehn demokratische Organisationen, darunter Gewerkschaften, Studierendenverbände und Menschenrechtsgruppen, die sich in Opposition zu Milosevic befinden, in einem gemeinsamen Aufruf gegen die Bombardierungen gewandt, wobei sie sich gleichzeitig für die Autonomie des Kosovo und gegen die Verfolgung der Kosovo-Albaner einsetzten.

Für uns bieten sich als nächste Möglichkeit, gegen die imperialistische Politik der führenden kapitalistischen Länder Widerstand zu leisten, die Protestaktionen gegen den Weltwirtschaftsgipfel am 19.6. in Köln. Dort treffen sich die Regierungschefs der G7-Staaten zur Festlegung künftiger wirtschaftspolitischer Richtlinien; unter ihnen - mit den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada - auch die Hauptverantwortlichen für den NATO-Krieg. Die diesjährige Demonstration gegen den Weltwirtschaftsgipfel wird im Zeichen des Jugoslawienkrieges stehen, denn die militärische Gewalt der NATO und die wirtschaftliche Gewalt der G7-Staaten sind zwei Seiten derselben Medaille. Ein doppelter Grund also, dieses Jahr umso massiver gegen den WWG zu protestieren.

Roter Splitter -Sozialistische Hochschulgruppe

Roter Splitter -Sozialistische Hochschulgruppe

Treffpunkt: jeden Montag um 19 Uhr im Studihaus (Marstall), Nichtrauchercafé, Raum 2

Kontakt: Marc, Tel. 06221/375369, E-Mail mkiwitt@ix.urz.uni-heidelberg.de

Referenzen

1 vgl. Rambouillet-Vertrag, Appendix B, Artikel 6.

2 vgl. Rambouillet-Vertrag, Appendix B, Artikel 8.

3 vgl. den Artikel Principale cible: l'infrastructure du pays in der französischen Tageszeitung L'Humanité vom 24.5.99.

4 vgl. Georg Fülberth, Stammtisch-Zerlegung in: konkret Juni 1999, S. 20.

5 vgl. Pierre Rousset, Les impérialismes s'intéressent-ils aux Balkans?, in: Rouge, 20.5.1999.

6 vgl. Ignacio Ramonet, Nouvel ordre global in: Le Monde diplomatique, Juni 1999.

7 vgl. William Pfaf, What good is NATO if America intends to go it alone?, in: International Herald Tribune 20.5.1999.

8 Wesley K. Clark, Meeting Future Military Challenges to NATO, in: Joint Forces Quarterly, Frühjahr 1999.

9 ebd.

10 ebd.

11 Zbigniew Brzezinski, Total War against Milosevic, zitiert nach Le Monde, 17.4.1999.

12 Zbigniew Brzezinski, Compromise over Kosovo means defeat, in: Wall Street Journal, 24.5.1999.

13 vgl. Ignacio Ramonet, a.a.O.

14 Die Grenzen des Staates "Mazedonien" stimmen nicht mit denen der historischen Region Mazedonien überein, an der auch Griechenland und Bulgarien Anteil haben. In der Selbstbezeichnung "Mazedonien" kommen territoriale Ansprüche gegenüber diesen Gebieten zum Ausdruck, die ihre Grundlage in einer nationalistischen, großmazedonischen Ideologie haben. Offizieller Name des Staates ist Mazedonische Republik - FYROM (kurz für Former Yugoslav Republic of Makedonija).

15 vgl. Roumiana Vincenti, De l'autre région balkanique in: Regards, Nr. 46, Mai 1999, S. 21.

16 vgl. den Artikel Chaos after the War in der griechischen Tageszeitung Kathimerini vom 27.5.99.

17 ebd.


Bericht über die 40. Sitzung des Großen Senats

Multimediale Datenströme, die Novelle und Dörfer die mit Be anfangen

Es war nicht viel los und es ging um nicht viel in der 40.Sitzung des Großen Senats der Uni Heidelberg. Gemäß Universitätsgesetz wurde ein Rechenschaftsbericht vorgelegt (der nicht abgelehnt werden kann), drei ProrektorInnen gewählt (auf Vorschlag des kleinen Senats, der bei einer Ablehnung einen zweiten Vorschlag macht und, wenn auch der abgelehnt wird, ohne Beteiligung des Großen Senats wählt).

Spektaktulär hätte die Wahl des Vorsitzenden des Gremiums werden können - wurde sie aber nicht. Eine Diskussion im Gremium - immerhin kam sie überhaupt in Gang - hätte vielleicht nicht spannend, aber doch interessant werden können - wurde sie aber nicht. Die aufgeworfenen Fragen zu Aufgabe und Rolle der Universität im Großen und ihren kleinen Einzelproblemen blieben so im Raum stehen - woran sich jedoch niemand störte. Das Publikum umfaßte in Spitzenzeiten fünf Leute, etwas stärker waren die Verwaltung und anderes Unipersonal vertreten; die Tagespresse und Campus-TV verzogen sich, nachdem sie ihre Aufzeichnungen gemacht oder vielleicht auch nur aktualisiert hatten. Die Mitglieder des Gremiums taten es ihnen zwei Stunden später gleich.

Die Sitzung begann symbolträchtig: an jedem Tisch stand, obschon nach 39 Sitzungen die ungefähre TeilnehmerInnenzahl bekannt sein sollte, nur ein Stuhl. Nun, in Zukunft werden ja auch immer weniger Leute an Entscheidungen beteiligt sein und außerdem leben wir in Zeiten, wo Sparen schon als Reform gilt. Auf unseren Hinweis hin wurden Stühle nachgereicht. Mensch soll also nicht behaupten, Studierende hätten nichts zu melden in den Gremien... Nach Eröffnung der Sitzung bemängelte dann Professor Sonntag (Medizin) das penetrante Brummen der Neonlampen, die den Raum noch unwirtlicher als ein Abstellgleis erschienen ließen. Zwischendrin wurde in dem Gebäude auch noch gebohrt, doch das machte dann auch nicht mehr viel aus.

Zu Beginn der Sitzung gab es jedoch eine Überraschung als Prof. Sonntag vorschlug, keinen Vorsitzenden des Großen Senates zu wählen, weil dieses Gremium doch abgeschafft werden sollte. Sofort meldeten sich die Professoren Maul (Assyriologie) und Hölscher (Archäologie) zu Wort und führten aus, man dürfe sich nicht schon jetzt "diesem schrecklichen Gesetz" unterwerfen. Prompt wurde Prof. Maul zum Vorsitzenden gewählt und hielt in der Folge den Mund, denn die Sitzungsleitung hatte weiterhin Sonntag inne.

Die Sitzung war dominiert vom Rechenschaftsbericht des Rektors, in dem Siebke hart gegen jene Punkte der Novelle des Universitätsgesetzes (UG) zu Felde zog, die einen Frontalangriff auf die Autonomie der Universität und der Profs darstellen. Dies stand dermaßen im Vordergrund, daß sich auch ein Campus-TV-Team pünktlich sehen ließ, um diese Passagen für den SWR aufzuzeichnen. Siebke wetterte vor allem gegen die Regelungen, nach der das Ministerium vier der sechs externen Mitglieder des Hochschulrates (HSR) bestimmen darf, der die gewählten Gremien Verwaltungsrat und Großer Senat ersetzen

soll (und obendrein darf noch ein Vertreter des Ministeriums bei jeder HSR-Sitzung beratend teilnehmen!). Die Paragraphen, die Studierende betreffen, etwa die Orientierungsprüfungen nach dem 2. Semester, begrüßte er immerhin nicht offen, stellte aber die Frage, ob sie "sinnhaft" seien. Ansonsten spielten die Folgen des UG für die Studierenden (beabsichtigte, unbeabsichtigte und v.a. hinterrücks beabsichtigte) keine Rolle -- ebenso wie in der amtlichen, d.h. schriftlichen Fassung von Siebkes Bericht. Immerhin aber hatte er neben der professoralen Kritik auch die Kritikpunkte der FSK an das Ministerium gesandt. (Er hatte sie sich sogar vor der Sitzung noch einmal von den studentischen Mitgliedern geholt, nachdem er diese identifiziert hatte: "Sind Sie von den Studierenden?").

Im Bericht vermißt man Ausführungen über studentische Postitionen, was man damit entschuldigen kann, daß es ja der Rechenschaftsbericht des Rektors ist. Vermissen mußte mensch aber auch Auskünfte über die Ausschüsse und Gremien, in denen der Rektor kraft Amtes Mitglied ist (z.B. Senat, Vertreterversammlung des Studentenwerks, oder Senatsausschuß für Lehre). So gab es dann auch keine Ausführungen über die rektorale Position zur Novelle des Studentenwerksgesetzes oder zum Semesterticket. Stattdessen enthält der Bericht eine Unmenge an Zahlen, die die Universität darstellen sollen. Zu den Studierenden wurde ausgeführt, daß sich ihre Anzahl auf unter 25000 verringert hat, was der Rektor auf den Straftausender zurückführt. Man habe aber statt 35 nun 49 Azubis eingestellt und somit einen Beitrag zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit geleistet.

Prof. Siebke zählte die Errungenschaften der letzten Zeit auf. Er lobte die neue Kanzlerin, die Fortschritte der dezentralen Verwaltung und verkündete, daß nun SAP-Software für die Finanzrechnung verwendet würde. Er pries den "innovativen" Biochemiestudiengang, wobei er nicht erwähnte, was denn eigentlich daran innovativ sei, ebenso wie die virtuellen Hochschule Oberrhein (VIROR: Übertragung von Vorlesungen via Internet im Oberrheingebiet). Überhaupt ist dem Computerzeitalter ein großer Teil des Berichtes gewidmet. Da wird von Netzwerken, Teleteaching und multimedialen Datenströmen geschwärmt. Schließlich lobte die Neubauten und den Globalhaushalt.

Ausblickend räumte er ein, daß nur sehr wenige ausländische Studierende die neuen innovativen Studiengänge belegt hätten. Er hoffte - bezüglich des HSR, man könne "Externe" gewinnen, die sich auch für die Uni engagieren wollten und dem Ministerium vermitteln, ebemdiese für den HSR zu benennen.

In seinem ersten Redebeitrag kritisierte Christoph ("Space") von Friedeburg für die Studierenden, daß der Rektor zwar die per UG verordnete Kommandostruktur (zu recht) verurteile, sich selbst aber in punkto Mitbestimmung und Studiengebühren nie bewegt habe. Bezüglich des Hochschulrates mahnte er an, mindestens einen der 7 von der Uni zu bestimmenden Sitze an ein studentisches Mitglied zu vergeben. Ferner bat der Studierendenvertreter Rektor Siebke, er möge die von ihm geforderten, aber leider nicht genannten "tatsächlichen Leistungskriterien" für die ebenfalls geplante leistungsbezogene Mittelvergabe vorstellen. Die Punkte Mitbestimmung und Gebühren habe er ausgeklammert, erwiderte der Rektor, weil er seine persönlichen Meinungen nicht zu denen des Rektorats habe machen wollen. Bezüglich der Kriterien äußerte er, sie seien noch strittig, er habe selbst kein Konzept.

Prof. Mußgnug unterstützte Siebkes Kritik am UG. Rhetorisch wandte er sich an die Studierenden mit einem sarkastischen Vortrag über die "Adepten mit Nadelstreifenanzug und Krokodilköfferchen", die an den Privatunis in den "Dörfern, die mit B anfangen", das Zahlen von Studiengebühren üben, damit diese dann den normalsterblichen Studis mit dem Schuhlöffel verpaßt werden.

Kurzfristig kam sogar eine Art Debatte in Gang. In rascher Folge wurden einige Kritikpunkte auch von Profs geäußert. Einer merkte an, neue Studiengänge könnten nur mit entsprechendem Personal geschehen, ein anderer nannte das Anbieten "internationaler" Studien in Englisch eine Bankrotterklärung.

Prof. Rothe (Romanistik) machte den Vorschlag, doch nicht nur die Höhe der Drittmittel anzuführen, da in manchen Fach Bleistift und Papier und eine gute Bibliothek für große wissenschaftliche Leistungen ausreichten und man vielleicht auch ausgewiesene Bücher oder Aufsätze anführen sollte, als Beleg für die weniger geldintensive Forschung, die man nicht in Zahlen und Drittmitteln messen könne.

Als Kirsten Pistel in ihrem Beitrag unter anderem darauf hinwies, daß Infrastruktur für die vom Rektor erwarteten "multimedialen Ströme", teilweise noch nicht einmal für einfache Text-Dateien da sei und die Wartung der Computer(netze) in der Altstadt mittelfristig nicht gewährleistet sei, da Stellen fehlten und hier uniweite Lösungen angedacht werden müßten, antwortete Siebke, man müsse ein "Bewußtsein wecken", um Abhilfe müßten sich aber die Institute kümmern. Auf weitere Ausführungen und Fragen zu Studium und Lehre ging er gar nicht erst ein. Daß die Instititute in der Altstadt keine Mittel für die Wartung der EDV haben, wurde dann nochmals von Prof. Miethke (Geschichte) angemerkt, der Rektor wiederholte, daß er hier keinen uniweiten Handlungsbedarf sähe und es auch gar nicht möglich sei, auf Uniebene hierfür Stellen zu schaffen.

Frau Dr. Schuchardt (Anglistik) mahnte an, alle Gruppen in einen solchen Bericht mit einzubeziehen, und unterstützte damit indirekt die mehrmals vorgetragene Kritik an dem sehr trockenen, technokratischen Bericht. Allerdings verwahrte sich der Rektor dagegen, zuviel in den Bericht zu schreiben und hielt Ausführungen über die einzelnen Gruppen für nicht angebracht. Die VertreterInnen des Mittelbaus erklärten nachdrücklich ihre Bereitschaft, sich in den laufenden Prozeß der Umorganisierung einzubringen. Zwar würden sie viele Punkte nicht gerade begrüßen, seien aber bereit, sich auch an den Diskussionen zu beteiligen. Offenbar ist das nicht selbstverständlich.

Peter Böhme führte aus, daß die Kürze des Berichts oft auf Kosten des Inhalts erreicht werde, Ausführungen zu Mitbestimmung zum Beispiel fehlten. Problematisch sei der Bildungsbegriff, der in dem Bericht zum Ausdruck kommt: obwohl die Übertragung von Vorlesungen nichts daran ändert, daß sie Frontalunterricht sind, würden sie alleine durch ihres höheren Technikanteils als innovativ bezeichnet, ohne den Frontalunterricht zu hinterfragen. Auch hier gab es keine wirklichen Antworten, der Rektor teilte jedoch mit, er sei gegen Partizipation, weshalb diese im Bericht nicht auftaucht.

In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, daß eine Diskussion über den Bericht überhaupt nur zustande kam, weil sich ein studentisches Mitglied nach dem Beitrag des Rektors zu Wort meldete - ein Moment später und der nächste Tagesordnungspunkt wäre aufgerufen gewesen. Sehr intensiv wurde die Diskussion des Berichtes aber nicht. Ohne die Studierenden wäre sie noch dürftiger ausgefallen, aber da der Rektor nicht auf die Beiträge einging, wurde sie dadurch vor allem länger und schließlich durch das Schließen der Redeliste beendet.

Anschließend wurden die zu wählenden ProrektorInnen vorgestellt: Prof. Horner (Physik), Prof. Tröger (Medizin), und Prof. Weigelin-Schwiedrzik (Sinologie), Prof. Horner ist der einzige Prorektor, der wieder kandidierte, mit Prof. Weigelin-Schwiedrzik gibt es seit langem wieder eine Prorektorin.

Während der Auszählung der Stimmen durfte Prof. Leopold (Musikwissenschaft), Frauenbeauftragte der Uni, (wieder einmal) ihren Tätigkeitsbericht vortragen, der (wieder einmal) kaum diskutiert wurde. Interessant am Rande waren einige Äußerungen zur Förderung von Frauen. Während Prof. Weigelin-Schwiedrzik meinte, daß die Frauenförderung recht gut liefe und es wichtig sei, Frauen dazu zu ermuntern, zu promovieren und habilitieren und hierfür Mittel bereit zu stellen, brachte Prof. Leopold Zweifel daran vor, ob es reiche, Frauen bei der Promotion und Habilitation fördern. Sie verwies darauf, daß bei 34 Berufungen auf 33 Listen Männer auf den ersten Plätzen sind, womit die Uni Heidelberg bundesweit ein ziemliches Schlußlicht in der Berufung von Frauen ist.

Abschließend wurde verkündet, die ProrektorInnen seien alle gewählt, die genauen Wahlergebnisse kämen ins Protokoll. Da weder der neue Vorsitzende des Gremiums noch der Rektor Mitteilungen zu machen hatten, entfielen diese Punkte und die Sitzung wurde geschlossen.

Fazit: Der Einband des diesjährigen Rechenschaftsberichts nimmt dessen Inhalt und die Sitzung vorweg: Ein grau marmorierter Karton mit geschmackvoll abgestimmten dunkelgrauen Rückenband - die versteinerten Sichtweisen und die festgefahrenen Diskussionsstrukturen hätte man nicht besser treffen können.

Space, Kirsten, Vera

Den Rechenschaftsbericht des Rektors 1999 gibt es umsonst in der Pressestelle in der Alten Universität am Uniplatz. Mit Bildern angereicherte Auszüge sind als Sonderausgabe des Unispiegels in einer flächendeckenden Auflage von 17.000 Stück erschienen und dürfen inzwischen überall herumliegen.

Black Hole Sun, Won't You Come... (Termine)

Di, 6.7.
8:30, Marstallsaal, Vertreterversammlung des Studentenwerks (mit fast schon historischem Charakter. d.S.)

noch bis 22.7., Ausstellung "Vasco da Gama und die Entdeckung des Seeweges nach Indien" in der Alten Uni. Da alle Tafeln auf Portugiesisch sind, vor allem für Lusitanistik-Studierende empfohlen. Es liegen aber auch sehr gute Übersetzungen aus.

nachmittags: Berufsakademie Mannheim: Besprechung des Wissenschaftsministeriums zu BA & MA. Teilname nur für Mitglieder der Hochschulleitung, unser Rektor kommt nicht, da er es ablehnt, Berufsakademien zu betreten.

Mi, 7.7
14:30, Fernöstliche und westliche Medizin: Übereinstimmung oder Widerspruch? Vortrag von Dr. Beate Raßler (Leipzig), Hörsaal derUniversitäts-Frauenklinik, Voßstr. 9

ab ca. 15 Uhr, Senatssaal Alte Uni: Fakrat Neuphil, nichtöffentlich

19:00, Die politischen Folgen der Vereinigung im Bereich von Staat und Gesellschaft, Vortrag von Prof. Klaus "the Big One" von Beyme, NUni, HS 14
abends: VV der Hochschule für Jüdische Studien
20.15 Uhr, Ökumenisches Semesterabschlußfest in der ESG (Ev. Stud.gemeinde), Plöck 66
Do, 8.7.
14.00, Zentrale Univerwaltung (ZUV): Sitzung des Verwaltungrats (nichtöffentlich)
um 14.15, 15.45 und 17.15 findet im Anglistischen Seminar das "Vorsingen" im Rahmen der Wiederbesetzung der C 4 Professur für Anglistik (Literaturwissenschaft) statt. D.h. die KandidatInnen halten öffentliche Vorträge, die dabei helfen sollen, die beste Person für die Stelle zu finden. Die Fachschaft Anglistik hofft auf rege Teilnahme interessierter Studis! Genauere Infos über Namen und Themen gibt es im Anglistischen Seminar
18:00 s.t. (!), PD Dr. Peter Schlotter: Konfliktprävention durch die OSZE, Neue Uni, HS 4, Veranstaltung des Fachschaftsrats am IPS
19:30, Von Rio bis Kyoto. Internationaler Umweltschutz, Vortrag von Dr. H. Ott (Wuppertal), NUni, HS1

Germanistikparty, Karlstraße 2 im Innenhof (gegenüber Germanistisches Seminar)

20:00, Fußballspiel: IPW-Dozenten vs. Glückauf Bergfriedhof (Fachschaftsmannschaft), INF
20:00, Dr. Harald Müller von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung spricht über "Das Zusammenleben der Kulturen" seinen Gegenentwurf zu Huntingtons "Clash of Civilisations", dem wahrscheinlich meistdiskutierten politikwissenschaftlichen (wenn das was Huntington da so fabriziert noch Wissenschaft ist...) Buch der neunziger Jahre.
Do, 8.- Sa, 12.7
20:00 "Die Befristeten", Theaterstück nach Elias Canetti, Theatergruppe "Die Anstifter", Romanischer Keller (Seminarstr.3), 10,-/15,-
Fr, 9.7.
ab 21.00: Theo/Thea-Fete, Wissenschaftlich-theologisches Seminar, Kisselgasse
Sa, 10.7.
Schlossbeleuchtung mit Brilliantfeuerwerk (wieder aufs Rektorat? d.S.)
Sa., 31.07 - Mo., 02.08.

JOß-FRITZ-FEST in Untergrombach. 1502 plante der Bauernführer Joß Fritz aus Untergrombach den Bundschuhaufstand. Forderungen der Bauern waren damals u.a.: keine Leibeigenschaft; Verteilung der Kirchengüter an das Volk; kein Herr als Kaiser und Papst (!); Erreichen die Zinsen die Höhe des verliehenen Kapitals ist der Schuldner frei; Fisch-, Vogelfang, Holz, Wald und Weide sollen frei sein; Ewiger Friede in der Christenheit, die Kriegslüsternen schickt man gegen die Heiden. Da einige Forderungen auch heute noch nicht umgesetzt sind, empfehlen wir das Joß-Fritz-Fest als willkommenen Anlass sich mit dem Bauernaufstand (auch vor Ort) näher zu befassen oder zumindest auf Franz Josef Degenhardts LP/CD "Komm an den Tisch unter Pflaumenbäumen" (Polydor 1973) das Stück "Ballade von dem Bauernführer Joß Fritz - Legende von der revolutionären Geduld und Zähigkeit und vom richtigen Zeitpunkt" anzuhören (Rückfragen zur LP/CD an unimut@urz.uni-heidelberg.de">unimut@urz.uni-heidelberg.de). Fahrzeit mit dem Zug von Heidelberg Richtung Karlsruhe: 39 min.; Informationen vor Ort Tel.: 07257/91400

Fr, 16.7.

Ende der Rückmeldefrist! Wenn ihr bis dahin immer noch keine Rückmeldeunterlagen habt, wird die Frist vielleicht wieder ein bisschen verlängert, wie im letzten Semester.

Mi, 11.8.
Black In! 11. August, 12:30 Sonnenfinsternis "BlackOut" über Süddeutschland. Besonders intensiv soll der BlackOut in Stuttgart sein. Das das mit der Anwesenheit von Erwin Teufel zusammenhängt prüft Wissenschaftsminister Trotha noch.


Wie immer schneller

exklusive Vorabversion der Sonnenfinsternis

Um mit dieser Vorabversion eine Liveübertragung nachstellen zu können, einige Grunddaten zur Sonnenfinsternis:

Breite des Totalitätsstreifens (totale Sonnenfinsternis): 110 km

Breite des Randschattenbereichs (partielle Sonnenfinsternis): 6000 km

Geschwindigkeit des Schattens: rund 2600 km/h

Schattenwanderung von Nordwesten nach Südost

d.h.: Halten Sie den UNiMUT zwischen linker und rechter Hand und führen sie ihn rasch von links nach rechts. Das Ergebnis ist verblüffend realistisch! (dies gilt fuer die Papierausgabe; falls das mit dem Bildschirm nicht klappt, versucht es einfach mal mit schnellem Kopfdrehen von rechts nach links...)

[Image: Wird sie wieder auftauchen ? ]

11.8.: ARD-Brennpunkt, 20.15 Uhr